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rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

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ist entsprechend aus vielen Gründen korrekturbedürftig. Einkommensbezogene Steuern sind<br />

in den letzten Jahrzehnten – insbesondere mangels effektiver internationaler Koordinierung<br />

zur Schließung <strong>von</strong> Steuerparadiesen – kontinuierlich reduziert worden, indirekte Steuern<br />

trotz ihrer eher regressiven Wirkungen erhöht worden (SCHARPF 2006; GENSCHEL und<br />

ZANGL 2007).<br />

Solche Fragen einer effektiven Sicherung der Einnahmen für Staatshaushalt und<br />

Sozialversicherungssystem und ihrer Struktur in einer europäisch integrierten und global<br />

verflochtenen Volkswirtschaft sind im Kontext einer schwach wachsenden Volkswirtschaft<br />

dringlicher zu klären, als bei hohen Wachstumsraten.<br />

Ebenfalls einer differenzierten Betrachtung bedarf das Thema Staatsverschuldung. Zunächst<br />

ist festzuhalten, dass eine Verschuldung bei einem Zinssatz, der dauerhaft über dem<br />

Einnahmewachstum des Staates liegt, zu einer immer höheren Schuldenquote führt. Gerade<br />

wenn der Anteil der Staatsverschuldung am Bruttosozialprodukt bereits hoch ist, führt diese<br />

ohne Wirtschaftswachstum in eine bedenkliche Schuldenspirale.<br />

Zugleich ist ein schneller Abbau der Staatsverschuldung nicht in jeder volkswirtschaftlichen<br />

Situation sinnvoll (SCHARPF 2011; BOFINGER 2010; <strong>von</strong> Weizsäcker: Das Janusgesicht<br />

der Staatsschulden, FAZ.NET vom 5. Juni 2010). Wie eine gleichermaßen sozialverträgliche,<br />

konjunkturneutrale Rückführung der Staatsverschuldung bei Wahrung der staatlichen<br />

Handlungsfähigkeit gelingen kann, ist zweifelsohne eine der zentralen zu klärenden<br />

Herausforderungen in einer Postwachstumsökonomie. Allzu rigide institutionelle Vorgaben,<br />

die ohne Rücksicht auf volkswirtschaftliche oder gesamteuropäische Zusammenhänge zu<br />

einem ausgeglichenen Haushalt zwingen (SEIDL und ZAHRNT 2010a), könnten dabei eher<br />

kontraproduktiv sein.<br />

Ein weiteres Problem ergibt sich für die Sozialversicherungssysteme, insbesondere der<br />

Rentensysteme, das durch den demografischen Wandel noch verstärkt wird (HÖPFLINGER<br />

2010). Der Anteil am Volkseinkommen, der für Renten und Pensionen ausgegeben werden<br />

muss, steigt. Ohne Wachstum führt dies zu einem geringeren Nettoeinkommen der<br />

Erwerbstätigen. Diese sind zwar in der Summe auch weniger mit Kosten für die Erziehung<br />

und Ausbildung <strong>von</strong> Nachkommen belastet, dennoch wird es aller Wahrscheinlichkeit nach<br />

Widerstände gegen hohe Abzüge vom Bruttogehalt geben. Gleichzeitig verteuert diese<br />

Entwicklung unter dem heutigen System der Finanzierung der Sozialsysteme die relativen<br />

Arbeitskosten und erhöht damit die Vorteile arbeitssparenden technischen Fortschritts. Wie<br />

die Sozialsysteme zukunftsfähig gemacht werden können, ist dauerhaft Gegenstand <strong>von</strong><br />

Forschung und politischer Diskussion. Wie sie unabhängig vom Wachstum gemacht werden<br />

können, sollte in diese Arbeiten als zentrale Fragestellung integriert werden.<br />

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