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rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

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11.2.3 Ökologische Grenzen in der Umweltpolitik<br />

673. Umweltpolitische Ziele sind eine grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Umweltpolitik. Sie beschreiben die „sachlich, räumlich und zeitlich angestrebte<br />

Umweltqualität und damit auch die maximal zulässige Nutzung der Umwelt“ und sollten<br />

grundsätzlich in einem gestuften, beteiligungsfreundlich ausgestalteten Prozess auf der<br />

Basis des vorhandenen Wissens um ökologische Grenzen festgelegt werden (ausführlich<br />

dazu SRU 1994, Kap. 2.1). Zwar sind in den letzten beiden Dekaden in diesem Sinne vor<br />

allem im Rahmen <strong>von</strong> europäischen Richtlinien qualitätszielorientierte Politikansätze und<br />

darauf abgestimmte Maßnahmenprogramme für viele Umweltmedien entwickelt worden.<br />

Dies gilt beispielsweise für den Klimaschutz, die Luftreinhaltepolitik, den Gewässer- und<br />

Meeresumweltschutz sowie mit Einschränkungen auch für den Boden- und den Naturschutz.<br />

Die Qualitätsziele sind aber im Sinne einer dynamischen und mittelfristigen Fortschreibung<br />

vielfach aktualisierungsbedürftig. Zudem ist das Zielsystem noch stark auf lokale und<br />

regionale Umweltprobleme fokussiert, zu wenig aber auf „planetarische Grenzen“<br />

(ROCKSTRÖM et al. 2009; 2011).<br />

674. Systematisch herauszuarbeiten, wo „die maximal zulässige Nutzung der Umwelt“<br />

liegt, ist allerdings in mehrfacher Hinsicht anspruchsvoll. Das Konzept der ökologischen<br />

Grenzen (und verwandte Konzepte wie „ökologische Tragfähigkeit“, „planetarische Grenzen“<br />

und „kritisches Naturkapital“, vgl. Abschn. 1.2.3) zielt auf die grundlegende Einsicht, dass<br />

sich die anthropogene Ressourceninanspruchnahme im Rahmen der<br />

Reproduktionskapazität der Natur bewegen muss und dass es kritische Belastungsschwellen<br />

für wichtige globale Ökosysteme gibt, jenseits derer die Gefahr <strong>von</strong> abrupten,<br />

möglicherweise katastrophalen Veränderungsprozessen besteht. Allerdings ist die konkrete<br />

Identifizierung solcher Schwellen mit erheblichen Unsicherheiten verbunden, etwa weil<br />

komplexe biophysische Systeme und die Regenerationsprozesse, die zur Eigenstabilität<br />

beitragen, nicht ausreichend verstanden werden. Angesichts dieser Unsicherheiten muss<br />

regelmäßig auf das Vorsorgeprinzip zurückgegriffen werden (SRU 2011b; ROCKSTRÖM<br />

et al. 2011).<br />

675. Umweltziele basieren zwar auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />

beispielsweise über die Aufnahmefähigkeit <strong>von</strong> Senken und die Regenerationsfähigkeit <strong>von</strong><br />

erneuerbaren Ressourcen. Dennoch handelt es sich dabei letztlich um die Festlegung <strong>von</strong><br />

normativen Grenzen für gesellschaftlich akzeptable Risiken, die keine rein<br />

naturwissenschaftliche Aufgabe sein kann (am Beispiel der Luftreinhaltepolitik:<br />

BRUCKMANN 2010). Zumindest implizit wird immer auch eine Abwägung zwischen dem<br />

Aufwand für die Zielerreichung und den erhofften positiven Effekten getroffen. Auch die<br />

Frage international und intergenerativ gerechter Nutzungsansprüche an natürliche<br />

Ressourcen muss politisch beantwortet werden. Eine reine Kosten-Nutzen-Abwägung bei<br />

der Umweltzielbestimmung stößt auch wegen der Komplexität der Zusammenhänge zumeist<br />

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