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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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Loi sur l’asile et LSEE. Modification 994 N 4 juin 1997<br />

Ziel all dieser Gesetzesbestimmungen ist es, <strong>de</strong>n tatsächlich<br />

an Leib und Leben gefähr<strong>de</strong>ten Personen im Sinne <strong>de</strong>s<br />

Flüchtlingsbegriffes Aufnahme zu gewähren, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Seite aber auch <strong>de</strong>n Missbrauch zu unterbin<strong>de</strong>n.<br />

Auch diesmal wird von verschie<strong>de</strong>nen entwicklungspolitischen<br />

Organisationen <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorwurf erhoben, das Asylgesetz<br />

wer<strong>de</strong> ausgehöhlt. Das ist natürlich reine Stimmungsmache.<br />

Die Schweiz hat von allen europäischen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n nach wie<br />

vor eines <strong><strong>de</strong>r</strong> liberalsten Asylgesetze. Diese Tatsache entkräftet<br />

auch all die Vorwürfe von Herrn <strong>de</strong> Dar<strong>de</strong>l und von<br />

Herrn Gross Andreas, die an die Adresse <strong><strong>de</strong>r</strong> schweizerischen<br />

Asylpolitik gemacht wur<strong>de</strong>n.<br />

Viele europäische Län<strong><strong>de</strong>r</strong> haben unter <strong>de</strong>m Druck <strong><strong>de</strong>r</strong> hohen<br />

Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Asylsuchen<strong>de</strong>n ihr Recht an die verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te Lage angepasst.<br />

Obwohl wir, gemessen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerungszahl,<br />

am meisten Asylgesuche aufweisen, steht bei uns keine Verschärfung<br />

<strong>de</strong>s Asylrechts zur Diskussion. Im Gegenteil: Mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage wird die Rechtsstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewaltflüchtlinge<br />

verbessert.<br />

Die SVP-Fraktion hat sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernehmlassung und zu Beginn<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsberatung für eine Zweiteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage<br />

ausgesprochen. Die Regelung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schutzbedürftigen<br />

stellt eine absolut neue Rechtsmaterie dar, die zu<strong>de</strong>m nachhaltige<br />

Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>bestand hat. Zu<strong>de</strong>m<br />

belasten die Erfahrungen mit <strong>de</strong>n Gewaltflüchtlingen aus<br />

<strong>de</strong>m heutigen Jugoslawien die Gesamtvorlage. Die sehr<br />

schleppen<strong>de</strong> Zurückführung dieser Gewaltflüchtlinge stösst<br />

in einem Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerung – ich möchte sagen: in breiten<br />

Bevölkerungskreisen – auf wenig Verständnis. Es stellt sich<br />

die Frage, ob wir mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung dieses neuen Status für<br />

Gewaltflüchtlinge im Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>recht auf <strong>de</strong>m richtigen Weg<br />

sind.<br />

Wenn auch mit einigen Vorbehalten stimmt die SVP-Fraktion<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Regelung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewaltflüchtlinge im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> bun<strong>de</strong>srätlichen<br />

Fassung zu.<br />

Beim zweiten wichtigen Revisionspunkt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fürsorgezuständigkeit, stellen wir uns ebenfalls hinter die<br />

bun<strong>de</strong>srätliche Lösung. Die Verlagerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Fürsorgezuständigkeit<br />

auf die Kantone ist mit vielen Vorteilen verbun<strong>de</strong>n.<br />

Die SVP-Fraktion wird für Eintreten stimmen. Sollte jedoch<br />

die Fassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmehrheit, angereichert mit <strong>de</strong>n<br />

Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsanträgen aus <strong>de</strong>m rotgrünen Lager, eine Mehrheit<br />

fin<strong>de</strong>n, müsste die Fraktion die Vorlage in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlussabstimmung<br />

ablehnen.<br />

Wir bitten Sie, auf die Vorlage einzutreten, alle Rückweisungsanträge<br />

abzulehnen und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Detailberatung <strong>de</strong>n<br />

Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heitsanträgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fraktionen <strong><strong>de</strong>r</strong> bürgerlichen Parteien<br />

zuzustimmen.<br />

Zwygart Otto (U, BE): Die LdU/EVP-Fraktion ist für Eintreten<br />

und wen<strong>de</strong>t sich gegen die Rückweisungsanträge. Die humanitäre<br />

Tradition im Asylbereich und die innenpolitische<br />

Unsicherheit haben ganz auf das vorliegen<strong>de</strong> Gesetz durchgeschlagen.<br />

Doch brauchen wir gera<strong>de</strong> aus innenpolitischen<br />

Grün<strong>de</strong>n einen möglichst raschen Entscheid auf rechtlicher<br />

Basis. Dazu gehören z. B. auch Rekursmöglichkeiten auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ganzen Linie.<br />

Die LdU/EVP-Fraktion unterstützt grundsätzlich Beschlüsse<br />

für die Verbesserung von Entscheidlinien, <strong>de</strong>nn das war die<br />

markante Verbesserung seit 1990. Wir lehnen es jedoch<br />

gleichzeitig ab, dass Abstriche gemacht wer<strong>de</strong>n, welche die<br />

humanitäre Tradition ritzen. Aber auch da gibt es einen grossen<br />

Ermessensspielraum, <strong>de</strong>nn lei<strong><strong>de</strong>r</strong> kann die Frage <strong>de</strong>s<br />

Asyls nicht emotionslos angegangen wer<strong>de</strong>n. Irgendwo geistert<br />

die Furcht vor <strong>de</strong>m Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong> herum, bis hin zur Überfremdungsangst.<br />

Damit sind wir immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> konfrontiert.<br />

Damit wird dann auch Politik gemacht. Der Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

SVP-Fraktion hat vorhin gesagt, dass sie versuchen wer<strong>de</strong>,<br />

Teile <strong><strong>de</strong>r</strong> abgelehnten Initiative hier im Rat wie<strong><strong>de</strong>r</strong> umzusetzen.<br />

Wir wissen, dass gewisse Punkte klar gegen die humanitäre<br />

Tradition gerichtet sind.<br />

Die LdU/EVP-Fraktion bedauert, dass die Resultate <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kommissionsarbeit so kontrovers ausgefallen sind. Aber alle<br />

Einigungsversuche, auch hinter <strong><strong>de</strong>r</strong> Kulisse, sind ja geschei-<br />

tert, und nun bleibt nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es übrig, als dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Rat hier<br />

Schiedsrichter spielt.<br />

Es ist aber grundsätzlich falsch und abzulehnen, wenn sich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalrat dann noch selber <strong>de</strong>n Mund zu verbin<strong>de</strong>n versucht.<br />

Unsere Fraktion ist <strong>de</strong>swegen sehr dankbar, dass für<br />

die Beratung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage zumin<strong>de</strong>st Kategorie III eingeräumt<br />

wur<strong>de</strong>. Gera<strong>de</strong> in einem kontroversen Bereich ist es wichtig,<br />

dass die Voten, das Dafür und das Dawi<strong><strong>de</strong>r</strong>, auch im Amtlichen<br />

<strong>Bulletin</strong> aufgeschrieben sind, damit dann die Gesetzesauslegung<br />

entsprechend gemacht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Zu einzelnen Punkten <strong>de</strong>s Gesetzes:<br />

1. Die Gewaltflüchtlinge: Aus Menschenrechtsgrün<strong>de</strong>n ist es<br />

begrüssenswert, diese Kategorie gesetzlich zu verankern,<br />

auch wenn damit Nachteile verbun<strong>de</strong>n sind, <strong>de</strong>nn bis anhin<br />

haben wir uns in diesem Bereich mit einer Hintertürpolitik beholfen.<br />

Die administrative Vereinfachung kann in gewissen<br />

Momenten zu einer Entlastung im bürokratischen Leerlauf<br />

führen; wir hoffen, dass das geschehe. Es muss aber trotz<strong>de</strong>m<br />

die Möglichkeit offenbleiben, dass bei einer Aufhebung<br />

<strong>de</strong>s Status «Gewaltflüchtling» ein Asylantrag gestellt wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

2. Die Kantonalisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Fürsorgezuständigkeit: Die LdU/<br />

EVP-Fraktion wen<strong>de</strong>t sich dagegen, unterstützt die bisherige<br />

Praxis und lehnt <strong>de</strong>n bun<strong>de</strong>srätlichen Entwurf in diesem<br />

Punkt ab. Was vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gründig als Vereinfachung <strong>de</strong>klariert<br />

wird, hat entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Nachteile. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e haben die<br />

Flüchtlingswerke in <strong><strong>de</strong>r</strong> jahrelangen Betreuungsarbeit Erfahrung<br />

und Wissen erhalten, das nicht leichtfertig aufs Spiel<br />

gesetzt wer<strong>de</strong>n darf, <strong>de</strong>nn es ist unersetzbar. Vor allem jedoch<br />

sparen wir nichts ein, im Gegenteil. Private Organisationen<br />

sind viel flexibler. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> ist es ja so, dass im Asylwesen<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und sehr kurzfristig Wellen von asylsuchen<strong>de</strong>n<br />

Menschen bei uns eintreffen. Darum ist die Flexibilität<br />

von beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Be<strong>de</strong>utung. Wenn Sie staatliche Einrichtungen<br />

kreieren, bringen Sie diese in Zeiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Flaute<br />

nicht weg.<br />

3. Die Integration: Anerkannte Flüchtlinge im beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

dürfen nicht ausserhalb unserer Gesellschaft bleiben. Die<br />

Flüchtlingswerke verdienen es, dass man die Hilfestellung,<br />

die sie erbringen, immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> unterstützt. Aus unserer<br />

Sicht brauchen sie Lob und Anerkennung für diese notwendige<br />

und schwierige Arbeit. Viele unserer Vorfahren stammen<br />

aus <strong>de</strong>m Ausland. Auch meine Familie war zur Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hugenottenverfolgung in Frankreich eine Flüchtlingsfamilie.<br />

Als Protestanten kamen wir in die Schweiz. Zwar ist es lange<br />

her, aber immerhin, es ist doch etwas, das bei uns immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> geschieht. Zwar sind die weltweiten Flüchtlingsströme<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>s gewor<strong>de</strong>n als die damaligen kleinräumigen Verschiebungen.<br />

Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>swegen ist die Integration von beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

Be<strong>de</strong>utung; <strong>de</strong>nn Integration kann auch be<strong>de</strong>uten, dass<br />

Menschen, die an und für sich eine Berechtigung haben, bei<br />

uns zu bleiben, merken, dass bei uns nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> richtige Platz<br />

für sie ist, und eine Rückwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ung möglich wird.<br />

4. Die Rückschaffung: Das Gegenstück zur Integration ist die<br />

Rückschaffung, und sie ist letztlich das Hauptproblem <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Asylpolitik. Menschen, <strong>de</strong>nen das Asyl verweigert wird, sollten<br />

zurückgeschafft wer<strong>de</strong>n, aber da sind uns oft die Hän<strong>de</strong><br />

und noch an<strong><strong>de</strong>r</strong>es mehr gebun<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>swegen ist die internationale<br />

Zusammenarbeit von entschei<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung. Wir<br />

anerkennen die Bemühungen von Bun<strong>de</strong>srat und Behör<strong>de</strong>n<br />

und erwarten, dass hier auch weitere Schritte gemacht wer<strong>de</strong>n;<br />

<strong>de</strong>nn nur so ist es möglich, dass auch die innenpolitischen<br />

Massnahmen greifen. Die Grundproblematik <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rückschaffung könnte durch eine Rückkehrberatung oft entschärft<br />

wer<strong>de</strong>n. Wir haben beispielsweise im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitslosigkeit<br />

eingesehen, dass nicht nur das Zahlen etwas<br />

hilft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dass die Beratung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen, die in dieser<br />

Lage sind, eine Hilfe sein kann, ja sogar sein muss. Entsprechend<br />

könnten wir das parallel auch im Bereich Asylwesen<br />

bewusster einsetzen. In Ansätzen ist es glücklicherweise<br />

schon da, vor allem tun dies auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> die Flüchtlingswerke.<br />

Ich hoffe, dass wir hier die Möglichkeiten besser ausschöpfen<br />

können.<br />

Zum Schluss stelle ich noch einmal fest: Die LdU/EVP-Fraktion<br />

ist für Eintreten und Durchführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beratung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vor-<br />

<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale

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