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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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16. Juni 1997 N 1219 Asylgesetz und Anag. Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Herr Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt, bereits vor drei Jahren hat <strong><strong>de</strong>r</strong> FMH-<br />

Präsi<strong>de</strong>nt diesbezüglich bei Ihnen interveniert, und Sie haben<br />

damals eine Lösung <strong>de</strong>s Problems in Aussicht gestellt.<br />

Wir warten immer noch darauf. Wir anerkennen natürlich,<br />

dass am Schluss immer <strong><strong>de</strong>r</strong> Richter o<strong><strong>de</strong>r</strong> eben das BFF entschei<strong>de</strong>n<br />

muss, aber für einen richtigen Entscheid braucht es<br />

entsprechen<strong>de</strong> klare und sachgerechte Entscheidungsgrundlagen.<br />

Fankhauser Angeline (S, BL), Berichterstatterin: Der Artikel<br />

17 stand in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsberatung unter <strong>de</strong>m Zeichen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verfahrensökonomie. Aus diesen Überlegungen<br />

hat die Kommissionsmehrheit die Überlegungen <strong>de</strong>s bun<strong>de</strong>srätlichen<br />

Vorschlages bis auf eine Ausnahme übernommen.<br />

Dies ist die Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> unbegleiteten min<strong><strong>de</strong>r</strong>jährigen Asylsuchen<strong>de</strong>n.<br />

Die Anliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten – sowohl, was das<br />

eigene Verfahren anbelangt, als auch die Anhörung durch<br />

eine Person <strong>de</strong>s gleichen Geschlechtes und die spezielle Anhörungssituation<br />

von Frauen, von Folter- und Gewaltopfern<br />

und von Min<strong><strong>de</strong>r</strong>jährigen – wur<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmehrheit<br />

sehr gut aufgenommen; man verwies aber auf die<br />

Verordnung. Genau gleich wie beim Anliegen für einen Beizug<br />

eines Vertrauensarztes. Es gab keine Mehrheit für eine<br />

Aufnahme dieser Anliegen im Gesetz.<br />

Ich komme jetzt noch zu Absatz 3, zur Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> unbegleiteten<br />

min<strong><strong>de</strong>r</strong>jährigen Asylsuchen<strong>de</strong>n. Es stellt sich die Frage,<br />

was wichtiger ist: die Hoheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kantone o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schutz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Min<strong><strong>de</strong>r</strong>jährigen. Wir hatten vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Beratung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission im Rat soeben die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>schutzkonvention<br />

verabschie<strong>de</strong>t und waren grossmehrheitlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, wir<br />

müssten etwas vorkehren, das <strong>de</strong>n Schutz <strong><strong>de</strong>r</strong> unbegleiteten<br />

Min<strong><strong>de</strong>r</strong>jährigen auf je<strong>de</strong>n Fall garantiere. Die Frage <strong>de</strong>s<br />

Rechtsbeistan<strong>de</strong>s hat eine direkte Auswirkung auf das Verfahren<br />

und braucht <strong>de</strong>shalb eine gesetzliche Verankerung.<br />

Es genügt nicht, das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verordnung zu verankern. Sie<br />

können sich erinnern: Wir hatten mehrmals dramatische Beispiele<br />

von unbegleiteten Min<strong><strong>de</strong>r</strong>jährigen. Niemand wusste so<br />

recht, was mit ihnen zu tun sei. Es gab ein Mädchen, das hin<br />

und her geschoben wur<strong>de</strong>.<br />

Ich <strong>de</strong>nke, es wür<strong>de</strong> unserem Land und unserem Rat gut anstehen,<br />

die Kommissionsfassung so ins Gesetz aufzunehmen.<br />

Sie garantiert, dass kein Kind, keine Jugendliche und<br />

kein Jugendlicher angehört wird, ohne vorher einen Beistand<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Vormund zu haben. Es scheint mir, im Land von<br />

Pestalozzi und Heidi sei dies eine Selbstverständlichkeit.<br />

Ich bitte Sie, bei Artikel 17 Absatz 3 <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission zu folgen.<br />

Der Antrag Hasler Ernst zu Artikel 18 wur<strong>de</strong> in dieser Form<br />

nicht diskutiert; aber ich <strong>de</strong>nke, dies war früher <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, als<br />

wir die SVP-Initiative diskutierten. Sie können sich erinnern,<br />

dass wir damals klar sagten, dass diese restriktive Regelung<br />

die Falschen treffen könnte und dass wir das nicht wollen.<br />

Vor einer knappen Stun<strong>de</strong> haben wir Artikel 8 verabschie<strong>de</strong>t.<br />

In Artikel 8 wird die Mitwirkungspflicht restriktiv geregelt. Es<br />

wur<strong>de</strong> so dargelegt. Mit ihr wird im Prinzip die Frage <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Pflicht, die vorhan<strong>de</strong>nen Papiere zur Verfügung zu stellen,<br />

geregelt.<br />

Ich bitte Sie im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmehrheit, die Anträge<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten abzulehnen und bei Artikel 17<br />

Absatz 3 <strong>de</strong>m Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission zuzustimmen.<br />

Persönlich bitte ich Sie, <strong>de</strong>n Antrag Hasler Ernst abzulehnen.<br />

Koller Arnold, Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt: Zunächst zu Artikel 17<br />

Absatz 1, zur Frage <strong>de</strong>s Fristenstillstan<strong>de</strong>s während <strong><strong>de</strong>r</strong> Gerichtsferien:<br />

Sie wissen, mit <strong>de</strong>m dringlichen Asylverfahrensbeschluss<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufstockung <strong>de</strong>s Personals haben wir erfreulicherweise<br />

eine starke Beschleunigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Asylverfahren<br />

erreicht. Ich habe beim Eintreten ausgeführt, dass das<br />

eine Voraussetzung dafür war, dass wir im Jugoslawienkonflikt<br />

so grosszügig Leute in unserem Land aufnehmen konnten,<br />

die <strong>de</strong>n Schutz wirklich nötig hatten. Wenn Sie nun <strong>de</strong>n<br />

Fristenstillstand belassen, be<strong>de</strong>utet das bei rund 20 000<br />

Asylverfahren, die wir jährlich durchführen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Asylentscheid<br />

in vielen Fällen wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um bis zu einem Monat hinausgezögert<br />

wird und dass auch die Fürsorgekosten entsprechend<br />

anwachsen.<br />

<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />

Deshalb bitten wir Sie, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit und <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat zuzustimmen.<br />

Die Verfahrensgarantien – und das ist das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

– zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Asylsuchen<strong>de</strong>n bleiben voll gewahrt,<br />

aber wir vermei<strong>de</strong>n Verzögerungen um min<strong>de</strong>stens einen<br />

Monat, mit allen Kosten, die damit verbun<strong>de</strong>n sein können.<br />

Zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Verfahrensbestimmungen:<br />

Ich kann mich <strong>de</strong>s Eindrucks nicht erwehren, dass die<br />

Urheber <strong><strong>de</strong>r</strong> vielen Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsanträge von einem seltsamen<br />

Misstrauen gegenüber <strong>de</strong>n Asylbehör<strong>de</strong>n ausgehen. Dabei<br />

hat auch Frau Bühlmann festgehalten: Wir haben diese Probleme<br />

heute schon in Kreisschreiben geregelt. Schon heute<br />

wird eine asylsuchen<strong>de</strong> Frau, die geschlechtsspezifische<br />

Verfolgungsgrün<strong>de</strong> geltend macht, in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schweiz<br />

nirgends von einem Mann angehört. Das haben wir in einem<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Kreisschreiben festgehalten, und das ist<br />

heute selbst im kleinsten Kanton Praxis. Es wür<strong>de</strong> auch kein<br />

vernünftiger Mann hingehen und eine solche Anhörung<br />

durchführen, wenn eine Frau geschlechtsspezifische Verfolgungsgrün<strong>de</strong><br />

geltend macht.<br />

Deshalb muss ich Ihnen sagen: Sie verpflichten <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat<br />

in Absatz 2, für die spezielle Situation von Frauen und<br />

Min<strong><strong>de</strong>r</strong>jährigen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausführungsverordnung beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Vorschriften zu erlassen. Aber es macht keinen Sinn, das<br />

Gesetz selber mit Selbstverständlichkeiten o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber mit unflexiblen<br />

Verfahrensbestimmungen zu belasten.<br />

Um Ihnen nur noch ein Beispiel zu geben: Wenn die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit<br />

in Absatz 1ter verlangt, dass Asylsuchen<strong>de</strong> immer von<br />

Angehörigen <strong>de</strong>s gleichen Geschlechts angehört wer<strong>de</strong>n<br />

müssen, dann schiesst das weit übers Ziel hinaus. Es ist<br />

doch nicht einzusehen, warum nicht eine Frau einen asylsuchen<strong>de</strong>n<br />

Mann zu <strong>de</strong>n klassischen Verfolgungsgrün<strong>de</strong>n wegen<br />

Rasse, Religion o<strong><strong>de</strong>r</strong> seiner politischen Anschauung anhören<br />

kann. Wenn es hingegen um geschlechtsspezifische<br />

Grün<strong>de</strong> einer Frau geht, ist klar, dass es eine Frau sein muss.<br />

Alle diese Verfahrensbestimmungen wer<strong>de</strong>n wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verordnung<br />

regeln. Damit vermei<strong>de</strong>n wir, im Gesetz entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Selbstverständlichkeiten festzuhalten o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber Vorschriften<br />

zu machen, die dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um nur administrative Auflagen<br />

sind, die uns die nötige Flexibilität bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fälle nehmen.<br />

Aus diesem Grun<strong>de</strong> möchte ich Sie bitten, alle Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsanträge<br />

abzulehnen.<br />

Noch ein Wort zur Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit Bühlmann in Absatz 4 betreffend<br />

die Beurteilung ärztlicher Fragen im Verfahren: Die heutige<br />

Situation sieht so aus: Es kann vorkommen, dass im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Asylverfahrens, aber auch im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Vollzug <strong><strong>de</strong>r</strong> Wegweisung, medizinische Fragen im<br />

Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen. Da sind wir unter Umstän<strong>de</strong>n auf Abklärungen<br />

von Ärzten in Form medizinischer Gutachten angewiesen.<br />

Das Bun<strong>de</strong>samt für Flüchtlinge ist dabei verpflichtet,<br />

<strong>de</strong>n Sachverhalt von Amtes wegen rechtsgenüglich abzuklären,<br />

und wenn es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Asylgewährung o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wegweisung<br />

um medizinische Fragen geht, muss das Amt einen<br />

Arzt beiziehen.<br />

Wenn Asylsuchen<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>samt selber ungefragt Gutachten<br />

behan<strong>de</strong>ln<strong><strong>de</strong>r</strong> Ärzte einreichen, das Bun<strong>de</strong>samt aber<br />

von <strong>de</strong>n Gutachten nicht überzeugt ist, dann lässt es regelmässig<br />

die erste Beurteilung von einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arzt nochmals<br />

überprüfen bzw. bestätigen. Das BFF gibt zu, dass es<br />

offenbar früher zu gewissen Problemen gekommen ist; heute<br />

sollten diese Probleme aber – auch aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> FMH – gelöst sein.<br />

Was mir natürlich bei diesem Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um<br />

Sorge macht: Wenn Sie <strong>de</strong>m Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag zustimmen,<br />

dann müssen wir einen eigenen ärztlichen Dienst einrichten.<br />

Das be<strong>de</strong>utet wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um Mehrkosten, und das kann – ich bedaure,<br />

dass ich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> darauf zurückkommen muss –<br />

angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> stetig steigen<strong>de</strong>n Kosten im Asylwesen keine<br />

vernünftige Lösung sein.<br />

Ich möchte Sie daher bitten, auch diesen Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag<br />

abzulehnen.<br />

Nun komme ich zum Antrag Hasler Ernst zu Artikel 18. Herr<br />

Hasler – ich habe das hier auch schon gesagt –, ich habe an<br />

sich bedauert, dass das Bun<strong>de</strong>sgericht unsere «Papierweisung»<br />

mit seinem Entscheid vom 26. April 1995 aufgehoben

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