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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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Motion d’ordre 1428 N 20 juin 1997<br />

Sechzehnte Sitzung – Seizième séance<br />

Freitag, 20. Juni 1997<br />

Vendredi 20 juin 1997<br />

08.00 h<br />

Vorsitz – Prési<strong>de</strong>nce: Stamm Judith (C, LU)<br />

__________________________________________________________<br />

Ordnungsantrag<br />

Motion d’ordre<br />

__________________________________________________________<br />

Cavalli Franco (S, TI): Ich weiss, es ist Freitag morgen, und<br />

nach einer Woche <strong><strong>de</strong>r</strong> zu langen Debatten herrscht Aufbruchstimmung.<br />

Man hat Ordnungsanträge nicht gerne.<br />

Ich verstehe auch Herrn Rychen: Durch einige Schwierigkeiten<br />

seiner Krankenkasse ist er im Moment etwas «zappelig»,<br />

und er möchte, dass die Sachen schnell behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Aber trotz<strong>de</strong>m scheint mir dieses Geschäft zu wichtig, als<br />

dass wir es heute in Kategorie IV ganz schnell durchschleusen<br />

dürften – auch weil wir wissen, dass wir um 9 Uhr fertig<br />

sein müssen und wir überhaupt keine Gelegenheit haben,<br />

darüber zu diskutieren.<br />

Ich wollte eigentlich beantragen, dass man dieses Geschäft<br />

heute in Kategorie III behan<strong>de</strong>lt, aber ich darf das nicht tun,<br />

weil die Sitzung rechtzeitig abgeschlossen wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Deswegen bleibt mir nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, als zu beantragen, dieses<br />

Geschäft auf die Herbstsession zu verschieben.<br />

Ich möchte das kurz erklären: Die parlamentarische Initiative<br />

Rychen ist zum Teil absolut nutzlos, weil die gleichen Probleme,<br />

wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat diese Woche gezeigt hat, auf <strong>de</strong>m<br />

Verordnungsweg gelöst wer<strong>de</strong>n können. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits gibt<br />

sie ein sehr starkes und sehr gefährliches politisches Signal.<br />

Es ist das erste Mal, dass mit einer parlamentarischen Initiative<br />

eine Kehrtwendung von 180 Grad in unserer Gesundheitspolitik<br />

verlangt wird. Das können wir nicht einfach so<br />

durchgehen lassen, ohne darüber zu diskutieren. Dass <strong>de</strong>m<br />

so ist, haben die sehr heftigen Reaktionen aller Verbän<strong>de</strong><br />

gezeigt. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Verband, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz zur Gesundheitspolitik<br />

etwas zu sagen hat, hat zu dieser Initiative Stellung<br />

genommen, von <strong>de</strong>n Spitex-Angestellten zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Organisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Krankenschwestern usw. Es<br />

ist also ein wichtiges Geschäft. Deshalb müssen wir Zeit<br />

haben, dieses Geschäft in Ruhe zu besprechen. Es wäre<br />

höchst unverantwortlich, dieses Geschäft nicht zu diskutieren.<br />

Was will Herr Rychen? Herr Rychen will vermei<strong>de</strong>n, dass in<br />

Gesundheitspolitik Neuerungen eingeführt wer<strong>de</strong>n. Er sagt<br />

einfach: Alles soll gestoppt wer<strong>de</strong>n. Damit können wir unserer<br />

Gesundheitspolitik nicht helfen. Ich glaube, damit helfen<br />

Sie nur <strong>de</strong>n maro<strong>de</strong>n Finanzen einiger Krankenkassen, aber<br />

nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheitspolitik. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheitspolitik müssen<br />

wir ein Viertel an unnötigen Leistungen, die heute erbracht<br />

wer<strong>de</strong>n, verschwin<strong>de</strong>n lassen, damit wir Raum haben,<br />

Neuerungen einzuführen. Zum Beispiel ist es sicher gut,<br />

wenn Frau Bun<strong>de</strong>srätin Dreifuss jetzt die Mammographie zur<br />

Frühdiagnose von Mammakarzinom einführt. Das ist etwas<br />

Neues, und damit sparen wir spätere Behandlungskosten.<br />

Gesundheitspolitik kann man nicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Rasenmähermetho<strong>de</strong><br />

machen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> in<strong>de</strong>m man sagt: Alles stoppen! Wenn<br />

wir alles stoppen, ist das strukturerhaltend, ist das nicht die<br />

richtige Metho<strong>de</strong>, um unsere Gesundheitspolitik ins Gleichgewicht<br />

zu bringen. Deshalb müssen wir Zeit haben, das zu<br />

diskutieren.<br />

Ich beantrage, dass wir dieses Problem, das im Praktischen<br />

durch <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat schon diese Woche gelöst wird, seiner<br />

politischen Seite nach in <strong><strong>de</strong>r</strong> Herbstsession diskutieren, weil<br />

wir heute nicht die Möglichkeit haben, das zu tun.<br />

Präsi<strong>de</strong>ntin: Ich möchte Sie auf folgen<strong>de</strong>s aufmerksam machen:<br />

Es ist üblich, parlamentarische Initiativen, welche sich<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Phase befin<strong>de</strong>n – Entscheid über Folge geben<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht Folge geben –, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> in Kategorie V o<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

wenn die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit aus mehr als 5 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n besteht, in<br />

Ka-tegorie IV zu behan<strong>de</strong>ln. Wir schlagen Ihnen also das übliche<br />

Verfahren vor. Sie wissen zu<strong>de</strong>m, dass wir um 10.15<br />

Uhr hier im Saal eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Veranstaltung haben, weshalb<br />

die Behandlung in einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Kategorie praktisch<br />

nicht möglich ist.<br />

Theiler Georges (R, LU): Herr Cavalli, Sie haben eben gesagt,<br />

im Gesundheitswesen wür<strong>de</strong>n unnötige Leistungen erbracht.<br />

Ich frage Sie an: Wer erbringt diese unnötigen Leistungen?<br />

Sind es die Ärzte, die Spitäler, o<strong><strong>de</strong>r</strong> sind es vielleicht<br />

die Patienten, die unnötige Leistungen for<strong><strong>de</strong>r</strong>n?<br />

Cavalli Franco (S, TI): Alle Gesundheitsexperten sagen, ein<br />

Viertel <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungen sei unnötig, und diese Leistungen wer<strong>de</strong>n<br />

sowohl von Ärzten als auch von allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Leistungserbringern<br />

erbracht.<br />

Rychen Albrecht (V, BE): Ich verstehe natürlich, dass Herr<br />

Cavalli als Gegner dieser Initiative versucht, sie zu verzögern.<br />

Aber ich bin doch etwas erstaunt, wenn er sagt, es<br />

wür<strong>de</strong> schnell, schnell über sehr wichtige Dinge entschie<strong>de</strong>n,<br />

wenn wir meine Initiative heute behan<strong>de</strong>ln wür<strong>de</strong>n. So ist es<br />

nicht. Die Präsi<strong>de</strong>ntin hat darauf hingewiesen, dass es nur<br />

um die Frage geht, ob wir <strong><strong>de</strong>r</strong> parlamentarischen Initiative<br />

Folge geben o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Dann geht sie zurück in die Kommission,<br />

und selbst <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiant weiss, dass dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Text abgeän<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n kann, dass dann Verhandlungen über die Formulierungen<br />

geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ich bitte Sie, diese Verzögerung nicht zu akzeptieren. Es ist<br />

dringlich, dass das Parlament darüber entschei<strong>de</strong>t, ob wir Signale<br />

zum Sparen und Eingrenzen von medizinischen Leistungen<br />

setzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht.<br />

Deiss Joseph (C, FR): Je vous invite à rejeter la motion d’ordre<br />

Cavalli.<br />

Il ne s’agit pas d’absoudre ce matin l’initiative parlementaire<br />

Rychen (97.402), mais simplement <strong>de</strong> la transmettre à la<br />

commission pour que celle-ci puisse préparer le projet définitif.<br />

Le groupe démocrate-chrétien, par exemple, acceptera <strong>de</strong><br />

donner suite à cette initiative, mais émettra <strong>de</strong>s réserves lors<br />

<strong>de</strong>s délibérations.<br />

En dépit <strong>de</strong> tout ce que M. Cavalli a pu nous dire, les assurés,<br />

dans notre pays, sont inquiets et s’atten<strong>de</strong>nt à ce que le Parlement<br />

prenne ce dossier en main. Refuser <strong>de</strong> le faire ce matin,<br />

c’est vraiment donner alors le faux signal.<br />

Abstimmung – Vote<br />

Für <strong>de</strong>n Ordnungsantrag Cavalli 59 Stimmen<br />

Dagegen 88 Stimmen<br />

Präsi<strong>de</strong>ntin: Damit wird die Initiative heute in Kategorie IV<br />

behan<strong>de</strong>lt.<br />

<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale

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