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Mo. 10.09.| Einzelbeiträge 12 | 17:00 – 17:40 Uhr | Raum T2 228<br />

Stefan Kühne<br />

Sargnagel oder Notnagel? Zur Expansion privater (Grund-)Schulstandorte<br />

im letzten Jahrzehnt<br />

Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung<br />

kuehne@dipf.de<br />

Die Expansion des Privatschulsektors in Deutschland wurde in den letzten Jahren zunehmend zum<br />

Gegenstand öffentlicher Debatten. Dieser öffentlichen Aufmerksamkeit steht bislang nur ein begrenzter<br />

empirischer Erkenntnisstand gegenüber. So wurde jüngst bilanziert, dass weder die Leistungsfähigkeit<br />

und die systemischen Wirkungen von Privatschulen noch die Ursachen ihrer jüngeren Expansionsphase<br />

in der empirischen Bildungsforschung hinreichend thematisiert wurden (vgl. Weiß 2011, S.<br />

9). Hier setzt dieser Tagungsbeitrag mit einer datengestützten Analyse zu regionalen Verbreitungsmustern<br />

privater Schulen nach Träger- sowie siedlungsstrukturellen Gesichtspunkten an. Zu vermuten<br />

ist, dass die Expansionsdynamik im letzten Jahrzehnt neben den Ballungsräumen auch dünner besiedelte,<br />

ländlich geprägte Kommunen erfasst hat. Da aufgrund des demographischen Rückgangs vielerorts<br />

öffentliche Schulstandorte nicht aufrechterhalten konnten, stellt sich die Frage, ob es sich hierbei<br />

um Verdrängungs- oder um Substitutionseffekte der öffentlichen durch private Schulen handelte.<br />

Den Ausgangspunkt des Beitrags bilden die Schulverzeichnisse der Bundesländer aus dem Schuljahr<br />

2010/11, welche im Rahmen der nationalen Bildungsberichterstattung 2012 zu einem einheitlich<br />

codierten Datensatz aller allgemeinbildenden Schulen zusammengeführt wurden. In kleinräumigen<br />

Analysen der Verteilung öffentlicher und privater Schulstandorte wird dabei an Auswertungen angeknüpft,<br />

die zuletzt im Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 1998 vorgelegt wurden<br />

(vgl. Fickermann/Schulzeck/Weishaupt 2002). Im Ergebnis zeigt sich zum einen, dass vom Anstieg<br />

privater Schulen am stärksten die Grundschulen betroffen sind – trotz des verfassungsmäßigen Vorrangs<br />

der öffentlichen gegenüber privaten Grundschulen (Avenarius 2012). Zum anderen bestätigt<br />

sich, dass es im letzten Jahrzehnt selbst in den ländlichen Kommunen zwischen ein und acht Erstgründungen<br />

privater Träger gab, während das öffentliche Angebot aufgrund von Schulschließungen und -<br />

zusammenlegungen auf fast die Hälfte des Schulbestands im Jahr 1998 geschrumpft ist. Nach vertiefenden<br />

Analysen für zwei Kreise in Mecklenburg Vorpommern ist den freien Trägern in ländlichen<br />

Gebieten in erster Linie eine Ersatzfunktion für ehemalige öffentliche Schulstandorte zuzuschreiben,<br />

während im städtischen Raum Verdrängungsmechanismen nicht ausgeschlossen werden können.<br />

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2012): Bildung in Deutschland 2012. Ein indikatorengestützter Bericht<br />

mit einer Analyse zu kultureller Bildung im Lebenslauf. <strong>Bielefeld</strong>: W. Bertelsmann Verlag.<br />

Avenarius, Hermann (2011): Die Herausforderung des öffentlichen Schulwesens durch private Schulen. Aktuelle<br />

Rechtsfragen in einer angespannten Beziehung. Im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung. Frankfurt: Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft.<br />

Fickermann, D./Schulzeck, U./Weishaupt, H. (2002): Private allgemein bildende Schulen. In: Alois M./Manfred<br />

N./Leibniz-Institut für Länderkunde (Hrsg.): Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Band 6 - Bildung und<br />

Kultur. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, S. 30-31.<br />

Weiß, M. (2011): Allgemeinbildende Privatschulen in Deutschland. Bereicherung oder Gefährdung des öffentlichen<br />

Schulwesens? Schriftenreihe des Netzwerk Bildung. Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.<br />

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