Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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16. Juni 1997 N 1237 Asylgesetz und Anag. Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
Art. 32 Abs. 1 – Art. 32 al. 1<br />
Abstimmung – Vote<br />
Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit 88 Stimmen<br />
Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit 48 Stimmen<br />
Art. 32 Abs. 2 – Art. 32 al. 2<br />
Angenommen – Adopté<br />
Art. 33<br />
Abstimmung – Vote<br />
Eventuell – A titre préliminaire<br />
Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit 72 Stimmen<br />
Für <strong>de</strong>n Antrag Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I 64 Stimmen<br />
Definitiv – Définitivement<br />
Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit 82 Stimmen<br />
Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II 53 Stimmen<br />
Art. 34–39<br />
Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
Zustimmung zum Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
Proposition <strong>de</strong> la commission<br />
Adhérer au projet du Conseil fédéral<br />
Angenommen – Adopté<br />
Art. 40<br />
Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
Abs. 1<br />
Mehrheit<br />
Zustimmung zum Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit<br />
(Fischer-Hägglingen, Dettling, Fehr Hans, Fritschi, Steinemann)<br />
Während <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten sechs Monate nach <strong>de</strong>m Einreichen ....<br />
Abs. 2<br />
.... erlischt nach Ablauf <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>m rechtskräftigen negativen<br />
Ausgang <strong>de</strong>s Asylverfahrens festgesetzten Ausreisefrist,<br />
ausser wenn diese Frist vom Bun<strong>de</strong>samt verlängert o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ausgesetzt wird.<br />
Abs. 3, 4<br />
Zustimmung zum Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
Art. 40<br />
Proposition <strong>de</strong> la commission<br />
Al. 1<br />
Majorité<br />
Adhérer au projet du Conseil fédéral<br />
Minorité<br />
(Fischer-Hägglingen, Dettling, Fehr Hans, Fritschi, Steinemann)<br />
Pendant les six premiers mois ...<br />
Al. 2<br />
.... la procédure d’asile, à moins que ce délai ne soit prolongé<br />
ou suspendu par l’office fédéral.<br />
Al. 3, 4<br />
Adhérer au projet du Conseil fédéral<br />
Fischer-Hägglingen Theo (V, AG), Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit:<br />
Die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit, die ich vertrete, beantragt Ihnen, ein Arbeitsverbot<br />
von sechs Monaten anstelle von drei Monaten ins Gesetz<br />
aufzunehmen. Die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit hat diesen Antrag gestellt,<br />
weil in verschie<strong>de</strong>nen Vernehmlassungsantworten – auch<br />
von seiten von Kantonen – ein solches sechsmonatiges Verbot<br />
beantragt wor<strong>de</strong>n ist. Ich weiss, dass man gegen ein Arbeitsverbot<br />
grundsätzliche Einwän<strong>de</strong> haben kann, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
<strong>de</strong>n Einwand, dass es besser sei, wenn die Leute arbeiteten<br />
und verdienten, statt dass sie «herumhängen» wür<strong>de</strong>n.<br />
Es geht bei diesem Antrag aber darum, die Attraktivität unseres<br />
Lan<strong>de</strong>s zu vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Die kleine Anerkennungsquote<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
zeigt, dass nach wie vor sehr viele Asylgesuche aus wirtschaftlichen<br />
Überlegungen gestellt wer<strong>de</strong>n. Wenn man in<br />
<strong>de</strong>n Herkunftslän<strong><strong>de</strong>r</strong>n weiss, dass man schon nach drei Monaten<br />
arbeiten und Geld verdienen kann, und wenn man in<br />
Rechnung stellt, welchen Wert <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizerfranken hat,<br />
<strong>de</strong>n man seinen Angehörigen dann überweisen kann, begibt<br />
man sich schneller auf die Reise. Weil mit diesem Antrag die<br />
Attraktivität gesenkt wird, ist als Folge mit einer kleineren<br />
Zahl von Asylsuchen<strong>de</strong>n zu rechnen. Damit können auch die<br />
Kosten gesenkt wer<strong>de</strong>n. Die seinerzeitige Einführung <strong>de</strong>s Arbeitsverbotes<br />
von drei Monaten hat bereits zu einer wesentlichen<br />
Attraktivitätssenkung geführt und ist mitverantwortlich,<br />
dass seit jener Zeit die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Asylsuchen<strong>de</strong>n zurückgegangen<br />
ist.<br />
Ich bitte Sie <strong>de</strong>shalb, <strong>de</strong>m Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit, die ich vertrete,<br />
zuzustimmen.<br />
von Felten Margrith (S, BS): «Arbeitsverbote sollen die Attraktivität<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz als Flüchtlingsziel vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.» Das<br />
sagt nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Antragsteller, so steht es auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft.<br />
Diese Verknüpfung von Arbeitsverbot und Abschrekkung<br />
ist für mich sachlich nicht nachvollziehbar. Wir befin<strong>de</strong>n<br />
uns hier ja im Bereich Asylverfahren. Es geht um ein<br />
Asylgesetz. Wenn Verfolgte Schutz suchen, dann wer<strong>de</strong>n<br />
Arbeitsverbote die Einreise nicht verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Es ist Sache<br />
<strong>de</strong>s Asylverfahrens zu klären, ob anerkannte Fluchtgrün<strong>de</strong><br />
vorliegen.<br />
Die Vorstellung, Arbeitsverbote könnten die sogenannte Attraktivität<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz min<strong><strong>de</strong>r</strong>n, entspricht vielmehr einem<br />
diskriminieren<strong>de</strong>n Menschenbild, wonach Flüchtlinge, ob sogenannt<br />
echt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, in erster Linie in die Schweiz kommen,<br />
um sich zu bereichern. Das ist eine völlige Umkehrung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsachen! Ist es nicht vielmehr so, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftsstandort<br />
Schweiz, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die jeweiligen Arbeitgeben<strong>de</strong>n,<br />
von jenen profitieren, die in ihrer schwierigen Situation<br />
bereit sind, für wenig Lohn schwere Arbeiten zu übernehmen?<br />
Soweit zum Grundsätzlichen.<br />
Der Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates sieht ein dreimonatiges Arbeitsverbot<br />
vor. Die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission hat eine sinnvolle<br />
Korrektur <strong>de</strong>s bun<strong>de</strong>srätlichen Entwurfes vorgenommen.<br />
Die starre Regel, wonach die Bewilligung zur Erwerbstätigkeit<br />
nach Ablauf einer erstmals angesetzten Ausreisefrist<br />
erlischt, selbst, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollzug nicht möglich ist, macht wenig<br />
Sinn. Dies bewirkt in erster Linie mehr Kosten, mehr Sozialhilfekosten.<br />
Dies an die Adresse jener, die hier ständig<br />
und immer über die Kosten re<strong>de</strong>n, die wir für die Flüchtlinge<br />
in diesem Land aufbringen.<br />
Eine Verlängerung <strong>de</strong>s Arbeitsverbotes von drei auf sechs<br />
Monate bitte ich Sie abzulehnen. Der Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit<br />
Fischer-Hägglingen ist abzulehnen. Dies beantrage ich im<br />
Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> SP-Fraktion. Es geht dabei nicht um die Einsparung<br />
von Sozialhilfe, das muss ich ganz klar festhalten. Es<br />
geht hier um die Sicherstellung minimaler Grundrechte, um<br />
die Achtung und <strong>de</strong>n Respekt vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Persönlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Leute, die hier sind. Das Recht, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen,<br />
gehört bekanntlich zur Han<strong>de</strong>ls- und Gewerbefreiheit,<br />
einem Freiheitsrecht, das sonst überall und um je<strong>de</strong>n<br />
Preis hochgehalten wird. Es gibt keinerlei öffentliches Interesse,<br />
jenen Flüchtlingen, die die Möglichkeit haben, einen<br />
Arbeitsvertrag einzugehen, diese Möglichkeit sechs Monate<br />
lang zu verbieten.<br />
Die Verlängerung <strong>de</strong>s Arbeitsverbotes auf sechs Monate<br />
wird nicht mehr Abschreckung bringen, wie das <strong><strong>de</strong>r</strong> Antragsteller<br />
vorhin ausgeführt hat, <strong>de</strong>nn die meisten Verfahren, so<br />
wur<strong>de</strong> uns in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission versichert, sind nach drei Monaten<br />
abgeschlossen. Für jene, die länger hier bleiben müssen,<br />
bringt das Arbeitsverbot Diskriminierung und Stigmatisierung.<br />
Mit <strong>de</strong>m lang dauern<strong>de</strong>n Arbeitsverbot wird vielmehr<br />
das Feindbild <strong>de</strong>s faulen Eindringlings geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Den Betroffenen<br />
wird signalisiert, sie seien unerwünscht, unnütz und<br />
sollten schnellstens verschwin<strong>de</strong>n – dies geschieht notabene<br />
auch gegenüber <strong>de</strong>njenigen, die unseres Schutzes bedürfen.<br />
Dies kann nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Sinn eines Asylgesetzes sein, das eigentlich<br />
Ausdruck unserer vielbeschworenen humanitären Tradition<br />
sein soll.