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Di. 11.09.| Postersession | Poster 76 | 10:30 Uhr – 12:30 Uhr | Galerie 1.Stock Halle<br />

Elina Marmer<br />

Die Macht der Bilder – Darstellung von Afrika im deutschen Schulbuch und<br />

symbolische Gewalt<br />

<strong>Universität</strong> Hamburg<br />

elinamar@gmx.net<br />

Die Studie untersucht die visuelle Darstellung von Afrika und Schwarzen Menschen in einem<br />

deutschen Schulbuch und die Auswirkung dieser Darstellung auf SchülerInnen afrikanischer Herkunft.<br />

Die Darstellung Afrikas in deutschen Schulbüchern und Lehrplänen wird seit den 70er Jahren kritisch<br />

untersucht. Diese Darstellungsstruktur lässt sich auf eine Strategie aus der Kolonialzeit<br />

zurückzuführen, welche die Kolonialverbrechen Europas durch eine Entmenschlichung der<br />

AfrikanerInnen zu rechtfertigen suchte. Obgleich subtiler geworden, bestimmt diese Struktur auch<br />

heute noch die Afrikadarstellung in Unterrichtsmaterialien und Medien, wie neuere Untersuchungen<br />

belegen. „Wissenschaftlicher Rassismus“ wurde zwar längst widerlegt, dennoch bleibt er ein fester<br />

Bestandteil der heutigen europäischen Afrikadarstellung. Afrika wird so konstruiert, dass die<br />

Geschichte in ihrem menschlichsten Aspekt den AfrikanerInnen und ihren Nachkommen versagt<br />

bleibt, da ihnen die essenziellen Attribute zu fehlen scheinen, die „Menschlichkeit“ in der „westlichen<br />

Kultur“ definieren. Doch welche Wirkung hat so eine Darstellung auf die Minderheitengruppe<br />

Schwarzer SchülerInnen in Deutschland? Im Rahmen einer empirischen Fallstudie an einer deutschen<br />

Großstadtschule wurden 7-KlässlerInnen und das von ihnen im Unterricht verwendete Schulbuch im<br />

Fach Gesellschaft (Geschichte, Erdkunde, Soziologie, Wirtschaft, Politik) unter Einsatz kombinierter<br />

qualitativer und quantitativer Methoden befragt.<br />

Die visuelle Afrikadarstellung im Gesellschaftsschulbuch wurde mit Hilfe von Inhaltsanalyse, Semiotik<br />

und Ikonographie untersucht und interpretiert. Standardisierte Fragebögen wurden eingesetzt, um<br />

die Einstellung aller 7-KlässlerInnen zu Afrika und Schwarzen Menschen zu erfragen. Diese wurden<br />

quantitativ ausgewertet, die Antworten von SchülerInnen afrikanischer Herkunft wurden mit denen<br />

aller anderen SchülerInnen verglichen. Für das Gruppeninterview wurden SchülerInnen afrikanischer<br />

Herkunft (purposeful sampling) ausgewählt. Um die Wirkung der Afrikadarstellung auf diese<br />

SchülerInnengruppe zu erfragen, wurde im Gruppeninterview das Verfahren der visuellen Erhebung<br />

eingesetzt, indem Abbildungen aus dem Schulbuch in das Interview eingebracht wurden. Das<br />

Gruppeninterview wurde mit dem Verfahren der Diskursanalyse ausgewertet.<br />

Weiße Flecken auf Karten Afrikas im historischen Kontext, Afrikaner als hilflose, passive, abhängige<br />

und naive Menschen sowie deren Ausschließung aus der heutigen deutschen Gesellschaft verkörpern<br />

im Schulbuch Hegelsche „historische Rationalität“. Am Beispiel einer Abbildung verdeutlicht das<br />

Papier den Mechanismus der Gewalt, die von solchen Bildern im Klassenzimmer ausgelöst wird und<br />

die sich gegen SchülerInnen afrikanischer Herkunft richtet. Die Untersuchung hat ergeben, dass der<br />

symbolische Charakter dieser Gewalt die SchülerInnen afrikanischer Herkunft an der Entwicklung<br />

konstruktiver Widerstands- und Bewältigungsstrategien hindert.<br />

Bourdieu, P. (1998). Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns. Frankfurt/Main, Deutschland: Suhrkamp. Hall,<br />

S. (1989). Rassismus als ideologischer Diskurs. In Das Argument 178, Hamburg, Deutschland: Argument Verlag,<br />

S. 913-921.<br />

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