Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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19. Juni 1997 N 1359 Öffentlicher Verkehr. Neat<br />
Föhn Peter (V, SZ): In <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat-Problematik ist es nicht einfach,<br />
<strong>de</strong>n Durchblick zu erhalten. Zu viele Anträge liegen vor,<br />
und zu viele Regional- o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar Eigeninteressen sind in <strong>de</strong>n<br />
Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund gestellt wor<strong>de</strong>n. Daneben sind zahlreiche Abklärungen<br />
und Studien vorhan<strong>de</strong>n, aber lei<strong><strong>de</strong>r</strong> mit einer Vielzahl<br />
von Resultaten. Also muss ich mich als Laie fragen: Was<br />
brauchen wir unbedingt? Welche Variante bringt uns und unserem<br />
Land am meisten? Was kann verantwortet wer<strong>de</strong>n?<br />
Ich bin zur Überzeugung gekommen, dass in <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat-Problematik<br />
volkswirtschaftlich gesehen nichts, aber auch gar<br />
nichts am Gotthard vorbeiführen kann und dass wir das Fu<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
nicht überla<strong>de</strong>n dürfen.<br />
Ich weiss, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Lötschberg schneller realisierbar wäre<br />
als <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Lötschberg bringt im Verhältnis<br />
zum Gotthard zuwenig. Bewusst bin ich mir auch, dass das<br />
Gotthard-Komitee zuwenig Werbung betrieben hat. Einer<br />
sehr guten PR-Arbeit wegen ist es aber noch lange nicht gesagt,<br />
dass die gepuschte Lötschbergvariante die bessere Variante<br />
sein muss.<br />
Dazu kommt das Finanzpolitische. Man kann <strong>de</strong>n «Staatsgeldbeutel»<br />
wie <strong>de</strong>n «volkswirtschaftlichen Geldbeutel» drehen<br />
und wen<strong>de</strong>n, ja ausquetschen, wie man will, eines muss<br />
mit aller Deutlichkeit gesagt sein: Den sofortigen Bau <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
kompletten Netzvariante können wir uns keinesfalls leisten;<br />
so gut und schön dies in <strong><strong>de</strong>r</strong> momentanen Wirtschaftslage<br />
auch wäre. Zu guter Letzt wird eine Volksmehrheit gefun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n müssen! In letzter Zeit ist mit Unmut zur Kenntnis genommen<br />
wor<strong>de</strong>n, wie man hier in Bern mit <strong>de</strong>n Finanzen umspringt.<br />
Mit meinem Antrag will ich nun beliebt machen, nur das zu<br />
bauen, was unbedingt notwendig ist – dies mit folgen<strong>de</strong>m<br />
Vorgehen:<br />
1. Fertigstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> bestehen<strong>de</strong>n Lötschbergscheitel- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bergstrecke mit einem leistungfähigen Huckepackkorridor.<br />
Damit erfüllen wir bereits einen Teil <strong>de</strong>s EU-Transitabkommens.<br />
Je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann weiss, dass die geplante Lötschbergbasisvariante<br />
auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe von 820 Metern über Meer nicht Flachbahncharakter<br />
hat und eine Lösung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> steilen Südrampe<br />
nicht vorliegt.<br />
2. Den Bau <strong>de</strong>s Zimmerbergtunnels könnte man auch ohne<br />
Neat schon begrün<strong>de</strong>n.<br />
3. Wie schon gesagt, kommen wir nicht um <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s<br />
Gotthardbasistunnels mit Priorität herum. Folgen<strong>de</strong> Begründungen<br />
sprechen eine klare Sprache:<br />
1. Die Schweiz bezahlt und darf <strong>de</strong>mzufolge auch profitieren.<br />
Einzig vom Durchgangsverkehr können wir nicht lange leben.<br />
2. Es wird viel zu viel nur vom Güterverkehr gesprochen. Der<br />
Personenverkehr wird vernachlässigt. Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthardbasislinie<br />
könnten allein im schweizerischen Einzugsgebiet<br />
3 Millionen Menschen profitieren.<br />
3. Wir fragen uns weiter: Wo sind die Hauptwirtschaftsstandorte<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz? Sie liegen doch klar im Grossraum Zürich!<br />
Wollen wir unserer Umwelt etwas zuliebe tun, heisst die<br />
Neat-Variante Gotthard.<br />
4. Schon unsere Urahnen wussten, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> direkteste Weg in<br />
<strong>de</strong>n Sü<strong>de</strong>n durchführt. Keine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Variante bringt so viel<br />
Zeitgewinn!<br />
5. Das Problem betreffend die Pioramul<strong>de</strong> sollte nach <strong>de</strong>m<br />
heutigen technischen Stand gemeistert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Schliesslich wur<strong>de</strong>n schon verschie<strong>de</strong>ntlich Erfahrungen mit<br />
zuckerförmigem Dolomit gemacht. Ich <strong>de</strong>nke z. B. an <strong>de</strong>n<br />
Strassentunnel Gran Sasso bei Rom. Es gibt übrigens beim<br />
Lötschberg auch geologische Unbekannte. Wie steht es mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten Flieschzone, welche zum Teil verschwiegen<br />
wird? Meines Wissens ist das Eindringen mit <strong>de</strong>m Sondierstollen<br />
abgebrochen wor<strong>de</strong>n. In dieser Angelegenheit<br />
hätte ich noch gerne nähere Auskunft.<br />
6. Vergessen wir auch unsere Mitbürger im Sonnenkanton<br />
Tessin nicht! Weshalb habe ich in meinem Antrag – das unterschei<strong>de</strong>t<br />
meinen Antrag im wesentlichen von allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
– <strong>de</strong>n Ceneri-Basistunnel vom Gotthard abgekoppelt?<br />
Das ist ganz einfach zu erklären: Vorgängig müssen wir von<br />
<strong>de</strong>n Italienern eine ganz klare Zusicherung haben, dass sie<br />
<strong>de</strong>n Verkehr ab <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenze auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Ceneri-Achse vollumfänglich<br />
abnehmen. Ansonsten nützt <strong><strong>de</strong>r</strong> Ceneri mit einem<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
Kostendach von knapp einer Milliar<strong>de</strong> Franken überhaupt<br />
nichts. Diese Rückstellung ist verantwortbar, <strong>de</strong>nn innerhalb<br />
von fünf Jahren sollte ein entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Vertrag mit unseren<br />
südlichen Nachbarn möglich sein. Wenn man davon ausgeht,<br />
dass die Bauzeit <strong>de</strong>s Gotthardtunnels etwa zehn Jahre<br />
und die Bauzeit <strong>de</strong>s Ceneri-Tunnels fünf Jahre betragen, so<br />
wäre die gesamte Gotthardstrecke in etwa gleichzeitig fertiggestellt.<br />
Das soll und muss unser Ziel sein!<br />
Schwergetan habe ich mich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückstellung <strong>de</strong>s Strekkenausbaus<br />
zwischen St. Gallen und Pfäffikon/SZ. Ich halte<br />
aber an meinem Grundsatz fest, wirklich nur zu bauen, was<br />
unbedingt nötig ist. Bei ausgewiesenem Bedarf besteht gemäss<br />
meinem Antrag je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit die Möglichkeit, diesen Ausbau<br />
vorzunehmen.<br />
So bitte ich Sie, meinem Antrag mit <strong>de</strong>m Grundgedanken<br />
«Mut zur Lücke!», <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik zwar verpönt ist, zuzustimmen.<br />
Ich beantrage klar einen «Gotthard light». Das ist<br />
die zukünftige Bahnwahrheit. Und: «Wenn Ihr glaubt, zu sein<br />
gescheiter, dann hilft vielleicht das Volk nicht weiter!»<br />
Theiler Georges (R, LU): Mein Eventualantrag betrifft <strong>de</strong>n<br />
Bedarfsnachweis für die zweite Etappe gemäss Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />
II (Fischer-Seengen) und IV (Vetterli). Mein Antrag geht<br />
dahin, für die zweite Etappe, in diesem Fall <strong>de</strong>n Lötschberg,<br />
keinen erneuten Bedarfsnachweis mehr zu verlangen. Auf<br />
Seite 14 <strong><strong>de</strong>r</strong> Fahne können Sie feststellen, dass bei allen Varianten,<br />
welche zur Diskussion stehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarfsnachweis<br />
für die zweite Etappe – und ich betone, es geht hier nur um<br />
<strong>de</strong>n Bedarfsnachweis für die zweite Etappe – unterschiedlich<br />
gehandhabt wird. Wenn Sie die Mehrheitslösung anschauen,<br />
dann wer<strong>de</strong>n Sie feststellen, dass dort für die zweite Etappe<br />
kein erneuter Bedarfsnachweis gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird. Wir haben in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission in <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Lesung einen solchen Bedarfsnachweis<br />
gestrichen. Beim Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I<br />
(Bezzola) wird ebenfalls kein erneuter Bedarfsnachweis gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Allein in <strong>de</strong>n Anträgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten II (Fischer-<br />
Seengen), III (Hollenstein) und IV (Vetterli) fin<strong>de</strong>n Sie einen<br />
solchen zusätzlichen Bedarfsnachweis in Absatz 2. Damit<br />
weisen die Varianten ganz unterschiedliche Vorgehensweisen<br />
auf, was die Auslösung <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Etappe anbelangt.<br />
Dies möchte ich mit meinem Antrag verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Mein Antrag hat ganz klar zum Ziel – ich sage das offen –, die<br />
Fassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II (Fischer-Seengen) für die Anhänger<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Lötschbergvariante verträglicher zu gestalten. Es gibt<br />
aber auch inhaltliche und taktische Grün<strong>de</strong>, keinen erneuten<br />
Bedarfsnachweis für die zweite Etappe zu verlangen. Man<br />
muss sich einmal vorstellen: Man müsste mitten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Realisierungsphase<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Netzlösung einen erneuten Bedarfsnachweis<br />
erbringen. Man ist vielleicht noch beim Bau <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />
Etappe; man möchte mit Vorbereitungsarbeiten für die<br />
zweite Etappe beginnen und sollte dann einen erneuten Bedarfsnachweis<br />
erbringen. Es soll mir jemand im Saal erklären,<br />
wie das gehen soll! Sie wer<strong>de</strong>n zwar bestimmt Experten<br />
fin<strong>de</strong>n, die Ihnen das vorbereiten wer<strong>de</strong>n, aber mit diesen<br />
Papieren können Sie wahrscheinlich dann nicht sehr viel anfangen.<br />
Ich bitte Sie daher, meinem Eventualantrag zuzustimmen.<br />
Sie tun damit etwas für die bessere Verträglichkeit in einer<br />
Volksabstimmung.<br />
Steiner Rudolf (R, SO): Nach<strong>de</strong>m gestern abend die meisten<br />
Votanten <strong>de</strong>n Fortschritt lobten und das Heil <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Neat beschworen, möchte ich heute früh doch etwas relativieren<br />
und an die Realitäten erinnern.<br />
Sie erinnern sich, <strong><strong>de</strong>r</strong> Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at hat geprüft, was wünschenswert<br />
sei, und hat sich nachher gefragt, wie er das finanzieren<br />
könnte. Unsere Kommission hat geprüft, was man finanzieren<br />
kann, und hat sich dann gefragt, was man damit bauen<br />
solle. Die wesentliche Frage aber, ob und warum wir neue<br />
Tunnels benötigen, wur<strong>de</strong> meines Erachtens zuwenig gestellt.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n mir antworten, es sei vom Verkehrsaufkommen<br />
her bedingt. Ich sage: nein.<br />
Sie wissen es: Der Personenverkehr stagniert, <strong><strong>de</strong>r</strong> Ertrag aus<br />
<strong>de</strong>m Güterverkehr ist auch 1996 um 12 Prozent, im ersten<br />
Quartal 1997 um weitere 3 Prozent zurückgegangen; <strong><strong>de</strong>r</strong>