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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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Initiative parlementaire (Rychen) 1440 N 20 juin 1997<br />

dort, wo keine Mengenausweitungen stattfin<strong>de</strong>n, eine Kostenlawine<br />

mit sechsmal höheren Ausgaben zu bewältigen<br />

haben.<br />

Interessant ist – da wen<strong>de</strong> ich mich an die Sanitätsdirektoren<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kantone –, dass bei dieser Verlagerung etwas Eigenartiges<br />

stattgefun<strong>de</strong>n hat:<br />

1. Als die Gemein<strong>de</strong>n und Kantone die Pflege selber bezahlen<br />

mussten, hat man niemals Tarife gutgeheissen, wie sie<br />

heute von verschie<strong>de</strong>nen Sanitätsdirektoren gutgeheissen<br />

wer<strong>de</strong>n. Ich wür<strong>de</strong> es noch an<strong><strong>de</strong>r</strong>s formulieren: Es wür<strong>de</strong> keiner<br />

Kantonsregierung in <strong>de</strong>n Sinn kommen, For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Spitex, wie sie zum Teil im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Tarife erhoben wer<strong>de</strong>n,<br />

zu akzeptieren, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanton sie selber bezahlen<br />

müsste und dies politisch nicht möglich wäre. Aber wenn man<br />

sie auf die Krankenkassen abschieben kann, kann man als<br />

Schiedsrichter grosszügig die Tarife erhöhen. Diese Politik<br />

fin<strong>de</strong>t statt, und sie ist nicht richtig und muss gebremst wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Ich möchte Sie auf folgen<strong>de</strong>s aufmerksam machen: Wir<br />

haben 1996 über die Krankenkassen 57 Millionen Franken<br />

für Spitex bezahlt. Ein Jahr später, dieses Jahr nämlich, ergeben<br />

die Rechnungen bis jetzt, aufgerechnet auf ein Jahr,<br />

340 Millionen Franken für Spitex.<br />

Ich komme zur Behauptung, 60 Stun<strong>de</strong>n seien eine Rationierung:<br />

Der Bun<strong>de</strong>srat hat im Fall Solothurn für eine Begrenzung<br />

auf 60 Stun<strong>de</strong>n entschie<strong>de</strong>n, und dieser Entscheid beruht<br />

auf <strong>de</strong>n ausgeklügelten und hinterfragten Grundlagen,<br />

wonach nur wenige Prozente <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten mehr als<br />

60 Stun<strong>de</strong>n brauchen. Nur ganz wenige! Es ist doch ein ganz<br />

klarer Fall, dass alles, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitex-Verband Schweiz for<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

– 100 Stun<strong>de</strong>n pro Quartal –, völlig überrissen ist. In meiner<br />

Initiative steht, dass Leute, die wirklich mehr als<br />

60 Stun<strong>de</strong>n brauchen, diese auch bekommen. Die Briefe, die<br />

ich erhalten habe, in <strong>de</strong>nen sich Langzeitpatienten sorgen,<br />

dass sie vielleicht etwas mehr brauchen und dann aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Spitex herausfallen, ist völlig unverständlich. Es ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative<br />

auch ganz klar so begrün<strong>de</strong>t. Es wird kein Langzeitpatient,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> medizinisch begrün<strong>de</strong>t mehr Spitex braucht, herausfallen.<br />

Das stimmt nicht, und das wollen wir auch nicht!<br />

3. Bei <strong>de</strong>n Heimen haben die Krankenkassen letztes Jahr<br />

340 Millionen Franken bezahlt. Wissen Sie, wieviel es 1997<br />

sein wer<strong>de</strong>n? Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Monate Januar bis Mai aufgerechnet<br />

auf das ganze Jahr: 1,3 Milliar<strong>de</strong>n Franken!<br />

Das Parlament wollte eine Verschiebung von <strong><strong>de</strong>r</strong> öffentlichen<br />

Hand zum Steuerzahler, zum Prämienzahler. Aber es stimmt<br />

nicht, dass es in diesem Ausmass geschehen muss. Es<br />

stimmt nicht, dass es <strong><strong>de</strong>r</strong> Wille dieses Parlamentes war. O<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dann haben wir einen Fehler gemacht, aber dann stehen wir<br />

zu diesem Fehler und korrigieren ihn! Der Berichterstatter im<br />

Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at hat es am <strong>de</strong>utlichsten gesagt: Wir bezahlen<br />

schliesslich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankenversicherung, mit diesem Gesetz,<br />

einen Beitrag an die Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> allgemeinen Grundpflege.<br />

Ich spreche nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> medizinischen Pflege, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> allgemeinen Grundpflege. Etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es ist<br />

über die Krankenversicherungen gar nicht finanzierbar.<br />

Wenn Sie heute nicht ein Signal setzen, um diesen Trend zu<br />

brechen, dann sollten Sie nie mehr davon sprechen und jammern,<br />

dass die Prämien dann nicht nur 1998, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />

1999 und 2000 wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um um 10 bis 15 Prozent steigen. Das<br />

ist so sicher wie das Amen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche.<br />

Und zum Schluss: Für drei Jahre möchte ich keine neuen<br />

Gruppen von Leistungserbringern zulassen. Ich bin mir bewusst,<br />

Herr Cavalli, dass das nicht eine Politik für die Ewigkeit<br />

sein kann. Während <strong><strong>de</strong>r</strong> Geltungsdauer <strong>de</strong>s dringlichen<br />

Bun<strong>de</strong>sbeschlusses müssen wir z. B. mit <strong>de</strong>n Psychotherapeuten<br />

ärztlicher Richtung und mit <strong>de</strong>n Psychotherapeuten<br />

nichtärztlicher Richtung eine Lösung fin<strong>de</strong>n. Die nichtärztlichen<br />

Psychotherapeuten sagen zu Recht, sie seien zum Teil<br />

besser qualifiziert als Angestellte bei einem psychiatrischen<br />

Arzt, wo offenbar nach Reglement und Vorschrift fast je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann<br />

– um es etwas locker zu sagen – Psychotherapie betreiben<br />

kann. Dieses Problem <strong><strong>de</strong>r</strong> nichtärztlichen Psychotherapeuten<br />

nehme ich persönlich ernst. In diesen drei Jahren<br />

möchte ich aber verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass zur bisherigen Psychotherapie<br />

– mit Kosten von 300 Millionen Franken für ambulante<br />

und von 600 Millionen Franken für stationäre Behandlung –<br />

einfach noch alles dazukommt. Die Psychotherapeuten<br />

nichtärztlicher Richtung sagen, das koste nur etwa 250 Millionen<br />

Franken; wir sagen, das koste zusätzlich 500 Millionen<br />

Franken pro Jahr. Zuerst muss Ordnung geschaffen wer<strong>de</strong>n,<br />

und diese drei Jahre Verschnaufpause erlauben uns, diese<br />

Probleme zu lösen.<br />

Noch ein Schlussgedanke: Sind Sie sich bewusst, dass wir<br />

ein sehr teures Gesundheitswesen haben? Sind Sie sich bewusst,<br />

dass wir in Europa in diesem Bereich zu <strong>de</strong>n «führen<strong>de</strong>n»,<br />

teuersten Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n gehören? Es gibt sehr viele gleichgelagerte<br />

Län<strong><strong>de</strong>r</strong>, die ein wesentlich günstigeres Gesundheitswesen<br />

haben. Diese haben aber begriffen, dass man<br />

Leistungsbegrenzungen einführen muss. Sie können das<br />

drehen und wen<strong>de</strong>n, wie Sie wollen. Ich bitte Sie in diesem<br />

Sinne, jetzt nicht zu sagen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Rychen wolle rationieren. Die<br />

60 Stun<strong>de</strong>n pro Quartal sind etwas ganz Normales, und dass<br />

Kantone und Gemein<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflegeheime<br />

die Hälfte übernehmen, ist auch normal. Bei <strong>de</strong>n neuen Leistungserbringern<br />

einen Stopp zu machen ist absolut notwendig<br />

und unumgänglich. Damit verbauen wir nichts, Herr Cavalli,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wir haben Zeit für eine Verschnaufpause und<br />

können neue Lösungen suchen.<br />

Ich bitte Sie dringend, ein Zeichen zu setzen und dieser parlamentarischen<br />

Initiative Folge zu geben, damit die Kommission<br />

das näher prüfen kann.<br />

Baumann Stephanie (S, BE), Sprecherin <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit: Ich<br />

bitte Sie im Namen einer sehr grossen Kommissionsmin<strong><strong>de</strong>r</strong>heit,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> parlamentarischen Initiative Rychen keine Folge zu<br />

geben.<br />

Ich bitte Sie auch dringend zu be<strong>de</strong>nken, dass Sie mit einer<br />

Überweisung dieser Initiative <strong>de</strong>n Bemühungen um Kostendämpfung<br />

im Gesundheitswesen einen schlechten Dienst erweisen<br />

wür<strong>de</strong>n. Die knappe Kommissionsmehrheit war einfach<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> I<strong>de</strong>e beflügelt, dass jetzt irgend etwas Gutes gegen<br />

erneute Prämienerhöhungen gemacht wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Ich möchte Ihnen zeigen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg zum Guten nicht<br />

über diese Initiative führen kann. Herr Rychen hat ganz einfach<br />

punktuell drei Bereiche aus <strong>de</strong>m gesamten Gesundheitswesen<br />

herausgegriffen. Ein solches Vorgehen ist immer<br />

mit einer grossen Portion Willkür verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn man<br />

wür<strong>de</strong> hier mit Dringlichkeitsrecht in die Verordnungskompetenz<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates eingreifen und damit – hier liegt auch<br />

die Willkür – die Krankenpflege zu Hause und im Pflegeheim<br />

einer Son<strong><strong>de</strong>r</strong>behandlung unterstellen, ohne dass man gleichzeitig<br />

alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Problemfel<strong><strong>de</strong>r</strong> angehen wür<strong>de</strong>.<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite aber haben in <strong>de</strong>n letzten Wochen und<br />

Monaten – wir müssen diese Entwicklungen unbedingt auch<br />

in unsere Überlegungen einbeziehen – verschie<strong>de</strong>ne Arbeitsgruppen,<br />

die vom Bun<strong>de</strong>samt für Sozialversicherung<br />

eingesetzt wor<strong>de</strong>n sind, viel, viel breiter an dieser Problematik<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung <strong>de</strong>s Krankenversicherungsgesetzes gearbeitet.<br />

Sie haben uns inzwischen auch bereits Lösungsansätze<br />

präsentiert. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission ist auch immer gesagt<br />

wor<strong>de</strong>n, dass die betroffenen Parteien auf <strong>de</strong>m Verhandlungsweg<br />

zu einer Einigung kommen sollten. Gera<strong>de</strong> im Pflegebereich<br />

ist dies nun soweit gediehen, dass mit Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Krankenpflege-Leistungsverordnung und mit Empfehlungen<br />

für die Tarifverhandlungen die Belastung <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankenversicherung<br />

begrenzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Am Beispiel Spitex lässt sich zeigen, dass die Initiative Rychen<br />

eine zweckmässige Lösung für eine Kostenkontrolle<br />

nur behin<strong><strong>de</strong>r</strong>n wür<strong>de</strong>. Herr Rychen will eine maximale Stun<strong>de</strong>nlimite<br />

festsetzen, welche einerseits dazu verleiten kann,<br />

dass man sie auch wirklich ausschöpft, was nun wirklich nicht<br />

in unserem Interesse sein kann, und an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits verursacht<br />

sie einen unnötigen Prüfungsaufwand.<br />

Der Vorschlag <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsgruppe hingegen, <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzt auch<br />

vom Bun<strong>de</strong>srat übernommen wor<strong>de</strong>n ist, verlangt an erster<br />

Stelle eine Pflegebedarfsabklärung ohne Anspruch auf eine<br />

bestimmte Anzahl Spitex-Stun<strong>de</strong>n, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschlag installiert<br />

ein einheitliches Kontrollverfahren, das nach einer bestimmten<br />

Anzahl Stun<strong>de</strong>n zum Zuge kommt. Dieses System<br />

ist übrigens im Kanton Basel-Stadt bereits erprobt, und es hat<br />

<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale

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