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rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

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Endokrin wirksame Stoffe<br />

612. Schon seit geraumer Zeit nimmt die Wirkung <strong>von</strong> Schadstoffen auf das Endokrinum<br />

(Hormonsystem) in der Stoffrisikodebatte eine besondere Stellung ein. Es gibt zahlreiche<br />

Chemikalien, die nachweislich das Potenzial besitzen, das endokrine System des Menschen<br />

wie auch das <strong>von</strong> Tieren zu beeinflussen. Hier steht die vorgeburtliche Entwicklung im<br />

Vordergrund, da in dieser sensiblen Lebensphase Hormone eine große Bedeutung als<br />

Regulatoren haben. Wirken Sie in falscher Konzentration oder im falschen Zeitpunkt ein,<br />

kann die Entwicklung betroffen sein. Bekannte Beispiele für solche Stoffgruppen, die ein<br />

hormonelles Wirkungspotenzial aufweisen, sind:<br />

– PCB (Polychlorierte Biphenyle), die als Isolierflüssigkeit, Hydrauliköl und Weichmacher für<br />

Dichtungsmassen eingesetzt wurden und inzwischen verboten sind. Aufgrund ihrer<br />

Persistenz sind sie nach wie vor in der Umwelt nachweisbar;<br />

– Phthalate, die als Weichmacher für Kunststoffe, Farben und Lacke verwendet werden;<br />

– Bisphenol-A, das ebenfalls in der Kunststoffherstellung (Polykarbonate), aber auch zu<br />

anderen Zwecken, zum Beispiel als Farbentwicklungskomponente, verwendet wird und<br />

beispielsweise in Lebensmittelverpackungen und Plastikschüsseln enthalten ist;<br />

– Tributylzinn (TBT), das insbesondere als Antifoulingbiozid in Schiffsanstrichen verwendet<br />

wurde. Der Einsatz <strong>von</strong> zinnorganischen Verbindungen in Antifoulingfarben ist seit 2003<br />

weltweit verboten (EEA 2001; SRU 2004b; UBA 2010; BfR 2011b).<br />

– Synthetische Hormone zur Empfängnisverhütung und zur Behandlung hormonabhängiger<br />

Krankheiten (z. B. 17α-Ethinylestradiol), die mit dem Abwasser in die<br />

Oberflächengewässer gelangen.<br />

Aus der Erfahrung zu den Langzeitwirkungen des ersten synthetischen Östrogens<br />

Diethylstilbestrol, welches bis in die 1970er-Jahre häufig bei Schwangeren eingesetzt wurde,<br />

ist bekannt, dass hohe östrogene Wirkungen am Menschen während der Schwangerschaft<br />

insbesondere die prä- und postnatale sexuelle Entwicklung und die männliche und weibliche<br />

Fertilität beeinträchtigen und sogar Krebserkrankungen bei den weiblichen Nachkommen<br />

gefördert haben (HOOVER et al. 2011). Obwohl es klar ist, dass bestimmte<br />

Umweltchemikalien normale hormonelle Prozesse beeinträchtigen können, ist die<br />

Beweislage dafür, dass die menschliche Gesundheit durch Exposition gegenüber endokrin<br />

wirksamen Chemikalien aus der Umweltbelastung beeinträchtigt wurde, schwach. Bei der<br />

ökotoxikologischen Risikobewertung stehen Wirkungen mit Relevanz für Populationen im<br />

Vordergrund (HOFFMANN und KLOAS <strong>2012</strong>).<br />

613. Gerade im Hinblick auf endokrine Wirkstoffe, die bislang nur teilweise <strong>von</strong><br />

Monitoringprogrammen erfasst werden, ist die Bedeutung des Monitorings evident, um<br />

regulative Maßnahmen zu begründen. Bei diesen Stoffen stellt sich die besondere<br />

Herausforderung einer summativen Betrachtung aller gleich wirkenden Stoffe unabhängig<br />

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