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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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19. Juni 1997 N 1371 Öffentlicher Verkehr. Neat<br />

erwiesen. Wir können die anstehen<strong>de</strong>n Probleme langfristig<br />

nur mit bei<strong>de</strong>n Achsen lösen.<br />

Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Macht <strong>de</strong>s Faktischen kann sofort mit <strong>de</strong>m Bau<br />

<strong>de</strong>s Lötschbergs begonnen wer<strong>de</strong>n, kann diese Achse sofort<br />

realisiert wer<strong>de</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwischenzeit klären wir die geologischen<br />

Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong> Pioramul<strong>de</strong> ab. Diese Abklärungen wer<strong>de</strong>n<br />

– wie wir mehrfach gehört haben – zwei bis drei Jahre erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

Sobald die Machbarkeit <strong>de</strong>s Projektes am Gotthard<br />

erwiesen ist, wer<strong>de</strong>n wir mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>s Gotthardbasistunnels<br />

beginnen. Das ist und war die klare Meinung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmehrheit,<br />

und das ist offensichtlich auch die Auffassung<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates.<br />

Herr Bun<strong>de</strong>srat Leuenberger hat dies gestern mit aller Deutlichkeit<br />

bestätigt. Diese Bestätigung sollte auch das Misstrauen<br />

breiter Kreise zerstreuen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard nicht gebaut<br />

wer<strong>de</strong>, wenn wir jetzt sofort mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>s Lötschbergs<br />

beginnen. Es besteht also eine klare Sicherheit, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard kommt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard gebaut wird und dass<br />

man mit <strong>de</strong>m Bau beginnt, sobald die Abklärungen gemacht<br />

und die Voraussetzungen erfüllt sind.<br />

Das sind die Schlussfolgerungen aus dieser grossen Debatte.<br />

Nun müssen wir diese Gemeinsamkeiten in einem<br />

richtungsweisen<strong>de</strong>n Beschluss verankern und dann mit dieser<br />

Botschaft und mit diesen Gemeinsamkeiten auch nach<br />

aussen gehen. Dann haben wir die besten Aussichten, das<br />

grosse Werk zeitgerecht verwirklichen zu können.<br />

Hubacher Helmut (S, BS), Berichterstatter: Nach dieser interessanten<br />

Diskussion möchten Herr Vogel und ich auf einige<br />

Fragen eingehen, ohne allzu lange zu wer<strong>de</strong>n, weil ich<br />

glaube, dass die Meinungen zu einem wesentlichen Teil gemacht<br />

sind. Aber es braucht ein paar Überlegungen. Vielleicht<br />

vorher ein paar Bereinigungen <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen Anträge:<br />

Der Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit I (Bezzola) be<strong>de</strong>utet einfach eine<br />

Kompetenzän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung: anstatt beim Parlament soll sie beim<br />

Bun<strong>de</strong>srat liegen.<br />

Zum Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit II: Herr Fischer-Seengen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

haben jetzt immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> betont, nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard<br />

wer<strong>de</strong> eine Flachbahn sein. Anfang Mai ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> «Basler Zeitung»<br />

ein Artikel erschienen, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf Aussagen von Herrn<br />

Theo Weiss Bezug nimmt. Herr Weiss ist als Direktor <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

SBB für Rollmaterial zuständig. Vielleicht muss man folgen<strong>de</strong><br />

Aussage im Artikel zur Kenntnis nehmen: «Entschei<strong>de</strong>nd für<br />

die Geschwindigkeit ist .... nicht die Steigung eines Trassees,<br />

entschei<strong>de</strong>nd sind vielmehr die Kurvenradien.» Herr Béguelin<br />

hat darauf hingewiesen, dass Lausanne–Bern als Flachbahn<br />

gilt, aber eine enorme Steigung hat. Auch die TGV-Linie<br />

Paris–Lyon wür<strong>de</strong>n wir wahrscheinlich als Flachbahn bezeichnen,<br />

obwohl sie eine stärkere Steigung hat als <strong><strong>de</strong>r</strong> Simplon,<br />

nämlich 35 Promille. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Technik ist nicht<br />

unbedingt die Steigung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Kurvenradius<br />

ein Faktor.<br />

Zur Pioramul<strong>de</strong>: Da ist verschie<strong>de</strong>ntlich die Geologie angesprochen<br />

wor<strong>de</strong>n. Ein Redner hat indirekt gesagt, das Problem<br />

existiere gar nicht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es wer<strong>de</strong> verpolitisiert. Ich<br />

glaube, die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission ist wirklich <strong><strong>de</strong>r</strong> Auffassung,<br />

dass es nicht eine freisinnige, eine christlich-<strong>de</strong>mokratische<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine sozial<strong>de</strong>mokratische Geologie gibt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

nur eine Geologie schlechthin; Geologen interpretieren die<br />

Natur.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates von 1990 zur Neat war zu<br />

lesen: «Im Urteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Fachleute enthält <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthardbasistunnel<br />

die vergleichsweise geringsten geologischen Risiken.»<br />

Gemäss <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Botschaft <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates bot also<br />

die Geologie am Gotthard praktisch kein Problem. Sieben<br />

Jahre später haben wir noch keine Lösungen. Die Geologie<br />

ist auch sonst ein schwieriges Umfeld; ich <strong>de</strong>nke an die<br />

Nagra-Bemühungen zur Endlagerung von radioaktivem<br />

Atommüll. Auch da müssen wir, glaube ich, zur Kenntnis nehmen:<br />

Die Natur diktiert zum Teil Probleme, die wir als Politiker<br />

nicht einfach negieren, uminterpretieren o<strong><strong>de</strong>r</strong> übersehen<br />

können.<br />

Von daher ist die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission nach ausführlichen<br />

Hearings mit vielen Geologen zur Auffassung gekom-<br />

<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />

men: Es gibt die Probleme; die Fachleute sagen, sie bräuchten<br />

noch etwa zwei, im schlimmsten Fall sogar drei Jahre, bis<br />

sie erklären könnten, welche Lösung am Gotthard technisch<br />

machbar wäre. Ein Geologe hat erklärt, er und seine Kollegen<br />

seien Individualisten und wenig geeignet für politische<br />

Manipulationen. Geologen stellten einfach fest, was da in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Natur vorhan<strong>de</strong>n sei. Ingenieure sind dynamische Menschen,<br />

die sagen: Wir lösen das Problem. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel wird<br />

das auch zutreffen. Aber mit absoluter Sicherheit kann wohl<br />

niemand behaupten, das Problem Pioramul<strong>de</strong> wer<strong>de</strong> auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall lösbar sein. Auch Herr Fischer-Seengen hat <strong>de</strong>n<br />

Vorbehalt eingebaut, dass man ein völlig neues Konzept im<br />

Rat vorlegen müsste, falls es dann in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pioramul<strong>de</strong> doch<br />

zum schlimmsten Fall kommen wür<strong>de</strong>. Damit hat er wohl<br />

auch recht.<br />

Der Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit IV (Vetterli) will <strong>de</strong>n Ast St. Gallen–Pfäffikon<br />

streichen. Das ist, glaube ich, ein marginales<br />

Problem. Es geht um Kosten von etwa 80 Millionen Franken,<br />

während wir sonst von 30 Milliar<strong>de</strong>n Franken re<strong>de</strong>n; ich<br />

sage das, damit das Verhältnis einigermassen klar ist. Ich<br />

habe mich bei <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sbahnen einmal erkundigt, weshalb<br />

diese Linie St. Gallen–Pfäffikon in allen Papieren –<br />

auch in <strong>de</strong>n schon lange zurückliegen<strong>de</strong>n, die wir bekommen<br />

haben – als Bestandteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat-Zufahrt figuriert. Irgendwann<br />

ist diese Linie hineingekommen, und von daher<br />

hätte Herr Vetterli wahrscheinlich recht. Das ist keine grosse<br />

Frage, und wir sollten wegen dieser kleinen Bausumme die<br />

Ostschweiz nicht unnötig beunruhigen. Die Strecke ist schon<br />

immer als Zufahrtslinie erwähnt gewesen. Ich bitte Sie, diesen<br />

Antrag abzulehnen.<br />

Jetzt kommt eigentlich die Frage, zu welchen Schlüssen wir<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussion dieser vielen Anträge kommen. Diese<br />

Frage stellt sich auch nach <strong>de</strong>m letzten Votum von Herrn<br />

Caccia, <strong><strong>de</strong>r</strong> diese Kommission – das ist schon gesagt wor<strong>de</strong>n<br />

– wirklich hervorragend präsidiert hat.<br />

Ich glaube, dass niemand in diesem Saal die Ängste <strong><strong>de</strong>r</strong> Tessiner<br />

Bevölkerung anheizen, Misstrauen säen, Fragezeichen<br />

setzen will, dass niemand eine Unsicherheit zurücklassen<br />

will, ob <strong>de</strong>nn dieser Gotthardtunnel wirklich gebaut wer<strong>de</strong>n<br />

soll.<br />

Herr Maspoli hat erklärt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthardbasistunnel unter<br />

die Rä<strong><strong>de</strong>r</strong> käme, falls <strong><strong>de</strong>r</strong> Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit obsiegen<br />

wür<strong>de</strong>, und hat seine legalistische Politik daraus abgeleitet.<br />

Eines ist völlig klar: Mit <strong>de</strong>n Beschlüssen von gestern, mit<br />

<strong>de</strong>m Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit und auch mit <strong>de</strong>n Anträgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />

wird akzeptiert und anerkannt: Der Gotthardbasistunnel<br />

wird gebaut! Das hat Herr Bun<strong>de</strong>srat Leuenberger gestern<br />

gesagt. Wer das im Tessin an<strong><strong>de</strong>r</strong>s interpretiert, <strong><strong>de</strong>r</strong> versucht<br />

hier irgen<strong>de</strong>in eigenes Süppchen zu kochen.<br />

Ernster nehme ich die Ängste von Herrn Caccia. Ich spüre<br />

sein Engagement und seine innere Beunruhigung. Er ist in<br />

dieser Frage emotional sehr engagiert; das gehört zur Politik.<br />

Die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission beantragt aber – Herr Herczog<br />

hat das, meine ich, sehr <strong>de</strong>utlich gesagt – eine ehrliche Variante.<br />

Sie geht davon aus, dass wir mit gutem Gewissen nicht<br />

einfach behaupten können, dass uns das Problem Pioramul<strong>de</strong><br />

nicht interessiere, dass das gelöst wer<strong>de</strong>, unabhängig<br />

davon, was Geologen sagen wür<strong>de</strong>n. Ich könnte für die<br />

Schwierigkeiten, Einmaligkeiten usw. viele Zitate bringen.<br />

Der Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission beinhaltet eine<br />

Etappierung: 1. Lötschberg; 2. Gotthard.<br />

Nach <strong>de</strong>m Antrag Carobbio und <strong>de</strong>m gleichlauten<strong>de</strong>n Antrag<br />

Widmer umfasst die erste Etappe <strong>de</strong>n Gotthard-, <strong>de</strong>n Lötschberg-<br />

und <strong>de</strong>n Zimmerbergtunnel, und die zweite Etappe <strong>de</strong>n<br />

Ceneri-Tunnel und die kleine Auffrischung <strong><strong>de</strong>r</strong> Linie<br />

St. Gallen–Pfäffikon. Das ist nicht gera<strong>de</strong> eine plausible<br />

Etappierung. Die drei schweren Brocken wer<strong>de</strong>n in die erste<br />

Etappe eingereiht, und das sogenannte «Kleingemüse» wird<br />

als zweite Etappe bezeichnet, nur damit die Sicherheit besteht,<br />

dass dieser Gotthard wirklich gebaut wird, weil alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Erklärungen offenbar nicht genügen sollen.<br />

Zugegeben wird – Herr Caccia hat das Schema hier verteilt –,<br />

dass die erste Etappe mit Lötschberg-, Gotthard- und Zimmerbergtunnel<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in Etappen aufgeteilt wird, in<strong>de</strong>m man<br />

mit <strong>de</strong>m Lötschberg beginnt und dann mit <strong>de</strong>m Gotthard fort-

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