Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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Exécution <strong>de</strong>s peines et mesures 1006 N 5 juin 1997<br />
Fünfte Sitzung – Cinquième séance<br />
Donnerstag, 5. Juni 1997<br />
Jeudi 5 juin 1997<br />
08.00 h<br />
Vorsitz – Prési<strong>de</strong>nce:<br />
Stamm Judith (C, LU)/Leuenberger Ernst (S, SO)<br />
__________________________________________________________<br />
Präsi<strong>de</strong>nt: Ich eröffne die heutige Sitzung mit <strong>de</strong>n besten<br />
Wünschen an jene, die bereits hier sind, mit <strong>de</strong>n besten<br />
Grüssen an Herrn Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Koller und mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Entschuldigung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalratspräsi<strong>de</strong>ntin und <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>de</strong>s Büros, die verzweifelt nach zusätzlicher Sitzungszeit suchen.<br />
Es ist nicht auszuschliessen, dass Ihnen die Nationalratspräsi<strong>de</strong>ntin<br />
heute eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Tagesordnung vorschlagen<br />
wird.<br />
96.028<br />
Krise im Strafund<br />
Massnahmenvollzug<br />
Crise dans l’exécution<br />
<strong>de</strong>s peines et mesures<br />
Bericht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates vom 11. Dezember 1995<br />
Rapport du Conseil fédéral du 11 décembre 1995<br />
Bezug bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Dokumentationszentrale,<br />
Parlamentsgebäu<strong>de</strong>, 3003 Bern<br />
S’obtient auprès <strong>de</strong> la Centrale <strong>de</strong> documentation,<br />
Palais du Parlement, 3003 Berne<br />
Beschluss <strong>de</strong>s Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>ates vom 10. März 1997<br />
Décision du Conseil <strong>de</strong>s Etats du 10 mars 1997<br />
Kategorie V, Art. 68 GRN – Catégorie V, art. 68 RCN<br />
__________________________________________________________<br />
Nabholz Lili (R, ZH) unterbreitet im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
für Rechtsfragen (RK) <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n schriftlichen Bericht:<br />
Die Kommission befasste sich an ihrer Sitzung vom 21. April<br />
1997 mit <strong>de</strong>m Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Expertenkommission zum Postulat<br />
<strong>de</strong>s Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>ates (Gadient) vom 4. Juni 1992 «Krise im Strafund<br />
Massnahmenvollzug» und mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellungnahme <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>srates zu diesem Bericht vom 11. Dezember 1995.<br />
Das Postulat lädt <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat ein, einen umfassen<strong>de</strong>n Bericht<br />
über die heutige Situation im Straf- und Massnahmenvollzug<br />
vorzulegen und zu prüfen, mit welchen Massnahmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bund wirkungsvoll dazu beitragen könne, die gegenwärtigen<br />
Probleme zu lösen, und welche Mo<strong>de</strong>lle für das Zusammenwirken<br />
von Bund und Kantonen im Straf- und Massnahmenvollzug<br />
in einer längerfristigen Perspektive geeignet erscheinen.<br />
Ferner soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat Vorschläge unterbreiten,<br />
wie eine zeitgerechte Ausbildung <strong>de</strong>s Gefängnispersonals,<br />
allenfalls unter finanzieller Mitbeteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s, etwa<br />
in Form von Betriebsbeiträgen, sichergestellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Wortlaut <strong>de</strong>s Postulates vom 3. März 1992<br />
Die grosse Zahl drogenabhängiger und aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Staaten stammen<strong><strong>de</strong>r</strong> ausländischer Insassen, die<br />
andauern<strong>de</strong> Überbelegung vieler Anstalten und Vorfälle wie<br />
Fluchten und Streiks von Gefangenen machen <strong>de</strong>utlich, dass<br />
sich unser Straf- und Massnahmenvollzug in einer noch vor<br />
wenigen Jahren kaum vorhersehbaren krisenhaften Situation<br />
befin<strong>de</strong>t, die nicht länger tatenlos hingenommen wer<strong>de</strong>n darf.<br />
Die insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchungshaft teilweise<br />
notstandsähnlichen Verhältnisse erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine umfassen<strong>de</strong><br />
Lageanalyse, welche auch die im Zusammenhang<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabenneuverteilung zwischen Bund und Kanto-<br />
nen getroffenen Entschei<strong>de</strong> im Lichte <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Ausgangslage<br />
auf ihre Angemessenheit überprüft und neben rechtlichen,<br />
planerischen und finanziellen Gesichtspunkten namentlich<br />
die Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die Ausbildung <strong>de</strong>s Personals<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Strafanstalten einbezieht.<br />
Der Bun<strong>de</strong>srat wird <strong>de</strong>shalb eingela<strong>de</strong>n:<br />
– einen umfassen<strong>de</strong>n Bericht über die heutige Situation im<br />
Straf- und Massnahmenvollzug vorzulegen;<br />
– zu prüfen, mit welchen Massnahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bund wirkungsvoll<br />
dazu beitragen kann, die gegenwärtigen Probleme zu lösen,<br />
und welche Mo<strong>de</strong>lle für das Zusammenwirken von Bund<br />
und Kantonen im Straf- und Massnahmenvollzug in einer längerfristigen<br />
Perspektive geeignet scheinen;<br />
– Vorschläge dazu vorzulegen, wie eine zeitgerechte Ausbildung<br />
<strong>de</strong>s Gefängnispersonals, allenfalls unter finanzieller<br />
Mitbeteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s, etwa in Form von Betriebsbeiträgen,<br />
sichergestellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Beschlüsse <strong>de</strong>s Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>ates vom 4. Juni 1992 und vom<br />
10. März 1997<br />
Der Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at beschloss am 4. Juni 1992 einstimmig, das<br />
Postulat zu überweisen. Vom Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Expertenkommission<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellungnahme <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates nahm er am<br />
10. März 1997 in zustimmen<strong>de</strong>m Sinne Kenntnis.<br />
Erwägungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
Im Jahre 1992, als das Postulat überwiesen wur<strong>de</strong>, traten im<br />
Straf- und Massnahmenvollzug beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s viele kritische Situationen<br />
auf. Der Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Expertenkommission wur<strong>de</strong><br />
am 13. Dezember 1994 verabschie<strong>de</strong>t; <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat nahm<br />
dazu im Dezember 1995 Stellung. Seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Veröffentlichung<br />
<strong>de</strong>s Berichtes sind somit gut zwei Jahre verstrichen, und einige<br />
Aussagen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Lageanalyse, sind zum<br />
Teil überholt. Aus diesem Grund erstellte das Bun<strong>de</strong>samt für<br />
Justiz eine Aktualisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> statistischen Angaben zur Entwicklung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kriminalität in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz, welche die Kommission<br />
ebenfalls in ihre Erwägungen miteinbezogen hat.<br />
Der Bericht wur<strong>de</strong> zu einem Zeitpunkt verfasst, als beinahe<br />
alle Einrichtungen <strong>de</strong>s Straf- und Massnahmenvollzuges belegt<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar überbelegt waren. Damals waren die Platzverhältnisse<br />
vor allem in <strong>de</strong>n Untersuchungsgefängnissen<br />
zum Teil prekär. Seither hat sich die Situation insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
in <strong>de</strong>n Untersuchungsgefängnissen entspannt und verbessert,<br />
wobei charakteristische Schwankungen feststellbar<br />
sind. Zur momentanen Entlastung haben insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die<br />
Eröffnung neuer Gefängnisse (z. B. «Bellevue» in Gorgier,<br />
Ausschaffungsgefängnis Flughafen Kloten II) beigetragen.<br />
Im weiteren wer<strong>de</strong>n Kleinkriminelle nicht mehr so oft und<br />
nicht mehr lange in Untersuchungshaft genommen. Auch bei<br />
<strong>de</strong>n Vollzugsanstalten sind die Bestän<strong>de</strong> etwas rückläufig<br />
und in <strong>de</strong>n geschlossenen Einrichtungen konstant. Im Bereich<br />
<strong>de</strong>s Angebotes an Plätzen in Hochsicherheitsabteilungen<br />
hat sich die Situation ebenfalls verbessert, kann aber<br />
noch nicht als optimal bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Für psychisch abnorme und auffällige Straftäter, die gleichzeitig<br />
gemeingefährlich sind, bestehen allerdings noch keine<br />
Lösungen. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e fehlen geeignete Unterbringungsund<br />
Behandlungsmöglichkeiten. Die Konferenz <strong><strong>de</strong>r</strong> kantonalen<br />
Justiz- und Polizeidirektoren hat zusammen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sanitäts-<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Fürsorgekonferenz eine Ad-hoc-Kommission<br />
eingesetzt, mit <strong>de</strong>m Auftrag, die Unterbringungsmöglichkeiten<br />
von psychisch auffälligen und kranken, gemeingefährlichen<br />
Straftätern sowie von Personen, die aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Bestimmungen<br />
<strong>de</strong>s Gesetzes über <strong>de</strong>n fürsorgerischen Freiheitsentzug<br />
einer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Behandlung bedürfen, abzuklären.<br />
Diese Kommission hat ihre Tätigkeit Anfang 1997<br />
aufgenommen. In verschie<strong>de</strong>nen Strafanstalten wer<strong>de</strong>n Projekte<br />
für Sexualstraftäter, die psychiatrisch betreut wer<strong>de</strong>n<br />
müssen, erarbeitet; verwirklicht wur<strong>de</strong> jedoch noch kein Projekt.<br />
Was das fö<strong><strong>de</strong>r</strong>alistische System im Straf- und Massnahmenvollzug<br />
betrifft, hat sich dieses nach Auffassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Expertenkommission<br />
und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates grundsätzlich bewährt.<br />
Die Arbeitsgruppe unter <strong>de</strong>m Vorsitz von Regierungsrat<br />
Franz Marti, Schwyz, die einen Bericht über die Aufgabenund<br />
Finanzentflechtung zwischen Bund und Kantonen ver-<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale