Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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18. Juni 1997 N 1345 Öffentlicher Verkehr. Neat<br />
ten davon aus, dass wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> kritischen Piorazone auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Länge von 260 Meter einen Anteil von 25 Prozent zuckerförmigem<br />
Dolomit haben und einen Anteil von 75 Prozent Dolomitfels.<br />
Die geologischen Verhältnisse können – das ist uns<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anhörung im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission auch bestätigt<br />
wor<strong>de</strong>n – be<strong>de</strong>utend schlimmer sein. Wir können bis 80<br />
Prozent zuckerkörnigen Dolomit haben und lediglich<br />
20 Prozent Felsstrukturen. Wir haben in diesem Bereich einen<br />
Druck von 130 Bar. Um diese Pioramul<strong>de</strong> zu durchörtern,<br />
um diese bautechnisch zu durchstossen, will man diesen<br />
Bergdruck auf 30 Bar absenken. Wenn Sie aber dieses<br />
Gutachten gelesen haben, sehen Sie nirgends, wie diese<br />
Absenkung <strong>de</strong>s Druckes erfolgen soll. Im Gutachten heisst<br />
es dazu lediglich, Überlegungen und Schätzungen <strong>de</strong>uten<br />
darauf hin, dass man diesen Druck durch Ableitungen von<br />
Wasser reduzieren kann. Was geschieht aber, wenn dieser<br />
Druck nicht reduziert wer<strong>de</strong>n kann? Dann wer<strong>de</strong>n die Rahmenbedingungen<br />
für die Durchörterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Pioramul<strong>de</strong> be<strong>de</strong>utend<br />
schlechter sein.<br />
Noch viel mehr zu <strong>de</strong>nken geben sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Lösungsansatz,<br />
wie diese Pioramul<strong>de</strong> durchstossen wer<strong>de</strong>n soll. Diese Metho<strong>de</strong><br />
ist noch nie ausgeführt wor<strong>de</strong>n. Ich gehöre nicht zu<br />
<strong>de</strong>njenigen, die sagen, weil etwas noch nie gemacht wor<strong>de</strong>n<br />
ist, kann man es nicht machen. Aber ich gehöre zu <strong>de</strong>njenigen,<br />
die sich Gedanken machen, wenn man etwas Neues<br />
machen will. Beim Mo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong> Durchörterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Pioramul<strong>de</strong><br />
muss man gemäss diesem Vorschlag <strong><strong>de</strong>r</strong> Experten Bohrungen<br />
für Injektionen auf einer Länge von 2300 Metern machen,<br />
diverse Querbohrungen, um dann die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Injektionen zu machen. Die Experten <strong><strong>de</strong>r</strong> SBB gehen dabei<br />
von einer Tagesleistung von 80 Metern pro Arbeitstag aus.<br />
Das ist absolut «Best case», <strong>de</strong>nn für die 500 Meter Bohrungen,<br />
die sie bisher im Versuchsstollen gemacht haben, haben<br />
sie sage und schreibe eine halbes Jahr gebraucht. Das<br />
nur als Hinweis, dass dieser Lösungsansatz eben nicht funktionieren<br />
kann.<br />
Ein zweiter Hinweis: In diesem Gutachten geht man davon<br />
aus, dass man im Stollen sechs bis acht Maschinen gleichzeitig<br />
einsetzen kann. Je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> einmal in einem Tunnel gestan<strong>de</strong>n<br />
ist, wird Ihnen sagen, dass das praktisch nicht möglich<br />
ist. Beim Autobahntunnel durch <strong>de</strong>n Gotthard – Herr<br />
Theiler, ich weiss, dass Sie gerne bauen und davon auch etwas<br />
verstehen – konnte man nur eine Bohrmaschine einsetzen.<br />
Und wenn nur eine Bohrmaschine eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, heisst das, dass man nicht eine Bauzeit von vier Jahren<br />
hat, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine um <strong>de</strong>n Faktor sechs längere Bauzeit.<br />
Wenn ich nun auch von einem besseren Ansatz ausgehe und<br />
sage, man könne zwei einsetzen, hat man einen um <strong>de</strong>n Faktor<br />
drei längere Bauzeit.<br />
Ich will Ihnen mit diesen zwei Argumenten nur sagen, dass<br />
die Probleme enorm sind. Was kann man nun machen? Man<br />
kann das Ganze negieren. Man kann Lobbying machen und<br />
Hurra- und Aufbruchstimmung verbreiten. Das allein genügt<br />
aber nicht. Mit Lobbying können Sie eine schwierige geologische<br />
Zone nicht überbrücken. Man kann aber etwas intelligenter<br />
sein, in<strong>de</strong>m man an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Lösungsansätze in Betracht<br />
zieht. Ich mache die Prophezeiung, dass wir dort erhebliche<br />
Probleme und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit grosse<br />
Schwierigkeiten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Realisierung haben wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn wir das wissen, müssen wir nach an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Lösungsansätzen<br />
suchen, und genau einen solchen bietet <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag.<br />
In<strong>de</strong>m eben im Beschluss selbst die Linienführung<br />
nicht fixiert wird, sollen auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Linienführungen<br />
realisiert wer<strong>de</strong>n können, ohne dass man nochmals von<br />
vorne beginnen muss. Wenn man diesem Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag<br />
nicht folgt und mein Szenario eintritt, wer<strong>de</strong>n Sie in diesem<br />
Rat, wenn Sie <strong>de</strong>n Gotthard realisieren müssen und wollen,<br />
noch ein drittes Mal zum Gotthardtunnel Stellung nehmen.<br />
Gera<strong>de</strong> das will ich nicht, und gera<strong>de</strong> aus diesem Grund bietet<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag eine Stärkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Position am<br />
Gotthard. An diesem Antrag sollten alle interessiert sein, die<br />
ein reales Interesse daran haben, dass die Gotthardlinie<br />
letztlich realisiert wird.<br />
Es gibt an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Varianten, die evaluiert – dafür haben wir im<br />
Zwischenkredit entsprechen<strong>de</strong> Tranchen vorgesehen – und,<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
wenn dann die vorgesehene Variante nicht realisiert wer<strong>de</strong>n<br />
kann, schliesslich auch realisiert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Ich ersuche Sie <strong>de</strong>shalb, <strong>de</strong>m Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag zuzustimmen.<br />
Er gibt mehr Flexibilität, er stärkt die Position <strong>de</strong>s Gotthards<br />
und er gibt eine klare Antwort auf die Frage nach <strong>de</strong>n<br />
Schwierigkeiten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Pioramul<strong>de</strong>.<br />
Wir haben nicht nur geologische Schwierigkeiten im Rahmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Pioramul<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wir wer<strong>de</strong>n diese auch beim Tavetscher<br />
Zwischenmassiv haben.<br />
Steinegger Franz (R, UR): Ich bin bereits darauf angesprochen<br />
wor<strong>de</strong>n, dass ich für die Berg- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Talvariante sprechen<br />
wür<strong>de</strong>. Ich spreche nur dafür, dass Sie überhaupt etwas<br />
machen. Diejenigen, die nicht ständig im Kanton Uri Ferien<br />
machen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht ständig durch <strong>de</strong>n Kanton Uri fahren,<br />
möchte ich einla<strong>de</strong>n, die Seite 157 <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft aufzuschlagen.<br />
Hier haben Sie die geographischen Gegebenheiten, mit<br />
<strong>de</strong>nen ich Sie jetzt etwas beschäftigen wer<strong>de</strong>.<br />
Wenn Sie diesen Artikel 5bis anschauen, dann sehen Sie,<br />
dass das Neat-Konzept beim Gotthard <strong>de</strong>n Basistunnel umfasst<br />
und eine Neubaustrecke von etwa sieben Kilometern im<br />
Sü<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Basistunnel für die Umfahrung Biasca.<br />
Wenn Sie alles dazunehmen, sind es noch einmal ein bis<br />
zwei Kilometer, total also etwa neun Kilometer. Dann haben<br />
Sie <strong>de</strong>n Ceneribasistunnel, Sie haben die Verknüpfungen an<br />
<strong>de</strong>n Stammlinien, und Sie haben die Baustellenerschliessung<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Surselva. Dazu kommt noch die Anbindung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ostschweiz an die Gotthardlinie, und zwar u. a. mit einem<br />
neuen Zimmerbergtunnel.<br />
Nun wird mit dieser Lösung bewirkt, dass die Zufahrt zum<br />
Gotthardbasistunnel im Kanton Uri über die alte Stammlinie<br />
von 1882 abgewickelt wer<strong>de</strong>n soll. Der Alpentransitbeschluss<br />
von 1991 hatte ja im Gegensatz dazu eine neue Linie<br />
von Arth-Goldau bis zum Basisportal Nord vorgesehen. Der<br />
neue Antrag verstärkt die Zulaufstrecken – im Nor<strong>de</strong>n mit<br />
<strong>de</strong>m Zimmerbergtunnel, im Sü<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Ceneritunnel –<br />
und schafft mit <strong>de</strong>m Basistunnel zusätzliche Kapazitäten. Im<br />
Nor<strong>de</strong>n wird hingegen auf eine Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zulaufstrecken<br />
verzichtet. Dies be<strong>de</strong>utet, dass in Zukunft nicht nur<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> heutige Verkehr auf <strong>de</strong>n alten Gleisen durch die Urner<br />
Dörfer abgewickelt wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch <strong><strong>de</strong>r</strong> zusätzliche Verkehr,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Neat ausgelöst wird.<br />
Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Bergstrecke am Gotthard und am Ceneri ist diese<br />
Zufahrtsstrecke im Kanton Uri <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentliche Flaschenhals<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthardlinie. Sie können <strong>de</strong>n Gotthardtunnel längerfristig<br />
nicht vernünftig nutzen, wenn diese Zulaufstrecke nicht<br />
erneuert wird. Wir haben im Nor<strong>de</strong>n die Linie Luzern–Immensee–Arth-Goldau,<br />
die Linie Rotkreuz–Immensee–Arth-<br />
Goldau und die Linie Zug–Arth-Goldau, die Sie jetzt noch mit<br />
<strong>de</strong>m Zimmerbergtunnel verstärken, also total fünf Gleise. Sie<br />
haben dann vom Tunnel weg zwei Gleise für <strong>de</strong>n Basistunnel<br />
und zwei Gleise, die für die Bergstrecke bleiben. Dazwischen<br />
haben Sie eine zweigleisige Verbindungsstrecke durch <strong>de</strong>n<br />
Kanton Uri auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthardbahn von 1882. Das<br />
be<strong>de</strong>utet natürlich auch, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Regionalverkehr<br />
Richtung Nor<strong>de</strong>n – Luzern usw. – in Zukunft auf die Strasse<br />
muss, weil er auf diesen zwei Gleisen, die dazwischen sind,<br />
keinen Platz mehr hat.<br />
Dazu kommt, dass nun diese Verknüpfung <strong>de</strong>s neuen Basistunnels<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Stammlinie im Raum zwischen Erstfeld<br />
und Altdorf teure Provisorien erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Allein aus <strong>de</strong>m Umstand,<br />
dass man eine Lösung treffen muss, die <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Varianten im Kanton Uri gerecht wird, kommen Zusatzkosten<br />
von 30 Millionen Franken. Es kommen umfangreiche<br />
Lärmschutzmassnahmen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Stammlinie, um <strong>de</strong>n<br />
Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltschutzgesetzgebung zu genügen.<br />
Alle diese Ausgaben sind längerfristig für die Katze, wenn Sie<br />
dann die Zufahrtslinien irgen<strong>de</strong>inmal bauen wollen.<br />
Für <strong>de</strong>n Kanton Uri besteht aber die eigentliche Crux darin,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsraum, nämlich das untere Reusstal zwischen<br />
Erstfeld und Urnersee, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung vollständig<br />
blockiert wird. Die verschie<strong>de</strong>nen Varianten, die wir haben –<br />
übrigens bis auf die Stufe Vorprojekte bereinigt –, tangieren<br />
ganz unterschiedliche Räume und haben verschie<strong>de</strong>ne Auswirkungen.<br />
Faktisch wird <strong><strong>de</strong>r</strong> wirtschaftlich nutzbare Raum im