02.12.2012 Aufrufe

Links - Universität Bielefeld

Links - Universität Bielefeld

Links - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Di. 11.09.| Einzelbeiträge 30 | 16:00 Uhr – 16:40 Uhr | Raum T2 220<br />

Stephanie Moldenhauer<br />

Resilient im Gewaltmilieu?<br />

<strong>Universität</strong> Osnabrück<br />

stephanie.moldenhauer@uos.de<br />

Die empirische Untersuchung von Gewalt in der Lebenswelt Jugendlicher gehört zu den<br />

zentralen Themen innerhalb der Jugendforschung. Dabei liegt der Fokus zumeist auf<br />

individueller Gewalt. Seltener untersucht wird die Frage, warum die meisten Jugendlichen trotz<br />

Risikobelastungen ihre Entwicklungsaufgaben insgesamt positiv meistern. Die zwei zentralen<br />

Konzepte dieses Beitrags sind a) das Gewaltmilieu und b) die Gewaltresilienz. Ein Gewaltmilieu<br />

wird hier verstanden als Konstellation von gewaltdominierenden Strukturen. Sie entstehen<br />

demnach dort, wo Gewalt das zentrale Thema ist und die sozialen Beziehungen bestimmt. Unter<br />

Gewaltresilienz wird hier die Fähigkeit verstanden, sich von den gewaltimmanenten Strukturen<br />

der Gewaltmilieus positiv zu lösen und resiliente Strategien zu entwickeln. Die zentrale Frage der<br />

Untersuchung ist, welche Handlungsstrategien im Gewaltmilieu hervortreten und welche<br />

Konstellation weiterer Faktoren sich ergibt. Die Untersuchung des Zusammenhangs von Milieu<br />

und Resilienz erfolgt mittels multivariater Analysen (Varianzanalyse, multinomiale Regression)<br />

der internationalen Daten des Projektes „Formation of non-violent behaviour in school and<br />

leisure time among youths from violent families (2009 – 2011)“. Dieses EU-Projekt ist Teil des<br />

„Daphne III Programmes“ und wurde in vier Ländern (Deutschland, Österreich, Spanien,<br />

Slowenien) durchgeführt. Die repräsentative Stichprobe umfasst 5.146 Jugendliche<br />

(Durchschnittsalter: 14,4 Jahre). Zur Erfassung des Milieu-Resilienz-Nexus wurde ein<br />

Adaptionsscore entwickelt, der die relative Anpassung des individuellen Gewaltverhaltens an das<br />

Gewaltmilieu misst (drei Ausprägungen: positive/negative Abweichung, neutrale Anpassung).<br />

Präsentiert werden Ergebnisse aus den Analysen für Schule und Familie als Gewaltmilieus. Ein<br />

zentrales Ergebnis ist, dass in stark ausgeprägten Gewaltmilieus die klassischen Resilienzfaktoren<br />

zurücktreten, d.h. sich die an das Milieu Angepassten und die sich positiv Abgrenzenden nicht<br />

mehr unterscheiden. Ausgehend von der Tatsache, dass die Zugehörigkeit zu beiden hier<br />

untersuchten Milieus nicht freiwillig ist, erhalten die Ergebnisse eine besondere pädagogische<br />

Relevanz. Dort wo Gewalt das dominierende Thema ist, treten Bildung und Erziehung zurück und<br />

es besteht die Gefahr, dass Gewalt als geeignete oder auch einzige Strategie wahrgenommen<br />

wird, Entwicklungsaufgaben zu bewältigen.<br />

Ungar, M. (Hrsg.). (2012). The Social Ecology of Resilience. A Handbook of Theory and Practice. New York u.a.:<br />

Springer Verlag<br />

380

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!