09.12.2012 Aufrufe

rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

rmweltgutachten 2012 - Zukunftsweisende Förderung von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

durch Kostensteigerungen oder durch Investitionszurückhaltung infolge schwächelnder<br />

Nachfrage oder anderer Faktoren. In diesem Sinne ist er prekär (REUTER 2000). Es gibt<br />

kein endogenes Naturgesetz, dass eine Marktwirtschaft dauerhaft gleichgewichtig wächst<br />

(ELSENHANS 2011); zugleich ist Stagnation und Schrumpfung wegen der sich damit<br />

destabilisierenden und selbstverstärkenden Tendenzen – der „zentrifugalen Kräfte“<br />

(HARROD 1968, S. 44) –, wie sie in den aktuellen Finanzkrisen zu beobachten sind<br />

(PEUKERT 2011), sehr riskant. Vom neoklassischen Anpassungsoptimismus, der da<strong>von</strong><br />

ausgeht, dass sich auf den verschiedenen Märkten stets ein Gleichgewicht <strong>von</strong> Angebot und<br />

Nachfrage einstellt, kann man in der Realität nicht immer ausgehen (PRIEWE und<br />

RIETZLER 2010, S. 41). So führt zum Beispiel eine Zinssenkung gerade in Krisenzeiten<br />

nicht automatisch zu einer Wiederbelebung der Investitionstätigkeit (KOO 2003).<br />

Strukturbrüche infolge zunächst konjunktureller Einbrüche verstärken oftmals den<br />

irreversiblen Verlust ganzer industrieller Sektoren, so zum Beispiel der Textilindustrie oder<br />

Teilen der Stahlindustrie in den 1970er-Jahren (PAQUÉ 2010, S. 187 f.).<br />

77. Ohne wachsende Nachfrage fänden letztlich weitgehend nachfragesenkende<br />

Rationalisierungsinvestitionen statt. Theoretisch ließe sich auf der Basis dieses<br />

Rationalisierungstyps möglicherweise auch ein relativ stabiler Schrumpfungspfad vorstellen,<br />

der vor allem auf kostensenkende Rationalisierungsinvestitionen und auf eine Weitergabe<br />

<strong>von</strong> Produktivitätsfortschritten durch Arbeitszeitverkürzungen setzt (JACKSON 2009a;<br />

BINSWANGER et al. 1988). Ob aber die Erwartung dauerhaft sinkender Konsumnachfrage<br />

vereinbar ist mit einer stabilen Investitionsquote, die weitgehend durch<br />

Rationalisierungsinvestitionen getragen ist, ist fraglich. In Deutschland stehen jedenfalls die<br />

abnehmenden und im internationalen Vergleich sehr niedrigen Investitionen der letzten<br />

beiden Jahrzehnte in engem Zusammenhang mit der schwachen Nachfragedynamik<br />

(PRIEWE und RIETZLER 2010).<br />

Auch monetäre Theorieansätze, die die Kreditabhängigkeit privater Investitionen betonen<br />

(BINSWANGER 2006; SORRELL 2010), kommen letztlich zum selben Ergebnis, dass eine<br />

Mindestrentabilität privater Investitionen gesichert sein muss und dass dies unter<br />

Wachstumsbedingungen leichter herstellbar ist als ohne Wachstum.<br />

In diesem Sinne sollten die Risiken wirtschaftlicher Stagnation und Rezession ernst<br />

genommen werden.<br />

1.5.2 Wachstumszwänge in der politischen Realität<br />

78. Die Wachstumsorientierung <strong>von</strong> Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ist auch in<br />

demokratischen Marktwirtschaften fest institutionalisiert. Das expansive Streben nach mehr<br />

Gewinn und Einkommen gehört zu den konstitutionellen Merkmalen des Wettbewerbs in<br />

Marktwirtschaften und hat sich zugleich auch zutiefst in die „mentalen Infrastrukturen“<br />

(WELZER 2011), in Werte und Handlungsorientierungen der Menschen eingeprägt. Ohne<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!