09.12.2012 Aufrufe

rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

62<br />

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)<br />

hatte bereits im Jahre 2000 die Einrichtung eines „Erd-Rates“ empfohlen, der zur<br />

Früherkennung großer Risikoentwicklungen und zur Formulierung ökologischer Leitplanken<br />

beitragen sollte (WBGU 2000, S. 179 f.). Gerade im Hinblick auf die Wechselwirkungen<br />

globaler systemischer Risiken ist zumindest eine enge Kooperation verschiedener<br />

zwischenstaatlicher Plattformen aus Wissenschaft und Regierungen <strong>von</strong> großer Bedeutung.<br />

Zudem hängt ihr Erfolg wesentlich <strong>von</strong> der Finanz- und Personalausstattung und <strong>von</strong> der<br />

Breite und Tiefe des verfügbaren Wissens um planetarische Grenzen, Umkippeffekte und<br />

systemische Risiken ab. Die Bundesregierung sollte daher den (Kapazitäts-)Aufbau solcher<br />

Plattformen aktiv unterstützen. Dies gilt sowohl für die weiter auszubauende<br />

wissenschaftliche Grundlagenforschung hinsichtlich gefährdeter Erdsysteme im<br />

Verantwortungsbereich des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (WBGU<br />

2011), als auch für die internationalen Aufbau- und Gründungsprozesse zwischenstaatlicher<br />

wissenschaftlicher Expertenpanels.<br />

Die Schlüsselrolle „epistemischer“ Gemeinschaften, bei denen ein Konsens hinsichtlich<br />

Problemdiagnose und Lösung besteht, ist vor allem im Bereich internationaler<br />

Umweltabkommen hinreichend erforscht (BÖCHER 2007; BRAUN 1998; HAAS et al. 1993;<br />

HAAS 2004; 1992). Ein wissenschaftlich fundierter Fachkonsens in der internationalen<br />

Wissenschaftsgemeinschaft kann zu einem umweltpolitischen Anspruchsniveau <strong>von</strong><br />

Umweltabkommen beitragen, das eine an ökonomischen und nationalen Interessen<br />

ausgerichtete Realpolitik nicht erreichen könnte.<br />

85. Ansätze für eine Identifizierung kritischer Grenzen an der Schnittstelle zwischen<br />

Politik und Wissenschaft gibt es auch auf der europäischen Ebene. Der Bericht der<br />

Europäischen Umweltagentur zur Lage der Umwelt (EEA 2010b) stellt eine<br />

besorgniserregende Bestandsaufnahme hinsichtlich der Übernutzung und Überforderung<br />

einzelner Ressourcen dar. Es fehlt ihm aber die hinreichend starke Kopplung an den<br />

politischen Prozess, die für eine politisch konsentierte Formulierung <strong>von</strong> quantitativen<br />

Grenzziehungen notwendig wäre. Darüber hinaus erfolgt die Verzahnung wissenschaftlicher<br />

Analyse und Politik relativ intensiv in einzelnen Umweltbereichen. Ein Beispiel ist der Bereich<br />

der Fischerei, wo seit jüngster Zeit der Internationale Rat für Meeresforschung (International<br />

Council for the Exploration of the Sea – ICES) seine Empfehlungen für die Festlegung <strong>von</strong><br />

Fangquoten für einzelne Fischbestände auf das Konzept des größtmöglichen Dauerertrags<br />

stützt (SRU, 2011a). Auch das Clean Air for Europe (CAFE) Programme liefert die<br />

Grundlagen für eine an der Minimierung gesundheitlicher Risiken und der Vermeidung der<br />

Überschreitung kritischer Belastungsgrenzen (critical levels) ausgerichteten europäischen<br />

Luftreinhaltepolitik (WURZEL 2002; SRU 2008; BRUCKMANN 2010; vgl. auch Kap. 10).<br />

Gerade die europäische Luftreinhaltepolitik war bisher ein Beispiel intensiver und geglückter<br />

institutioneller Verzahnung naturwissenschaftlicher und ökonomischer Modellierung und<br />

Politik, die anspruchsvolle und robuste Qualitätsziele und Emissionsbudgets für wichtige

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!