Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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Formation professionnelle 1072 N 9 juin 1997<br />
tionsbuch festgehalten wird. Die Module, die in <strong>de</strong>n USA<br />
«credits» genannt wer<strong>de</strong>n, können je nach Zusammensetzung<br />
im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit zu einem anerkannten Abschluss führen.<br />
So können zeitrauben<strong>de</strong> Umwege und Kosten gespart<br />
wer<strong>de</strong>n. Überdies kommt die modulare Weiterbildung all jenen<br />
zugute, die Familienpflichten, Berufstätigkeit und Weiterbildung<br />
unter einen Hut bringen müssen.<br />
4. Ausblick: Für die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Wirtschaftsstandortes<br />
Schweiz müssen Projekte lanciert wer<strong>de</strong>n, welche die Technologiefel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft erkennen und erschliessen. Es ist<br />
zu prüfen, ob in bestimmten zukunftsträchtigen Berufen, für<br />
die keine Lehre angeboten wird, Vollzeitausbildungen die Lösung<br />
be<strong>de</strong>uten.<br />
Weitere Anliegen sind: Die Aus<strong>de</strong>hnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführungskurse<br />
bis hin zum einjährigen, berufsfeldbezogenen Einstiegsjahr<br />
mit Berufspraktika; die Stärkung und För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Allgemeinbildung – vor allem Fremdsprachen –; eine<br />
breite, polyvalente, schlüsselqualifizieren<strong>de</strong> Grundausbildung<br />
vor <strong><strong>de</strong>r</strong> berufsspezifischen Spezialisierung. Weiter gehören<br />
Grundlagenforschung und prospektive Forschung und<br />
Planung dazu.<br />
Wenn die Ressource Wissen die Ressource Arbeit zu ersetzen<br />
beginnt, wird Bildung zur wichtigsten Produktionsvoraussetzung<br />
und zum zentralen Wirtschaftssektor. Wir brauchen<br />
<strong>de</strong>mzufolge ein umfassen<strong>de</strong>s Bildungskonzept, das Berufsbildung,<br />
Grundausbildung, Weiterbildung und aka<strong>de</strong>mische<br />
Bildung mitträgt.<br />
Im übrigen tritt die SP-Fraktion für die Überweisung aller Motionen<br />
ein und weist sämtliche an<strong><strong>de</strong>r</strong>slauten<strong>de</strong>n Anträge zurück.<br />
Föhn Peter (V, SZ): Die SVP-Fraktion erachtet <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Bericht über die Berufsbildung inklusive Massnahmen<br />
als brauchbare Diskussionsgrundlage. Wer revolutionäre<br />
Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen erwartet hat, sieht sich enttäuscht. Die Absichtserklärungen<br />
können jedoch <strong>de</strong>n Stellenwert beruflicher<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung bewusst wer<strong>de</strong>n lassen und<br />
Impulse geben, welche verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass die Berufsbildung<br />
auf ein politisches Nebengeleise gerät. Vom Bericht kann in<br />
zustimmen<strong>de</strong>m Sinne Kenntnis genommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Das wichtigste Anliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> SVP-Fraktion ist, dass sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bund nicht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufsbildung verabschie<strong>de</strong>t. Eine grundlegen<strong>de</strong><br />
Reform <strong><strong>de</strong>r</strong> schweizerischen Berufsbildung kann<br />
auch im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Revision <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung angegangen<br />
wer<strong>de</strong>n. Diese Perspektive ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussion <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vorgeschlagenen Massnahmen zu berücksichtigen. Die Weiterentwicklung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> beruflichen Bildung hat sich <strong>de</strong>n Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nissen<br />
von Gesellschaft und Wirtschaft immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> anzupassen.<br />
Deshalb ist eine anstehen<strong>de</strong> Revision <strong>de</strong>s Berufbildungsgesetzes<br />
auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussionsergebnisse<br />
an die Hand zu nehmen und darf keinesfalls hinausgezögert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Generell ist die Wirksamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> im Berufsbildungsbericht<br />
vorgeschlagenen Massnahmen mit Vorsicht zu beurteilen.<br />
Massnahmen vorzuschlagen ist eines, sie umzusetzen etwas<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>es. Kritisch sind vorab Aspekte im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sbeiträge<br />
an die Bildungsfinanzierung zu betrachten. Dabei<br />
darf nicht vergessen wer<strong>de</strong>n, dass die Berufsbildung insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft dienlich sein muss, damit die Wirtschaft<br />
und die Berufsbildung <strong>de</strong>n erreichten hohen Standard<br />
halten und überleben können. Dabei sind die Berufsverbän<strong>de</strong><br />
vor und bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung klar einzubeziehen. Ich<br />
bitte die Kommissionssprecherinnen und Herrn Bun<strong>de</strong>srat<br />
Delamuraz, <strong>de</strong>n Einbezug <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufsverbän<strong>de</strong> in ihren Stellungnahmen<br />
noch zu dokumentieren.<br />
Das Wichtigste ist, dass die betroffenen Verbän<strong>de</strong>, Schulen<br />
und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> Staat am gleichen Strick ziehen. Bei <strong>de</strong>n<br />
vorliegen<strong>de</strong>n Motionen ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Einbezug <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbän<strong>de</strong>, welche<br />
ja heute meist die Verantwortung tragen, lei<strong><strong>de</strong>r</strong> zuwenig<br />
erfolgt. Deshalb verstehe ich die Einwän<strong>de</strong> – gera<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n<br />
Reihen <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehrlingsausbildner. Die Anträge, einzelne vorliegen<strong>de</strong><br />
Motionen in Postulate umzuwan<strong>de</strong>ln o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar abzulehnen,<br />
kann ich gut verstehen, weil in <strong>de</strong>n WBK-Motionen<br />
Lehrmeister und Verbän<strong>de</strong> nicht genannt o<strong><strong>de</strong>r</strong> einbezogen<br />
wur<strong>de</strong>n. Schliesslich sind wir ja stolz, dass sie die entspre-<br />
chen<strong>de</strong> Verantwortung wahrnehmen wollen und auch wahrnehmen.<br />
Was ich aber überhaupt nicht unterstützen kann, ist die Umwandlung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Motion 97.3247 in ein Postulat, wie das <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bun<strong>de</strong>srat vorschlägt. Die Begründungen scheinen mir äusserst<br />
tolpatschig. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Stellungnahme wird auf die Wichtigkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Berufsbildung – gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit – hingewiesen.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits sind die Begründungen nur finanzpolitischer<br />
Natur. Zu<strong>de</strong>m wird zweimal vermerkt, dass in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vernehmlassung<br />
grösste Opposition gegen die Kantonalisierung<br />
laut wur<strong>de</strong> und einstimmig Rückweisung gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>;<br />
geht es hier doch um die Berufsbildung unserer Jugend, und<br />
die Jugend sollte doch gegenüber <strong>de</strong>m Ziel finanzpolitischer<br />
Umverteilung bevorzugt behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n!<br />
Die Schlussfolgerungen <strong><strong>de</strong>r</strong> SVP-Fraktion zusammengefasst:<br />
1. Am dualen Ausbildungssystem ist grundsätzlich festzuhalten.<br />
2. Der Bund darf sich nicht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufsbildung zurückziehen.<br />
3. Die Zuständigkeiten <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s bezüglich Bildung, zumin<strong>de</strong>st<br />
Berufsbildung, sind organisatorisch zusammenzufassen.<br />
4. Die Koordination zwischen Volksschule und Berufsschule<br />
muss verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Zwischen Berufslehre und rein schulischer Ausbildung ist<br />
ein Gleichgewicht zu schaffen. Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Berufslehre sind umzusetzen.<br />
6. Berufsmaturität und Fachhochschulabschluss müssen <strong>de</strong>n<br />
prüfungsfreien Übertritt an Universitäten und an die Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschulen gleichermassen eröffnen.<br />
7. Die beruflichen und aka<strong>de</strong>mischen Weiterbildungen sollen<br />
in finanzieller Hinsicht gleich behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Sinne bitte ich Sie, die vorliegen<strong>de</strong>n Motionen und<br />
Postulate <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission zu überweisen.<br />
Kofmel Peter (R, SO): Geschätzte, <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufsbildung und<br />
Bildung nahestehen<strong>de</strong>, restliche Kolleginnen und Kollegen:<br />
Ich spreche einzig zur Motion 97.3245.<br />
Bildung verstehen wir als nationale Aufgabe. Bildung ist eine<br />
Aufgabe von Bund, Kantonen, Gemein<strong>de</strong>n, Verbän<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wirtschaft, von Industrie, Han<strong>de</strong>l, Gewerbe, überhaupt je<strong>de</strong>s<br />
einzelnen in diesem Land. Alle diese Akteure und Akteurinnen<br />
sind gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, gemeinsam zu han<strong>de</strong>ln – nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Bund<br />
für sich, nicht die Kantone für sich, und nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong> einzelne<br />
für sich.<br />
Ausgangspunkt dieser Debatte ist ja <strong><strong>de</strong>r</strong> Bericht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
zur Berufsbildung. Warum schlägt Ihnen nun die WBK<br />
mit einer Motion vor, ein gesamtschweizerisches Bildungskonzept<br />
zu erarbeiten? Dies <strong>de</strong>shalb, weil Berufsbildung Teil<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung ist. Wer die Berufsbildung verbessern will; wer<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Berufsbildung einen höheren Stellenwert geben will; wer<br />
will, dass Lehrtöchter und Lehrlinge gleich lange Spiesse haben<br />
wie «Gymeler», <strong><strong>de</strong>r</strong> darf Berufsbildung nicht isoliert vom<br />
Rest <strong>de</strong>s Bildungswesens Schweiz betrachten. Er muss die<br />
Bildung insgesamt reformieren.<br />
Was soll ein gesamtschweizerisches Konzept? Vorerst soll<br />
es auf <strong>de</strong>n Stärken aufbauen. Es soll dann natürlich auch<br />
Schwächen ausmerzen. Es soll ein attraktives und volkswirtschaftlich<br />
optimales Angebot sicherstellen. Es soll dafür sorgen,<br />
dass die «Bildungsfränkli» von Gemein<strong>de</strong>n, Kantonen,<br />
Bund und Wirtschaft nutzbringend eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Es sollen<br />
auch Perspektiven <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiterbildung erhalten und weiterentwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Weiterbildungssystem dieses Lan<strong>de</strong>s<br />
muss kohärenter wer<strong>de</strong>n; es wird dadurch sicherlich<br />
auch kostengünstiger. Je<strong>de</strong>nfalls muss dieses Konzept dafür<br />
sorgen, dass nicht nur für die Jungen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n für alle, die in<br />
Berufen tätig sind, das lebenslange Lernen optimaler erfolgen<br />
kann.<br />
Schliesslich soll ein Konzept die Aufgabenteilung zwischen<br />
Privaten, staatlichen und parastaatlichen Anbietern transparenter<br />
machen und auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> optimieren; es geht um <strong>de</strong>n<br />
Einsatz <strong>de</strong>s Bildungsfrankens. Bildung soll insgesamt flexibler<br />
aufgebaut wer<strong>de</strong>n: offener, modularer, im Baukastensy-<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale