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rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

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Es existieren erste Überlegungen zu der Ausgestaltung einer Postwachstumsgesellschaft<br />

(JACKSON 2009a; HOLZINGER 2010; SEIDL und ZAHRNT 2010b), es besteht aber Bedarf<br />

an weiterer Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, denen sich eine Gesellschaft<br />

ohne Wachstum stellen muss.<br />

Im Folgenden werden erste Lösungsansätze für die oben genannten Bereiche skizziert, die<br />

näher analysiert und weiterentwickelt werden müssen. Wichtig ist, dass sich zentrale Akteure<br />

aus Wissenschaft und Politik, etwa die großen Wirtschaftsforschungsinstitute, politische<br />

Parteien, Arbeitgeber und Gewerkschaften, mit diesen Fragen auseinandersetzen. Staatliche<br />

Institutionen sollten diesen Prozess unterstützen, indem sie entsprechende<br />

Forschungsprogramme auflegen, Projekte ausschreiben und vergeben und gesellschaftliche<br />

Diskussionsprozesse initiieren.<br />

Wohlfahrtsmessung<br />

91. Wenn Wohlfahrtssteigerung nicht mehr in erster Linie durch Wirtschaftswachstum<br />

erreicht werden kann oder soll, ist zunächst ein differenzierteres Verständnis <strong>von</strong> Wohlfahrt<br />

notwendig. Wohlfahrt ist als ein Maß des Wohlbefindens bzw. der Lebensqualität einer<br />

Bevölkerung zu verstehen. Während ein gewisser materieller Wohlstand ein zentraler Faktor<br />

hoher Lebensqualität ist, so werden ab einem bestimmten Einkommensniveau eine Reihe<br />

anderer Indikatoren wie Gesundheit, Bildung, Natur, Freundschaften oder sozialer Status<br />

insbesondere in reichen Industrienationen immer bedeutender. Das Easterlin-Paradox<br />

(EASTERLIN 1974) beschreibt diesbezüglich das Phänomen, dass ein steigendes Pro-Kopf-<br />

Einkommen wenig Einfluss auf das subjektiv empfundene Wohlbefinden einer Bevölkerung<br />

hat. Während sich in der führenden Wirtschaftsmacht USA zum Beispiel seit 1950 das Pro-<br />

Kopf-Einkommen verdreifacht hat, hat sich der Anteil der Bevölkerung, der sich als sehr<br />

glücklich empfindet, kaum erhöht und ist seit 1970 sogar leicht gesunken (für Statistiken<br />

mehrerer Länder vgl. VEENHOVEN <strong>2012</strong>). Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen,<br />

dass eine reine Fokussierung auf Wirtschaftswachstum nicht das prioritäre politische Ziel<br />

einer Regierung sein sollte. Andere Faktoren wie soziale Ausgewogenheit in der<br />

Bevölkerung, saubere und intakte Umwelt, ein funktionierendes Gesundheitssystem und<br />

kulturelle Bildungsmöglichkeiten sind mindestens ebenso wichtig.<br />

Dass das BIP selbst kein adäquates Maß für gesellschaftliche Wohlfahrt ist, ist weitgehend<br />

unstrittig. Defensive Ausgaben zur Beseitigung <strong>von</strong> Umweltschäden oder sozialen<br />

Missständen bedeuten Wohlstandsverluste, sie gehen aber positiv in die Berechnung des<br />

BIP ein. Die herausragende Bedeutung, die dem BIP als Wohlstandsindikator in der<br />

öffentlichen Präsentation und Wahrnehmung zukommt, ist zudem nicht gerechtfertigt, da es<br />

viele relevante politische Ziele, wie nachhaltige Entwicklung oder sozialen Zusammenhalt,<br />

nicht abbildet (PENNEKAMP 2011, S. 14).<br />

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