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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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19. Juni 1997 N 1417 Rüstungsunternehmen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />

etwas ausholen: Es wird beinahe unmöglich sein, die Mittel<br />

und die Basis für die Bedürfnisse unserer Rüstungsindustrie<br />

zu schaffen und gleichzeitig <strong>de</strong>n freien Markt zu erobern. Mit<br />

<strong>de</strong>n vorgesehenen gesetzlichen Massnahmen allein ist die<br />

Zukunft unserer sehr kleinen Rüstungsindustrie nicht und<br />

nimmer gesichert. Es hängt im wesentlichen davon ab, ob es<br />

gelingen wird, neue Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong> in zivilen Wachstumsmärkten<br />

aufzubauen. Wichtig sind dabei allein erstens die<br />

Managementkapazität, zweitens die Technologiekompetenz<br />

und drittens das Innovationspotential.<br />

Das angestammte wehrtechnische Geschäft <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizerischen<br />

Munitionsfabrik (SM) beispielsweise ist von 340 Millionen<br />

Franken 1995 auf 298 Millionen Franken 1996 und auf<br />

263 Millionen Franken 1997 zurückgegangen. Für das Jahr<br />

2001 ist noch ein Umsatz von 220 Millionen Franken prognostiziert.<br />

Diese Ten<strong>de</strong>nz ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung <strong><strong>de</strong>r</strong> SM in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1993 und 1994 viel zuwenig berücksichtigt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die auf <strong>de</strong>n 1. Januar 1995 geschaffene Matrixorganisation<br />

mit 6 operativen und 5 zentralen Bereichen ist auf einen<br />

Sollumsatz von 375 Millionen Franken ausgerichtet wor<strong>de</strong>n.<br />

Es ist im wesentlichen immer eine Fortschreibung <strong><strong>de</strong>r</strong> organisatorischen<br />

und führungsmässigen Verhältnisse geschehen.<br />

Vorhan<strong>de</strong>ne Spannungen, vorhan<strong>de</strong>ne Probleme zwischen<br />

<strong>de</strong>n alten Fabriken sind in die neue Organisation<br />

übernommen wor<strong>de</strong>n; bis heute ist es nicht gelungen, Konkurrenz<br />

und Standort<strong>de</strong>nken innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitung<br />

zu überwin<strong>de</strong>n. Faktisch besteht die SM heute immer noch<br />

aus 6 Geschäftseinheiten, die unabhängig sein wollen und<br />

die die SM nur akzeptieren, wenn es für sie selber Vorteile<br />

bringt. Das mittlere und obere Ka<strong><strong>de</strong>r</strong> lässt sich nicht integrieren.<br />

Es ist <strong>de</strong>shalb richtig, dass man sich für die Erhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsplätze<br />

und damit für <strong>de</strong>n Aufbau von weiteren Geschäftsfel<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

in zivilen Bereichen entschie<strong>de</strong>n hat. Die äusserst<br />

– ich betone: äusserst – einengen<strong>de</strong>n Formulierungen<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I (Fritschi) und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit III (Eberhard) sind pures – ich betone: pures –<br />

«management by hope», wenn man die Umsatzverluste im<br />

Inland durch Exporte von Munition und Munitionsbestandteilen<br />

kompensieren will.<br />

1996 hat die SM für rund 1 Million Franken Munitionsbestandteile<br />

exportiert; das sind sage und schreibe 0,34 Prozent<br />

– ich betone: 0,34 Prozent – <strong>de</strong>s gesamten wehrtechnischen<br />

Umsatzes. Wenn mir Kollege Fritschi vorwirft, dass<br />

das in <strong><strong>de</strong>r</strong> allgemeinen SP-Marschrichtung sei, dann hat er<br />

die Situation auf <strong>de</strong>m Rüstungsmarkt schlichtweg nicht begriffen.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen SM und in <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bereichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Rüstungsindustrie<br />

sind die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Managementkapazitäten<br />

nicht vorhan<strong>de</strong>n. Es fehlen das Wissen, die Erfahrung<br />

im Marketing und die effiziente, rasche Entwicklungsführung.<br />

Die Kostenstrukturen erlauben auch nur schwer eine konkurrenzfähige<br />

Preisgestaltung, und bei <strong>de</strong>n Leuten fehlt schlichtweg<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wille zum Erfolg.<br />

Die Verantwortung für die Zukunft kann <strong>de</strong>mnach nur getragen<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn auch im personellen Bereich eine minimale<br />

Entscheidungskompetenz <strong>de</strong>legiert wird: Deshalb auch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II, die ich vertrete, zur Öffnung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschäftsmöglichkeiten. Nur so wer<strong>de</strong>n die Rüstungsbetriebe<br />

in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld mittel- und<br />

langfristig Überlebenschancen haben.<br />

Nun zur Formulierung <strong>de</strong>s Antrags <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II: Die<br />

Kompetenz, Aufträge Dritter auszuführen, heisst, sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Produktion ziviler Güter zu befassen. Der bun<strong>de</strong>srätliche Entwurf<br />

ist zu einschnei<strong>de</strong>nd. Wenn nämlich die Beachtung ordnungspolitischer<br />

Schranken aufgeführt ist, dann darf man –<br />

so wird auch die Auffassung vertreten – dort, wo man die zivile<br />

Industrie konkurrenziert, nicht tätig sein. Nach Aussagen<br />

<strong>de</strong>s Rüstungschefs hat es bis heute immer Reklamationen<br />

gegeben, wenn man in <strong>de</strong>n privaten Markt eingedrungen ist.<br />

Wenn man aber die Rüstungsunternehmungen wirklich privatisiert,<br />

wenn man sie besteuert, wenn sie nicht mehr subventioniert<br />

wer<strong>de</strong>n, kann keine Wettbewerbsverzerrung stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Es darf diesen Unternehmen das gesamte Spektrum<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zivilproduktion geöffnet wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />

Wenn wir gute Vertreterinnen und Vertreter in <strong>de</strong>n Verwaltungsräten<br />

haben, brauchen wir das im Gesetz nicht vorzuschreiben.<br />

Als Beweis führe ich das Votum <strong>de</strong>s Rüstungschefs<br />

in <strong>de</strong>n Kommissionsberatungen an. Als Zeugen führe<br />

ich <strong>de</strong>n Parteipräsi<strong>de</strong>nten <strong><strong>de</strong>r</strong> FDP, Franz Steinegger, sowie<br />

die Urner, die Berner und die Thuner Regierung an. Lesen<br />

Sie die «Berner Zeitung» vom 16. Juni 1997. Ich führe auch<br />

<strong>de</strong>n ehemaligen Direktor Alois Stadler an. Sie alle wollen die<br />

grosse Öffnung. Der Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich eben vom Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmehrheit darin, dass<br />

er nicht interpretationsbedürftig ist.<br />

Ich komme zum Schluss: Lehnen Sie <strong>de</strong>n Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />

bzw. <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I (Fritschi) und <strong>de</strong>n<br />

Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit III (Eberhard) unbedingt ab! Folgen<br />

Sie auch nicht <strong>de</strong>n einschränken<strong>de</strong>n und kurzsichtigen Auflagen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Maschinenindustrie und <strong>de</strong>s VSM, die unser<br />

ängstlicher Bun<strong>de</strong>srat erst nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernehmlassung eingebaut<br />

hat! Sie machen sonst aus <strong>de</strong>n Rüstungsbetrieben eine<br />

Ente – wie Kollege Hubacher gesagt hat –: Ein Ding, das<br />

nicht gut laufen kann, das nicht gut fliegen kann – und<br />

schwimmen lassen wir unsere Rüstungsindustrie nicht!<br />

Eberhard Anton (C, SZ), Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit: Ich<br />

möchte mich zum Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit III äussern, <strong><strong>de</strong>r</strong> von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> CVP-Fraktion unterstützt wird. Ich spreche <strong>de</strong>shalb auch<br />

im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> CVP-Fraktion.<br />

Zuerst möchte ich mich zu Absatz 1, wo die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit III<br />

auch <strong>de</strong>n Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates unterstützt, äussern.<br />

Ergänzend – Herr Fritschi hat die Begründung bereits geliefert<br />

– erwähne ich noch ein Argument mehr:<br />

Durch die Reduktion <strong>de</strong>s Armeebestan<strong>de</strong>s und durch Kürzungen<br />

<strong>de</strong>s EMD-Budgets geht das Auftragsvolumen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rüstungsunternehmen in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren weiter zurück.<br />

Dadurch können die Anlagen nicht mehr voll ausgenützt<br />

wer<strong>de</strong>n, die Betriebe verlieren an Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Arbeitsplätze wer<strong>de</strong>n gefähr<strong>de</strong>t. Es ist <strong>de</strong>shalb unerlässlich,<br />

dass sich diese Unternehmen strategisch neu ausrichten.<br />

Die im neuen Bun<strong>de</strong>sgesetz vorgesehene Privatisierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rüstungsunternehmen ist <strong><strong>de</strong>r</strong> richtige Weg. Dadurch ist für<br />

die Rüstungsbetriebe die Möglichkeit geschaffen, Aufträge<br />

Dritter ausführen zu können, soweit dies zur Erhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

notwendigen Technologie und zur besseren Auslastung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kapazitäten notwendig ist. Ihr unternehmerischer Spielraum<br />

vergrössert sich, sie wer<strong>de</strong>n wettbewerbsfähiger, sie können<br />

Partnerschaften mit privaten Unternehmen eingehen und damit<br />

ihre Marktposition erhalten und verstärken.<br />

Beim Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates führen die privaten Rüstungsbetriebe<br />

unter Wettbewerbsbedingungen zur Hauptsache<br />

Aufträge <strong>de</strong>s Eidgenössischen Militär<strong>de</strong>partementes aus. Sie<br />

können aber auch Aufträge Dritter ausführen, soweit dies wie<br />

gesagt zur Erhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> notwendigen Technologien dient<br />

und die Kapazitäten besser auslastet. Mit diesem Vorschlag<br />

ist sichergestellt, dass die Aufträge <strong>de</strong>s EMD – nämlich Beschaffung,<br />

Entwicklung, Herstellung, Pflege und Unterhalt,<br />

sowie das Sicherstellen von Ersatzteilen für längerfristige<br />

Rüstungsgüter – garantiert sind.<br />

Beim Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission sind die Aufträge<br />

<strong>de</strong>s EMD und von Dritten gleichberechtigt, was dazu führen<br />

kann, dass sich die Unternehmen vom Kerngeschäft entfernen<br />

können. Dadurch wären Pflege und Unterhalt von Armeematerial<br />

sowie die Sicherstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ersatzteile für längerfristige<br />

Güter gefähr<strong>de</strong>t. Dies könnte <strong>de</strong>m Bund zusätzliche<br />

Kosten verursachen.<br />

Wir unterstützen <strong>de</strong>shalb in Absatz 1 <strong>de</strong>n Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates.<br />

Nun zu Absatz 2: Dort schlägt Ihnen die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit III im Gegensatz<br />

zur Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I vor, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> regionalpolitische<br />

Aspekt nicht herausgestrichen wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Viele Rüstungsbetriebe haben ihren Standort in strukturschwachen<br />

Regionen. In <strong>de</strong>n nächsten Jahren wird aber das<br />

Auftragsvolumen <strong><strong>de</strong>r</strong> Rüstungsunternehmen trotz Privatisierung<br />

sinken. Wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission gesagt wird, rechnet man<br />

mit 25 Prozent. Der Druck steigt, dass Betriebe zusammengelegt<br />

wer<strong>de</strong>n müssen, und es ist zu befürchten, dass mit <strong><strong>de</strong>r</strong>

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