Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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4. Juni 1997 N 969 Energiegesetz<br />
rätliche Kommission mit ihrem Antrag <strong>de</strong>m Verfassungsauftrag<br />
überhaupt nachkommt. In Artikel 24octies Absatz 3<br />
Litera b <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung heisst es: «Der Bund för<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
die Entwicklung von Energietechniken, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e im Bereich<br />
<strong>de</strong>s Energiesparens und <strong><strong>de</strong>r</strong> erneuerbaren Energien.»<br />
Wie sollen neue Technologien und Energietechniken im Bereich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> erneuerbaren Energie geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, wenn<br />
bloss Beiträge bis zu 30 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> anrechenbaren Kosten<br />
möglich sind? Die Entwicklung neuer Technologien ist immer<br />
mit grossem Aufwand verbun<strong>de</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel verfügen die<br />
jungen und innovativen Betriebe über zuwenig Mittel, um einen<br />
wirtschaftlichen Durchbruch zu erzielen und um teure Innovationen<br />
mit unzähligen Versuchen zu finanzieren.<br />
Wir haben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz zahlreiche Produkte entwickelt und<br />
sehen heute, dass die Schweizer I<strong>de</strong>en und Projekte im Ausland<br />
aufgenommen, weiterentwickelt und lei<strong><strong>de</strong>r</strong> dort produziert<br />
und verkauft wer<strong>de</strong>n und nicht bei uns. Denken Sie an<br />
die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Solarfahrzeuge bis zum Smart-Fahrzeug,<br />
welches heute von Merce<strong>de</strong>s in Frankreich hergestellt<br />
wird. O<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>nken Sie an die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz entwickelte<br />
Quarzuhr, die heute die Japaner mit grossem Erfolg und Gewinn<br />
verkaufen. Das von <strong><strong>de</strong>r</strong> Ingenieurschule Biel entwikkelte<br />
Antriebssystem für Solarfahrzeuge verfügt über einen<br />
Wirkungsgrad von rund 95 Prozent und gilt als bestes und effizientestes<br />
Antriebssystem <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt. Bei diesem Radnabenmotor<br />
wur<strong>de</strong> sehr viel Intelligenz, aber sehr wenig Material<br />
verwen<strong>de</strong>t.<br />
Wie sollen solche Technologien, welche <strong>de</strong>m Transportsystem<br />
auf <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Welt dienen können, entwickelt wer<strong>de</strong>n?<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Reduktion <strong>de</strong>s Satzes von 50 Prozent auf<br />
30 Prozent bzw. von 70 Prozent auf 50 Prozent für die Projekte<br />
von überdurchschnittlicher Qualität wer<strong>de</strong>n hier alle<br />
neuen Entwicklungen und innovativen Technologien abgemurkst.<br />
Das Schweizervolk hat sich 1990 an<strong><strong>de</strong>r</strong>s, für die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
neuer Technologien und erneuerbarer Energien entschie<strong>de</strong>n.<br />
Neuentwicklungen, Prototypen, Pilot-, Demonstrationsanlagen,<br />
Kleinserien, Markteinführung von neuen Schweizer<br />
High-Tech-Produkten im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> erneuerbaren Energien<br />
wer<strong>de</strong>n so erheblich erschwert o<strong><strong>de</strong>r</strong> verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Gleichzeitig<br />
wird aber für die nichterneuerbaren Konkurrenzenergien aus<br />
<strong>de</strong>m vollen geschöpft. Jährlich erhalten die Kern- und die Fusionsforschung<br />
65 bis 70 Millionen Franken aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>skasse.<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Subventionierung <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht erneuerbaren<br />
Energieträger und <strong>de</strong>m Blockieren von neuen Schweizer<br />
High-Tech-Produkten im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> erneuerbaren Energien<br />
wird die Schaffung von neuen, zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Neue Technologien erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n seriöse Untersuchungen und<br />
Pilotversuche. Beispiel: Die Nutzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Holzenergie setzt<br />
voraus, dass optimale Verbrennungsanlagen konstruiert wer<strong>de</strong>n<br />
und sich im Betrieb bewähren. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kürzung <strong><strong>de</strong>r</strong> möglichen<br />
Beiträge von 50 auf 30 Prozent können neue Versuchs-,<br />
Pilot- und Demonstrationsanlagen kaum noch finanziert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Dieser Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission wirkt sich langfristig verheerend<br />
gegen neue Technologien und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e gegen die<br />
Holz- und Biomassenenergie aus. Davon sind auch unsere<br />
Jugend und die Anzahl Arbeitsplätze betroffen; es wur<strong>de</strong><br />
schon gesagt. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat möchte Produkte und<br />
Projekte von überdurchschnittlicher Qualität im Interesse <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Verwirklichung dieser Projekte mit Beiträgen von maximal<br />
70 Prozent för<strong><strong>de</strong>r</strong>n können. Wenn hier zum voraus so massiv<br />
gekürzt wird, muss man sich schon fragen, ob <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sverfassungsauftrag<br />
noch nachgelebt o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob <strong>de</strong>m Verfassungsauftrag<br />
sogar zuwi<strong><strong>de</strong>r</strong> legiferiert wird.<br />
Solange nichterneuerbare Energien wie die Fusions- und Nuklearenergie<br />
während Jahrzehnten mit Milliar<strong>de</strong>nbeträgen<br />
massiv geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, ist dies ein Affront gegen die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
erneuerbarer Energien, und ich meine auch gegen<br />
<strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>s Volkes, wie er 1990 bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme <strong>de</strong>s<br />
Energieartikels zum Ausdruck kam.<br />
Aus diesen Grün<strong>de</strong>n beantrage ich Ihnen, sofern <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sratsantrag<br />
nicht durchkommt, wenigstens meinem Vermittlungsantrag<br />
zuzustimmen. Ich sage es nochmals: Wenn<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sratsantrag durchkommt, wer<strong>de</strong> ich meinen Antrag<br />
zurückziehen.<br />
Speck Christian (V, AG): Die SVP-Fraktion lehnt insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
<strong>de</strong>n Antrag Suter ab, und zwar aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlegung, dass<br />
er zu einer Verteuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Energie führen wird, die letztlich<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft getragen wer<strong>de</strong>n muss, auch wenn die<br />
Auswirkungen langfristiger Natur sein wer<strong>de</strong>n. Es wird eine<br />
Schwächung unseres Wirtschaftsstandortes geben, die uns<br />
allen scha<strong>de</strong>n wird. Es sind natürlich gute Momente, wie in<br />
solchen Vorschlägen immer, darin enthalten, es sind auch<br />
verschie<strong>de</strong>ne Lockvögel darin. Ich habe in <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Minute<br />
vernommen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizerische Bauernverband diesem<br />
Vorstoss ebenfalls zustimmen wird. Ich möchte Sie auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />
Folgen Sie diesen Schalmeienklängen nicht! Letztlich<br />
wer<strong>de</strong>n Sie alle mit Ihrer eigenen Leistung die Verteuerung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Energie bezahlen müssen, <strong>de</strong>nn es ist eine gigantische<br />
Umverteilungsaktion, die da vorgeschlagen wird.<br />
Ich bitte Sie, <strong>de</strong>m Antrag nicht zuzustimmen.<br />
Thür Hanspeter (G, AG): Ich spreche zum Antrag Suter (Art.<br />
14bis) und bitte Sie namens <strong><strong>de</strong>r</strong> grünen Fraktion, diesem Antrag<br />
zuzustimmen.<br />
Ich habe Ihnen gestern bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung von Artikel 7 einen<br />
Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag begrün<strong>de</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> kosten<strong>de</strong>cken<strong>de</strong><br />
Stromeinspeisetarife für solarerzeugten Strom verlangte.<br />
Bei dieser Debatte wur<strong>de</strong> von Kollege Schmid Samuel eingewen<strong>de</strong>t,<br />
ein solcher Vorschlag liege angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> laufen<strong>de</strong>n<br />
Liberalisierungsten<strong>de</strong>nzen im Strommarktbereich falsch.<br />
Wenn man die Solartechnologie för<strong><strong>de</strong>r</strong>n wolle, was er unterstütze,<br />
müsse man an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Wege suchen.<br />
Herr Suter zielt mit seinem Antrag in die gleiche Richtung wie<br />
ich mit meinem gestrigen Antrag zu Artikel 7; er sucht aber einen<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Weg, in<strong>de</strong>m er sein Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Solartechnologie<br />
durch Lenkungsabgaben erreichen will.<br />
Wir unterstützen selbstverständlich auch diesen Weg; er<br />
führt zum Ziel. Wir haben nun – Herr David hat darauf hingewiesen<br />
– seit Jahren Bekenntnisse zur Lenkungsabgabe.<br />
Alle sind sich einig, dass es sich dabei um marktwirtschaftliche<br />
Instrumente han<strong>de</strong>lt, die im Rahmen unseres wirtschaftlichen<br />
Systems sehr wohl richtige Signale zu geben vermögen.<br />
Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> sind wir in <strong>de</strong>n letzten Jahren über diese grundsätzlichen<br />
Bekenntnisse nicht hinausgekommen, und ich<br />
<strong>de</strong>nke: Es ist im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Debatte dieses Energiegesetzes<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, dass wir zu Taten schreiten und mit <strong>de</strong>m Antrag<br />
Suter in die richtige Richtung gehen.<br />
Wir haben heute also eine Grundsatzentscheidung zu fällen:<br />
Sind wir endlich bereit, Umweltpolitik mit Lenkungsabgaben<br />
voranzubringen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> führen wir – was offenbar die Fraktion<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Freiheits-Partei will – Umweltpolitik mit Verboten und Geboten<br />
weiter?<br />
Wir Grünen sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Auffassung, dass dieser Weg nicht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
richtige Weg ist. Unsere Wirtschaft braucht richtige Signale<br />
und nicht Gebote und Verbote, welche die Leute ärgern.<br />
Der Antrag Suter bringt Arbeitsplätze. Das muss auch Herr<br />
Speck zur Kenntnis nehmen. Ich verstehe nicht, dass er als<br />
Gewerbetreiben<strong><strong>de</strong>r</strong> diese Überlegung nicht nachvollziehen<br />
kann. Wenn Sie mit diesen Lenkungsabgaben – das ist eine<br />
Abschöpfung, die wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Kreislauf<br />
fliesst – Technologien för<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die in unserem heimischen<br />
Gewerbe und unserem heimischen Markt angesie<strong>de</strong>lt sind –<br />
wo wir über eine sehr grosse Qualifikation verfügen – dann<br />
ist es nicht nachvollziehbar, warum ein Gewerbetreiben<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
nicht akzeptieren kann, dass auf diesem Weg tatsächlich Arbeitsplätze<br />
geschaffen wer<strong>de</strong>n können. Der Bauernverband<br />
kann offenbar diese Überlegung nachvollziehen. Es ist erfreulich,<br />
dass von dieser Seite her nun Unterstützung kommt.<br />
Wenn Sie diese schmalbrüstige Vorlage mit einer Lenkungsabgabe<br />
anreichern, dann haben Sie am Schluss ein Energiegesetz<br />
gemacht, an <strong>de</strong>m auch wir Grünen unsere Freu<strong>de</strong> haben<br />
könnten.<br />
Ich bitte Sie, <strong>de</strong>m Antrag Suter zuzustimmen.<br />
Vallen<strong><strong>de</strong>r</strong> Dorle (R, AR): Der Antrag Suter (Art. 14bis) erscheint<br />
auf <strong>de</strong>n ersten Blick sympathisch, geht es doch