Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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Gestion du Conseil fédéral 1024 N 5 juin 1997<br />
Entscheidfindung von allem Anfang an mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage befassen,<br />
wie ihr Beschluss auch informationsmässig <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerung<br />
klargemacht und transportiert wer<strong>de</strong>n kann. Wir erhoffen<br />
uns auch einen kleinen Beitrag zur Bekämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Indiskretionen.<br />
Es ist klar, dass we<strong><strong>de</strong>r</strong> Transparenz im Bun<strong>de</strong>srat<br />
noch das Öffentlichkeitsprinzip Indiskretionen verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Immerhin sind wir aber sicher, dass es dazu führen<br />
wird, dass wenigstens die Rechtfertigungsgrün<strong>de</strong> für gewisse<br />
Personen entfallen!<br />
Wir erhoffen uns im weiteren – und erwarten das auch – klare<br />
Kompetenzzuweisungen in Krisenzeiten. Der Bun<strong>de</strong>srat<br />
muss die Information in Krisenzeiten durch <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten<br />
autoritativ führen und dabei von einem Informationsbeauftragten<br />
unterstützt wer<strong>de</strong>n, von einem Informationsbeauftragten,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> für die Informationskoordination unter <strong>de</strong>n Departementen<br />
verantwortlich ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> vor allem aber auch für<br />
<strong>de</strong>n Aufbau eines Informationsfrühwarnsystems verantwortlich<br />
ist.<br />
Viel zu re<strong>de</strong>n – auch viel zu kritisieren – gab die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
nach einem Bun<strong>de</strong>sratssprecher. Ich kann festhalten, dass<br />
wir nicht das Gleiche meinen, wie es seinerzeit dieser Rat abgelehnt<br />
hat. Für uns wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sratssprecher in erster<br />
Linie für die Führung <strong><strong>de</strong>r</strong> Information und für <strong>de</strong>n Aufbau eines<br />
Frühwarnsystems verantwortlich. Er wäre die Stimme<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates nur in or<strong>de</strong>ntlichen Lagen, wür<strong>de</strong> also <strong>de</strong>n<br />
Bun<strong>de</strong>srat in Krisensituationen nie ersetzen können. Dort erwarten<br />
wir klar, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat selber «an Deck» geht<br />
und die Verantwortung für die Information übernimmt.<br />
Im weiteren möchten wir, dass die Informationsstrukturen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Strafverfolgungsbehör<strong>de</strong>n überprüft wer<strong>de</strong>n. Es ist uns bewusst,<br />
dass das nicht eine unproblematische For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist.<br />
Wir sind uns bewusst, dass es die Gewaltenteilung und das<br />
Geheimnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Voruntersuchung gibt. Gleichwohl scheint uns<br />
die momentane Situation völlig unbefriedigend zu sein. Ich<br />
möchte Sie nur an die peinliche, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit geführte<br />
«Maulkorb-Diskussion» – Maulkorb ja o<strong><strong>de</strong>r</strong> Maulkorb nein? –<br />
zwischen Herrn Bun<strong>de</strong>srat Ogi und Frau Bun<strong>de</strong>sanwältin Del<br />
Ponte erinnern.<br />
Die GPK erwartet, dass sich Bun<strong>de</strong>srat und Verwaltung wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
einmal daran erinnern, dass die Medien zwar ein wichtiger<br />
Kanal für Informationen sind, dass das Parlament o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
die Kantone als Direktadressaten aber min<strong>de</strong>stens davon<br />
müssen ausgehen können, dass sie gleichzeitig informiert<br />
und mit <strong>de</strong>m gleichen Material beliefert wer<strong>de</strong>n.<br />
Erlauben Sie mir zum Abschluss eine kurze Bemerkung zur<br />
Situation an <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sgerichten dieses Lan<strong>de</strong>s: Die GPK<br />
hat wie alle Jahre die Gerichte in Luzern und Lausanne besucht<br />
und bei bei<strong>de</strong>n Gerichten einen frappanten Stimmungswechsel<br />
festgestellt.<br />
Bis anhin war das Bun<strong>de</strong>sgericht in Lausanne das Sorgenkind.<br />
Offenbar hat dort mit <strong>de</strong>m personellen Wechsel an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Spitze auch ein Stimmungswechsel stattgefun<strong>de</strong>n. Wir haben<br />
mit Befriedigung feststellen können, dass offenbar <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Teamgeist – die Bereitschaft, die grosse Fülle <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle zusammen<br />
an die Hand zu nehmen – wie<strong><strong>de</strong>r</strong> spielt. Wir haben<br />
festgestellt, dass z. B. die bun<strong>de</strong>sgerichtlichen Entschei<strong>de</strong><br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> im Dreimonatsrhythmus publiziert wer<strong>de</strong>n und so <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
breiten Öffentlichkeit rechtzeitig zur Verfügung stehen. Und<br />
wir haben mit Befriedigung feststellen können, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> neue<br />
Präsi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> Anklagekammer gewillt ist, die Telefonkontrolle<br />
künftig nicht nur als formelle Kontrolle durchzuführen.<br />
Ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Stimmung in Luzern: Alarmierend, ich<br />
wür<strong>de</strong> sogar sagen: dramatisch; die Belastung hat enorm zugenommen.<br />
Sie kennen die Grün<strong>de</strong>, sie sind vielfältig: die soziale<br />
Situation, neue Gesetzgebungen usw.<br />
Entsprechend war dann auch die Stimmung. Wir wussten bereits,<br />
wir haben es Ihnen auch schon vor einem Jahr berichtet,<br />
dass das Eidgenössische Versicherungsgericht in Luzern<br />
durchaus mit <strong>de</strong>m Gedanken spielt, eine Aufstockung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Richterzahl vorzunehmen. Dieses Thema ist ja ausgesetzt<br />
wor<strong>de</strong>n, aber ich möchte Ihnen einfach bekanntgeben, dass<br />
die Richter in Luzern, min<strong>de</strong>stens die Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Eidgenössischen<br />
Versicherungsgerichtes, die Situation als sehr<br />
dramatisch geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t haben. Die Präsi<strong>de</strong>ntin hat gesagt,<br />
man stehe kurz vor <strong>de</strong>m Kollaps in bezug auf die Belastung.<br />
Nun wartet alles auf die Verfassungsreform, alles hofft darauf,<br />
dass sie die Lösung bringen wer<strong>de</strong>. Ich will nicht näher<br />
darauf eintreten. Ich möchte Ihnen nur zu be<strong>de</strong>nken geben,<br />
dass wir als Parlament, wenn diese Reform nicht kommt und<br />
nicht bald kommt, dringend gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t sind, für Luzern eine<br />
Lösung zu fin<strong>de</strong>n, die es <strong>de</strong>m Eidgenössischen Versicherungsgericht<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erlaubt, sich im Sinne einer höchstrichterlichen<br />
Rechtsprechung die nötige Zeit für Grundsatzentschei<strong>de</strong><br />
zu nehmen und entsprechend urteilen zu können.<br />
Präsi<strong>de</strong>nt: Bevor ich Frau Gadient das Wort zur Jugendpolitik<br />
gebe, möchte ich die jugendlichen Besucherinnen und Besucher<br />
auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Tribüne ganz speziell begrüssen und ihnen<br />
versichern, dass diejenigen Rätinnen und Räte, die im Saal<br />
anwesend sind, doppelt so aufmerksam sind, wie sie es wären,<br />
wenn alle hier wären.<br />
Gadient Brigitta (V, GR), Berichterstatterin: «Arrêtez la terre,<br />
je veux <strong>de</strong>scendre!» So lautet eine Wandbeschriftung in Neuenburg.<br />
Damit nicht plötzlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunsch unserer Jugend lautet: «Arrêtez<br />
la Suisse, nous voulons <strong>de</strong>scendre», sind wir alle gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t,<br />
die Anliegen und Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong> Jugend ernst zu nehmen<br />
und dafür zu sorgen, dass Jugendfragen in unserer Politik<br />
– nicht nur auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Tribüne – vermehrt und gezielt angegangen<br />
wer<strong>de</strong>n. Die GPK hat <strong>de</strong>shalb einen ganz speziellen<br />
Schwerpunkt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Jugend gesetzt und als spezielle Themen<br />
die Berufsbildung und die Situation <strong><strong>de</strong>r</strong> Fachhochschulen,<br />
die Jugendarbeitslosigkeit und <strong>de</strong>n Jugendalkoholismus<br />
aufgegriffen.<br />
1. Zur Berufsbildung und zu <strong>de</strong>n Fachhochschulen: Die GPK<br />
begrüsst <strong>de</strong>n Bericht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates über die Berufsbildung.<br />
Dieser enthält eine Auslegeordnung von Massnahmen,<br />
um insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Rahmenbedingungen für die berufliche<br />
Grund-, aber auch Weiterausbildung so zu entwikkeln,<br />
dass sie sich auch in Zukunft <strong>de</strong>n sich stark verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Verhältnissen in Wirtschaft und Gesellschaft wer<strong>de</strong>n<br />
anpassen können. Die Berufsbildung muss so gestaltet sein,<br />
dass sie für alle Jugendlichen einen vielversprechen<strong>de</strong>n Weg<br />
für <strong>de</strong>n Eintritt ins Berufsleben darstellt.<br />
Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die nächste Woche<br />
zur Diskussion gelangen<strong>de</strong>n Vorschläge <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
für Wissenschaft, Bildung und Kultur Ihres Rates.<br />
Bei <strong>de</strong>n Fachhochschulen, welche einen wichtigen Pfeiler im<br />
neuen Bildungskonzept darstellen, führte die Verzögerung<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong>en Aufbau zu Besorgnis in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission. Die GPK<br />
konnte sich zwar davon überzeugen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat das<br />
Problem erkannt und Massnahmen ergriffen hat, um möglichst<br />
rasch Abhilfe zu schaffen. Dennoch hält sie fest, dass<br />
gera<strong>de</strong> in einem für die Zukunft unseres Lan<strong>de</strong>s so wichtigen<br />
Schlüsselbereich <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Vorfälle unverzeihlich sind. Sie<br />
wird die Fortsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Fachhochschulen<br />
<strong>de</strong>shalb weiterverfolgen.<br />
2. Zur Jugendarbeitslosigkeit: Ein weiteres beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Anliegen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> GPK ist die Bekämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Zwar existieren bereits verschie<strong>de</strong>ne, arbeitsmarktliche<br />
Massnahmen wie Berufspraktika, Programme zur vorübergehen<strong>de</strong>n<br />
Beschäftigung, die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> selbständigen Erwerbstätigkeit,<br />
Einarbeitungszuschüsse und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mehr,<br />
von <strong>de</strong>nen jugendliche Arbeitslose profitieren können. Dennoch<br />
wer<strong>de</strong>n sich vorab die anstehen<strong>de</strong>n Reformen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Berufsbildung dieser Problematik noch vermehrt widmen<br />
müssen, so zum Beispiel betreffend die Lage auf <strong>de</strong>m Lehrstellenmarkt.<br />
Schliesslich muss auch die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von jugendlichen<br />
Arbeitslosen verbessert wer<strong>de</strong>n, und dabei wer<strong>de</strong>n<br />
nicht zuletzt die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Schweiz eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielen.<br />
3. Zum Jugendalkoholismus: Das Alkoholproblem hat in unserer<br />
Gesellschaft eine grosse volksgesundheitliche und soziale<br />
Be<strong>de</strong>utung. Während nun in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong><strong>de</strong>r</strong> Alkoholkonsum<br />
insgesamt abgenommen hat, ist er bei <strong>de</strong>n Jugendlichen<br />
– nicht zuletzt durch die Einführung neuer Getränke<br />
wie Soft-Spirituosen – stark angestiegen. Die GPK<br />
hält <strong>de</strong>shalb das vom Bun<strong>de</strong>srat in Aussicht gestellte Mass-<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale