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Mo. 10.09.| Symposium 6 | 17:00 Uhr – 17:40 Uhr | Raum S2 107<br />

Barbara Kavemann<br />

Qualitative Interviews mit gewaltbetroffenen Frauen mit Behinderungen:<br />

Unterstützungsbedarf, Unterstützungssuche und Barrieren ins Hilfesystem<br />

Katholische Hochschule für Sozialwesen und Sozialwissenschaftliches FrauenForschungsInstitut<br />

Freiburg (SOFFI.F), Büro Berlin<br />

In Deutschland existiert seit einigen Jahren ein differenziertes Unterstützungssystem für gewaltbetroffene<br />

Mädchen und Frauen, in dem Mädchen und Frauen mit Behinderungen trotz ihrer<br />

höheren Gewaltbetroffenheit aufgrund diverser Barrieren bisher kaum sichtbar wurden. Auch<br />

die vorliegenden Studien zum Unterstützungsbedarf gewaltbetroffener Frauen (GiGnet 2008)<br />

richteten sich nicht auf Frauen mit Behinderungen.<br />

Daher wurde zusätzlich zu der repräsentativen quantitativen Studie im Projekt „Lebenssituation<br />

und Belastungen von Frauen mit Behinderungen“ eine qualitative Studie zur Rekonstruktion<br />

subjektiver Deutungen von Gewalterfahrungen und (nicht) erlebter Unterstützung bei erlittener<br />

Gewalt durchgeführt. Es sollten Schlussfolgerungen für Intervention und Prävention gezogen<br />

und vertiefende Informationen für die Interpretation der statistischen Daten aus der standardisierten<br />

Hauptstudie gewonnen werden.<br />

Dazu wurden mit 31 gewaltbetroffene Frauen mit verschiedenen (körperlichen, psychischen, so<br />

genannten geistigen oder die Sinnesorgane betreffenden) Behinderungen in Haushalten und in<br />

Einrichtungen teilnarrative, leitfadengestützte Interviews mit freien Erzählpassagen und Nachfragen<br />

zu nicht erwähnten und ergänzenden Aspekten nach dem Vorgehen von Helfferich (2011)<br />

durchgeführt. Die Auswertung ist rekonstruktiv-hermeneutisch. Die Agency- und Positioning-<br />

Analyse liefern einen Indikator für die subjektive Bedeutung des Erlebten und das Maß der<br />

Handlungsfähigkeit. Das Ergebnis sind fallspezifische Profile.<br />

Die Interviews bestätigen die besondere Vulnerabilität von behinderten Mädchen und Frauen,<br />

die destruktiven Folgen für ihr Selbstverständnis und daraus folgende Risiken im Lebensverlauf,<br />

wie z.B. einen engen Zusammenhang zwischen Behinderung und sexuellem Missbrauch in der<br />

Kindheit und Jugend. Es zeigte sich, dass Gewalt und Diskriminierung im institutionellen Kontext<br />

schwierig zu thematisieren und Schutz und Beschwerdemöglichkeiten kaum vorhanden sind.<br />

Unterstützung war für die Frauen überwiegend nicht zugänglich bzw. nicht bedarfsgerecht.<br />

Der Vortrag stellt die Methodik einer sensiblen qualitativen Interviewführung mit Frauen im<br />

Kontext von Gewalt und Behinderung und die rekonstruktiv-hermeneutische Auswertung ebenso<br />

zur Diskussion wie ausgewählte Ergebnisse zum Gewalterleben, zur Hilfesuche und zum Unterstützungsbedarf<br />

behinderter Frauen und deren Bedeutung für die Pädagogik.<br />

GiG-net Forschungsnetz Gewalt im Geschlechterverhältnis. (2008). Gewalt im Geschlechterverhältnis: Erkenntnisse<br />

und Konsequenzen für Politik, Wissenschaft und soziale Praxis. Opladen & Famington Hills: Verlag Barbara<br />

Budrich.<br />

Helfferich, C. (2011). Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. (4.<br />

Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.<br />

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