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Mo. 10.09.| Symposium 1 | 13:30 Uhr – 14:10 Uhr | H 1<br />

Matthias Krammer, Markus Gebhardt, Barbara Gasteiger Klicpera<br />

Diagnostische Kriterien der Diagnose Lernbehinderung in den Gutachten<br />

zur Feststellung des Sonderpädagogischen Förderbedarfs in der Steiermark<br />

Karl-Franzens-<strong>Universität</strong> Graz<br />

Es gibt international keinen Konsens über die diagnostischen Kriterien für die Diagnose einer<br />

Lernbehinderung (LB). Die Internationalen Klassifikationssysteme DSM IV und ICD 10 kennen<br />

lediglich die Bezeichnung der „specific learning disabilities“, einer spezifischen Lernstörung, d.h.<br />

eine von dem übrigen Begabungsprofil in besonderem Ausmaß abweichende Lernschwierigkeit<br />

(v.a. Dyslexie und Dyskalkulie). Andererseits werden im angloamerikanischen Sprachraum Learning<br />

Disabilities häufig gleichgesetzt mit Mental Retardation oder Intellectual Disability. Damit<br />

werden jene Personen identifiziert, die einen IQ unter 70 haben. Hingegen werden in Deutschland<br />

nach der Definition des Deutschen Bildungsrates Personen mit allgemeinen kognitiven<br />

Fähigkeiten im Bereich eines IQ zwischen 55 und 85 als Personen mit LB bezeichnet. Zudem<br />

verwenden unterschiedliche Autoren unterschiedliche diagnostische Kriterien für die Diagnose<br />

einer LB und interpretieren sie je nach Land unterschiedlich. Eine Gemeinsamkeit besteht jedoch<br />

darin, dass der IQ oft als wichtigste Dimension gesehen wird, um die Leistungsfähigkeit von<br />

Kindern zu bestimmen und damit ein Hauptkriterium für die Diagnose einer LB darstellt (Hale et<br />

al., 2006).<br />

Im Rahmen des Projektes SILKE (Schulische Integration im Längsschnitt – Kompetenzentwicklung<br />

bei SchülerInnen mit und ohne Sonderpädagogischen Förderbedarf in der Sekundarstufe I) wurde<br />

untersucht, welche diagnostischen Kriterien in der Praxis ausschlaggebend für die Erstellung<br />

der Diagnose einer LB sind. Dazu wurden die Gutachten zur Feststellung des Sonderpädagogischen<br />

Förderbedarfs von 24 SchülerInnen im Alter von neun bis elf Jahren, bei denen eine LB<br />

festgestellt wurde, auf die Diagnosekriterien für LB hin untersucht. Darüber hinaus wurden mit<br />

den Verantwortlichen der Schuladministration mehrere ExpertInnengespräche zur Gutachtenerstellung<br />

geführt und aufgezeichnet.<br />

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Intelligenztests für die Diagnose einer Lernbehinderung<br />

in der Steiermark nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Vielmehr stellen Entwicklungsrückstände<br />

in Schulleistungsfächern wie Mathematik und Deutsch, aber auch Sprachentwicklungsstörungen,<br />

mangelnde Deutschkenntnisse sowie Verhaltensauffälligkeiten die Hauptkriterien<br />

für die Diagnose einer LB sowie die Zuerkennung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs<br />

dar.<br />

Hale, J. B., Kaufman, A., Nagileri, J. A., & Kavale, K. A. (2006). Implementation of IDEA: Integrating response to<br />

intervention and cognitive assessment methods. Psychology in the Schools, 43, 753–770.<br />

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