Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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OSCE/Conseil <strong>de</strong> l’Europe. Rapports 878 N 2 juin 1997<br />
nationale Kongress von Stockholm über die sexuelle Ausbeutung<br />
von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach <strong>de</strong>n Vorfällen in Belgien abgehalten<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Die Parlamentarische Versammlung for<strong><strong>de</strong>r</strong>te die Regierungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedstaaten auf, umgehend Massnahmen zum<br />
Schutze <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> vor sexuellen Missbräuchen zu treffen<br />
und die Lücken in <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Zusammenarbeit von Justiz<br />
und Polizei zu schliessen.<br />
Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e empfiehlt sie:<br />
– in <strong>de</strong>n nationalen Strafgesetzgebungen für die Verfolgung<br />
von Sexual<strong>de</strong>likten das Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Extraterritorialität einzuführen;<br />
– bei sexuellen Vergehen an Jugendlichen unter 20 Jahren<br />
die Klagefrist auf min<strong>de</strong>stens fünf Jahre nach Erreichen <strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
Volljährigkeit auszu<strong>de</strong>hnen;<br />
– gesetzlich festzulegen, dass ein Min<strong><strong>de</strong>r</strong>jähriger unter<br />
15 Jahren nicht befähigt ist, seine Einwilligung zu sexuellen<br />
Handlungen mit Erwachsenen zu geben;<br />
– <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>schutzorganisationen und nichtstaatlichen Organisationen<br />
das Recht einzuräumen, bei Sexual<strong>de</strong>likten an<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n als Zivilpartei aufzutreten.<br />
6.5 Die Stellungnahme zum Entwurf eines Menschenrechtsund<br />
Biomedizin-Übereinkommens<br />
Die Parlamentarische Versammlung prüfte <strong>de</strong>n überarbeiteten<br />
Entwurf zum Bioethik-Übereinkommen, das in Menschenrechts-<br />
und Biomedizin-Übereinkommen umbenannt<br />
wur<strong>de</strong>. Wie Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at Plattner als Berichterstatter <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
für Wissenschaft und Technologie ausführte, steht<br />
die neue Fassung im Einklang mit <strong>de</strong>n Anliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsanträge<br />
und spiegelt <strong>de</strong>n umfassendsten Konsens wi<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> heute in Europa erzielt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Dieses Rahmenübereinkommen dürfte zahlreichen nationalen<br />
Gesetzgebern als Leitfa<strong>de</strong>n dienen, dies um so mehr, als<br />
darin <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Embryonenforschung, Organtransplantation<br />
und Gentechnik erstmals völkerrechtlich geregelt<br />
wird.<br />
Die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen gegenüber <strong>de</strong>m ersten Entwurf betreffen<br />
u. a. die Embryonenforschung und die Eingriffe an nicht einwilligungsfähigen<br />
Personen. So wird im neuen Entwurf die<br />
Forschung an Embryonen in vitro nur zugelassen, wenn<br />
diese <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung dieser Embryonen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Diagnose<br />
schwerwiegen<strong><strong>de</strong>r</strong> Krankheiten dient. Ein absolutes Verbot<br />
gilt hingegen für die Erzeugung von Embryonen zu Forschungszwecken<br />
sowie für die vorgeburtliche Geschlechterwahl.<br />
Eingriffe an nicht einwilligungsfähigen Personen dürfen<br />
nur unter Einhaltung bestimmter Bedingungen vorgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n und in je<strong>de</strong>m Falle nur dann, wenn sie für die<br />
Betroffenen von unmittelbarem gesundheitlichem Nutzen<br />
sind.<br />
Die Parlamentarische Versammlung hielt zu<strong>de</strong>m fest, dass<br />
«die Interessen und das Wohlergehen <strong>de</strong>s Menschen vor<br />
<strong>de</strong>m alleinigen Interesse von Gesellschaft und Wissenschaft<br />
Vorrang haben».<br />
Die Parlamentarische Versammlung nahm <strong>de</strong>n geän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />
Übereinkommensentwurf mit grosser Mehrheit an und empfahl<br />
<strong>de</strong>m Ministerkomitee, ihn in dieser Form vor En<strong>de</strong> Jahr<br />
zur Unterzeichnung aufzulegen und einen Zeitplan für die<br />
Ausarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Zusatzprotokolle zu erstellen.<br />
Das Ministerkomitee verabschie<strong>de</strong>te diesen Entwurf am<br />
19. November 1996. Allerdings folgte es <strong>de</strong>n Vorschlägen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung nicht in allen Punkten. Nicht berücksichtigt<br />
wur<strong>de</strong>n u. a. die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nach einer strikten Einschränkung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Forschung an Embryonen und die Verschärfung<br />
<strong>de</strong>s Datenschutzes bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Weitergabe von Gentestergebnissen.<br />
6.6 Die neue Sozialpolitik; Arbeitslosigkeit in Europa – Ursachen<br />
und Abhilfemassnahmen<br />
Die Bekämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitslosigkeit ist für <strong>de</strong>n sozialen Zusammenhalt<br />
und die Schaffung einer wirklich sozialen Demokratie<br />
unerlässlich. Voraussetzung dafür ist eine neue, auf<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Europäischen Sozialcharta beruhen<strong>de</strong> Sozialpolitik. Angesichts<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Globalisierung und <strong><strong>de</strong>r</strong> damit einhergehen<strong>de</strong>n<br />
Deregulierung gilt es, <strong>de</strong>n Zusammenhalt in Europa zu stärken<br />
und nach neuen Möglichkeiten zu suchen. So müsste<br />
u. a. die Organisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit überdacht und flexibler ausgestaltet<br />
wer<strong>de</strong>n; durch grössere öffentliche Vorhaben könnten<br />
Arbeitsplätze geschaffen wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>m Bildungswesen<br />
wäre Priorität einzuräumen. Notwendig wären auch gemeinsame<br />
politische Initiativen <strong>de</strong>s Europarates und <strong><strong>de</strong>r</strong> Europäischen<br />
Union.<br />
Die Parlamentarische Versammlung empfahl <strong>de</strong>shalb, eine<br />
aus Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Parlamentarischen Versammlung und<br />
<strong>de</strong>s Europäischen Parlamentes zusammengesetzte Arbeitsgruppe<br />
einzusetzen mit <strong>de</strong>m Auftrag, die Arbeitsmarktverhältnisse,<br />
Beschäftigungsstrukturen und Sozialschutzgesetzgebungen<br />
zu prüfen und bis zum 30. Juni 1997 darüber<br />
Bericht zu erstatten.<br />
Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at Bloetzer wies als Berichterstatter <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
für Wirtschaft und Entwicklung darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit<br />
in vielen Mitgliedstaaten <strong>de</strong>s Europarates ein unannehmbares<br />
Ausmass erreicht hat. Die Arbeitslosenquoten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Län<strong><strong>de</strong>r</strong> seien allerdings sehr unterschiedlich<br />
(zwischen 3 und 20 Prozent). Dies zeige, dass die Arbeitslosigkeit<br />
strukturell bedingt sei und dass <strong><strong>de</strong>r</strong> wirtschaftliche<br />
Aufschwung nicht mehr unbedingt mit einer Verbesserung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigungslage einhergehe.<br />
Die Parlamentarische Versammlung rief die Mitgliedstaaten<br />
auf, Massnahmen zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Wirtschaftswachstums<br />
zu treffen, ihre sozialen Sicherheitssysteme und Fiskalsysteme<br />
arbeitsmarktfreundlicher auszugestalten, die berufliche<br />
Weiterbildung zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n und für kleine und mittlere Unternehmen<br />
günstige Rahmenbedingungen zu schaffen.<br />
Nationalrätin Fehr Lisbeth unterstützte im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> liberalen<br />
Fraktion <strong>de</strong>n Bericht über die Arbeitslosigkeit. Am Bericht<br />
über die neue Sozialpolitik bemängelte sie u. a., dass darin<br />
das soziale Individuum und nicht die Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>de</strong>n Sozialpartnern im Mittelpunkt stün<strong>de</strong>. Auch zeigte<br />
sie sich enttäuscht über <strong>de</strong>n Weg, <strong><strong>de</strong>r</strong> im Bericht vorgeschlagen<br />
wird. Dies sei reine Symptombekämpfung und keine Ursachenbekämpfung.<br />
6.7 Verschie<strong>de</strong>nes<br />
Tätigkeitsbericht 1995 <strong><strong>de</strong>r</strong> OECD: Während sich die wirtschaftliche<br />
Erholung in gewissen OECD-Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n, beispielsweise<br />
in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten, fortsetzt, stagniert sie in einigen<br />
europäischen Staaten zum Teil beträchtlich. In <strong>de</strong>n europäischen<br />
OECD-Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n gilt <strong>de</strong>shalb die grösste Sorge<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitslosigkeit. Für Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at Bloetzer hat die weltweite<br />
Bekämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitslosigkeit höchste Priorität. Er wies<br />
darauf hin, dass die neue Welthan<strong>de</strong>lsordnung, welche mit<br />
<strong>de</strong>m Abschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Uruguay-Run<strong>de</strong> geschaffen wur<strong>de</strong>, umgesetzt<br />
und laufend angepasst wer<strong>de</strong>n müsse. Wichtig sei<br />
dabei, dass die WTO nicht durch regionale Organisationen<br />
wie die Nafta und die EU unterlaufen wer<strong>de</strong>.<br />
Entschliessung betreffend die Welthan<strong>de</strong>lsorganisation<br />
(WTO) und Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Uruguay-Run<strong>de</strong>: Die Parlamentarische<br />
Versammlung for<strong><strong>de</strong>r</strong>te die Mitgliedstaaten <strong>de</strong>s Europarates<br />
auf, für eine verstärkte Welthan<strong>de</strong>lsbeteiligung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
weniger entwickelten Län<strong><strong>de</strong>r</strong> einzutreten und <strong>de</strong>n Schwierigkeiten<br />
dieser Län<strong><strong>de</strong>r</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beachtung zu schenken. Die<br />
Regierungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedstaaten sollen zu<strong>de</strong>m sicherstellen,<br />
dass die WTO sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung ihrer Ziele – und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> bevorstehen<strong>de</strong>n Ministerkonferenz in Singapur<br />
– von <strong>de</strong>n Menschenrechts- und Umweltschutzkonventionen<br />
<strong>de</strong>s Europarates leiten lasse.<br />
Im weiteren befasste sich die Parlamentarische Versammlung<br />
mit <strong>de</strong>n Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>bewegungen aus <strong>de</strong>n Entwicklungslän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
in die europäischen Industriestaaten sowie mit <strong><strong>de</strong>r</strong> humanitären<br />
Lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertriebenen in Georgien.<br />
6.8 Sitzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ständigen Kommission<br />
Die Ständige Kommission verabschie<strong>de</strong>te an ihrer Sitzung<br />
vom 7. November 1996 im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Parlamentarischen<br />
Versammlung verschie<strong>de</strong>ne Empfehlungen zu folgen<strong>de</strong>n<br />
Themen:<br />
– Drogenabhängigkeit und Drogengesetzgebung: Nach Auffassung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ständigen Kommission hätte eine Legalisierung<br />
<strong>de</strong>s Drogenkonsums eine Verschärfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Drogenproblematik<br />
zur Folge. Die langfristig beste Lösung bestehe in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Drogenprävention: Diese soll über die Gesundheitserziehung,<br />
über die Information <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit sowie über die<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale