Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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Transport public. NLFA 1288 N 18 juin 1997<br />
sich, ob dafür überhaupt ein Bedürfnis besteht, ob die Nachfrage<br />
nachgewiesen ist. Darüber gibt es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission,<br />
aber auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit nicht nur eine Meinung. Wenn<br />
es zwischen Gotthard- und Lötschbergbasislinie so etwas<br />
wie eine Arbeitsteilung geben könnte, dann wohl die, dass<br />
beim Lötschberg das Schwergewicht eher beim Güterverkehr<br />
und beim Gotthard eher beim Personenverkehr liegen<br />
wür<strong>de</strong>.<br />
Bei<strong>de</strong> Bauwerke, Gotthard und Lötschberg, stammen aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Pionierzeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Eisenbahnen. Nach<strong>de</strong>m 1882 <strong><strong>de</strong>r</strong> zweispurige<br />
Gotthardtunnel eröffnet wor<strong>de</strong>n war, verkehrten auf<br />
dieser Linie damals täglich gera<strong>de</strong> mal sechs Personenzüge.<br />
Weitsicht, Mut und verwegene Risikobereitschaft können mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Art, wie wir heute politisieren, kaum mehr nachvollzogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Da war ein Werk gebaut wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen Kapazität<br />
für mehr als hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Jahre reichte. Gotthard- und Lötschbergtunnel<br />
sind immer noch betriebstüchtig, können aber<br />
nicht mehr als optimal genügend bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Basislinien sind viele Vorteile zu erreichen,<br />
z. B. ein rationellerer Bahnbetrieb, schnellere Fahrzeiten, ein<br />
attraktiveres Kun<strong>de</strong>nangebot, Anschluss an das europäische<br />
Hochgeschwindigkeits-Bahnnetz. Mit einem Wort: eine Steigerung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Konkurrenzfähigkeit <strong>de</strong>s öffentlichen Verkehrs.<br />
Diese Steigerung ist nötig. Die Güterbahn im Nord-Süd-Europaverkehr<br />
ist zur «Schneckenbahn» gewor<strong>de</strong>n. Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
liegt bei gewissen Verbindungen unter<br />
20 Kilometern pro Stun<strong>de</strong>.<br />
Die Strasse hat davon profitiert; sie hat ihren Anteil in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren permanent vergrössert. Schon heute gehört<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Stau auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Autobahn zur täglichen Verkehrsdramaturgie.<br />
Es ist absehbar, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> prognostizierte Mehrverkehr<br />
auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strasse an die Kapazitätslimiten stossen wird. 1980,<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Einweihung <strong>de</strong>s Gotthardstrassentunnels, hat <strong><strong>de</strong>r</strong> damalige<br />
Bun<strong>de</strong>srat Hürlimann gesagt: «Dieser Tunnel ist kein<br />
Korridor für <strong>de</strong>n Schwerverkehr.» Das grosse Versprechen<br />
ist inzwischen ein Versprecher gewor<strong>de</strong>n: 1996 passierten<br />
über eine Million Lastwagen diesen Tunnel, und im nächsten<br />
Jahrtausend könnten es, wenn die Wissenschafter recht haben<br />
und wir keine Massnahmen treffen, dreimal soviel sein.<br />
Das Motto von Hans Hürlimann ist also von <strong><strong>de</strong>r</strong> Situation, von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> normativen Kraft <strong>de</strong>s Faktischen, verdrängt wor<strong>de</strong>n.<br />
Es gibt ganze «Friedhöfe» mit falschen Prognosen; <strong>de</strong>shalb<br />
möchte ich mich nicht allzusehr mit solchen Prognosen über<br />
<strong>de</strong>n Verkehr im nächsten Jahrtausend beschäftigen. Aber eines<br />
steht fest: Der Verkehr wird weiter zunehmen – wenn<br />
nicht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Schiene, dann eben auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strasse, und das bis<br />
zum Verkehrsinfarkt.<br />
Das Bahnangebot verlangt daher aus zwei Grün<strong>de</strong>n nach einer<br />
Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nisierung: einerseits wegen dieser Verkehrszunahme<br />
und an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits, weil wir mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Alpen-Initiative und<br />
mit <strong>de</strong>m Transitabkommen zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
EU gewisse Pflöcke eingeschlagen haben und Verpflichtungen<br />
eingegangen sind. Sinn <strong><strong>de</strong>r</strong> Alpen-Initiative ist es, <strong>de</strong>n<br />
Verkehrsinfarkt auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strasse zu vermei<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m mehr<br />
Güter, vor allem im Transit, auf die Schiene verlegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Bahn ist in dieser Beziehung umweltverträglicher.<br />
Diese «Strassensperre» hat in Brüssel Ärger ausgelöst; wir<br />
wissen es. Das 1992 abgeschlossene Transitabkommen hat<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Alpen-Initiative eine zusätzliche<br />
Be<strong>de</strong>utung erhalten. Aber die Schweiz kann nicht nur<br />
verbieten, sie muss auch Alternativen anbieten – und das<br />
nicht irgendwann, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in <strong>de</strong>m mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Alpen-Initiative und<br />
mit <strong>de</strong>m Transitabkommen fixierten Jahr, und dieses Jahr<br />
heisst 2005. Bis dahin muss die Schweiz einen ersten Tatbeweis<br />
erbringen – einen ersten Tatbeweis, dass sie gewillt ist,<br />
Vertragswerke einigermassen korrekt einzuhalten.<br />
Die Neat ist kein Geschenk an die Europäische Union, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
an uns selber. Die Schweiz darf nicht vom europäischen<br />
Hochgeschwindigkeits-Verkehrsnetz abgehängt wer<strong>de</strong>n,<br />
und wir dürfen uns auch nicht durch Selbstverschul<strong>de</strong>n abhängen<br />
lassen. Daher ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Bau <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat eine absolute Notwendigkeit.<br />
3. Zur Etappierung: Ein Bauvolumen von 30 o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr Milliar<strong>de</strong>n<br />
Franken kann natürlich nur in Etappen realisiert wer<strong>de</strong>n,<br />
nicht auf einmal. Zu re<strong>de</strong>n gab und gibt lediglich die Rei-<br />
henfolge <strong>de</strong>s Baus <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Basistunnels. Ich habe versucht,<br />
unmissverständlich und klar herauszustreichen, dass<br />
die Kommission mit grosser Mehrheit eigentlich übereinstimmend<br />
am Neat-Beschluss von 1991 und am Ergebnis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Volksabstimmung vom September 1992 festhält. Es gibt nur<br />
wenige, die für eine Nullösung votieren, die diesen Volksentscheid<br />
verdrängen möchten.<br />
Nach welchen Kriterien aber hat die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
die Etappierung <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Basistunnellinien beschlossen?<br />
Massgeblich waren we<strong><strong>de</strong>r</strong> die Zufälligkeit einer Lotterie<br />
noch das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Willkür. Der Entscheid basiert auf handfesten<br />
Vorgaben: auf <strong><strong>de</strong>r</strong> fristgerechten Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Alpen-Initiative;<br />
auf <strong><strong>de</strong>r</strong> vertragstreuen Einhaltung <strong>de</strong>s Transitabkommens<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Europäischen Union; auf <strong>de</strong>m frühestmöglichen<br />
Baubeginn einer <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Basislinien und auf<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ergreifung <strong><strong>de</strong>r</strong> Chance, <strong>de</strong>n früheren Baubeginn nicht irgendwie<br />
künstlich hinauszuzögern.<br />
Natürlich entsprechen bei<strong>de</strong> Varianten, Gotthard und Lötschberg,<br />
diesen Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen. Natürlich bil<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard im<br />
schweizerischen Strassennetz und im Verbund mit <strong>de</strong>m europäischen<br />
Schienennetz sozusagen das Rückgrat. Natürlich<br />
wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard bei gleichen Voraussetzungen als erste<br />
Etappe bezeichnet wor<strong>de</strong>n. Aber die Geologie, die technischen<br />
Schwierigkeiten haben hier irgendwie ein Machtwort<br />
gesprochen; die Geologie ist stärker als die politische Logik.<br />
Die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission weigert sich, Situation und<br />
Baufahrplan am Gotthard besser beurteilen zu wollen als die<br />
Fachleute, d. h. als die Geologen. Wir wer<strong>de</strong>n darauf in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Detailberatung zurückkommen.<br />
Die Mehrheit weigert sich – sozusagen aus fundamentalistischen<br />
Grün<strong>de</strong>n – zu unterlassen, was möglich ist, nämlich zu<br />
bauen, lei<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht zuerst am Gotthard, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n am Lötschberg.<br />
Wenn aber die Politik nicht die Kunst <strong><strong>de</strong>r</strong> verpassten<br />
Chancen sein soll, muss sie für diese Variante grünes Licht<br />
geben und das Mögliche möglich machen. Das heisst: Der<br />
Lötschberg ist schneller machbar als <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard, das ist die<br />
faktische Situation. Darüber wer<strong>de</strong>n wir, wie gesagt, in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Detailberatung streiten.<br />
Es braucht – darin sind sich die Geologen, die Kommission<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat einig – noch gewaltige Anstrengungen,<br />
um am Gotthard die geologische Machbarkeitsstudie zu erstellen.<br />
Es wer<strong>de</strong>n nach Auskünften <strong><strong>de</strong>r</strong> Fachleute dafür zwei<br />
bis drei Jahre benötigt. Um diese Abklärungen gründlich<br />
durchführen zu können, muss das nötige Geld aus <strong>de</strong>m zweiten<br />
Verpflichtungskredit bewilligt wer<strong>de</strong>n. Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> praktisch<br />
einstimmige Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission.<br />
Die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission beantragt Ihnen daher, zusammen<br />
mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat, ihren Anträgen zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s<br />
öffentlichen Verkehrs zuzustimmen. Wir, d. h. die für unser<br />
Land verantwortlichen Politiker, sollten endlich aus <strong>de</strong>m Zustand<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> hektischen Stagnation herauskommen.<br />
Vogel Daniel (R, NE), rapporteur: Pour abor<strong><strong>de</strong>r</strong> cette importante<br />
question <strong>de</strong> la NLFA, il me paraît souhaitable d’essayer<br />
<strong>de</strong> se placer dans la perspective du long terme. Nous allons<br />
construire <strong>de</strong>s tunnels qui vont durer cent ans, et nous conduisons<br />
une politique qui <strong>de</strong>vra nous permettre <strong>de</strong> faire face<br />
aux exigences que nous pouvons estimer dans les vingt ans<br />
qui viennent.<br />
En matière <strong>de</strong> politique <strong>de</strong>s transports, il faut rappeler qu’on<br />
considère que d’ici 2015 à 2020, il faut compter avec un doublement<br />
<strong>de</strong>s marchandises transportées aujourd’hui par la<br />
route ou par le rail à travers les Alpes. D’ici à 2015, on estime<br />
que la mobilité <strong>de</strong>s personnes va augmenter <strong>de</strong> 30 pour cent<br />
et que le trafic marchandises va doubler et pourrait quadrupler<br />
en Suisse.<br />
Le projet <strong>de</strong> NLFA est une réponse pragmatique <strong>de</strong> la Suisse<br />
en matière <strong>de</strong> politique <strong>de</strong>s transports. Si, aujourd’hui, on est<br />
bien obligé <strong>de</strong> considérer qu’on ne dispose pas d’une politique<br />
clairement établie, puisque le peuple en a refusé la teneur<br />
en 1988, on doit quand même considérer que nous<br />
avons plusieurs éléments à notre disposition pour construire<br />
cette politique. Il s’agit <strong>de</strong> l’institution d’une taxe poids lourds<br />
à la prestation, <strong>de</strong> la perception d’une taxe sur le transit alpin<br />
en relation avec l’initiative <strong>de</strong>s Alpes, <strong>de</strong> la réforme <strong>de</strong>s che-<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale