Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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Propriété du logement pour tous 1182 N 12 juin 1997<br />
ren sollten. Es muss rasch gehen, und es muss sich auf die<br />
Initiative beziehen, die heisst: massvolle Eigenmietwerte.<br />
Weiter gehen<strong>de</strong> Vorschläge o<strong><strong>de</strong>r</strong> grundsätzlicher Systemwechsel<br />
gehen zu lange, sind kaum durchführbar. Das sind<br />
Hängepartien für <strong>de</strong>n Sankt-Nimmerleins-Tag. Die Bank darf<br />
nicht zu lang sein, auf die wir das Problem schieben. Wir wer<strong>de</strong>n<br />
und müssen im Herbst mit <strong>de</strong>m Gegenvorschlag in diesem<br />
Rat einfahren.<br />
Ich bitte Sie <strong>de</strong>shalb, meinem Antrag zuzustimmen.<br />
Baumberger Peter (C, ZH), Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit: Als<br />
Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit <strong><strong>de</strong>r</strong> WAK-NR, die im Unterschied<br />
zur stän<strong><strong>de</strong>r</strong>ätlichen Kommission recht gross war, und übrigens<br />
auch als Erstunterzeichner <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative, beantrage ich<br />
Ihnen, Volk und Stän<strong>de</strong>n die Annahme dieser Initiative zu<br />
empfehlen. Ich versuche in <strong><strong>de</strong>r</strong> kurzen Zeit, bei zeitlich etwas<br />
ungleichen Spiessen, auf ein paar Hauptargumente <strong>de</strong>s<br />
Sprechers <strong><strong>de</strong>r</strong> WAK-Mehrheit einzugehen.<br />
Zunächst zur verfassungsrechtlichen Grundlage: Seit<br />
25 Jahren haben wir Artikel 34sexies in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung.<br />
Dort sind Massnahmen zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und ausdrücklich<br />
auch «zur Verbilligung <strong>de</strong>s Wohnungsbaues sowie <strong>de</strong>s<br />
Erwerbs von Wohnungs- und Hauseigentum» vorgesehen.<br />
Ein klarer verfassungsmässiger Auftrag verpflichtet somit<br />
durchaus auch zum Einsatz finanzieller För<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsmittel.<br />
Was <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat und die WAK-Mehrheit unter <strong>de</strong>m Titel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> befürchteten Steuerausfälle – jene Zahlen sind im übrigen<br />
nicht zutreffend –, unter <strong>de</strong>m Titel <strong><strong>de</strong>r</strong> Haushaltneutralität<br />
und ähnlicher Überlegungen anführen, steht schlicht und einfach<br />
im Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch zur Verfassung.<br />
Wohneigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist ein wichtiges, auch vom Bun<strong>de</strong>srat<br />
anerkanntes gesellschaftspolitisches Ziel. Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
beschränkten Zeit gehe ich hier nicht weiter darauf ein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
ich versuche mich dort mit <strong>de</strong>n Argumenten auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen,<br />
wo die Differenzen bestehen. Ich möchte aber<br />
unter <strong>de</strong>m Titel <strong><strong>de</strong>r</strong> verfassungsrechtlichen Grundlage doch<br />
erwähnen, dass Artikel 34quater Absatz 6 <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung<br />
ausdrücklich auch die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstvorsorge,<br />
eben auch durch Wohneigentum und ausdrücklich durch<br />
Massnahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fiskalpolitik, vorsieht. Die verfassungsrechtliche<br />
Grundlage, auf welcher die Volksinitiative steht, ist<br />
also unzwei<strong>de</strong>utig.<br />
Der Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> WAK-Mehrheit hat vorgebracht, man mache<br />
schon bisher Wohneigentumspolitik. Diese bisherige Politik<br />
ist schlicht wirkungslos geblieben. Wir haben am 10. Juni<br />
die Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nach <strong>de</strong>m Wohnbau- und Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsgesetz<br />
(WEG) diskutiert. Ich gehe nur auf die<br />
Schlussfolgerungen ein, die wir von <strong>de</strong>n Berichterstattern <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kommission vorgetragen bekommen haben. Man hat gesagt,<br />
die WEG-För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung sei unter <strong>de</strong>m Titel Wohneigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
wirkungslos gewesen und es seien – man höre und<br />
staune – neue Instrumente notwendig. Das ist genau die Meinung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Initianten.<br />
Man hat sodann auf das Bun<strong>de</strong>sgesetz über die Wohneigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
mit <strong>de</strong>n Mitteln <strong><strong>de</strong>r</strong> beruflichen Vorsorge hingewiesen,<br />
das 1995 in Kraft gesetzt wor<strong>de</strong>n ist. Es trifft zu,<br />
dass wir da im Sinne <strong>de</strong>s zweiten Punktes <strong><strong>de</strong>r</strong> Volksinitiative<br />
gehan<strong>de</strong>lt haben. In diesem Punkte sind auch die Initianten<br />
zumin<strong>de</strong>st teilweise befriedigt.<br />
Ich möchte meine weiteren Ausführungen nicht mehr diesem<br />
Thema zuwen<strong>de</strong>n, wenngleich wir zur Kenntnis nehmen<br />
müssen, dass unter diesem Titel recht wenig geschehen ist.<br />
Das hängt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> konkreten Ausgestaltung jenes Bun<strong>de</strong>sgesetzes<br />
zusammen. Sie müssen sehen, dass wir im heutigen<br />
Zeitpunkt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz weiterhin eine Wohneigentumsquote<br />
von nur 33 Prozent haben und damit das Schlusslicht<br />
in Europa sind.<br />
Warum haben die Initianten ihre Volksinitiative auf steuerliche<br />
Elemente konzentriert? Sie haben das erstens aufgrund<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Verfassungsgrundlage getan und zweitens unter <strong>de</strong>m Titel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Einheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Materie. Ich glaube, sie haben unter diesem<br />
Gesichtspunkt auch gut daran getan.<br />
Nun zu <strong>de</strong>n fünf Massnahmen:<br />
Bei <strong>de</strong>n ersten drei Massnahmen geht es um die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong>de</strong>s Erwerbs, also <strong>de</strong>s Einstiegs ins Eigentum. Die steuerli-<br />
che Abzugsfähigkeit <strong>de</strong>s Bausparens ist das Schlüsselelement.<br />
Das «kostet» etwas, d. h., es gibt entsprechen<strong>de</strong> steuerliche<br />
Entlastungen.<br />
Zur Verwendung von Vorsorgegel<strong><strong>de</strong>r</strong>n (zweiter Punkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative)<br />
spreche ich nicht mehr.<br />
Der dritte Punkt, die Mil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Anfangsbelastung während<br />
zehn Jahren, ist natürlich ebenfalls zentral. Jene Leute,<br />
die als junge Familien Wohneigentum erwerben, sind vor allem<br />
während <strong>de</strong>n ersten zehn Jahren belastet; ihnen müssen<br />
wir entgegenkommen.<br />
Bei <strong>de</strong>n Massnahmen gemäss <strong>de</strong>m vierten und <strong>de</strong>m fünften<br />
Punkt – das ist richtig, Herr Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit, Herr<br />
Jans – geht es um die Bestan<strong>de</strong>spflege. Aber Sie müssen<br />
auch da sehen: Es steigt Ihnen niemand in Wohneigentum<br />
ein, wenn er nicht sicher ist, dass er auch <strong>de</strong>n zukünftigen<br />
Bestand an seinem Eigentum halten kann. Deswegen verlangen<br />
wir unter <strong>de</strong>m vierten Punkt massvolle Eigenmietwerte.<br />
Der Bun<strong>de</strong>srat behauptet, das sei ohnehin schon erfüllt;<br />
also ist das offenbar kein Problem.<br />
Der fünfte Punkt schliesslich ist ein wichtiges sozialpolitisches<br />
Anliegen: Das Einfrieren <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigenmietwerte während<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzungsdauer durch <strong>de</strong>n gleichen Eigentümer.<br />
Nun, die relativ «teuren» Massnahmen 1 und 3 – «teuer» immer<br />
in Anführungszeichen, also Ausfälle von erwarteten, erhofften<br />
Steuereinnahmen – kommen <strong>de</strong>n Neuerwerbern zugute,<br />
auch bisherigen Mietern. Der Vorwurf, <strong>de</strong>n wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gehört haben, man privilegiere die bereits Privilegierten, trifft<br />
ins Leere. Das Zitat aus Matthäus, Herr Kollege Jans, ist verfehlt!<br />
Nur die Massnahmen 4 und 5 begünstigen die bisherigen Eigentümer.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft können Sie jedoch nachlesen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vierte Punkt sei bereits erfüllt. Im Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch dazu wird<br />
dann später zwar behauptet, seine Verwirklichung koste<br />
1 Milliar<strong>de</strong> Franken; aber lassen wir die Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüche in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bun<strong>de</strong>srätlichen Botschaft einmal beiseite. Sie können <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Studie von Professor Stu<strong><strong>de</strong>r</strong> entnehmen – das ist wichtig,<br />
und in diesem Punkte ist sie nicht bestritten –, dass Wohneigentum<br />
kein Privileg einkommensstarker Bevölkerungsschichten<br />
ist. Im Gegenteil: Das Eigentum verteilt sich auf<br />
alle Einkommensschichten. Ich glaube, das darf man nicht<br />
einfach ignorieren.<br />
Der Bun<strong>de</strong>srat und die WAK-Mehrheit haben die Initiative unter<br />
ausschliesslich fiskalischen Gesichtspunkten zerrissen;<br />
dies schon inhaltlich zu Unrecht. Vor allem aber haben auch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat und die WAK-Mehrheit <strong>de</strong>n volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtnutzen, also die Wirkung auf <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt,<br />
die Rückflüsse an die Haushalte usw., völlig übersehen.<br />
Dazu kann ich Ihnen immerhin ein Schreiben <strong>de</strong>s Vorstehers<br />
<strong>de</strong>s Eidgenössischen Volkswirtschafts<strong>de</strong>partementes – wenigstens<br />
auszugsweise – vorlesen. Als Reaktion auf die Untersuchung<br />
Stu<strong><strong>de</strong>r</strong> heisst es in jenem Brief vom 21. Mai 1997:<br />
«Wir teilen die Auffassung <strong>de</strong>s Gutachters, dass mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
nicht nur gesellschaftspolitische Zielsetzungen<br />
erreicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n volkswirtschaftlich sinnvolle und<br />
beschäftigungswirksame Impulse ausgelöst wer<strong>de</strong>n können.<br />
Und es mag auch zutreffen» – man höre und staune –, «dass<br />
diese Aspekte in <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates etwas zu<br />
kurz kamen.» Sie kamen nicht nur zu kurz, sie wur<strong>de</strong>n überhaupt<br />
nicht beachtet!<br />
Wir wissen spätestens seit <strong>de</strong>m Jahre 1995, gemäss einer<br />
Studie von Professor Hämmerlein von <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Köln<br />
über die EU-Verhältnisse – da gibt es sehr verschie<strong>de</strong>ne För<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsmo<strong>de</strong>lle<br />
–, dass ein positiver Budgeteffekt, also ein<br />
Rückfluss zur öffentlichen Hand, stattfin<strong>de</strong>t.<br />
Auch aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie von Professor Stu<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität<br />
Basel geht hervor, dass wir mit <strong>de</strong>m Bausparmo<strong>de</strong>ll – das ist<br />
das zentrale Einstiegsmo<strong>de</strong>ll, auch das Mo<strong>de</strong>ll, das steuerliche<br />
Ausfälle bringt – doch ein wesentliches Volumen an Arbeit<br />
im Baumarkt und auch in vorgelagerten Branchen auslösen,<br />
das einen wesentlichen Zusatzbeitrag zum Bruttoinlandprodukt<br />
erbringen wird.<br />
Hauptnutzniesser sind nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Studie Stu<strong><strong>de</strong>r</strong> die Arbeitslosenversicherung,<br />
die Sozialwerke, die entlastet wer<strong>de</strong>n, aber<br />
auch die Rückflüsse <strong><strong>de</strong>r</strong> direkten und indirekten Steuern an<br />
Bund, Kantone und Gemein<strong>de</strong>n sind erheblich.<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale