Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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16. Juni 1997 N 1233 Asylgesetz und Anag. Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
nachweislich Missbrauch betreiben. Die sozial<strong>de</strong>mokratische<br />
Fraktion unterstützt <strong>de</strong>shalb bei Artikel 31 Absatz 1 Buchstabe<br />
b <strong>de</strong>n Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag Zwygart: Missbrauch kann<br />
nur betreiben, wer seine Pflichten kennt und diese bewusst<br />
und vorsätzlich verletzt.<br />
Den Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag Fehr Hans lehnen wir ab. Er stammt<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Mottenkiste <strong><strong>de</strong>r</strong> Asyl-Initiative, die letztes Jahr von<br />
Volk und Stän<strong>de</strong>n abgelehnt wur<strong>de</strong>.<br />
Über Artikel 32 fand in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission eine lange Diskussion<br />
statt. Der heutige Zustand ist unbefriedigend. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bun<strong>de</strong>srat <strong>de</strong>n Eindruck hat, ein Land sei verfolgungssicher,<br />
heisst das noch nicht, dass <strong>de</strong>m so ist. Den Beweis dafür liefert<br />
die Tatsache, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung<br />
von Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt getäuscht hat, zum Beispiel im<br />
Fall von Algerien o<strong><strong>de</strong>r</strong> Angola. Es ist <strong>de</strong>shalb wichtig, dass<br />
die Öffentlichkeit erfährt, welche Staaten <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat als<br />
Safe countries bezeichnet und aus welchen Grün<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn<br />
für Asylbewerberinnen und Asylbewerber aus diesen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
können diese Entschei<strong>de</strong> schwerwiegen<strong>de</strong> Konsequenzen<br />
haben. Wir haben <strong>de</strong>shalb in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission <strong>de</strong>m Antrag<br />
Comby zugestimmt, <strong><strong>de</strong>r</strong> mehr Transparenz bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Festlegung<br />
von Safe countries verlangt. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Fahne ist das<br />
nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmehrheit, und ich bitte Sie,<br />
diesen zu unterstützen.<br />
Bei Artikel 33 unterstützt die sozial<strong>de</strong>mokratische Fraktion<br />
<strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II. Die Grün<strong>de</strong> dafür hat Ihnen Herr<br />
Vollmer eben erläutert. Es geht nicht an, dass wir eine bestimmte<br />
Kategorie von Menschen schlechter behan<strong>de</strong>ln als<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>e. Streichen wir diesen Artikel 33!<br />
Fritschi Oscar (R, ZH): Im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> FDP-Fraktion bitte ich<br />
Sie, beim Themenkomplex <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichteintretensgrün<strong>de</strong> die<br />
bei<strong>de</strong>n Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsanträge Zwygart und Fehr Hans zu<br />
Artikel 31 abzulehnen. Bei Artikel 32 bitte ich Sie, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit<br />
zuzustimmen, bei Artikel 33 aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates,<br />
also <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I (Steinemann) zu folgen.<br />
Was <strong>de</strong>n Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag Zwygart anbetrifft, halten wir dafür,<br />
die Behör<strong>de</strong>n seien nicht damit zu belasten, dass sie die<br />
Vorsätzlichkeit bei Verletzungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitwirkungspflicht nachweisen<br />
müssen. Wir sind uns aber im klaren, dass nicht bereits<br />
leichte Fahrlässigkeit durch Nichteintreten sanktioniert<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Vielmehr muss eine schuldhaft grobe Verletzung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitwirkungspflicht jenseits <strong>de</strong>ssen vorliegen, was<br />
angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> individuellen Lebensumstän<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebenserfahrung<br />
usw. vernünftigerweise an Kooperation vorausgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n darf.<br />
Umgekehrt: Auch wer für ein straffes Verfahren im Asylbereich<br />
plädiert – und wir tun das –, wird <strong>de</strong>n Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag<br />
Fehr Hans ablehnen müssen, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf Gesuche illegal Eingereister<br />
grundsätzlich mit Nichteintreten reagieren will. Er<br />
bringt damit ein Kernstück <strong><strong>de</strong>r</strong> vom Volk abgelehnten SVP-<br />
Initiative wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ins Spiel. Wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen <strong>de</strong>shalb, was wir<br />
Herrn Fehr schon bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative gesagt<br />
haben und worauf wir schon damals keine Antwort bekommen<br />
haben: Eine Gesetzesbestimmung sollte nicht auf eine<br />
aktuelle, bestimmte Situation zugeschnitten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n allgemeingültig<br />
sein. Wie wenig vor diesem Hintergrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschlag<br />
taugt, Gesuche illegal Eingereister gar nicht zu behan<strong>de</strong>ln,<br />
zeigt die historische Erinnerung. Die klassischsten<br />
Flüchtlinge, nämlich die jüdischen Flüchtlinge <strong>de</strong>s Zweiten<br />
Weltkrieges, wür<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag Fehr Hans<br />
allesamt zurückgewiesen. Sie, die es am meisten verdient<br />
hätten, hätten kein Asyl bekommen. Denn es ist ja unbestritten,<br />
dass diese Flüchtlinge – zumin<strong>de</strong>st in einer späteren<br />
Phase <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges – nicht legal über die Grenze<br />
hätten einreisen können, und zwar <strong>de</strong>shalb nicht, weil sie<br />
vom Zoll <strong>de</strong>s Deutschen Reiches nicht durchgelassen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
sofort festgenommen wor<strong>de</strong>n wären. Sie waren also<br />
darauf angewiesen, illegal in unser Land hineinzukommen.<br />
Nun zur Safe-country-Regelung in Artikel 32: Wir können mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit bei Absatz 1 leben, sofern klar<br />
bleibt, dass zwar Evaluationsberichte über die als verfolgungssicher<br />
bezeichneten Län<strong><strong>de</strong>r</strong> zu veröffentlichen sind,<br />
dass aber die Akten, auf <strong>de</strong>nen diese Lagebeurteilungen basieren,<br />
vertraulich bleiben.<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
Dagegen bitten wir Sie, bei Artikel 33, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichteintretensregelung<br />
für vorübergehend Schutzbedürftige, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I (Steinemann) und damit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat zu folgen.<br />
Die Lösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit und schon gar <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschlag<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II (Vollmer) wür<strong>de</strong> die I<strong>de</strong>e, die <strong>de</strong>m Proze<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
bei Gewaltflüchtlingen zugrun<strong>de</strong> liegt, als Ganzes in<br />
Frage stellen.<br />
Denn es scheint sinnvoll, nicht in aller Regel ein doppeltes<br />
Verfahren – nämlich zusätzlich zur Aufnahme als Schutzbedürftige<br />
auch das individuelle Verfahren zur Aufnahme als<br />
Flüchtlinge – durchspielen zu müssen. Nur die Vermutung,<br />
dass ein dahinfallen<strong><strong>de</strong>r</strong> Status als Schutzbedürftiger die Ausreise<br />
zur Folge hat, macht die Regelung für Gewaltflüchtlinge,<br />
die wohlverstan<strong>de</strong>n eine Ausweitung <strong>de</strong>s Asylrechtes –<br />
über das Gebot <strong><strong>de</strong>r</strong> Genfer Flüchtlingskonvention hinaus –<br />
darstellt, überhaupt praktikabel. Ausnahmen von <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />
wer<strong>de</strong>n im übrigen nach wie vor geprüft. Setzten wir <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausweitung<br />
<strong>de</strong>s Asylrechtes um die Regelung für Gewaltflüchtlinge<br />
keine Grenzen, wür<strong>de</strong>n wir Missbrauchsmöglichkeiten<br />
Tür und Tor öffnen und die von uns mitgetragene Erweiterung<br />
<strong>de</strong>s Asylgesetzes generell in Frage stellen.<br />
Ich darf repetieren: Die FDP-Fraktion empfiehlt Ablehnung<br />
bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsanträge zu Artikel 31, Zustimmung zur<br />
Mehrheit bei Artikel 32 und Zustimmung zur Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I<br />
(Steinemann) bei Artikel 33.<br />
Engler Rolf (C, AI): Nach<strong>de</strong>m ich mich in weiten Bereichen<br />
meinem Vorredner anschliessen kann, möchte ich mich vor<br />
allem noch zu zwei Punkten ergänzend äussern, nämlich<br />
zum Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit Fehr Hans bei Artikel 31 Absatz 2<br />
Buchstabe e und zur Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II (Vollmer) bei Artikel 33.<br />
Ich muss Sie bitten, diese bei<strong>de</strong>n Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsanträge abzulehnen.<br />
Der Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit Fehr Hans nimmt die Asyl-Initiative,<br />
die von Volk und Stän<strong>de</strong>n abgelehnt wur<strong>de</strong>, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf.<br />
Dieses Vorgehen erachten wir erstens als wenig <strong>de</strong>mokratisch,<br />
und zweitens halten wir fest, dass die Grün<strong>de</strong>, die damals<br />
ins Feld geführt wur<strong>de</strong>n, nach wie vor ihre Gültigkeit haben.<br />
Herr Fritschi hat darauf hingewiesen, dass gera<strong>de</strong> die jüdischen<br />
Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg unter diese Regel gefallen<br />
wären. Es kann aber auch nicht so sein, dass kleinere<br />
Formmängel dazu führen, dass man auf Gesuche an sich<br />
nicht eintritt. Das ist ein Vorgehen, das nicht verhältnismässig<br />
ist und das wir <strong>de</strong>shalb auch nicht unterstützen können.<br />
Wir müssen Sie <strong>de</strong>shalb bitten, diesen Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag abzulehnen.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um eine vor kurzem entschie<strong>de</strong>ne<br />
Sache, die nicht noch einmal aufzugreifen ist und auch zu<br />
Ungerechtigkeiten und stossen<strong>de</strong>n Ergebnissen führen<br />
wür<strong>de</strong>. Es kommt hinzu, dass wir die Verfahren genau gleich<br />
durchziehen müssten und <strong>de</strong>shalb auch administrativ kein<br />
Vorteil daraus resultieren wür<strong>de</strong>.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>s sieht es beim Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II (Vollmer) zu<br />
Artikel 33 aus. Hier geht es doch darum, dass wir keine Verfahren<br />
kumulieren möchten. Wir möchten nicht faktisch drei<br />
Verfahren: einmal ein Gesuch um vorläufige Aufnahme, dann<br />
ein Asylgesuch und dann noch ein ganzes Vollzugs- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ausschaffungsverfahren. Das wären dann drei Verfahren<br />
hintereinan<strong><strong>de</strong>r</strong>. Wir alle wissen, dass die Frage <strong>de</strong>s Vollzuges<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschwindigkeit <strong>de</strong>s Entschei<strong>de</strong>s abhängt.<br />
Wenn die Entschei<strong>de</strong> nicht rasch fallen, kann auch nicht vollzogen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Deshalb muss man hier sicherlich gegen die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II<br />
stimmen; sonst wer<strong>de</strong>n wir mit diesem neuen Institut <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schutzbedürftigen keinen Gewinn erzielen. Im Gegenteil: Wir<br />
wer<strong>de</strong>n dann statt eines neuen, griffigen Instrumentes noch<br />
mehr an Administration und noch weniger an Vollzug haben.<br />
Das kann aber nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn dieses neuen Institutes <strong>de</strong>s<br />
Schutzes <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewaltflüchtlinge sein.<br />
Noch ein letztes Wort zu <strong>de</strong>n Ausführungen von Herrn Fischer-Hägglingen<br />
zu Artikel 32. Die Mehrheit ist mit ihm <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Auffassung, dass die Unterlagen, auf <strong>de</strong>nen ein Bericht basiert,<br />
nicht öffentlich sein dürfen; nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Bericht als solcher<br />
muss öffentlich sein. Auch hier braucht es einen bestimmten<br />
Quellenschutz.