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Di. 11.09.| Symposium 15 | 14:00 Uhr – 14:40 Uhr | H 14<br />

Poldi Kuhl<br />

Einschätzungen von Lehrkräften der Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen<br />

und ihr Einfluss auf die Benotung von Jungen und Mädchen<br />

Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen<br />

In den letzten Jahren wurde den Bildungskarrieren von Jungen vermehrte Aufmerksamkeit gewidmet;<br />

häufig werden sie jetzt als "die neuen Bildungsverlierer" bezeichnet (Hannover & Kessels, 2011).<br />

Heutzutage sind Jungen an niedrigen Bildungsgängen überrepräsentiert und sie verlassen die Schule<br />

häufiger als Mädchen ohne oder nur mit einem geringwertigen Abschlusszertifikat. Da Noten beim<br />

Übergang auf die Sekundarschule einen wesentlichen Prädiktor der Empfehlung darstellen (Anders,<br />

McElvany & Baumert, 2010), verdient die Tatsache Aufmerksamkeit, dass Mädchen in der Grundschule<br />

bessere Noten erhalten als Jungen, auch wenn man für den Einfluss ihrer fachlichen Leistungen<br />

kontrolliert (Valtin, Wagner & Schwippert, 2005). In diesem Beitrag wird daher der Frage nachgegangen,<br />

inwiefern Geschlechtsunterschiede in der Benotung auch darauf zurückgeführt werden können,<br />

dass Lehrkräfte bei Jungen eine geringere Fähigkeit zur Selbststeuerung im Lernen wahrnehmen als<br />

bei Mädchen.<br />

Im Rahmen einer Längsschnittstudie zur Kompetenzentwicklung in der Grundschule nahmen N= 1.533<br />

Mädchen und Jungen aus 78 vierten Grundschulklassen an standardisierten Leistungstests zum Leseverständnis<br />

und in Mathematik teil. Die Lehrkräfte berichteten für jedes der Kinder in ihrer Klasse<br />

zudem die Halbjahresnoten für Deutsch und Mathematik sowie individuelle Einschätzungen zum<br />

Ausmaß der Fähigkeit zur Selbststeuerung im Lernen.<br />

Die Analysen zeigten, dass in Deutsch die Mädchen auch nach Kontrolle ihrer Lesekompetenz-<br />

Testleistungen bessere Noten hatten. Diese konnten teilweise durch die stärkere von der Lehrkraft<br />

wahrgenommene Selbststeuerung im Lernen erklärt werden. Für Mathematik waren die Ergebnisse<br />

weniger klar interpretierbar. Nach Kontrolle des Einflusses der Testleistungen ergab sich keine Ungleichbenotung<br />

der Geschlechter in Mathematik. Wurden jedoch zusätzlich die Einschätzungen der<br />

Lehrkräfte zur Selbststeuerungsfähigkeit ihrer Schülerinnen und Schüler herauspartialisiert, so wurden<br />

Jungen in Mathematik relativ besser bewertet als Mädchen. Die Ergebnisse der Studie werden dahingehend<br />

diskutiert, inwiefern sie auf tatsächliche Geschlechtsunterschiede in der Selbststeuerungsfähigkeit<br />

zurückgehen oder aber auch durch Geschlechtsstereotype der Lehrkräfte erklärt werden könnten.<br />

Anders, Y., McElvany, N. & Baumert, J. (2010). Die Einschätzung lernrelevanter Schülermerkmale zum Zeitpunkt<br />

des Übergangs von der Grundschule auf die weiterführende Schule: Wie differenziert urteilen Lehrkräfte? In:<br />

K.Maaz, J. Baumert, C. Gresch & N.McElvany (Hrsg.). Der Übergang von der Grundschule in die weiterführende<br />

Schule – Leistungsgerechtigkeit und regionale, soziale und ethnisch-kulturelle Disparitäten (S. 313-330). Bonn<br />

& Berlin: BMBF.<br />

Hannover, B. & Kessels, U. (2011). Sind Jungen die neuen Bildungsversager? Empirische Befunde und theoretische<br />

Erklärungsansätze zu geschlechtsspezifischen Bildungsdisparitäten. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie,<br />

25, 89-103.<br />

Valtin, R., Wagner, C. & Schwippert, K. (2005). Schülerinnen und Schüler am Ende der vierten Klasse – schulische<br />

Leistungen, lernbezogene Einstellungen und außerschulische Lernbedingungen. In W. Bos, E.-M. Lankes, M.<br />

Prenzel, K. Schwippert, R. Valtin & G. Walther (Hrsg.), IGLU. Vertiefende Analysen zu Leseverständnis, Rahmenbedingungen<br />

und Zusatzstudien (S. 187–238). Münster: Waxmann.<br />

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