02.12.2012 Aufrufe

Links - Universität Bielefeld

Links - Universität Bielefeld

Links - Universität Bielefeld

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Mo. 10.09.| Symposium 7 | 14:15 Uhr – 14:55 Uhr | Raum T2 107<br />

Lennart Schalk, Armin Barth, Ralph Schumacher<br />

Mathematische Konzepte verstehen: Erfinden schlägt Selbsterklären<br />

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich<br />

Im Mathematikunterricht werden Konzepte häufig per tell-and-practice eingeführt: Zunächst<br />

wird die Beschreibung präsentiert, anschliessend werden Übungsaufgaben bearbeitet. Lernende<br />

haben hierbei jedoch oft Schwierigkeiten, die Konzepte zu verstehen und sie für neue Lernaufgaben<br />

zu nutzen, da die individuelle Wissenskonstruktion zu wenig gefördert wird (z.B. Schwartz<br />

& Martin, 2004). Alternative Ansätze schlagen vor, die Einführung der Konzepte zu verzögern<br />

und Lernende zunächst Lösungsbeispiele selbst erklären zu lassen (z.B. Rittle-Johnson, 2006)<br />

oder sie zum Erfinden eigener Konzepte und Lösungswege aufzufordern („inventing“, z. B.<br />

Schwartz, Chase, Oppezzo, & Chin, 2011), um so die individuelle Wissenskonstruktion stärker zu<br />

unterstützen. Dabei ist offen, welcher dieser beiden Ansätze der erfolgreichere ist. Um diese<br />

Frage zu beantworten, verteilten wir in vier 8. Gymnasialklassen zufällig drei verschiedene Materialien<br />

zum Thema „Steigungskoeffizienten linearer Funktionen“: (1) tell-and-practice, (2) Selbsterklären,<br />

(3) Erfinden. Im tell-and-practice-Material wurde zuerst die Steigungsformel präsentiert,<br />

danach bearbeiteten die Lernenden Übungsaufgaben. In den beiden anderen Materialien<br />

wurden zunächst kontrastierende Beispiele linearer Graphen präsentiert, erst darauf folgte die<br />

Einführung des Steigungskonzepts. Im Selbsterklären-Material sollten die Lernenden die angegebenen<br />

Steigungskoeffizienten der Beispiele erklären. Im Erfinden-Material hingegen waren<br />

keine Koeffizienten angegeben, die Lernenden sollten eine eigene Beschreibung für die Steigung<br />

erfinden. Die Bearbeitung des Selbsterklären- und des Erfinden-Materials führte zu einer erfolgreicheren<br />

Transfertestleistung als die Bearbeitung des tell-and-practice-Materials. Zudem zeigte<br />

sich ein signifikanter Vorteil der Lernenden, die eine eigene Beschreibung für die Steigung der<br />

verschiedenen Beispiele erfinden mussten gegenüber Lernenden, die die Beispiele selbst erklärten.<br />

Aufträge zum Erfinden von Konzepten und Lösungswegen sind somit ein effizientes Mittel,<br />

um das Lernen mathematischer Konzepte vorzubereiten und deren Anwendung zu unterstützen.<br />

Rittle-Johnson, B. (2006). Promoting transfer: Effects of self-explanation and direct instruction. Child Development,<br />

77(1), 1–15.<br />

Schwartz, D. L., Chase, C. C., Oppezzo, M. A., & Chin, D. B. (2011). Practicing versus inventing with contrasting<br />

cases: The effects of telling first on learning and transfer. Journal of Educational Psychology, 103(4), 759–775.<br />

Schwartz, D. L., & Martin, T. (2004). Inventing to prepare for future learning: The hidden efficiency of encouraging<br />

original student production in statistics instruction. Cognition and Instruction, 22(2), 129–184.<br />

80

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!