Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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3. Juni 1997 N 929 Energiegesetz<br />
verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n – vor allem weil die Solartechnologie<br />
immer noch mit sehr kleinen Serien arbeiten muss – kostet<br />
hier eine Kilowattstun<strong>de</strong> immer noch rund einen Franken.<br />
Nun sind aber gera<strong>de</strong> in diesem Sektor aufgrund laufen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Forschungen in <strong>de</strong>n nächsten Jahren eigentliche Durchbrüche<br />
zu erwarten. Schon heute gibt es Technologien, welche<br />
bereits Preise unter 50 Rappen pro Kilowattstun<strong>de</strong> versprechen.<br />
Sie erinnern sich vielleicht noch an die kürzlich vorgestellte<br />
Erfindung einer Berner Firma. Wir haben während <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Son<strong><strong>de</strong>r</strong>session im Tiefparterre <strong>de</strong>s Parlamentsgebäu<strong>de</strong>s einen<br />
Solarziegel vorgeführt erhalten, <strong><strong>de</strong>r</strong> als integrierter Baustoff<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann. Jene rund dreissig Parlamentarier,<br />
die sich diese neueste Technologie vorführen liessen,<br />
waren allesamt beeindruckt.<br />
Ich selber bin überzeugt, dass in <strong>de</strong>n nächsten Jahren in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Solarstromproduktion Quantensprünge möglich wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn wir bereit sind, die nötigen Rahmenbedingungen hierfür<br />
festzulegen. Das können wir tun, wenn wir die Einspeisevergütungen<br />
höher ansetzen.<br />
Wir beantragen, dass bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Solartechnologie ein Preis vergütet<br />
wird, <strong><strong>de</strong>r</strong> bei Anwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> neuesten Technik kosten<strong>de</strong>ckend<br />
ist. Ein solches Rückvergütungssystem för<strong><strong>de</strong>r</strong>t die<br />
technologische Entwicklung ungemein, weil immer nur die<br />
neueste Anlage geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t wird. An<strong><strong>de</strong>r</strong>seits ermöglicht eine<br />
solche Entschädigungspraxis, dass Solarinvestitionen heute<br />
schon getätigt wer<strong>de</strong>n und in einem normalen Lebenszyklus<br />
abgeschrieben wer<strong>de</strong>n können.<br />
Solche Einspeiseregelungen sind in Deutschland sehr verbreitet.<br />
Grosse Städte haben solche Bestimmungen; ganze<br />
Bun<strong>de</strong>slän<strong><strong>de</strong>r</strong> arbeiten mit solchen Rückspeisevergütungen.<br />
Das Resultat: Die Solartechnologie kommt be<strong>de</strong>utend<br />
schneller voran als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz.<br />
Auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz gibt es einzelne Gemein<strong>de</strong>n, z. B. Burgdorf,<br />
die in ihren Rückvergütungstarifen eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Solartechnologie vorsehen.<br />
Wenn wir heute nicht etwas für die Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> Rahmenbedingungen<br />
tun, wer<strong>de</strong>n wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> Solartechnologie international<br />
in <strong>de</strong>n nächsten Jahren <strong>de</strong>n Anschluss verpassen.<br />
Das wäre ausseror<strong>de</strong>ntlich bedauerlich, wenn wir in Betracht<br />
ziehen, dass die Schweiz punkto Forschung immer<br />
noch an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze steht.<br />
In <strong>de</strong>n USA und in Japan ist das wirtschaftliche Potential <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Solartechnologie längst erkannt wor<strong>de</strong>n. In Japan beispielsweise<br />
wird mit einem 100 000-Dächer-Programm <strong><strong>de</strong>r</strong> Einstieg<br />
in die grossindustrielle Fertigung solartechnischer Anlagen<br />
gemacht, und wir bewegen uns immer noch in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Phase, wo Bastler und I<strong>de</strong>alisten tief in <strong>de</strong>n Sack greifen<br />
müssen, wenn sie solche Anlagen erstellen wollen. Die Solartechnologie<br />
wird <strong>de</strong>n Durchbruch nur schaffen, wenn wie<br />
in Japan eine gezielte För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfolgt.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n nun einwen<strong>de</strong>n, das sei ordnungspolitisch falsch.<br />
Falsch wäre eine solche För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung aber nur, wenn in eine<br />
wenig aussichtsreiche, veraltete Technologie investiert<br />
wür<strong>de</strong>. Das ist aber gera<strong>de</strong> nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Alle Experten sind<br />
sich einig, dass die Solartechnologie eine Zukunftstechnologie<br />
ist, und die Schweiz tut gut daran, ihren Vorsprung, <strong>de</strong>n<br />
sie aufgrund eigener Forschung hat, zu verteidigen. Im übrigen<br />
bitte ich Sie, in diesem Zusammenhang zur Kenntnis zu<br />
nehmen, dass sich auch die Atomenergie nie hätte durchsetzen<br />
können, wenn sie nicht gewaltige staatliche Finanzspritzen<br />
bekommen hätte.<br />
Zusammenfassend bitte ich Sie, sich erstens für eine differenzierte<br />
För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> erneuerbaren Energien zu entschei<strong>de</strong>n<br />
und sich zweitens klar für eine <strong>de</strong>utliche För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Solartechnologie einzusetzen und <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>m Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsantrag<br />
zuzustimmen.<br />
Speck Christian (V, AG), Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit: Im Vorfeld<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Marktöffnung für die leitungsgebun<strong>de</strong>nen Energieträger<br />
muss in Artikel 7 eine möglichst marktnahe Lösung gefun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. In diesem Sinn soll die von unabhängigen Produzenten<br />
angebotene Energie zwar abgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn sie für die Einspeisung in das Netz geeignet ist, die<br />
Vergütung hingegen soll sich nach <strong>de</strong>n jeweils gültigen<br />
Marktpreisen richten.<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
Es muss insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e zwischen einer allfälligen För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> erneuerbaren Energien durch die öffentliche Hand und<br />
<strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>s Energiemarktes unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Preise für Rücklieferungen sind konsequent nach Marktbedingungen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Betroffenen – <strong>de</strong>n Produzenten und<br />
<strong>de</strong>n Elektrizitätswerken – auszuhan<strong>de</strong>ln. Die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
UREK hat das Problem <strong><strong>de</strong>r</strong> ungerechtfertigten Gewinne als<br />
Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Subventionierung erkannt und will diese mit<br />
Artikel 7 Absatz 4 wenigstens abbauen.<br />
Die Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit will mit ihrem Antrag nur erneuerbare Energien<br />
aus Kleinkraftwerken för<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die das wirtschaftlich wirklich<br />
nötig haben. Das sind die Kleinstkraftwerke. Laut Statistik<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes für Wasserwirtschaft gibt es in unserem<br />
Land rund 1900 Anlagen mit einer Leistung von bis zu<br />
300 Kilowatt, 65 Anlagen mit einer Leistung zwischen 300<br />
und 500 Kilowatt und 61 Anlagen mit einer Leistung zwischen<br />
500 und 1000 Kilowatt.<br />
6,6 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlagen zwischen 300 und 1000 Kilowatt<br />
(1 Megawatt) konzentrieren sich in einzelnen Regionen. Man<br />
fin<strong>de</strong>t sie entlang von Flussläufen. Sie wur<strong>de</strong>n für frühere industrielle<br />
Bedürfnisse gebaut. Sie wer<strong>de</strong>n heute mit falschen<br />
Anreizen erneuert und von unabhängigen Produzenten betrieben<br />
– mit 16 Rappen entschädigt vom regionalen Elektrizitätsversorgungsnetz.<br />
Dazu kommt, dass Wasserkraftwerke bis zu 1 Megawatt von<br />
<strong>de</strong>n Wasserzinsen befreit sind. Die Wirtschaftlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Werke bis 300 Kilowatt ist schlecht. Sie steigt proportional<br />
zur Grösse.<br />
Zu <strong>de</strong>n Ihnen zugestellten Papieren <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizerischen<br />
Vereinigung für Holzenergie ist festzustellen, dass es für<br />
diese – absolut för<strong><strong>de</strong>r</strong>ungswürdigen – Anlagen an<strong><strong>de</strong>r</strong>e För<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsinstrumente<br />
gibt, z. B. Beiträge <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s zusätzlich<br />
zu Beiträgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Kantone für Pilot- und Demonstrationsanlagen.<br />
Ich bitte Sie <strong>de</strong>shalb, unserem Antrag, die Vergütung auf Anlagen<br />
mit einer Leistung von bis zu 300 Kilowatt zu beschränken,<br />
zuzustimmen.<br />
Einige allgemeine Bemerkungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> SVP-<br />
Fraktion: Wir haben neu <strong>de</strong>n Antrag Kofmel, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus drei<br />
Grün<strong>de</strong>n marktwirtschaftlich gesehen eine neue Sün<strong>de</strong> ist,<br />
in<strong>de</strong>m er die Nutzung erneuerbarer Energien im Wärme-<br />
Kraft-Koppelungsbereich mit 16 Rappen vergüten will. Es<br />
wäre dies eine weitere Privilegierung von Nischenenergie,<br />
und mit dieser Privilegierung wür<strong>de</strong>n solche Regelungen, in<br />
Form neuer Subventionen, ad absurdum weitergeführt. Sie<br />
führte auch zu neuen Marktverzerrungen, und sie stün<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Liberalisierung, welche eine Preissenkung bei allen Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />
anstrebt, entgegen. Am Schluss wür<strong>de</strong>n die Kleinkun<strong>de</strong>n<br />
die Rechnung bezahlen müssen. Es berührt eigentlich<br />
seltsam, dass die Erdöllobby, welche sich im Gegensatz<br />
zur Elektrizitätswirtschaft gern liberal gibt, diesen Antrag jetzt<br />
stellen lässt.<br />
Angesichts meiner eingangs gemachten Äusserungen betreffend<br />
Marktpreise ist bei allen verschie<strong>de</strong>nen Anträgen,<br />
die bei Artikel 7 gestellt wer<strong>de</strong>n, letztlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Antrag Schmid<br />
Samuel <strong><strong>de</strong>r</strong> wegweisen<strong>de</strong>. Damit wird zwar die Abnahmepflicht<br />
verankert, die Vergütung jedoch nach jeweils gültigen<br />
Marktpreisen festgelegt. Herr Kofmel hat nachträglich einen<br />
Eventualantrag eingereicht, <strong><strong>de</strong>r</strong> seinen ursprünglichen Antrag<br />
wesentlich än<strong><strong>de</strong>r</strong>t, in<strong>de</strong>m er sich mit <strong>de</strong>n Marktpreisen<br />
einverstan<strong>de</strong>n erklärt. Damit kann auch die SVP-Fraktion leben.<br />
Ich bitte Sie in diesem Sinn, im allgemeinen <strong>de</strong>n Anträgen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mehrheit zuzustimmen und bei Absatz 4 <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit<br />
zu unterstützen.<br />
Strahm Rudolf (S, BE): Herr Speck, Sie haben jetzt <strong>de</strong>n Antrag<br />
Kofmel in Bausch und Bogen abgelehnt, d. h., Sie haben<br />
die Möglichkeit bekämpft, dass in Zukunft WKK-Anlagen<br />
auch Strom zurückspeisen können. Sie haben natürlich nicht<br />
gesagt, dass Sie Verwaltungsrat <strong><strong>de</strong>r</strong> Aargauischen Elektrizitätswerke<br />
sind. Ich möchte Sie als Gewerbler aber fragen:<br />
Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bäckermeister Speck – wie viele Gewerbler – irgen<strong>de</strong>inmal<br />
eine WKK-Anlage, z. B. auf Erdgasbasis, einrichten<br />
und Strom ins Netz zurückspeisen möchte, hätten