Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Capital-risque 1208 N 16 juin 1997<br />
Straumann Walter (C, SO): Ich beantrage Ihnen im Namen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> CVP-Fraktion, die Motion <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmin<strong><strong>de</strong>r</strong>heit<br />
Rennwald abzulehnen und von einer Verpflichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Pensionskassen,<br />
ihr Vermögen auch als Risikokapital anzulegen,<br />
Abstand und Umgang zu nehmen.<br />
Es ist unbedingt erwünscht, dass die berufliche Vorsorge<br />
auch in neue Unternehmen und Risikokapitalgesellschaften<br />
investiert. Es ist erwünscht im Interesse ihrer Rentabilität,<br />
<strong>de</strong>nn Wagniskapitalanlagen können sehr rentabel, sehr gewinnträchtig<br />
sein. Die Beteiligung <strong><strong>de</strong>r</strong> Pensionskassen am<br />
Risikokapitalmarkt ist auch volkswirtschaftlich sehr zu begrüssen<br />
und eine fällige Innovation. Ein einziges o<strong><strong>de</strong>r</strong> schon<br />
ein halbes Prozent <strong>de</strong>s Gesamtvermögens <strong><strong>de</strong>r</strong> beruflichen<br />
Vorsorge von rund 400 Milliar<strong>de</strong>n Franken wür<strong>de</strong> das Investitionsvolumen<br />
in diesem Bereich schlagartig und auch nachhaltig<br />
verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n und aufbessern.<br />
Zwang wäre aber auch hier die falsche Medizin. Es wird im<br />
Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission richtig ausgeführt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz<br />
von Risikokapital in erster Linie eine Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Investitionskultur<br />
sei. Wer Kapital in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung hingibt, es zu vermehren,<br />
Gewinn zu erzielen, aber auch mit <strong>de</strong>m Risiko, es zu verlieren,<br />
muss zu diesem Risiko fähig und auch bereit sein.<br />
Dazu braucht es Wissen, geeignete Instrumente und vor allem<br />
die freie Entscheidung. Die Autonomie <strong><strong>de</strong>r</strong> Kassen muss<br />
gewahrt bleiben. We<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Staat noch sonst jemand soll sie<br />
zu etwas zwingen können, wofür <strong><strong>de</strong>r</strong> Staat in gleichem<br />
Masse nicht auch die Verantwortung und die Haftung übernimmt.<br />
Die Motion übersieht o<strong><strong>de</strong>r</strong> übergeht diese Realitäten<br />
und volkswirtschaftlichen Gesetze und ist <strong>de</strong>shalb in ihren<br />
Ansätzen falsch konzipiert.<br />
Berechtigt und nicht als Postulat, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n als Motion zu überweisen<br />
ist hingegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Auftrag, die Anlage- und Aufsichtsvorschriften<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Pensionskassen zu lockern. Das ist die Motion<br />
97.3001. Das betrachten wir als Minimum und Voraussetzung,<br />
damit die Pensionskassen hier überhaupt tätig wer<strong>de</strong>n.<br />
Gestatten Sie mir noch eine kurze Bemerkung als Vertreter<br />
und Präsi<strong>de</strong>nt <strong><strong>de</strong>r</strong> Risikokapitalbörse, die in Basel entsteht<br />
und im Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission mehrmals erwähnt wird – mit<br />
einer gewissen Skepsis zwar, aber letztlich doch recht wohlwollend<br />
und positiv –: Die Inbetriebnahme dieser Spezialbörse<br />
steht bevor. Sie wird noch dieses Jahr erfolgen. Wir bearbeiten<br />
zurzeit weit über hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Projekte, die für Spezialfinanzierungen<br />
und für die Kotierung theoretisch in Frage<br />
kommen. Der Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Börse wird massgeblich vom Beschluss<br />
abhängen, <strong>de</strong>n Sie heute einstimmig angenommen<br />
haben.<br />
Die WAK hat bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausarbeitung <strong>de</strong>s Beschlusses erfreulicherweise<br />
wichtige Anliegen unserer Organisation berücksichtigt,<br />
insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die längere Dauer für investitionsfähige<br />
Unternehmen, Artikel 4 Absatz 2, und die Steuerbefreiung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Veräusserungsgewinne. Die Investitionsanreize sind<br />
nach unserer Meinung damit wesentlich erhöht und verbessert<br />
wor<strong>de</strong>n. Ich danke <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission für ihre Flexibilität.<br />
Sie hat hier für <strong>de</strong>n Einsatz von Wagniskapital fortschrittliche<br />
Arbeit geleistet und etwas gewagt.<br />
Die Motion, welche die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission nun beantragt,<br />
wür<strong>de</strong> dieses gute Ergebnis schmälern. Ich bitte Sie,<br />
sie auch <strong>de</strong>shalb abzulehnen.<br />
Strahm Rudolf (S, BE): Ich spreche zur Kommissionsmotion<br />
97.3001 und kurz zur Motion <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit Rennwald<br />
(97.3004).<br />
Zuerst zur Kommissionsmotion: Die Kommission will daran<br />
festhalten. Wie Sie aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Fahne ersehen, beantragt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bun<strong>de</strong>srat, die Motion in ein Postulat umzuwan<strong>de</strong>ln.<br />
Ich beantrage Ihnen, <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat zu folgen bzw. – weil es<br />
aus abstimmungstechnischen Grün<strong>de</strong>n nötig ist – die Motion<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission abzulehnen. Es geht nämlich darum, dass<br />
die Anlagevorschriften für Pensionskassen gelockert wer<strong>de</strong>n<br />
sollen.<br />
Nun entspricht die Kommissionsmotion ein bisschen <strong>de</strong>m<br />
«mainstream of opinion», <strong><strong>de</strong>r</strong> gängigen Meinung, die vor allem<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Börse kommt, von Bankenkreisen, die natürlich<br />
von <strong>de</strong>n Courtagegeschäften auch profitieren. Aber ich<br />
glaube, wir haben zu wenig geprüft, ob wirklich eine Ausweitung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Anlagevorschriften <strong><strong>de</strong>r</strong> Pensionskassen nötig ist. Ich<br />
möchte dazu drei Gesichtspunkte anführen:<br />
1. Kurzfristig: Sie wissen alle aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Presse, wie stark heute<br />
die Börse aufgebläht ist. Von Anfang 1991 bis Mai dieses<br />
Jahres hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Börsenwert aller Schweizer Aktien, die Börsenkapitalisierung,<br />
um 500 Milliar<strong>de</strong>n Franken zugenommen,<br />
ohne eigentlich einen Gegenwert zu schaffen. Das<br />
heisst, es ist eine «Finanzblase» geschaffen wor<strong>de</strong>n, und früher<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> später wird das zu Wertberichtigungen kommen. Ich<br />
möchte das mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Situation vor ziemlich genau zehn Jahren<br />
vergleichen. Damals hatten wir diese Überhitzung im Liegenschaftenbereich;<br />
Milliar<strong>de</strong>nbeträge – auch von seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> institutionellen<br />
Anleger – sind in die Liegenschaften, in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nmarkt<br />
geströmt und haben eine «Finanzblase aufgebläht»;<br />
noch heute trägt die ganze Volkswirtschaft die Schä<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>nn gewaltige Wertberichtigungen wur<strong>de</strong>n nötig. Ich<br />
möchte nicht – das ist kurzfristig betrachtet –, dass unsere<br />
Pensionskassen bei Verlusten diese Schä<strong>de</strong>n dann auch<br />
noch tragen müssen.<br />
2. Es gibt eine Studie Scherer Hansruedi vom Studienzentrum<br />
Gerzensee, einer Stiftung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizerischen Nationalbank,<br />
über die «Anlagestrategien für Schweizer Pensionskassen»<br />
(1996). Scherer hat einmal die BVV 2 bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlage bei Pensionskassen untersucht. Er<br />
hat zehn weltweit gängige Anlagestrategien geprüft: ganz extrem<br />
riskante Strategien mit hohen Erträgen und ganz sichere<br />
Strategien. Er hat gezeigt, dass mit <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen<br />
BVV 2, mit <strong>de</strong>n heute gültigen Vorschriften, alles möglich ist,<br />
dass auch riskante und gut rentieren<strong>de</strong> Anlagen möglich wären,<br />
nur wer<strong>de</strong>n die Möglichkeiten nicht ausgenützt. Nur<br />
8 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Pensionskassengel<strong><strong>de</strong>r</strong> sind in Aktien angelegt.<br />
Nach Artikel 54 BVV 2 dürften 30 Prozent in Aktien angelegt<br />
sein, 25 Prozent in ausländischen Aktien. Die gesamte Begrenzung<br />
für Grundstücke, Aktien und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beteiligungen<br />
ist – in Artikel 55 – sogar auf 70 Prozent festgelegt. Es liegt<br />
noch sehr viel drin, und man muss nicht die BVV 2 än<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Praxis.<br />
Die BVV 2 hat, so hat Scherer vom Studienzentrum <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schweizerischen Nationalbank gezeigt, immerhin ein Gutes:<br />
Sie behin<strong><strong>de</strong>r</strong>t ganz extreme Risiken und ganz extrem<br />
schlechte Anlagen.<br />
3. Wir haben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz 13 000 Pensionskassen: 2000<br />
bis 3000 davon sind grosse, sehr gut geführte, professionell<br />
anlegen<strong>de</strong> Pensionskassen, aber wir haben noch Tausen<strong>de</strong><br />
von kleinen Kassen – gewerbliche Kassen, Betriebskassen –,<br />
die nicht professionell geführt sind. Wer kontrolliert diese?<br />
Deren Anlagepolitik kann nicht ein Amt im Eidgenössischen<br />
Departement <strong>de</strong>s Innern o<strong><strong>de</strong>r</strong> können nicht die kantonalen<br />
Stiftungsaufsichten kontrollieren. Wer kontrolliert die Sicherheit<br />
dieser Anlagen? Die Landis-und-Gyr-Pensionskasse<br />
hatte 400 Millionen Franken Verluste durch Derivatgeschäfte<br />
zu tragen, und zuletzt war niemand schuld. Ich möchte <strong>de</strong>n<br />
kleinen und mittleren Betrieben und auch <strong>de</strong>n Gewerbebetrieben<br />
ersparen, dass die Grenzen so weit sind, dass riskante<br />
Geschäfte getätigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Deswegen bitte ich Sie, die Motion <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission abzulehnen,<br />
wobei ich auch akzeptieren könnte, wenn sie in ein Postulat<br />
umgewan<strong>de</strong>lt wür<strong>de</strong>.<br />
Zur Motion <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit Rennwald können wir stehen. Sie<br />
will nicht die ganzen Anlagevorschriften für alle Anlagen ausweiten<br />
(400 Milliar<strong>de</strong>n Franken), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n 1 Promille <strong>de</strong>s jährlich<br />
angesparten Kapitals in Anlagen für Risikokapitalien<br />
stecken. Das ist tragbar, das ist ein begrenztes Risiko und<br />
gibt immerhin zusätzliche Mittel für solche Anlagen.<br />
Ich bitte Sie, die Motion 97.3001 <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission betreffend<br />
die Erweiterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlagevorschriften abzulehnen und allenfalls<br />
die Motion 97.3004 <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit Rennwald zu<br />
überweisen.<br />
Cavadini Adriano (R, TI): Sur la question <strong>de</strong>s caisses <strong>de</strong><br />
pensions, le groupe radical-démocratique soutient la première<br />
motion <strong>de</strong> la commission (97.3001) qui <strong>de</strong>man<strong>de</strong> au<br />
Conseil fédéral <strong>de</strong> revoir les dispositions sur les placements<br />
<strong>de</strong>s caisses <strong>de</strong> pensions, mais en laissant à ces <strong><strong>de</strong>r</strong>nières le<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale