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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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18. Juni 1997 N 1337 Öffentlicher Verkehr. Neat<br />

zwingen<strong>de</strong> Kardinalfrage stellen, ob wir neue Tunnels wirklich<br />

brauchen. Nur weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat aus nicht nachvollziehbaren<br />

Grün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> EU zugesagt hat, für <strong>de</strong>n Transitverkehr<br />

solche zu bauen, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarf noch lange nicht ausgewiesen.<br />

Wir können das Geld dafür gar nicht aufbringen, ohne<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft und <strong>de</strong>m Steuerzahler grössten Scha<strong>de</strong>n zuzufügen.<br />

Weshalb diskutieren wir eigentlich über etwas, das das<br />

Schweizervolk in diesem Ausmass <strong><strong>de</strong>r</strong> Kosten gar nicht will?<br />

Wir brauchen zurzeit überhaupt keine neuen Bahnkapazitäten<br />

zu bauen. Es fehlt nämlich ganz einfach die Nachfrage<br />

nach Transportfracht, um die in <strong>de</strong>n Köpfen ausgeheckten<br />

Tunnels auszulasten. Darum wollen viele keinen Bedarf abklären.<br />

Das ist nicht nur unsere volle Überzeugung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

sauber belegbar.<br />

Die neuesten Zahlen zeigen klar, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Transitverkehr<br />

Nord–Süd über Österreich abgewickelt wird. Er hat dort um<br />

11,4 Prozent zugenommen, während die rollen<strong>de</strong> Landstrasse<br />

Basel–Lugano um 3 Prozent und Freiburg–Lugano<br />

um 15,6 Prozent abgenommen hat. Schon 1980 war die<br />

Schienenkapazität für die Gütertransporte durch die Schweiz<br />

erst zur Hälfte ausgelastet. Und die Milliar<strong>de</strong>n, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Staat<br />

seither in die Doppelspur am Lötschberg und <strong>de</strong>n Huckepackverkehr<br />

am Gotthard gebuttert hat, haben dafür gesorgt,<br />

dass <strong>de</strong>m so geblieben ist.<br />

Vor allem muss vor einem Baubeschluss zuerst die Frage beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n, woher <strong><strong>de</strong>r</strong> zusätzliche Güter- und Passagierverkehr<br />

kommen soll, um das Mammutprojekt auszulasten.<br />

Heute, wie ich schon gesagt habe, ist auf Jahrzehnte<br />

hinaus kein Bedarf an Alpentunnels absehbar. Die verkehrspolitischen<br />

Bedürfnisse in Europa haben sich nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wen<strong>de</strong> im Osten verlagert. Die Fixierung auf die Nord-Süd-<br />

Achse hat durch die neue West-Ost-Ausrichtung an Be<strong>de</strong>utung<br />

verloren. Ein zwingend nötiger Bedürfnisnachweis für<br />

das geplante gigantische Nord-Süd-Bauwerk Neat konnte bis<br />

heute nicht erbracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist doch ein Wahnsinn, ohne echte Bedürfnisse ein Milliar<strong>de</strong>nprojekt<br />

anzugehen, welches sicher ins Desaster führt!<br />

Trotz<strong>de</strong>m wollen viele von Ihnen hier im Saal daran festhalten.<br />

Für uns ist das schwer nachvollziehbar. Es wird wohl<br />

daran liegen, dass von ihnen keine grösseren eigenen finanziellen<br />

Leistungen erbracht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Ich bitte Sie sehr, <strong>de</strong>n Antrag Loretan Otto keinesfalls gutzuheissen.<br />

Marti Werner (S, GL): Im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> SP-Fraktion ersuche ich<br />

Sie dringend, <strong>de</strong>m Konzept <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit zu folgen und dabei<br />

zu bleiben, ansonsten wir in die Absturzzone geraten. Dessen<br />

muss man sich bewusst sein.<br />

Wenn wir <strong>de</strong>m Antrag Pelli und dann erst recht <strong>de</strong>m Antrag<br />

Loretan folgen – zu letzterem wer<strong>de</strong> ich auch noch Stellung<br />

nehmen –, besteht die reale Gefahr, dass wir letztlich ein Resultat<br />

à la Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at haben wer<strong>de</strong>n, ein Resultat, in <strong>de</strong>m man<br />

alles auf einmal realisieren will, was im Volk aber nie eine<br />

Mehrheit fin<strong>de</strong>n wird. Demzufolge steuert <strong><strong>de</strong>r</strong> Antrag Pelli,<br />

verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Antrag Loretan, die Vorlage auf die<br />

schiefe Bahn.<br />

Wenn nun Herr Pelli beim Verfassungsartikel einfach diesen<br />

Satz herausreisst, muss er sich bewusst sein, dass dann die<br />

Vorlage nicht mehr mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sbeschluss B übereinstimmt,<br />

wo wir eben in Artikel 10bis genau die entsprechen<strong>de</strong>,<br />

parallele Bestimmung haben, dass das Parlament<br />

durch einfachen Bun<strong>de</strong>sbeschluss die zweite Etappe freigeben<br />

soll.<br />

Es ist nicht einzusehen, weshalb man <strong>de</strong>m Volk nicht im Rahmen<br />

einer obligatorischen Volksabstimmung anhand <strong>de</strong>s<br />

Verfassungsartikels klarmachen und darlegen soll, wie man<br />

vorgehen will, dass man zuerst das eine und dann durch einen<br />

zweiten Beschluss das an<strong><strong>de</strong>r</strong>e machen will.<br />

Den Antrag Pelli, unterstützt durch die CVP-Fraktion, erachte<br />

ich <strong>de</strong>shalb als kontraproduktiv.<br />

Noch gefährlicher und kontraproduktiver ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Antrag Loretan.<br />

Herr Loretan, we<strong><strong>de</strong>r</strong> Sie noch ich, noch die CVP-Fraktion,<br />

noch die SP-Fraktion wer<strong>de</strong>n eine Bahn bauen, für die<br />

kein Bedarf besteht. Wir wer<strong>de</strong>n diese Neat sicher nur bauen,<br />

<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />

wenn dafür ein Bedarf besteht, sei das nun für die Lötschbergachse,<br />

sei das für die Gotthardachse. Wenn Sie <strong>de</strong>n Bedarfsnachweis<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfassung herausbrechen, liefern<br />

Sie sich ans Messer <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiheits-Partei, die dann zu Recht<br />

darauf hinweist, dass die Damen und Herren, die Milliar<strong>de</strong>n<br />

von Franken für Bahnen ausgeben wollen, diese auch ausgeben<br />

wollen, wenn nicht einmal ein Bedarf dafür besteht.<br />

Machen Sie diesen Fehler nicht! Man muss doch nicht immer<br />

selbst die gröbsten Fehler machen. Es genügt doch, wenn<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gegner Fehler macht, die man ausnutzen kann.<br />

Ich ersuche Sie <strong>de</strong>shalb, <strong>de</strong>n Antrag Loretan abzulehnen.<br />

Wir wollen eine Neat nur bauen, wenn dafür ein Bedarf besteht.<br />

Dafür stehen wir ein, und das soll auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfassung<br />

im Klartext stehen und als Grundlage für die obligatorische<br />

Volksabstimmung dienen.<br />

Seiler Hanspeter (V, BE): Was da vorgeschlagen wird, ist in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Tat ein Spiel mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>mokratischen Feuer. Ich möchte<br />

Sie warnen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfassung, über die das Volk abstimmen<br />

muss – und dieser Verfassungsartikel stellt einen enorm<br />

wichtigen Bestandteil dar –, diese Streichungen vorzunehmen;<br />

das erachte ich als gefährlich. Dann können Sie wirklich<br />

die ganze Neat begraben und die Maschinisten und Bauunternehmungen<br />

schon jetzt wegschicken.<br />

Welches Volk ist bereit, etwas zu bauen, wofür <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarf<br />

nicht nachgewiesen ist? Das macht in <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit kein<br />

Unternehmer, das macht keine Gemein<strong>de</strong>, das kann sich<br />

kein Kanton leisten. Der Bund will hier mit <strong>de</strong>m schlechten<br />

Beispiel vorangehen – das darf doch nicht passieren!<br />

Ich bitte Sie eindringlich, diese bei<strong>de</strong>n Anträge abzulehnen.<br />

Wenn Sie Ihnen zustimmen, dann provozieren Sie auch<br />

gleich ein Nein <strong>de</strong>s Volkes.<br />

Fri<strong><strong>de</strong>r</strong>ici Charles (L, VD): A l’article 23 alinéa 4, le groupe libéral<br />

vous propose <strong>de</strong> ne pas suivre la proposition Pelli. En<br />

effet, en biffant la troisième phrase qui précise que «dans le<br />

cadre du projet NLFA, les phases <strong>de</strong> la construction et le calendrier<br />

seront définis dans <strong>de</strong>s arrêtés fédéraux simples»,<br />

on enlève tout pouvoir aux Chambres fédérales. En effet, le<br />

Conseil fédéral <strong>de</strong>viendrait seul compétent pour déterminer<br />

les différentes étapes <strong>de</strong>s nouvelles lignes ferroviaires alpines.<br />

Le groupe libéral vous propose également <strong>de</strong> ne pas suivre<br />

la proposition Loretan Otto. S’il n’y a plus nécessité <strong>de</strong> prouver<br />

le besoin <strong>de</strong> la construction, alors à ce moment-là, je crois<br />

qu’on pourrait construire tout et n’importe quoi au mépris <strong>de</strong><br />

la situation financière, non seulement <strong>de</strong> la Confédération,<br />

mais aussi <strong>de</strong> l’économie qui <strong>de</strong>vra prendre en charge l’ensemble<br />

<strong>de</strong> ce projet, comme nous avons déjà eu l’occasion<br />

<strong>de</strong> le dire à cette tribune.<br />

Dans cette optique, le groupe libéral vous propose <strong>de</strong> refuser<br />

ces <strong>de</strong>ux propositions.<br />

Fischer-Seengen Ulrich (R, AG): Ich möchte zum Antrag<br />

Pelli etwas sagen: Die Befürchtungen, dass man das ganze<br />

Werk gefähr<strong>de</strong>, sind völlig unbegrün<strong>de</strong>t. Systematisch kann<br />

man diesen Satz durchaus streichen. Es ist so, dass in<br />

Absatz 4 zunächst festgehalten wird, dass die vier Eisenbahn-Grossprojekte<br />

in allgemeinverbindlichen Bun<strong>de</strong>sbeschlüssen<br />

geregelt wer<strong>de</strong>n. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat ist das tatsächlich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Wir wer<strong>de</strong>n über diesen allgemeinverbindlichen<br />

Bun<strong>de</strong>sbeschluss gleich anschliessend sprechen. Dort<br />

heisst es beispielsweise in Artikel 10bis gemäss Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission, dass das Parlament diese zweite<br />

Phase durch einen einfachen Bun<strong>de</strong>sbeschluss einleiten<br />

kann. Wir sind aber völlig frei, gestützt auf diese Verfassungskompetenz<br />

im allgemeinverbindlichen Bun<strong>de</strong>sbeschluss<br />

bei je<strong>de</strong>m einzelnen Projekt zu sagen, wie es im Detail<br />

geregelt bzw. abgewickelt wer<strong>de</strong>n muss. Der Satz, <strong>de</strong>n<br />

wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission beschlossen haben, bevor wir über<br />

<strong>de</strong>n Alpentransitbeschluss gesprochen haben, ist also durch<br />

all das, was wir in diesem Beschluss gesagt haben, überflüssig<br />

gewor<strong>de</strong>n.<br />

Ich bitte Sie, <strong>de</strong>m Antrag Pelli zu folgen. Sie können das ohne<br />

Be<strong>de</strong>nken tun!

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