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Mo. 10.09.| Einzelbeiträge 3 | 13:30 Uhr – 14:10 Uhr | Raum S2 143<br />

Claudia Dreke<br />

Zukunftswege von Schulkindern. Deutungsmuster sozialer Ungleichheit bei<br />

Lehrkräften in Italien und Deutschland<br />

<strong>Universität</strong> Potsdam<br />

cldreke@uni-potsdam.de<br />

Welche Lebenswege eröffnen sich Schülern aus der Sicht von Lehrkräften in und nach der Schule?<br />

Welche Handlungen und Eigenschaften sollen zu sozialem Aufstieg führen, welche zum Ausschluss<br />

aus bestimmten Lebenschancen oder zum Abstieg? In welchem Verhältnis stehen entsprechende<br />

Deutungen zum jeweiligen Bildungssystem? Diese Fragen wurden auf der Grundlage<br />

von Interviews mit und ethnographische Beobachtungen von Primarschullehrkräften in Italien<br />

und Deutschland bearbeitet. Ausgangspunkt war die schultheoretische Annahme, dass Lehrkräfte<br />

(legitime) soziale Ungleichheit herstellen sollen. Die beiden Bildungssysteme bieten dafür,<br />

historisch bedingt, jeweils andere organisatorische Möglichkeiten.<br />

In einer phänomenologisch-konstruktivistischen Perspektive wurden “objektive” schulische<br />

Strukturen mit “subjektiven” Interpretationen konfrontiert. Analysiert wurden die Äußerungen<br />

der Lehrkräfte im Hinblick auf die ihnen zugrundeliegenden Wahrnehmungskonzepte und deren<br />

institutionelle, kulturelle und politisch-historische Kontexte. Methodisch folgt die Analyse den<br />

Prinzipien der Grounded Theory sensu Strauss (1998).<br />

Gezeigt wird, wie Lehrkräfte Schüler nach sozialen Kategorien klassifizieren und bewerten, deren<br />

künftige soziale Positionen als Erwachsene antizipieren und hierarchische sozialräumliche Ordnungen<br />

projizieren. Erkennbar werden letztere in der Verwendung von Weg- und Ortsmetaphern<br />

sowie von Begriffen wie Bildung, Bedürfnis oder Leistung. Herausgearbeitet wurden vier<br />

Deutungsmuster sozialer Ungleichheit in beiden Ländern: das „erhaltende“, das „dynamisierende“,<br />

das „beschützende“ und das „individualisierende“ Muster. Diese Muster stehen im Kontext<br />

der historisch-politischen Auseinandersetzungen um die Schule in beiden Ländern. Je nachdem,<br />

wie und wo sich Lehrkräfte mit ihren Vorstellungen von (guter) sozialer Ordnung“ positionieren,<br />

werden zum einen andere pädagogische Handlungsorientierungen erkennbar, die sie verwirklichen<br />

wollen. Zum anderen wird das Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen jeweils anders<br />

konstruiert. Gezeigt wird letztlich, wie Primarschullehrkräfte soziale Ungleichheit im Kontext<br />

unterschiedlicher Bildungssysteme und deren Traditionen herstellen.<br />

Strauss, Anselm (1998): Grundlagen qualitativer Sozialforschung. 2. Auflage München: Fink.<br />

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