Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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OSCE/Conseil <strong>de</strong> l’Europe. Rapports 874 N 2 juin 1997<br />
Präsi<strong>de</strong>nten an. Im Rahmen <strong>de</strong>s Traktandums «Tätigkeiten<br />
<strong>de</strong>s Internationalen Komitees vom Roten Kreuz von 1992–<br />
1995» wandte sich IKRK-Präsi<strong>de</strong>nt Sommaruga an die Parlamentarische<br />
Versammlung. Er wies auf die ausgezeichnete<br />
Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>m Europarat und <strong>de</strong>m IKRK<br />
hin. Bei<strong>de</strong> Institutionen verträten die gleichen Werte, nähmen<br />
aber unterschiedliche Aufgaben wahr.<br />
Er erinnerte an die Kernaufgabe <strong>de</strong>s IKRK – humanitäre Aktionen<br />
an Ort und Stelle sowie die weltweite Verbreitung und<br />
Verankerung <strong>de</strong>s humanitären Völkerrechts. Diese Aufgabe<br />
sei enorm, <strong>de</strong>nn seit 1945 habe es über 120 Konflikte und<br />
rund 22 Millionen Opfer gegeben. Gegenwärtig hinterliessen<br />
über 30 Konflikte «ihre Blutspuren» auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>: Konflikte<br />
wegen Macht- und Gebietsansprüchen, Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Religionskonflikte.<br />
Er for<strong><strong>de</strong>r</strong>te die Parlamentarische Versammlung dazu auf, für<br />
ein uneingeschränktes Verbot <strong><strong>de</strong>r</strong> Personenminen einzutreten.<br />
Weltweit seien in etwa 50 Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n rund 110 Millionen<br />
solcher Minen ausgelegt, weitere 100 Millionen lägen in Waffenarsenalen.<br />
Dem Blutbad, das durch diese Minen verursacht<br />
wer<strong>de</strong>, müsse ein En<strong>de</strong> gesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Nationalrätin Fehr Lisbeth unterstützte die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nach<br />
einem totalen Personenminenverbot und trat für <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsantrag ein, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Folge angenommen<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Auch Nationalrat Frey Clau<strong>de</strong> unterstützte die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
nach einem Verbot <strong><strong>de</strong>r</strong> Personenminen. Zu<strong>de</strong>m verlangte er,<br />
dass die Koordination <strong><strong>de</strong>r</strong> humanitären Aktionen primär <strong>de</strong>m<br />
IKRK übertragen wird und gab <strong>de</strong>m Wunsch Ausdruck, dass<br />
die humanitären Aktionen trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwierigkeiten in <strong>de</strong>n<br />
Staatshaushalten Vorrang haben.<br />
Die Parlamentarische Versammlung wies in ihrer Entschliessung<br />
auf die unersetzliche Rolle hin, welche das IKRK in<br />
Kriegsgebieten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kriegsopfer sowie<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbreitung <strong>de</strong>s humanitären Völkerrechts spielt.<br />
Gleichzeitig wur<strong>de</strong>n die Mitgliedstaaten <strong>de</strong>s Europarates und<br />
die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Staaten aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t: zum einen ihre politische<br />
und finanzielle Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> IKRK-Tätigkeiten zu verstärken;<br />
zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Genfer Abkommen von 1949 sowie<br />
die Zusatzprotokolle von 1977 zu ratifizieren und diese – unter<br />
Gewährleistung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unabhängigkeit, Neutralität und Unparteilichkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> humanitären Aktionen – strikte anzuwen<strong>de</strong>n.<br />
4.7 Die Europäische Charta für <strong>de</strong>n ländlichen Raum<br />
Gemäss <strong>de</strong>m «Bericht über eine Europäische Charta für <strong>de</strong>n<br />
ländlichen Raum» <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission für Landwirtschaft und<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s ländlichen Raums (mit Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at Seiler<br />
Bernhard als Mitberichterstatter) nehmen die ländlichen Gebiete<br />
85 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtfläche Europas in Anspruch. In<br />
diesem Raum wohnt mehr als die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen<br />
Bevölkerung. Es sei wichtig, dass hier die Umwelt erhalten<br />
bliebe, in<strong>de</strong>m ein neuer politischer Rahmen geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>m das Gleichgewicht zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s ländlichen Raums und <strong>de</strong>m Naturschutz einerseits und<br />
zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt- und <strong><strong>de</strong>r</strong> Landbevölkerung an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />
gewährleistet wer<strong>de</strong>n könne.<br />
Die als Mo<strong>de</strong>ll vorgelegte Europäische Charta für <strong>de</strong>n ländlichen<br />
Raum beruht somit auf einem neuen Konzept für eine<br />
gesamteuropäische Politik zur Revitalisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> ländlichen<br />
Gebiete. Das Konzept stellt <strong>de</strong>n qualitativen Aspekt <strong>de</strong>s ländlichen<br />
Raums in <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund, wobei Mensch und Natur<br />
im Zentrum <strong>de</strong>s Interesses stehen. Unerlässlich für die angestrebte<br />
Revitalisierung sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Schutz <strong>de</strong>s ländlichen Kulturgutes<br />
und vor allem ein leistungsfähiges, <strong>de</strong>n menschlichen<br />
Bedürfnissen entsprechen<strong>de</strong>s Wirtschaftsmo<strong>de</strong>ll.<br />
Die Parlamentarische Versammlung nahm <strong>de</strong>n Entwurf zu<br />
dieser Charta an und empfahl <strong>de</strong>m Ministerkomitee, einen<br />
Sachverständigenausschuss mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausarbeitung einer solchen<br />
Charta in enger Koordination mit <strong>de</strong>m Kongress <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong>n<br />
und Regionen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Europäischen Union zu beauftragen.<br />
4.8 Die Stellungnahme zum 40. und 41. Jahresbericht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Europäischen Verkehrsministerkonferenz<br />
Gestützt auf <strong>de</strong>n Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission für Wirtschaft und<br />
Entwicklung zum 40. und 41. Jahresbericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Europäi-<br />
schen Verkehrsministerkonferenz, anerkannte die Parlamentarische<br />
Versammlung die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />
Verkehrs für die wirtschaftliche Entwicklung Europas. Sie for<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />
die Europäische Verkehrsministerkonferenz auf, gemeinsame<br />
Strategien für alle europäischen Staaten zu entwickeln.<br />
Dabei soll sie:<br />
– im Bereich Güterverkehr die Nutzung von Schiene und vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Schiffahrtswegen för<strong><strong>de</strong>r</strong>n;<br />
– die Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> vermehrten Nutzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schiffahrtswege<br />
zur Entlastung <strong>de</strong>s Strassenverkehrs prüfen;<br />
– gesamteuropäische Massnahmen zur Begrenzung und Reduzierung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlendioxi<strong>de</strong>missionen treffen.<br />
Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at Plattner richtete in seinem Votum das Augenmerk<br />
auf <strong>de</strong>n Verkehr im Alpengebiet und die ökologische Verletzlichkeit<br />
dieses Gebietes. Er erinnerte an die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz<br />
ergriffenen Umweltschutzmassnahmen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e an die<br />
geplanten neuen Eisenbahnalpentransversalen, die dazu<br />
dienen, <strong>de</strong>n alpenqueren<strong>de</strong>n Strassenverkehr zu entlasten<br />
und ihn auf die Schiene umzulagern. Die damit einhergehen<strong>de</strong><br />
enorme finanzielle Belastung lasse sich nur unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>s Verursacherprinzips tragen.<br />
4.9 Die Parlamente und die Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidungen<br />
im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft und <strong><strong>de</strong>r</strong> Technologie<br />
Die rasanten Fortschritte in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft und <strong><strong>de</strong>r</strong> Technologie<br />
haben beträchtliche Auswirkungen auf alle Bereiche<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft und Gesellschaft. Die politischen Entscheidungsträger<br />
müssen solche Auswirkungen frühzeitig erkennen<br />
und in <strong>de</strong>n Griff bekommen. Die Abschätzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Folgen<br />
wissenschaftlicher und technologischer Innovationen durch<br />
die Parlamente steckt in Europa noch in <strong>de</strong>n Anfängen; sie<br />
hat sich erst in einigen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezeichnung<br />
«Technology Assessment» etabliert. Das «Technology Assessment»<br />
ist gleichzeitig eine Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Forschung und ein<br />
institutioneller Prozess und ermöglicht eine neue Form <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik. Sein<br />
Ziel besteht darin, <strong>de</strong>n Parlamenten unabhängige und qualifizierte<br />
Informationen zu wissenschaftlichen und technischen<br />
Problemen zu liefern.<br />
Aus diesen Grün<strong>de</strong>n spielt das «Technology Assessment»<br />
nach Auffassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Parlamentarischen Versammlung eine<br />
grosse Rolle, da es <strong>de</strong>n Parlamentariern ermöglicht, ihre zukunftsgestalten<strong>de</strong>n<br />
Entscheidungen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis von Fachkenntnissen<br />
zu fällen. Sie for<strong><strong>de</strong>r</strong>te <strong>de</strong>shalb die Parlamente<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedstaaten auf, das «Technology Assessment» umgehend<br />
zu institutionalisieren, für die Unabhängigkeit dieser<br />
Institution zu sorgen und die internationale Zusammenarbeit<br />
in diesem Bereich zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Nationalrat Caccia wies darauf hin, dass die Schweiz seit<br />
1992 über eine solche Evaluationsstelle verfügt (Schweizerischer<br />
Wissenschaftsrat). Zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Technik bestehe eine ständige Wechselwirkung, und um die<br />
Entscheidungen im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft und Technologie<br />
richtig beurteilen zu können, müssten auch die positiven<br />
Aspekte und nicht bloss die Risiken berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zweifellos müsse das «Technology Assessment» auf nationaler<br />
Ebene geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n, da dieses Evaluationsinstrument<br />
für die Demokratie wesentlich sei. Weil <strong><strong>de</strong>r</strong> nationale<br />
Rahmen aber zu eng sei, um das ganze Potential, das eine<br />
technische Erfindung berge, bestimmen zu können, müssten<br />
die nationalen Evaluationsstellen ihre Tätigkeit min<strong>de</strong>stens<br />
auf europäischer Ebene koordinieren, <strong>de</strong>nn die technologische<br />
Entwicklung könne nur auf dieser Stufe wirksam gesteuert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Sommersession 1996 (24.–28. Juni 1996)<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Sommersession stan<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Hauptthemen auf<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Tagesordnung:<br />
a. <strong><strong>de</strong>r</strong> Bericht über die Lage in Tschetschenien;<br />
b. die Parlamentswahlen vom Mai und Juni 1996 in Albanien;<br />
c. die Umsetzung <strong>de</strong>s zivilen Teils <strong>de</strong>s Abkommens von Dayton;<br />
d. <strong><strong>de</strong>r</strong> Schutz <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitenrechte;<br />
e. die Abschaffung <strong><strong>de</strong>r</strong> To<strong>de</strong>sstrafe;<br />
f. die kulturelle Zusammenarbeit in Europa;<br />
g. die Tätigkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Europäischen Bank für Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufbau<br />
und Entwicklung (EBRD) im Jahre 1995.<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale