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Mi. 12.09.| Einzelbeiträge 40 | 12:00 Uhr – 12:40 Uhr | Raum T2 238<br />

Christine Schmid 1 , Beate Bitzenhofer²<br />

Geschwistereffekte auf die moralische Entwicklung im Kindergartenalter<br />

1 <strong>Universität</strong> Salzburg, ²Georg-August-<strong>Universität</strong> Göttingen<br />

christine.schmid@sbg.ac.at<br />

Die Familie bildet einen der wichtigsten Kontexte für die moralische Entwicklung von Kindern im<br />

Kindergartenalter (Dunn, 2006). Dabei stellt sich die Frage, inwieweit Geschwister die Qualität<br />

dieses Kontextes mit beeinflussen. Auf der Grundlage einer Stichprobe von 65 4- und 5-jährigen<br />

Kindergartenkindern wurde überprüft, ob das Haben von jüngeren oder älteren Geschwistern<br />

einen Effekt auf den Erwerb moralischen Wissens und die Entwicklung moralischer Sensibilität<br />

im Kindergartenalter hat. Verwendet wurde ein Instrument aus der Tradition der Happy-<br />

Victimizer-Forschung (Nunner-Winkler, 1996), bei dem den Kindern bebilderte Geschichten<br />

vorgelegt werden. Eine Geschichte thematisierte die Norm des Stehlens, eine zweite die Norm<br />

des Teilens. Anhand eines Leitfadens wurden die Kinder zu ihrem Wissen über die, der jeweiligen<br />

Geschichte zugrunde liegenden moralischen Regel sowie über Gefühlszuschreibungen zu den<br />

Tätern und Opfern der Geschichten befragt.<br />

Die Ergebnisse zeigten einen signifikanter Anstieg im Normwissen zwischen dem Alter von 4 und<br />

5 Jahren (Stehlen: 63% und 88%, Teilen: 53% und 85%). Zudem schrieben die Kinder, die über<br />

Normwissen verfügten, den Opfern signifikant häufiger negative Emotionen zu als diejenigen,<br />

die über kein Normwissen verfügten (Stehlen: 92% zu 8% vs. 56% zu 44%, Teilen: 89% zu 11% vs.<br />

45% zu 55%). Positive Emotionszuschreibungen für den Täter nahmen nur zum Teil mit dem<br />

Alter ab (Stehlen: 25% und 12%, Teilen: 25% und 27%), negative Emotionszuschreibungen<br />

dagegen nahmen konsistent mit dem Alter zu (Stehlen: 41% und 61%, Teilen: 25% und 52%).<br />

Ein älteres Geschwister zu haben zeigte keinen Effekt auf das Normwissen, jedoch hatten Kinder<br />

mit einem jüngeren Geschwister signifikant häufiger Normwissen in der Teilen-Geschichte.<br />

Offensichtlich wird die Norm des Teilens im Alltag von Kindern mit einem jüngeren Geschwister<br />

häufiger thematisiert als im Alltag von Kindern ohne oder mit einem älteren Geschwister. Ein<br />

weiterer Effekt ergab sich bei der Emotionszuschreibung des Täters: Jüngere Geschwister<br />

schrieben dem Täter in der Teilen-Geschichte signifikant häufiger positive Gefühle zu.<br />

Insgesamt unterstützen die Befunde die Annahme, dass Geschwister die Qualität der alltäglichen<br />

Interaktionen im Elternhaus in moralentwicklungsrelevanter Weise beeinflussen können. Die<br />

Normspezifität der gefundenen Effekte weist dabei auf die Bedeutung expliziter Lernprozesse<br />

hin, die über konkrete Alltagsinteraktionen vermittelt sind (Nunner-Winkler, 1996).<br />

Dunn, J. (2006). Moral development in early childhood and social interaction in the family. In M. Killen & J. G.<br />

Smetana (Eds.), Handbook of moral development (pp. 331-350). Mahwah, NJ; London: Lawrence Erlbaum.<br />

Nunner-Winkler, G. (1996). Moralisches Wissen - moralische Motivation - moralisches Handeln. In M.-S. Honig, H.<br />

R. Leu & U. Nissen (Eds.), Kinder und Kindheit (pp. 129-156). Weinheim, München: Juventa.<br />

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