Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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Initiative parlementaire (groupe socialiste) 1160 N 12 juin 1997<br />
bewirtschaftet hätte. Diese nachlässige Handhabung <strong><strong>de</strong>r</strong> Reserven<br />
ist nach von Ungern-Sternberg <strong>de</strong> facto eine Schädigung<br />
<strong>de</strong>s Steuerzahlers, <strong>de</strong>nn die SNB-Reserven sind nichts<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als ein Volksvermögen, das schlecht bewirtschaftet<br />
wor<strong>de</strong>n ist (Thomas von Ungern-Sternberg: The Swiss National<br />
Bank and Seignorage. Cahier No 9601. DEEP Université<br />
<strong>de</strong> Lausanne. January 1996).<br />
Diese Aussage über die falsche SNB-Anlagestrategie wur<strong>de</strong><br />
von Bankenseite (z. B. P. Buomberger, SBG) bestätigt.<br />
Die parlamentarische Initiative 96.404 von Nationalrat Le<strong><strong>de</strong>r</strong>geber<br />
beantragt eine Revision <strong>de</strong>s Nationalbankgesetzes mit<br />
<strong>de</strong>m Ziel, eine bessere und gewinnbringen<strong><strong>de</strong>r</strong>e Anlage <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
SNB-Vermögen einzuleiten (diese Frage wird <strong>de</strong>shalb hier<br />
nicht weiter verfolgt).<br />
9. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e Notenbanken pragmatischer<br />
In an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Hartwährungslän<strong><strong>de</strong>r</strong>n im OECD-Raum haben die<br />
Notenbankleitungen längst von <strong><strong>de</strong>r</strong> monetaristischen Doktrin<br />
Abstand genommen und sich auf eine «opportunitäre Politik»<br />
festgelegt. «Opportunitäre» Notenbankpolitik hat nichts mit<br />
politischem Opportunismus zu tun, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie be<strong>de</strong>utet,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Notenbank kontrollierte Geldmarktsatz<br />
proportional zu <strong>de</strong>n Abweichungen von <strong>de</strong>n Zielen Preisstabilität<br />
und Konjunkturstabilität verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird. Mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Worten be<strong>de</strong>utet dies, dass sich die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Notenbanken<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Hartwährungslän<strong><strong>de</strong>r</strong> längst auf einen pragmatischeren<br />
Kurs begeben haben, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Komplexität und Vielfalt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
wirtschaftspolitischen Ziele miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> berücksichtigt und<br />
situationsbezogen reagiert.<br />
Die Schweizerische Nationalbank hat sich am längsten gegen<br />
eine pragmatischere Politik im beschriebenen Sinne gewehrt.<br />
(Es ist anzunehmen, dass das neue Direktorium seit<br />
Mitte 1996 diesen pragmatischeren Kurs nachvollzieht.)<br />
10. Risiko und Unabhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Notenbank<br />
Alle diese Erwägungen führen zu folgen<strong>de</strong>n politischen<br />
Schlüssen:<br />
Das Direktorium <strong><strong>de</strong>r</strong> SNB ist zu stark von <strong><strong>de</strong>r</strong> wirtschaftspolitischen<br />
Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung abgeschottet. Es hat angesichts<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> erhöhten wirtschaftlichen Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Notenbankpolitik<br />
zuviel Macht ohne Rechenschaftspflicht. «Macht<br />
heisst, nicht lernen zu müssen» (Karl Deutsch). Die Unflexibilität<br />
<strong>de</strong>s SNB-Direktoriums ist vor allem darauf zurückzuführen,<br />
dass die Machtträger nicht rechenschaftspflichtig<br />
sind. Das Risiko zu Fehlentschei<strong>de</strong>n wird grösser und Korrekturen,<br />
wenn sie einmal erkannt sind, wer<strong>de</strong>n zu spät eingeleitet.<br />
11. Keine Einflussnahme auf Geldpolitik<br />
Die SP-Fraktion will ausdrücklich nicht eine direkte Einflussnahme<br />
<strong>de</strong>s Parlamentes auf die SNB einführen.<br />
Die Erfahrungen im Ausland wer<strong>de</strong>n ernst genommen: Politische<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Interessenkreise unterliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefahr, die Notenbank<br />
zu instrumentalisieren und auf kurzfristige (wahlpolitische,<br />
interessenbezogene) Opportunitäten auszurichten.<br />
Die SPS will nicht, dass das Parlament <strong><strong>de</strong>r</strong> SNB die Geldund<br />
Währungspolitik befehlen kann. Sie will aber eine Rechenschaftspflicht<br />
in <strong>de</strong>m Sinne, dass die Wertung und Optimierung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zielerreichung auch politisch zur Diskussion gestellt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Rechenschaftsablage kann in Form eines schriftlichen<br />
Berichts erfolgen, <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel in <strong>de</strong>n Kommissionen für<br />
Wirtschaft und Abgaben (WAK) zu diskutieren ist. Die zuständigen<br />
Parlamentskommissionen sollten die Gelegenheit<br />
haben, Hearings mit <strong>de</strong>m SNB-Direktorium durchzuführen<br />
(für die Hearings wer<strong>de</strong>n die Kommissionen bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Räte eingela<strong>de</strong>n).<br />
12. Rechenschaftspflicht und institutionelle Unabhängigkeit<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> parlamentarischen Initiative <strong><strong>de</strong>r</strong> sozial<strong>de</strong>mokratischen<br />
Fraktion wird eine Rechenschaftspflicht <strong>de</strong>s SNB-Direktoriums<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Parlament und damit gegenüber<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit vorgeschlagen. Die Rechenschaftspflicht<br />
soll dazu dienen, dass die Politik <strong><strong>de</strong>r</strong> SNB transparent gemacht<br />
wird und dass sich die einzelnen Interessengruppen<br />
zur wirtschaftspolitischen Zieloptimierung äussern können.<br />
Mit dieser For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechenschaftsablage soll die institutionelle<br />
Unabhängigkeit <strong>de</strong>s Noteninstituts nicht angetastet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die institutionelle Unabhängigkeit ist aber überreizt<br />
wor<strong>de</strong>n. Sie kann nicht so weit gehen, dass eine eigentliche<br />
Rechenschaftspflicht wegfällt und <strong><strong>de</strong>r</strong> politische Diskurs verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
wird. Rechenschaftspflicht und institutionelle Unabhängigkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> SNB sind keine Gegensätze; vielmehr sind sie<br />
ein Ausdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> Balance zwischen öffentlichem Interesse<br />
und Handlungsautonomie <strong><strong>de</strong>r</strong> SNB.<br />
13. Funktion <strong>de</strong>s Bankrates SNB neu <strong>de</strong>finieren<br />
Ein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Problem ist die Funktion <strong>de</strong>s Bankrates und<br />
<strong>de</strong>s Bankratausschusses <strong><strong>de</strong>r</strong> SNB.<br />
Der Bankrat wird heute nach <strong>de</strong>m Kriterium <strong><strong>de</strong>r</strong> Prominenz<br />
und nicht nach <strong><strong>de</strong>r</strong> wirtschaftspolitischen Kompetenz zusammengesetzt.<br />
Es hat nach übereinstimmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Einschätzung<br />
mehrerer Bankratmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> eher die Funktion eines Prominentengremiums<br />
ohne politische Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung.<br />
Im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzesän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist die Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>s Bankrates <strong><strong>de</strong>r</strong> SNB zu überprüfen. Wenn schon<br />
eine politische Zusammensetzung angestrebt wird (was angesichts<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> unterschiedlichen Zielprioritäten und Sichtweisen<br />
sinnvoll ist), sollten amtieren<strong>de</strong> Politiker und Verbandsverantwortliche<br />
im Bankrat Einsitz nehmen. Der Bankrat<br />
sollte nicht eine Belohnungsinstanz für Altpolitiker wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Bankrat <strong><strong>de</strong>r</strong> SNB sollte einen Leistungsauftrag erhalten,<br />
in welchem seine Funktionen klar <strong>de</strong>finiert und auch die Verantwortlichkeit<br />
gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit und <strong>de</strong>n entsen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Organisationen klarer festgehalten wer<strong>de</strong>n. Die Rechenschaftspflicht<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> SNB umfasst auch eine entsprechen<strong>de</strong><br />
Leistungspflicht <strong>de</strong>s Bankrates und <strong>de</strong>s Bankratausschusses.<br />
Erwägungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
1. Stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong> zum gleichen<br />
Gegenstand<br />
Am 21. März 1991 reichte Nationalrat Feigenwinter eine Motion<br />
zur Veröffentlichung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ziele und Pläne <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank<br />
(91.3093) ein. Sie lautete wie folgt:<br />
«Der Bun<strong>de</strong>srat wird beauftragt, Artikel 16 <strong>de</strong>s Nationalbankgesetzes<br />
(NBG) mit zwei neuen Absätzen wie folgt zu ergänzen:<br />
– Die Nationalbank veröffentlicht jährlich ihre Vorstellungen<br />
bezüglich Inflation, Wechselkurs, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum.<br />
– die Nationalbank berichtet <strong>de</strong>m Parlament zweimal jährlich<br />
über Ziele und Pläne <strong><strong>de</strong>r</strong> Geldpolitik.»<br />
Die Motion wur<strong>de</strong> nach zwei Jahren abgeschrieben, weil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Autor aus <strong>de</strong>m Rat ausgeschie<strong>de</strong>n und sie von keinem an<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
Ratsmitglied übernommen wor<strong>de</strong>n war.<br />
2. Stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwaltung zum gleichen Gegenstand<br />
Der Vorsteher <strong>de</strong>s Eidgenössischen Finanz<strong>de</strong>partementes<br />
beschrieb in einem Schreiben vom 6. Januar 1997 <strong>de</strong>n Stand<br />
folgen<strong><strong>de</strong>r</strong>massen:<br />
«Die Schweizerische Nationalbank (SNB) legt über die Führung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Geldpolitik <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat Rechenschaft ab. Sie<br />
unterbreitet ihren Geschäftsbericht und die Jahresrechnung<br />
<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat zur Genehmigung. In Erfüllung <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzlichen<br />
Pflicht, einan<strong><strong>de</strong>r</strong> vor wichtigen monetären und konjunkturpolitischen<br />
Entschei<strong>de</strong>n zu konsultieren, treffen sich Bun<strong>de</strong>srat<br />
und Direktorium mehrmals jährlich. Zu<strong>de</strong>m macht die<br />
Nationalbank ihre geldpolitischen Absichten für das Folgejahr<br />
jeweils im Einvernehmen mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat öffentlich<br />
bekannt. Die Schweizerische Nationalbank ist aber gerne bereit,<br />
die Geldpolitik auch <strong>de</strong>m Parlament regelmässig zu erläutern.<br />
Dies könnte z. B. an gemeinsamen Sitzungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
WAK bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Räte geschehen. Einer Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Nationalbankgesetzes<br />
bedarf es dafür nicht.<br />
Bankrat und Bankausschuss üben die (administrative) Aufsicht<br />
über die Geschäftstätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank aus. Ferner<br />
fin<strong>de</strong>n regelmässige Orientierungen über die Wirtschaftslage<br />
und die Geldpolitik in Bankrat und Bankausschuss statt.<br />
Abgesehen von <strong><strong>de</strong>r</strong> begutachten<strong>de</strong>n Kompetenz <strong>de</strong>s Bankausschusses<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Festsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> offiziellen Diskont- und<br />
Lombardsätze haben Bankrat und Bankausschuss keine eigenen<br />
Zuständigkeiten in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geld- und Währungspolitik.<br />
Wenn Leistungsauftrag, Zusammensetzung und Wahl <strong>de</strong>s<br />
Bankrates an<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n sollen, so müsste meines<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale