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Mo. 10.09.| Einzelbeiträge 5 | 17:00 Uhr – 17:40 Uhr | Raum T2 208<br />

Anne Köker<br />

Bedeutungen obligatorischer Zusammenarbeit von Lehrerinnen und<br />

Lehrern. Eine neue Perspektive auf Professionelle Lerngemeinschaften<br />

<strong>Universität</strong> Rostock<br />

anne.koeker@uni-rostock.de<br />

Kooperation von LehrerInnen wird im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs als Grundvoraussetzung<br />

für Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse (vgl. Rolff 2006), aber ebenso als wesentlicher Aspekt<br />

in Bezug auf die professionelle Entwicklungsfähigkeit der individuellen Lehrkraft (Altrichter/Posch<br />

2007) gesehen. Kollegiale Zusammenarbeit hat dementsprechend eine institutionelle als auch eine<br />

individuelle Relevanz. Die Ergebnisse der wichtigsten Untersuchungen zum Thema (vgl. Fussangel/Gräsel<br />

2011)) ergeben jedoch: In der deutschsprachigen Schulwirklichkeit arbeiten LehrerInnen in<br />

Bezug auf ihre Unterrichtstätigkeit in verschwindendem Maße kooperativ. Und die Erfolge darin,<br />

LehrerInnen zur Kooperation anzuregen, sind so gering, dass ein solches Bestreben als „Aufgabe für<br />

Sisyphos“ (Gräsel u.a. 2006) bezeichnet wird. Eine Verpflichtung von LehrerInnen zur Kooperation gilt<br />

als Tabu (Horster/Rolff 2001). In der vorzustellenden Studie wurde eine unter diesen Prämissen außergewöhnliche<br />

Interaktion untersucht: eine für die LehrerInnen obligatorische, weil institutionalisierte<br />

Form der Interaktion. Die Zusammenarbeit ist für die LehrerInnen deshalb verbindlich, weil mindestens<br />

zwei LehrerInnen dieselbe Lerngruppe in demselben Fach unterrichten. Die Interaktion vollzieht<br />

sich im Rahmen einer alternierenden Unterrichtsstruktur in Form von sog. „Übergaben“.<br />

In der Studie wurden neun Unterrichtsteams einer nordrhein-westfälischen Schule des tertiären Sektors<br />

im Rahmen von drei qualitativen Teilstudien untersucht:<br />

Dabei wurde untersucht, (1) ob die Interaktion unter LehrerInnen, die auf einer institutionellstrukturell<br />

evozierten und obligatorischen Basis zustande kommt, die Kriterien erfüllt, die an eine<br />

anspruchsvolle Kooperation resp. an eine Professionelle Lerngemeinschaft gestellt werden, (2) ob<br />

eine solche Kooperation die beteiligten LehrerInnen in ihrer Autonomie einschränkt und (3) wie be-<br />

oder entlastend sich eine solche Zusammenarbeit für die beteiligten AkteurInnen gestaltet.<br />

Dabei standen nicht nur Lehrerselbstaussagen sondern konkrete Interaktionsakte von LehrerInnen im<br />

Zentrum. Die Untersuchungsgrundlage bilden transkribierte Daten sowohl aus Audio-Aufnahmen von<br />

59 Lehrerinteraktionen (Übergaben) als auch von halbstandardisierten Interviews mit zehn LehrerInnen.<br />

Diese Daten wurden unter den oben genannten Fragestellungen als Leitmotiv in je einer Teilstudie<br />

inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse der drei Teilstudien liefern u.a. massive Anhaltspunkte<br />

für eine Erweiterung des Konstruktes PLG, für eine Revision der Bedeutung des Autonomiebedarfs<br />

von LehrerInnen und für die Berücksichtigung des Faktors „Verantwortung“ in der Lehrerkooperations-<br />

und belastungsforschung.<br />

Altrichter, Herbert; Posch, Peter (2007): Lehrerinnen und Lehrer erforschen ihren Unterricht. Unterrichtsentwicklung<br />

und Unterrichtsevaluation durch Aktionsforschung. 4., überarb. und erw. Aufl. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.<br />

Fussangel, Kathrin; Gräsel, Cornelia (2011): Forschung zur Kooperation im Lehrerberuf. In: Ewald Terhart, Hedda<br />

Bennewitz und Martin Rothland (Hg.): Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf. Münster [u.a.]: Waxmann, S.<br />

667–682.<br />

Horster, Leonhard; Rolff, Hans-Günter (2001): Unterrichtsentwicklung. Grundlagen, Praxis, Steuerungsprozesse.<br />

Weinheim u. Basel: Beltz.<br />

Köker, Anne (2012): Bedeutungen obligatorischer Zusammenarbeit von Lehrerinnen und Lehrern. Eine neue Perspektive<br />

auf Professionelle Lerngemeinschaften. Bad Heilbrunn: Klinkhardt (in Vorbereitung zum Druck).<br />

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