Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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2. Juni 1997 N 889 OSZE/Europarat. Berichte<br />
97.001<br />
Europarat.<br />
Bericht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
Conseil <strong>de</strong> l’Europe.<br />
Rapport du Conseil fédéral<br />
Bericht vom 15. Januar 1997 (BBl I 1438)<br />
Rapport du 15 janvier 1997 (FF I 1371)<br />
Beschluss <strong>de</strong>s Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>ates vom 3. März 1997<br />
Décision du Conseil <strong>de</strong>s Etats du 3 mars 1997<br />
Kategorie III, Art. 68 GRN – Catégorie III, art. 68 RCN<br />
___________________________________________________________<br />
Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
Kenntnisnahme vom Bericht<br />
Proposition <strong>de</strong> la commission<br />
Prendre acte du rapport<br />
Mühlemann Ernst (R, TG), Berichterstatter: Die Schweiz hat<br />
im Augenblick im aussenpolitischen Umfeld etwelche<br />
Schwierigkeiten: Wir haben ein neues Spannungsfeld zwischen<br />
Washington und Bern, wir sind in <strong>de</strong>n Verhandlungen<br />
mit Brüssel in einer Sackgasse. An sich sollten wir über diese<br />
bei<strong>de</strong>n Themen in dieser Session sprechen können. Das ist<br />
vorläufig nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall.<br />
Hingegen haben wir zwei aussenpolitische Themen zu behan<strong>de</strong>ln,<br />
die erfreulicher sind. Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> relativen Isolation<br />
unseres Lan<strong>de</strong>s ist es positiv, dass uns zwei Organisationen<br />
offenstehen, um in Europa politisch mitzuarbeiten. Die<br />
eine ist die OSZE, die sich schwergewichtig mit Fragen <strong>de</strong>s<br />
Frie<strong>de</strong>ns und <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheit beschäftigt; eine Thematik, die<br />
uns Schweizern ausgesprochen naheliegen muss. Die<br />
zweite ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Europarat, <strong>de</strong>ssen Hauptaufgabe es ist, für<br />
Menschenrechte und <strong>de</strong>mokratische Entwicklung einzustehen.<br />
Auch das sind zwei Gebiete, die uns naheliegen. Die<br />
vorliegen<strong>de</strong>n Berichte zeigen positive Resultate und erfreuliche<br />
Ergebnisse.<br />
Ich spreche zuerst zur OSZE. Hier liegt ein Bericht <strong><strong>de</strong>r</strong> parlamentarischen<br />
Delegation vor, die an <strong><strong>de</strong>r</strong> Konferenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Parlamentarischen<br />
Versammlung in Stockholm teilgenommen<br />
hat. Wichtiger als dieser Bericht ist aber die Tätigkeit, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bun<strong>de</strong>srat im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ministerkonferenz ausgeübt hat,<br />
wobei Bun<strong>de</strong>srat Cotti die OSZE in erfolgreicher Weise präsidierte.<br />
Es liegt darüber kein direkter Bericht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
vor, was etwas eigentümlich ist und in Zukunft eigentlich<br />
verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n müsste. Hingegen haben wir zahlreiche<br />
Stellungnahmen unseres Aussenministers, die uns genügend<br />
informieren.<br />
Ich darf feststellen: Die Ziele, die sich die Schweiz im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s Präsidialjahres gesetzt hat, sind weitgehend erreicht<br />
wor<strong>de</strong>n. Herr Cotti hat bei Beginn seiner Tätigkeit gesagt:<br />
1. Er wolle sich dafür einsetzen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Frie<strong>de</strong>n in Tschetschenien<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> einkehre.<br />
2. Er wolle für eine Waffenstillstandslösung in Bosnien kämpfen<br />
und entsprechend weitere Schritte zu einem <strong>de</strong>mokratischen<br />
Aufbau einleiten.<br />
3. Er wolle ein neues Sicherheitsmo<strong>de</strong>ll in Europa entwikkeln.<br />
Wir dürfen heute feststellen, dass in Tschetschenien nicht<br />
nur Waffenstillstand eingekehrt ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch erste<br />
Schritte für eine <strong>de</strong>mokratische Entwicklung eingeleitet sind.<br />
Gestern haben in diesem arg gebeutelten Land die letzten<br />
Kommunalwahlen stattgefun<strong>de</strong>n. Man darf feststellen, dass<br />
ohne die schweizerische Beteiligung, ohne die Aktionsfähigkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE-Mission in Grosny unter Führung <strong>de</strong>s Diplomaten<br />
Tim Guldimann, das Ganze wahrscheinlich heute<br />
noch kriegerische Ausmasse hätte.<br />
In diesem Zusammenhang sei auch die Leitung unseres diplomatischen<br />
Dienstes in Wien positiv erwähnt. Herr Botschafter<br />
von Tscharner hat einiges beigetragen. Wir dürfen<br />
auch feststellen, dass eine weitere Organisation in Schwei-<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
zer Hän<strong>de</strong>n ist, nämlich die Organisation Odhir in Warschau,<br />
unter Führung <strong>de</strong>s Diplomaten Stoudmann. All das sind positive<br />
schweizerische Stützpunkte im Ausland für <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n<br />
und die Sicherheit.<br />
Die Leistung in Bosnien beschränkte sich natürlich darauf, im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Dayton-Abkommens vornehmlich die Wahlen<br />
durchzuführen und zu organisieren, was auch recht erfolgreich<br />
gelungen ist. Wir dürfen bei dieser Gelegenheit auch<br />
Gret Haller erwähnen, die im Dienste <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE und <strong>de</strong>s Europarates<br />
für die Einhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenrechte in Sarajevo<br />
wirkt. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> ist die Entwicklung in Bosnien noch nicht so weit<br />
fortgeschritten, dass man sagen könnte, das Dayton-Abkommen<br />
sei voll realisiert. Die Mission <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanischen Aussenministerin<br />
vom vergangenen Wochenen<strong>de</strong> war alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
als verheissungsvoll für die Zukunft.<br />
Die OSZE wird hier weiterhin aktiv tätig sein müssen. Das interessanteste<br />
Projekt, das Bun<strong>de</strong>srat Cotti in Angriff nahm,<br />
war das Sicherheitsmo<strong>de</strong>ll für Europa. Hier stehen wir in einer<br />
eigenartigen Zwittersituation, in<strong>de</strong>m ja gleichzeitig mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Nato-Osterweiterung versucht wur<strong>de</strong>, die Sicherheitsdisposition<br />
in Europa zu verbessern.<br />
Ich muss Ihnen lei<strong><strong>de</strong>r</strong> hier gestehen, dass ich diese Aktion<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Nato mit grösster Skepsis verfolge: Durch diese Aktion<br />
könnte <strong><strong>de</strong>r</strong> kalte Krieg wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ausbrechen, <strong>de</strong>nn die ehemalige<br />
Grenze zwischen Ost und West scheint jetzt nach Osten<br />
verschoben zu sein und führt zweifellos dazu, dass in Russland<br />
die nationalistischen Kräfte gestärkt wer<strong>de</strong>n und gleichzeitig<br />
eine gewisse Aggressivität entwickelt wird, die gefährlich<br />
wer<strong>de</strong>n könnte. Es kommt auch zu einer Machtverlagerung<br />
in Russland selber, in<strong>de</strong>m die militärischen Kräfte an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Südfront gegen <strong>de</strong>n Islam verstärkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zu<strong>de</strong>m wird durch diese Osterweiterung im Bereiche <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ehemaligen Oststaaten eine Zweiteilung geschaffen, in<strong>de</strong>m<br />
offenbar Nationen wie Polen, Tschechien und Ungarn in die<br />
Nato aufgenommen wer<strong>de</strong>n. Die übrigen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>, wie die baltischen<br />
Staaten, sind dann in einer sicherheitspolitischen<br />
Grauzone. Das ist keine erfreuliche Entwicklung.<br />
Ich hätte es gerne gesehen, wenn das Sicherheitsmo<strong>de</strong>ll <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
OSZE zum Durchbruch gelangt wäre. Denn dort hätten die<br />
Vereinigten Staaten und Russland, im gleichen Boot sitzend,<br />
vielleicht eher eine Garantie für die Sicherheit in Europa gegeben.<br />
Es kann uns nicht gleichgültig sein, wie diese Entwicklung<br />
voranschreitet, und ich bitte unseren Aussenminister,<br />
hier sehr aktiv dabeizusein, <strong>de</strong>nn die Stimme <strong>de</strong>s Neutralen<br />
spielt nach wie vor in diesen Fragen eine grosse Rolle.<br />
Ich darf noch etwas Letztes zuhan<strong>de</strong>n unseres Büros beifügen:<br />
Es ist ungeschickt, Frau Präsi<strong>de</strong>ntin, wenn wir an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Parlamentarischen Versammlung <strong><strong>de</strong>r</strong> OSZE mit ständig<br />
wechseln<strong>de</strong>n Teams teilnehmen. Immer sind es neue Leute,<br />
die antreten, und dadurch ist keine Kontinuität in unserer Arbeit<br />
da. Die schweizerischen Vertreter haben damit auch<br />
keine Chance, in wichtige Präsidialfunktionen einzutreten.<br />
Hier muss das Büro einmal darüber diskutieren, ob man nicht<br />
eine gewisse Kontinuität erreichen könnte. Das sieht im Europarat,<br />
wo die Parlamentarische Versammlung die Führungsrolle<br />
hat und das Ministerkomitee eher nachvollzieht,<br />
viel besser aus.<br />
Sie haben zwei Berichte zu diesem Thema: einen Bericht<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> parlamentarischen Delegation und einen Bericht <strong>de</strong>s<br />
Ministerkomitees. Wir können feststellen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Europarat<br />
in einer entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung steckt – glücklicherweise,<br />
müsste man sagen. Nach <strong>de</strong>m kalten Krieg<br />
musste sich dieser Rat entschliessen, mit <strong>de</strong>n osteuropäischen<br />
Staaten inklusive Russland in ein normales Verhältnis<br />
einzutreten. Der Vorschlag, hier einen Gästestatus<br />
zu entwickeln, war vorerst richtig, hat sich aber als ungenügend<br />
erwiesen. Darum hat sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Europarat entschlossen,<br />
Staaten aufzunehmen, die noch nicht <strong>de</strong>n vom Europarat<br />
vorgeschriebenen Standard erreicht haben. Dieser Prozess<br />
ist heute fast abgeschlossen. Es fehlen noch die drei transkaukasischen<br />
Staaten Georgien, Aserbaidschan und Armenien,<br />
und eine ganz schwierige «Knacknuss» stellt Weissrussland<br />
dar.<br />
Im vergangenen Jahr war die Aufnahme von Russland von<br />
heftigen Diskussionen begleitet wor<strong>de</strong>n. Ich habe als Haupt-