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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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16. Juni 1997 N 1235 Asylgesetz und Anag. Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Juristen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission vorgenommen haben, wollte man<br />

festnageln, dass man nicht mit leichter Fahrlässigkeit ein<br />

Nichteintreten konstruieren könnte.<br />

Zu Artikel 31 Absatz 2 Litera e, zum Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit<br />

Fehr Hans: Man will die Diskussion <strong><strong>de</strong>r</strong> Volksinitiative nicht<br />

nochmals wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen. Man muss nach wie vor festhalten,<br />

dass sich unter <strong>de</strong>n Illegalen immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zahlreiche echte<br />

Flüchtlinge befin<strong>de</strong>n. Die Diskussion kommt mir so vor, Herr<br />

Fehr, wie wenn Sie dann, wenn Sie zum Beispiel Gesundheitskosten<br />

sparen müssten, <strong>de</strong>n Zugang zum Spital verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

wür<strong>de</strong>n, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme, dass unter diesen Kranken<br />

vielleicht einige Leute sein könnten, die diese Spitalbehandlung<br />

nicht brauchen wür<strong>de</strong>n. Am Schluss hätten wir alle kranken<br />

Leute bei <strong>de</strong>n Ärzten und eine Explosion <strong><strong>de</strong>r</strong> Kosten.<br />

Eine klare Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission war für die Ablehnung<br />

dieses Antrages.<br />

Zu Artikel 32: Herr Fischer-Hägglingen, Sie haben <strong>de</strong>n Teufel<br />

an die Wand gemalt, und zwar brandschwarz. Ich habe die<br />

Protokolle noch einmal durchgelesen. Niemand hat je etwas<br />

von <strong>de</strong>m angeführt, was Sie jetzt vermutet o<strong><strong>de</strong>r</strong> unterstellt haben:<br />

dass man <strong>de</strong>n Quellenschutz verletzen wür<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> dass<br />

man die Autoren von Informationen nennen wür<strong>de</strong>. Es wur<strong>de</strong><br />

nur eine Evaluation verlangt, und wir wissen in diesem Rat,<br />

was das heisst: eine Überprüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Argumente, damit man<br />

auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerung nachvollziehen kann, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat<br />

entschie<strong>de</strong>n hat. Das ist nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als ein <strong>de</strong>mokratischer<br />

Vorgang und eine Verankerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aussenpolitik<br />

im Inland. Von Quellenschutzverletzung und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Spionagestorys<br />

keine Spur! Sie haben auch gehört, dass die<br />

Fraktionen die Mehrheit unterstützen.<br />

Zum wichtigen Punkt dieses Paketes, zu Artikel 33: Ich gebe<br />

zu: Der Versuch, die Diskussionen zu straffen, die Abstimmungen<br />

ein wenig zusammenzulegen, war zum Teil eine<br />

Glücksache und nicht immer ganz sachlich begrün<strong>de</strong>t. Wir<br />

sehen jetzt auch, dass wir hier einen Artikel haben, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit<br />

Bezug auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Artikel eine eminente Be<strong>de</strong>utung bekommen<br />

hat.<br />

Die Kommission hat mit ihrer Formulierung im Grun<strong>de</strong> genommen<br />

einen Kompromiss schliessen wollen – Herr Leuba hat<br />

das am besten dargestellt. Es ging darum, dass die Leute nicht<br />

zu kurz kommen. Jemand hat in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission gesagt – und<br />

das war am Schluss die Meinung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit –, man wolle<br />

mit dieser Schutzbedürftigkeitsregelung das Asylrecht nicht<br />

tel quel aufheben. Es ging darum, dass man das individuelle<br />

Recht auf Asyl, wenn möglich, doch noch erhält.<br />

Persönlich muss ich sagen, dass das Problem nach <strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgten<br />

Diskussion sicher noch nicht ganz gelöst ist. Wir wer<strong>de</strong>n<br />

bei Artikel 66 weiter über <strong>de</strong>n individuellen Schutz innerhalb<br />

einer Gruppe diskutieren. Wenn also eine Gruppe<br />

Schutz bekommt, heisst das nicht, dass innerhalb dieser<br />

Gruppe nicht etliche Leute eigene, persönliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> individuelle<br />

Asylrechte geltend machen könnten. Es ging darum, eine<br />

gute Lösung zu fin<strong>de</strong>n. Die Mehrheit hat versucht, auf diese<br />

Lösung hinzuarbeiten. Ich <strong>de</strong>nke, dass die wichtigste Diskussion<br />

zu diesem Thema bei Artikel 66 stattfin<strong>de</strong>n wird. Wir haben<br />

jetzt eine Art Vorentscheidung zu treffen. Es geht bei dieser<br />

Nichteintretensdiskussion auch nicht darum, irgendwie<br />

<strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Safe countries zu erweitern. Das war auch ein<br />

Argument, das bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Formulierung <strong>de</strong>s Antrages <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission berücksichtigt wur<strong>de</strong>.<br />

Ich bitte Sie, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit zu folgen.<br />

Koller Arnold, Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt: Es ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat so, dass wir<br />

jetzt verschie<strong>de</strong>ne Artikel von ganz unterschiedlicher politischer<br />

Be<strong>de</strong>utung und Qualität miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> behan<strong>de</strong>ln. Der<br />

politisch entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Artikel ist Artikel 33, aber ich halte<br />

mich jetzt auch an die Reihenfolge.<br />

Zunächst zu <strong>de</strong>n Nichteintretensgrün<strong>de</strong>n nach Artikel 31:<br />

Hier ist es mir ein Anliegen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e zu Absatz 2<br />

Buchstabe a folgen<strong>de</strong>s festzuhalten: Gemäss Buchstabe a<br />

wird auf ein Asylgesuch nicht eingetreten, wenn die asylsuchen<strong>de</strong><br />

Person die Behör<strong>de</strong>n über ihre I<strong>de</strong>ntität täuscht und<br />

diese mit Wissen und Willen erfolgte Täuschung aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Daktyloskopie o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Beweismittel feststeht. Dabei<br />

kann eine Täuschung entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> aktiv o<strong><strong>de</strong>r</strong> passiv erfolgen,<br />

<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />

nämlich entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> durch bewusste Falschangaben o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber<br />

durch absichtliches Verschweigen von Tatsachen. Unter Täuschung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>ntität versteht man folglich die Falschangabe<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Verschweigen beispielsweise <strong>de</strong>s richtigen Namens<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> wahren Staatsangehörigkeit. Artikel 31 Absatz 2<br />

Buchstabe a fin<strong>de</strong>t nur dann Anwendung, wenn eine Person<br />

die Behör<strong>de</strong>n mit Wissen und Willen im Asylverfahren über<br />

ihre I<strong>de</strong>ntität täuscht. Zum Asylverfahren im weiteren Sinne<br />

gehört übrigens auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuch <strong><strong>de</strong>r</strong> illegalen Einreise, d. h.<br />

das Anhalten durch die Grenzbehör<strong>de</strong>n, verbun<strong>de</strong>n mit einer<br />

formlosen Wegweisung in einen Nachbarstaat.<br />

Zu Artikel 31 Absatz 2 Buchstabe b und damit zum Antrag<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit Zwygart: Wie wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft ausgeführt<br />

haben, ist es für die Behör<strong>de</strong>n ausseror<strong>de</strong>ntlich schwierig,<br />

bei Verletzung einer Mitwirkungspflicht <strong>de</strong>n Vorsatz nachzuweisen.<br />

Dies setzt nämlich voraus, dass die Verletzung in<br />

Kenntnis aller Pflichten mit Wissen und Willen begangen<br />

wird. Gera<strong>de</strong> das zweite Element, nämlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachweis <strong>de</strong>s<br />

Willens, ist aber in <strong>de</strong>n meisten Fällen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis nicht<br />

möglich.<br />

Deshalb schlagen wir Ihnen vor, dass zwar die Mitwirkungsverletzung<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Form <strong><strong>de</strong>r</strong> leichten Fahrlässigkeit nicht zu einem<br />

Nichteintretensentscheid führen kann, wohl aber eine<br />

grobfahrlässige Verletzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitwirkungspflicht.<br />

Mit «schuldhaft» möchten wir – im Gegensatz zur strafrechtlichen<br />

Terminologie – ausdrücken, dass eine Person die Mitwirkung<br />

dann verletzt, wenn sie durch aktives Han<strong>de</strong>ln dazu<br />

beiträgt o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn sie ein Tun, das ihr aufgrund ihres Alters,<br />

ihrer Ausbildung, ihrer beruflichen und sozialen Stellung vernünftigerweise<br />

zugemutet wer<strong>de</strong>n kann, unterlässt. Es sollen<br />

daher nur grobe Verletzungen von wesentlichen Mitwirkungspflichten,<br />

<strong>de</strong>nen ein schuldhaftes Verhalten <strong><strong>de</strong>r</strong> betreffen<strong>de</strong>n<br />

Person zugrun<strong>de</strong> liegt, zu einem Nichteintretensentscheid<br />

führen.<br />

Deshalb beantrage ich Ihnen hier, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit zuzustimmen<br />

und <strong>de</strong>n Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag Zwygart abzulehnen.<br />

Zum Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit Fehr Hans: Es ist hier zu Recht<br />

gesagt wor<strong>de</strong>n, Herr Fehr nehme ein Anliegen auf, über welches<br />

das Schweizervolk mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Abstimmung zur SVP-Initiative<br />

im letzten Herbst entschie<strong>de</strong>n habe. Als Demokraten<br />

sollten Sie sich auch an diesen Entscheid halten. Herr Fehr,<br />

wenn Sie übrigens sagen, wenn das Volk damals über die<br />

Zustän<strong>de</strong> im Asylbereich Bescheid gewusst hätte, so hätte<br />

es an<strong><strong>de</strong>r</strong>s entschie<strong>de</strong>n, erscheint mir dies als eine gewagte<br />

Behauptung. Ich erinnere mich sehr wohl an diesen Abstimmungskampf.<br />

Ich kam mir damals vor wie <strong><strong>de</strong>r</strong> «Arme Mann<br />

aus <strong>de</strong>m Toggenburg», weil wir überhaupt keine Mittel hatten,<br />

während<strong>de</strong>m die Anhänger <strong><strong>de</strong>r</strong> SVP-Initiative Mittel in<br />

sehr, sehr grossem Umfang hatten, um ihre Ansicht in <strong>de</strong>n<br />

Medien auch tatsächlich bekanntzumachen. Da ist es schon<br />

etwas weit hergeholt, wenn Sie sagen, das Volk habe damals<br />

nichts gewusst.<br />

Nein, das Volk wollte damals keine Abstriche an unserer humanitären<br />

Asylpolitik. Es ist nun einmal ein Faktum, dass gera<strong>de</strong><br />

schwerstbedrohte Menschen allenfalls aus Angst illegal<br />

in unser Land kommen und sich nicht an einem Grenzposten<br />

mel<strong>de</strong>n. Aber diese Dinge müssen wir hier nicht mehr von<br />

vorn behan<strong>de</strong>ln. Darüber haben wir im letzten Herbst ausführlich<br />

diskutiert.<br />

Ich möchte Sie daher bitten, diesen Antrag abzulehnen.<br />

Nun noch zum Mehrheitsantrag zu Artikel 32: Das ist an sich<br />

keine Schicksalsfrage. Ich glaube aber einfach, dass Evaluationsberichte,<br />

bei <strong>de</strong>nen wir <strong>de</strong>n Quellenschutz beachten<br />

müssen, und Evaluationsberichte, bei <strong>de</strong>nen wir auch auf<br />

aussenpolitische Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen<br />

haben, nur eine scheinbare Transparenz bringen. Deshalb ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat an sich nach wie vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass man<br />

eher auf <strong><strong>de</strong>r</strong>en Veröffentlichung verzichten sollte. Aber das<br />

scheint mir keine Schicksalsfrage zu sein.<br />

Eine ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage aber ist jene, über die Sie bei<br />

Artikel 33 zu beschliessen haben: Hier geht es nun tatsächlich<br />

um einen Angelpunkt dieser ganzen Vorlage. Wenn Sie<br />

hier <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II (Vollmer) zustimmten, wür<strong>de</strong> das ganze<br />

neue Konzept <strong>de</strong>s vorläufigen Schutzes untergehen und wir<br />

hätten keinerlei administrative Entlastung.

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