Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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4. Juni 1997 N 977 Energiegesetz<br />
antwortung stehlen will. Sie wissen, dass wir die Energieagentur<br />
vorgeschlagen haben. Auch Kollege Rechsteiner<br />
Rudolf weiss, welche Leistungen die Wirtschaft in seinem<br />
Kanton bereits erbracht hat, ohne dass man es im Detail festgeschrieben<br />
hat. Es geht mir darum, dass wir wirklich ein<br />
Rahmengesetz schaffen und für nachhaltige Entwicklungen<br />
Raum lassen.<br />
In diesem Sinne und mit einer Dosis Vertrauen bitte ich Sie,<br />
meinen Antrag zu unterstützen.<br />
Baumann Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> (V, TG): Ich habe einen Streichungsantrag<br />
gestellt zu Absatz 1bis von Artikel 19. Falls Sie Herrn<br />
Ran<strong>de</strong>gger nicht folgen, ist die Streichung dieses Absatzes<br />
1bis trotz<strong>de</strong>m aktuell.<br />
Grundsätzlich ist es wohltuend festzustellen, dass das Energiegesetz<br />
markante Meilensteine in Richtung marktwirtschaftliche<br />
Erneuerung enthält. Deutlich sichtbar wer<strong>de</strong>n<br />
diese Signale dort, wo das Kooperations- und Subsidiaritätsprinzip<br />
wirklich zum Tragen gelangen. Ich gehe davon aus,<br />
dass diese Marschrichtung nicht zuletzt unter <strong>de</strong>m Signal <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Öffnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Energiemärkte in Europa eingeschlagen wor<strong>de</strong>n<br />
ist. Als ordnungspolitischen Sün<strong>de</strong>nfall beurteile ich aber die<br />
vorgesehene Ermächtigung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Kantone<br />
zur Festlegung von Vorgaben mengenmässiger Ziele und<br />
entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Fristen beim vorliegen<strong>de</strong>n Absatz 1bis. Die<br />
Festlegung von mengenmässigen Zielen durch <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat<br />
und die Kantone wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht <strong>de</strong>m Grundsatz marktwirtschaftlicher<br />
Erneuerung. Sie hätte eine nicht akzeptable Einengung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftstätigkeit zur Folge.<br />
Ihre Kommission hat analog zum revidierten Umweltschutzgesetz<br />
zu Recht das Koordinations- und Subsidiaritätsprinzip<br />
in einer eigenen Bestimmung, Artikel 2bis, verankert, was gestern<br />
vom Rat bestätigt wor<strong>de</strong>n ist. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e sollen vor<br />
<strong>de</strong>m Erlass von Ausführungsvorschriften freiwillige Massnahmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft überprüft und soweit möglich und notwendig<br />
ins Ausführungsrecht übernommen wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m<br />
Artikel 2bis in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ermächtigungsartikel<br />
zur Festlegung von Programmen und<br />
Zielen, wie er im bun<strong>de</strong>srätlichen Entwurf zu fin<strong>de</strong>n war, beseitigt.<br />
Die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufnahme dieser Ermächtigung 16 Seiten<br />
weiter hinten macht die Sache nicht besser, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n verstösst<br />
gegen die beschlossene Charta <strong>de</strong>s Koordinationsund<br />
Subsidiaritätsprinzips. Es macht die Sache auch nicht<br />
besser, dass diese Ermächtigung in <strong>de</strong>n Zuckerguss eines<br />
För<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsartikels eingeschmolzen ist.<br />
In einer Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik <strong><strong>de</strong>r</strong> leeren Kassen ist bereits heute erkennbar,<br />
dass mit Sicherheit zwar die mengenmässigen<br />
Ziele rechtlich verbindlich vorgeschrieben wer<strong>de</strong>n, auch<br />
wenn die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strecke bleiben muss. Eine bun<strong>de</strong>srätliche<br />
Ermächtigung steht auch im Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch zum<br />
angestrebten Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Kooperationsi<strong>de</strong>e, wonach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bun<strong>de</strong>srat erst dann Massnahmen erlässt, wenn die Wirtschaft<br />
vereinbarte Ziele verfehlt. Eine Generalvollmacht <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>srates zum Erlass irgendwelcher Ziele kann somit<br />
auch aus diesem Grun<strong>de</strong> nicht in Frage kommen.<br />
Das vorliegen<strong>de</strong> Gesetz beinhaltet eine grosse Chance: die<br />
Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> marktwirtschaftlichen Erneuerung in einem<br />
ausseror<strong>de</strong>ntlich umfassen<strong>de</strong>n Gebiet, bei einer grossen<br />
Zahl von Verantwortungsträgern. Deren Eigenverantwortung<br />
entschei<strong>de</strong>t über Erfolg o<strong><strong>de</strong>r</strong> Misserfolg dieses Gesetzes.<br />
Geben wir ihnen die Chance, sich zu beweisen!<br />
Sie haben gestern <strong>de</strong>n Artikel 2 in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung, wie ich sie<br />
Ihnen unterbreitet habe, angenommen. Die Annahme meines<br />
Antrages wäre und ist nun die konsequente Folge.<br />
Strahm Rudolf (S, BE): Ich bitte Sie, bei<strong>de</strong> Anträge abzulehnen.<br />
Es sind bei<strong>de</strong>s Anträge – das ist kein Vorwurf – von Personen,<br />
die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussion in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission nicht dabei<br />
waren.<br />
Zum Antrag Baumann Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong> – ich nehme <strong>de</strong>n letzten zuerst<br />
–: Ich muss Herrn Baumann einfach sagen: Dieser Artikel,<br />
mit welchem Vereinbarungen zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft<br />
und einem Amt getroffen wer<strong>de</strong>n können, wur<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wirtschaft gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Ich kann Ihnen die Entstehung <strong>de</strong>s Artikels<br />
noch erzählen, sie geht in die letzte Legislatur zurück.<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
Der Antrag kam aus Kreisen <strong>de</strong>s Vororts; er wur<strong>de</strong> in das<br />
Umweltschutzgesetz aufgenommen, nämlich in Artikel 41a,<br />
und er ist jetzt auf Antrag eines bürgerlichen Mitglieds in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kommission wörtlich übernommen wor<strong>de</strong>n. Beabsichtigt ist,<br />
dass anstelle von gewerbepolizeilichen Massnahmen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bun<strong>de</strong>srat die Wirtschaft mit einer Vereinbarung kö<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zur selben Zielerreichung bringen kann. Wir haben das beim<br />
Umweltschutzgesetz z. B. bei Abfallvereinbarungen, mit Vereinbarungen<br />
bei Grossemittenten usw.<br />
Ich gebe Ihnen, Herr Baumann, ein Beispiel, was das im<br />
Energiegesetz heissen könnte. Es könnte heissen, dass gewisse<br />
Zielwerte über <strong>de</strong>n Flottenverbrauch von Motorfahrzeugen<br />
– wir haben gestern schon darüber gesprochen –<br />
zwischen <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat und <strong>de</strong>n Importeuren o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer<br />
Gruppe von Importeuren vereinbart wer<strong>de</strong>n. Hier geht es<br />
nicht um eine Pflicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat kann solche<br />
Vereinbarungen för<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Ich verstehe nicht, weshalb Sie das<br />
bekämpfen wollen.<br />
Mir persönlich tut es nicht weh, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> von Herrn Baumann<br />
bekämpfte Artikel gestrichen wird, aber er ist im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Privatwirtschaft.<br />
Zu Herrn Ran<strong>de</strong>gger: Artikel 19, d. h. die Frage einer Energieagentur<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> von mehreren Energieagenturen, war nach<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vernehmlassung sehr stark diskutiert wor<strong>de</strong>n. Die I<strong>de</strong>e<br />
einer Agentur ist ursprünglich – das hat Herr Ran<strong>de</strong>gger richtig<br />
gesagt – vom Vorort gekommen. Es ist von Anfang an klar<br />
gewesen – auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernehmlassung; die grosse Mehrheit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vernehmlasser hat sich dahingehend geäussert –: Wenn<br />
Aufgaben an eine Agentur o<strong><strong>de</strong>r</strong> an Agenturen <strong>de</strong>legiert wer<strong>de</strong>n,<br />
dann muss erstens die hoheitliche Aufgabe beim Staat<br />
bleiben – man kann nicht hoheitliche Aufgaben <strong>de</strong>legieren;<br />
das ist hier nicht mehr bestritten –, und zweitens, Herr Ran<strong>de</strong>gger,<br />
kann es nicht nur eine Agentur sein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es soll<br />
spezialisierte Agenturen geben. Drittens kann nicht nur die<br />
Wirtschaft dabei sein.<br />
Ich muss das noch etwas erläutern: Sie können nicht eine<br />
grosse Agentur beauftragen, das ganze Spektrum <strong><strong>de</strong>r</strong> Energiepolitik<br />
abzu<strong>de</strong>cken, d. h. <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Öls, <strong>de</strong>s Gases,<br />
<strong>de</strong>s Stroms, <strong><strong>de</strong>r</strong> rationellen Energieverwendung und<br />
erst noch die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Zukunftstechnologien usw. Das<br />
gäbe eine «Käseunion im Quadrat». Man hat – das war<br />
auch die Diskussion in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission – über die «Käseunion»<br />
und die Carbura gesprochen, d. h. über die Frage, ob<br />
man hier wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eine parastaatliche Organisation schafft.<br />
Wenn hingegen – das ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission <strong><strong>de</strong>r</strong> Konsens<br />
gewesen – mehrere spezialisierte Agenturen entstehen, hat<br />
es auch einen Sinn, solche Aufgaben zu <strong>de</strong>legieren.<br />
Hinter <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Anträgen von Herrn Ran<strong>de</strong>gger steht die<br />
Variante, entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Agentur zu schaffen, die nur von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wirtschaft getragen wird, o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar keine. Wir wollten aber gera<strong>de</strong><br />
die Möglichkeiten ausweiten.<br />
Herr Ran<strong>de</strong>gger: Sie können doch die Energiepolitik nicht<br />
einfach an eine Gruppe aus diesem breiten Spektrum <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wirtschaft <strong>de</strong>legieren. Gera<strong>de</strong> die neuen Technologien sind<br />
von Kleinfirmen – Firmeninhabern, die zuerst als skurrile Solarfreaks<br />
galten – aufgegriffen wor<strong>de</strong>n, die sehr hohe Kosten,<br />
auch prestigemässige Nachteile auf sich nehmen mussten.<br />
Aus <strong>de</strong>n Vorspurern aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit vor zwanzig Jahren sind die<br />
Vorläufer <strong><strong>de</strong>r</strong> mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Solartechnik gewor<strong>de</strong>n. Jetzt wollen<br />
Sie diese «Querproduzenten» und «Querschläger» – wie ich<br />
sie nun nenne – ausschliessen. Dabei kommen sehr viele Innovationen<br />
gera<strong>de</strong> von dieser Seite.<br />
Ich bitte Sie, sowohl <strong>de</strong>n Antrag Ran<strong>de</strong>gger auf Streichung<br />
von Artikel 19 als auch <strong>de</strong>n Eventualantrag Ran<strong>de</strong>gger für<br />
Artikel 19 abzulehnen.<br />
Durch <strong>de</strong>n Kompromiss, wonach mehrere Agenturen <strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>nen Zielsetzungen gerecht wer<strong>de</strong>n können, wird<br />
auch <strong>de</strong>m Anliegen von Herrn Ran<strong>de</strong>gger Rechnung getragen.<br />
Ich weiss nicht, ob Sie, Herr Ran<strong>de</strong>gger, eine alte o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
veraltete Stellungnahme <strong>de</strong>s Vororts vor sich hatten, als Sie<br />
Ihren Antrag formulierten. Ich meinte, mit <strong>de</strong>m Kompromiss<br />
könnten alle Kreise leben: die Wirtschaft, die Solarkreise, die<br />
Umweltkreise, die Kantone. Alle Kreise können mit diesem<br />
Pluralismus von möglichen Organisationen, die Aufgaben<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s übernehmen, leben.