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rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

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weitverbreiteten Auffassung stärkere gesellschaftliche Ungleichheit auch zu einem<br />

Wachstumshindernis werden kann (HELPMAN 2004, S. 90 f.). Entsprechend ist auch<br />

vorstellbar, dass gerade eine stärkere Umverteilung zugunsten des ärmeren Fünftels der<br />

Bevölkerung wachstumsförderlich ist (KENWORTHY 2011b, S. 96 f.).<br />

Auch konventionelle Forderungen nach höherer Besteuerung <strong>von</strong> Erbschaften und hohen<br />

Vermögen und Einkommen werden erhoben (SCHERHORN 2010; BOFINGER 2010).<br />

Hierdurch können private Ersparnisse investiven Zwecken zugeführt werden, beispielsweise<br />

um mehr gesellschaftsnahe Dienstleistungen zu finanzieren oder einen gerechteren Zugang<br />

zu Bildungschancen und Infrastrukturen zu ermöglichen (aus dem MOORE et al. 2010;<br />

REUTER 2010).<br />

Die Auswirkungen einer Verschlechterung der Einkommensposition können zudem durch<br />

flankierende Maßnahmen abgemildert werden. Gesellschaftliche Diskussionen um die<br />

Inhalte eines neuen Wohlfahrtsmaßes (Tz. 92) können neue Konzepte gegenüber einer<br />

allein an Arbeit und materiellen Gütern orientierten Zufriedenheit entwickeln.<br />

Beschäftigung<br />

94. Einer der wesentlichen Gründe, dass die Politik auf das Wachstumsziel setzt, ist die<br />

Vorstellung, dass Wachstum hilft, die Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Im Allgemeinen wird<br />

da<strong>von</strong> ausgegangen, dass das Wirtschaftswachstum einen bestimmten Wert erreichen<br />

muss, damit bei unveränderter durchschnittlicher Lebensarbeitszeit auch die Beschäftigung<br />

steigt („Beschäftigungsschwelle“). In einer nicht wachsenden Wirtschaft würde die Zunahme<br />

der Arbeitsproduktivität, also die pro Arbeitseinheit erwirtschaftete Einheit BIP (bei ansonsten<br />

gleichbleibenden Bedingungen), zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen.<br />

Auswege können zum einen in einer Begrenzung des Arbeitsangebots liegen, was vor allem<br />

durch eine Verringerung der Wochen- bzw. Lebensarbeitszeit erreichbar wäre (JACKSON<br />

2009a; SCHERHORN 2010; SCHOR 2010). SCHOR (2010) zeigt, dass seit dem Beginn der<br />

Industrialisierung eine Verkürzung der jährlichen Arbeitszeit pro Person in den USA und<br />

anderen Industrieländern dazu beigetragen hat, Arbeitslosigkeit zu vermeiden – und nicht<br />

der gesamte Produktivitätszuwachs durch Wachstum aufgefangen wurde. In ersten<br />

Szenariostudien, die einen Übergang zu einer stabilen nicht-wachsenden Wirtschaft<br />

erreichen, ist die Verringerung der formalen Arbeitszeit eine relevante Stellschraube<br />

(VICTOR und ROSENBLUTH 2007; RASKIN et al. 2010). Kürzere Arbeitszeiten können<br />

durchaus als wohlstandssteigernd verbucht werden, sofern Wohlstand nicht nur als<br />

Einkommen, sondern auch als Lebens- und Umweltqualität definiert wird. Soziale Aspekte<br />

müssen dabei aber beachtet werden. Eine verkürzte Arbeitszeit darf nicht zu<br />

Einkommensverlusten führen, die sozial schwächere Schichten der Bevölkerung in die Armut<br />

treibt. Zudem müsste gewährleistet sein, dass die Reduzierung der Arbeitszeit entsprechend<br />

verteilt wird.

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