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rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

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Individualverkehr kann auch bei Einführung der Elektromobilität nur gesenkt werden, wenn<br />

eine Integration in nachhaltige urbane Mobilitätskonzepte gelingt (vgl. Kap. 5). Hingegen<br />

könnten sehr anspruchsvolle Effizienzstandards für Pkw oder eine weiterreichende<br />

Steuerung der Verkehrsmittelwahl Umweltentlastungen ohne Risiken der<br />

Problemverlagerung erreichen – diese Maßnahmen sind jedoch weitaus schwerer mit<br />

sektoralen Interessen in Einklang zu bringen. Eine weitere Dimension der<br />

Problemverlagerung entsteht durch die Verlagerung <strong>von</strong> Produktionen ins Ausland, so zum<br />

Beispiel in der Holzwirtschaft. Ein Großteil des in Deutschland genutzten Holzes und der<br />

Holzprodukte wird importiert (vgl. Kap. 6, Tz. 365). Die Importe kommen zu einem<br />

erheblichen Teil aus Ländern mit geringeren gesetzlichen Standards als in Deutschland und<br />

aus nicht-nachhaltiger Waldbewirtschaftung, ein Teil da<strong>von</strong> stammt sogar aus illegalem<br />

Einschlag (HIRSCHBERGER 2008).<br />

710. Solche Beispiele illustrieren zum einen, dass mittlerweile umweltbezogene Strategien<br />

in verschiedenen Sektorpolitiken verankert sind, zum anderen aber, dass Umweltthemen nur<br />

selektiv aufgegriffen werden und eine Neuausrichtung strategischer Sektorinteressen mit<br />

Schwierigkeiten verbunden ist (JACOB 2008). Die Hauptursache hierfür liegt darin, dass<br />

ökologische Erfordernisse nicht mit sektoralen Interessen vereinbar erscheinen. Deshalb<br />

stößt auch die innerbehördliche Koordination zwischen Umwelt- und Sektorpolitik an<br />

Grenzen. Eine Beschleunigung des umwelttechnischen Fortschritts kann jedoch durch<br />

positive Rückkopplungen zwischen Politikprozess, Innovationsgeschehen und Marktdynamik<br />

gelingen (JÄNICKE 2010). Hier spielt das Leitbild des umweltverträglichen Wachstums der<br />

Bundesregierung (Bundesregierung 2002, S. 110; vgl. auch Kap. 1) insofern eine wichtige<br />

Rolle, als es auch zu einer Neudefinition sektoraler Interessen führen kann: Die<br />

Marktdynamik umweltfreundlicher Lösungen bringt Synergien mit ökonomischen Interessen<br />

sowie neue politische Akteure ins Spiel, die das sektorale Interessengefüge verändern. Die<br />

Rolle der Branche der erneuerbaren Energien bei der Energiewende dürfte hierfür das<br />

aktuellste Beispiel sein (SRU 2011c, S. 193 ff. und 225). Politikinnovationen, die meist nur in<br />

kleinen Schritten eingeführt werden, schaffen über längere Zeiträume die Bedingungen<br />

dafür, dass sich Veränderungsimpulse immer weiter verstärken. Ein neuer, sich langfristig<br />

verstärkender Politikpfad kann entstehen, wenn erste, noch unzureichende institutionelle<br />

Innovationen und Maßnahmen den Ruf nach weitergehenden Reformen auslösen und<br />

hierdurch der neue Pfad vertieft werden kann (Policy-Feedback, vgl. PIERSON 1993;<br />

JORDAN und RAYNER 2010).<br />

Von besonderer Bedeutung für sektorale, umweltorientierte Transformationen ist die<br />

Mobilisierung und Stärkung <strong>von</strong> „Pionieren des Wandels“ (WBGU 2011; zu<br />

„Helferinteressen“ vgl. <strong>von</strong> PRITTWITZ 1990) und Akteurskoalitionen, die dem traditionellen<br />

Übergewicht <strong>von</strong> Verursacher- gegenüber Umweltschutzinteressen entgegenwirken können.<br />

Sektorale Umweltpolitik kann dann erfolgreich sein, wenn der Zugang <strong>von</strong> Innovateuren zu<br />

den informellen und formellen Netzwerken der sektoralen Politikberatung gezielt erleichtert<br />

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