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rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

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Der Diskurs der grünen Wirtschaft unter dem Aspekt ökologischer Grenzen<br />

684. Für die Entwicklung <strong>von</strong> Strategien zur Einhaltung ökologischer Grenzen ist die<br />

steigende Bedeutung des Diskurses der grünen Wirtschaft aus Sicht des SRU grundsätzlich<br />

positiv, hat jedoch auch Risiken. Positiv ist, dass das Konzept der grünen Wirtschaft auf die<br />

ökonomische Bedeutung <strong>von</strong> funktionsfähigen Ökosystemen hinweist. Auch wenn die<br />

Funktionsverluste <strong>von</strong> Ökosystemen selektiv nur aus ökonomischer Perspektive betrachtet<br />

werden, ist dies eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung problemadäquater<br />

Strategieansätze, die ökologische Belastungsgrenzen thematisieren. Der Diskurs der grünen<br />

Wirtschaft stärkt die ökonomische Legitimation der Umweltpolitik und kann damit ein starker<br />

Treiber für Maßnahmen und Instrumente sein, deren positive Kosten-Nutzen-Bilanz eindeutig<br />

ist. Ebenso verbessert er die Akzeptanz <strong>von</strong> Instrumenten, die dazu geeignet sind, zu einer<br />

Internalisierung externer Kosten beizutragen und damit dem grundsätzlich als legitim<br />

angesehenen Ziel der Korrektur <strong>von</strong> Marktversagen dienen (OECD 2011).<br />

685. Andererseits kann der Diskurs der grünen Wirtschaft auch zu unzulässigen<br />

Verengungen führen. Dies betrifft zunächst die Verengung der Legitimation des<br />

Umweltschutzes auf den ökonomischen Nutzen. Dies ist nicht nur aus ethischer und<br />

rechtlicher Perspektive zu hinterfragen, sondern ist vor allem angesichts <strong>von</strong><br />

Wissensgrenzen, Unsicherheiten und methodischen Schwierigkeiten problematisch. In der<br />

Praxis ist zu beobachten, dass sich die Ökonomisierung des umweltpolitischen Diskurses als<br />

Herausforderung für Umweltverwaltungen darstellt, die bei Maßnahmen, bei denen den<br />

unmittelbaren Kosten ein unsicherer oder methodisch nicht abschätzbarer Nutzen<br />

gegenübersteht, unter einen erhöhten Rechtfertigungsdruck kommen (z. B. GINZKY und<br />

RECHENBERG 2010, die in diesem Zusammenhang <strong>von</strong> einer „Beweislastumkehr“<br />

sprechen). Damit entsteht eine systematische Verzerrung zuungunsten <strong>von</strong> Umweltgütern<br />

und Problemstellungen, deren Funktionsweisen komplexer und bei denen die Wissensbasis<br />

schwächer ausgeprägt ist. Insbesondere ist zu vermeiden, dass solchen Umweltaspekten,<br />

die mit größerer Zuverlässigkeit und geringerem Aufwand monetarisierbar sind, eine größere<br />

Bedeutung in der Güterabwägung gegeben wird, als solchen, die ökonomisch schwierig zu<br />

fassen sind. Eine Gefahr liegt auch darin, dass ökonomische Bewertungen auf einer<br />

bestimmten räumlichen Ebene die möglichen Auswirkungen auf andere Ebenen nicht<br />

berücksichtigen und damit Verdrängungs- und Verlagerungseffekte vernachlässigt werden<br />

(BRONDÍZIO und GATZWEILER 2010). Noch problematischer ist es jedoch, wenn der<br />

Argumentationsstrang der „ökonomischen Chancen des Umweltschutzes“ allein<br />

handlungsleitend wird – ein Begründungszusammenhang, der beispielsweise in der<br />

europäischen Wachstumsstrategie „Europa 2020“ anklingt (vgl. Abschn. 11.3.4.1). Hier<br />

besteht die Gefahr, dass Umweltpolitik ihre eigenständige Begründung und damit auch an<br />

politischem Einfluss verliert.

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