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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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2. Juni 1997 N 865 OSZE/Europarat. Berichte<br />

men hören (Herr Borin dachte dabei an Russland; Anmerkung<br />

JC).<br />

Herr Cotti entgegnete, dass es seiner Meinung nach nicht die<br />

Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE sein könne, die Verfassungsordnungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Län<strong><strong>de</strong>r</strong> zu beurteilen. Für einen Schweizer, in<br />

<strong>de</strong>ssen Land das Regierungspräsidium je<strong>de</strong>s Jahr wechsle,<br />

sei die Grenze zwischen Präsidial- und Ultrapräsidialsystemen<br />

ohnehin fliessend ....<br />

Herr Kotkov (Russland, Fraktion «Regionen Russlands»)<br />

meinte, dass es nicht korrekt sei, Karadzic und Mladic als<br />

Kriegsverbrecher darzustellen. Er dankte Botschafter Tim<br />

Guldimann, Missionschef <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE in Tschetschenien, für<br />

<strong>de</strong>n reibungslosen Verlauf dieses Einsatzes. Guldimann<br />

müsse sich aber bewusst sein, dass Tschetschenien zur<br />

Russischen Fö<strong><strong>de</strong>r</strong>ation gehöre und dass sein Einsatz «<strong>de</strong>n<br />

Hass zwischen Russland und Tschetschenien schürt».<br />

Herr Cotti wies darauf hin, dass er von «<strong>de</strong>s Kriegsverbrechens<br />

beschuldigten Personen» spreche. Was Herrn Guldimann<br />

betreffe, sei klar, dass sich eine politische Lösung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tschetschenienfrage nur im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Russischen Fö<strong><strong>de</strong>r</strong>ation<br />

fin<strong>de</strong>n lasse.<br />

Javier Ruperez (E, Volkspartei) gratulierte Herrn Cotti für<br />

seine Arbeit und freute sich über <strong>de</strong>n Beitrag, <strong>de</strong>n die Ifor zur<br />

Wahlvorbereitung leistet. Er wies auf die Anwesenheit verschie<strong>de</strong>ner<br />

Vertreter von Mittelmeerlän<strong><strong>de</strong>r</strong>n hin. Herr Ruperez<br />

war <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass die OSZE im Gegensatz zur Nato<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit zu wenig bekannt sei.<br />

Herr Cotti anerkannte die regionale Be<strong>de</strong>utung, welche <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mittelmeerraum für die OSZE hat.<br />

Er hielt fest, dass die OSZE im Jahre 1975 unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezeichnung<br />

KSZE, also viel später als die Nato (1949), gegrün<strong>de</strong>t<br />

wor<strong>de</strong>n sei. Nach <strong>de</strong>m Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gang <strong>de</strong>s Kommunismus habe<br />

man sich gar gefragt, wozu die OSZE noch nützlich sein<br />

könne! Als sich die Schweiz für <strong>de</strong>n Vorsitz zur Verfügung<br />

stellte, habe sie keinen einzigen Konkurrenten gehabt. Inzwischen<br />

aber habe sich die Lage geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Im Frie<strong>de</strong>nsabkommen<br />

von Dayton sei <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE eine wichtige Rolle übertragen<br />

wor<strong>de</strong>n, und sie habe noch nie so viel Medienpräsenz genossen<br />

wie dieses Jahr.<br />

Ebenfalls zur Sprache kamen die Wahlen in Albanien. Dieser<br />

Punkt wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Troika diskutiert:<br />

mit <strong>de</strong>n Herren Kovacs (H) und Petersen (DK) sowie mit<br />

Frau Glover, <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiterin <strong>de</strong>s Büros für <strong>de</strong>mokratische Institutionen<br />

und Menschenrechte.<br />

Herr Freimut Duve, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Ausschusses für Demokratie,<br />

Menschenrechte und humanitäre Fragen, ehrte <strong>de</strong>n<br />

polnischen Journalisten und Schriftsteller Adam Michnik,<br />

<strong>de</strong>m Frau Birgitta Dahl <strong>de</strong>n erstmals von <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE verliehenen<br />

Preis für Journalismus und Demokratie überreichen<br />

konnte.<br />

Am 8. Juli 1996 sprachen <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanische Botschafter Robert<br />

Frowick und <strong><strong>de</strong>r</strong> ehemalige Innenminister <strong><strong>de</strong>r</strong> Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong>,<br />

Eduard van Thijn, welche für die Koordinierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wahlbeobachtung in Bosnien verantwortlich waren, vor <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Versammlung. Botschafter Frowick lobte Bun<strong>de</strong>srat Cotti und<br />

die Schweiz für ihre Einrichtung eines freien Wahlsen<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

über ein von <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz finanziertes Mobilradionetz. «Der<br />

Beitrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz zur OSZE-Mission und zum Frie<strong>de</strong>nsprozess<br />

allgemein war unter <strong>de</strong>m Vorsitz von Bun<strong>de</strong>srat Cotti<br />

in Bern und unter Botschafter von Tscharner in Wien wirklich<br />

ausseror<strong>de</strong>ntlich», erklärte <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanische Missionschef<br />

in Bosnien und führte u. a. weiter aus: «Ich wer<strong>de</strong> meine<br />

Kompetenzen dazu nützen, <strong><strong>de</strong>r</strong> SDS die Beteiligung an <strong>de</strong>n<br />

Wahlen zu verwehren, solange sie Karadzic im Präsi<strong>de</strong>ntenamt<br />

behalten will.» Auch kündigte er an, dass er sich am folgen<strong>de</strong>n<br />

Tag mit Milosevic treffen wer<strong>de</strong>.<br />

Am 9. Juli 1996 sprachen vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung: Ahmed Fathy<br />

Sorour (Präsi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> Volksversammlung Ägyptens),<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Interparlamentarischen Rates <strong><strong>de</strong>r</strong> Interparlamentarischen<br />

Union; Sir Dudley Smith (GB, konservativ),<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Westeuropäischen Union;<br />

Leni Fischer (D, CDU), Präsi<strong>de</strong>ntin <strong><strong>de</strong>r</strong> Parlamentarischen<br />

Versammlung <strong>de</strong>s Europarates.<br />

Die darauf folgen<strong>de</strong>n teilweisen Neuwahlen ins Präsidium<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung zeigten folgen<strong>de</strong> Ergebnisse:<br />

<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />

Präsi<strong>de</strong>nt: Javier Ruperez (E, Volkspartei), 109 Stimmen, gewählt;<br />

Helge Degn (DK, Sozial<strong>de</strong>mokratin), 95 Stimmen.<br />

Der neue Präsi<strong>de</strong>nt hielt fest, dass er zusammen mit Generalsekretär<br />

Spencer Oliver einer <strong><strong>de</strong>r</strong> wenigen hier in Stockholm<br />

anwesen<strong>de</strong>n Mitverfasser <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlussakte von Helsinki<br />

sei. Er spreche vier <strong><strong>de</strong>r</strong> sechs OSZE-Sprachen (u. a. das in<br />

Estavayer-le-Lac erlernte Französisch). Frau Degn erwies<br />

sich als faire Verliererin. Vielfach wur<strong>de</strong> die Meinung geäussert,<br />

dass sie <strong>de</strong>shalb nicht genügend Stimmen erhalten<br />

habe, weil 1997 bereits ein Däne im OSZE-Vorsitz sein wer<strong>de</strong>.<br />

Vizepräsi<strong>de</strong>nten: John English (Kanada, liberal), 152 Stimmen<br />

(bis 1999); Kazys Bobelis (Litauen, chr.-<strong>de</strong>m.), 116<br />

Stimmen (bis 1999); Wojtech Lamentowicz (Polen), 93 Stimmen<br />

(bis 1999); Jacques Genton (F, Centriste), 85 Stimmen<br />

(bis 1997).<br />

Nicht gewählt wur<strong>de</strong>n die Herren Khalikov (Usbekistan), Moroz<br />

(Ukraine), Sendov (Bulgarien) und Zjareschtschanka<br />

(Weissrussland).<br />

Folgen<strong>de</strong> Präsidiumsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> mussten sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>wahl<br />

nicht stellen: Iwan Rybkin (Russland, 1997), Willy Wimmer<br />

(D, CDU, 1997), Steny Hoyer (USA, Demokrat, 1998),<br />

Helge Degn (DK, Sozial<strong>de</strong>mokratin, 1998), Andras Barsony<br />

(H, Sozialist, 1998) und Schatzmeister Sir Peter Emery (GB,<br />

konservativ, 1997).<br />

Tätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausschüsse<br />

Die Erklärung von Stockholm sollte folgen<strong>de</strong> drei von <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n<br />

Ausschüssen überprüfte Themenbereiche umfassen:<br />

1. ein gemeinsames und umfassen<strong>de</strong>s Sicherheitsmo<strong>de</strong>ll für<br />

das 21. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t;<br />

2. Entwicklungen im Wirtschafts- und Umweltbereich in Osteuropa<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> GUS und ihre Auswirkungen auf die Sicherheit<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE-Region;<br />

3. Anpassungsschwierigkeiten von Flüchtlingen, Vertriebenen<br />

und Einwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ern in ihren festen o<strong><strong>de</strong>r</strong> vorübergehen<strong>de</strong>n<br />

Aufenthaltslän<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Auf Antrag hauptsächlich <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanischen Abgeordneten<br />

wur<strong>de</strong>n Fragen, die speziell Ex-Jugoslawien und die Türkei<br />

betrafen, in beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Entschliessungen behan<strong>de</strong>lt.<br />

Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> wur<strong>de</strong>n in die Erklärung von Stockholm gewisse Absätze<br />

eingefügt, die keinen Bezug zu <strong>de</strong>n allgemeinen Themen<br />

haben, während an<strong><strong>de</strong>r</strong>e ebenso interessante Absätze in<br />

keinem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Dokument aufgenommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Ausschuss für politische Angelegenheiten und Sicherheit<br />

Der Ausschuss tagte unter <strong>de</strong>m Vorsitz von Javier Ruperez<br />

(E). Die Schweizer Delegation war durch Peter Bloetzer und<br />

Otto Hess vertreten. Geprüft wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bericht über das europäische<br />

Sicherheitsmo<strong>de</strong>ll von Bruce George (GB).<br />

Gewisse Paragraphen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entschliessung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten eine<br />

Stimmenauszählung:<br />

Ein Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> belgischen Delegation, verschie<strong>de</strong>ne Optionen<br />

vorzusehen, auf welche die Staaten bei <strong>de</strong>n For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

nach Selbstbestimmung auf ihrem Gebiet zurückgreifen<br />

können, wur<strong>de</strong> von Herrn Schirinowski (Russland, liberal) bekämpft,<br />

aber schliesslich von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit angenommen.<br />

Dem Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> ukrainischen Delegation, im Interesse eines<br />

neuen gesamteuropäischen Sicherheitssystems in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

OSZE-Region ein Atomsperrgebiet zu schaffen, wur<strong>de</strong> trotz<br />

<strong>de</strong>s Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stan<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Delegierten <strong><strong>de</strong>r</strong> Nato-Staaten mit 30<br />

zu 26 Stimmen zugestimmt. Ein weiterer, von <strong>de</strong>n sozial<strong>de</strong>mokratischen<br />

Delegierten eingereichter Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsantrag<br />

ähnlichen Inhalts wur<strong>de</strong> mit 35 zu 26 Stimmen angenommen.<br />

Mit 26 zu 22 Stimmen wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> von Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at Bloetzer verfochtene<br />

Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizer Delegation angenommen, die<br />

Rolle und die Instrumente <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Präventivdiplomatie,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Konfliktbewältigung und <strong>de</strong>s Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufbaus<br />

nach Konflikten zu stärken und ihre Institutionen mit<br />

ausreichen<strong>de</strong>n Mitteln auszustatten.<br />

Mit 26 zu 20 Stimmen wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Griechisch-<br />

Zyprioten gestellte Antrag von Herrn Cox (GB) abgelehnt, gemeinsame<br />

Anstrengungen zur Regelung <strong><strong>de</strong>r</strong> bestehen<strong>de</strong>n<br />

Konflikte und zur Beseitigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verstösse gegen die<br />

OSZE-Prinzipien in <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE-Region zu unternehmen.

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