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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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19. Juni 1997 N 1377 Öffentlicher Verkehr. Neat<br />

Art. 10quater (neu)<br />

Eventualantrag Strahm<br />

(falls <strong><strong>de</strong>r</strong> Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit bei Art. 10bis angenommen<br />

wird)<br />

Titel<br />

Baubeginn<br />

Wortlaut<br />

Der Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauhauptarbeiten an <strong><strong>de</strong>r</strong> Lötschbergbasislinie<br />

erfolgt nach Abschluss eines staatsvertraglichen Übereinkommens<br />

mit Italien über <strong>de</strong>n Ausbau und <strong>de</strong>n Baubeginn<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bahnstrecken südlich <strong>de</strong>s Simplons zu einer leistungsfähigen<br />

Gütertransitachse.<br />

Art. 10quater (nouveau)<br />

Proposition subsidiaire Strahm<br />

(au cas où la proposition <strong>de</strong> la majorité à l’art. 10bis serait<br />

adoptée)<br />

Titre<br />

Début <strong>de</strong>s travaux<br />

Texte<br />

Le début <strong>de</strong>s travaux principaux à la ligne <strong>de</strong> base du Lötschberg<br />

ne commencera qu’après conclusion d’un accord avec<br />

l’Italie sur la construction et le début <strong>de</strong>s travaux <strong>de</strong>s lignes<br />

ferroviaires au sud du Simplon pour en faire un couloir ferroviaire<br />

performant.<br />

Strahm Rudolf (S, BE): Ich möchte auch die Gruppe, die unterlegen<br />

ist, bitten, jetzt zuzuhören, weil mein Zusatzantrag<br />

zu Artikel 10quater (neu) eine wichtige Bereinigung <strong>de</strong>s soeben<br />

gefällten Entschei<strong>de</strong>s ist.<br />

Ich möchte <strong>de</strong>n Baubeginn am Lötschbergbasistunnel vom<br />

Ausbau <strong>de</strong>s Simplon-Süd abhängig machen, und zwar mit<br />

folgen<strong>de</strong>m Wortlaut: «Der Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauhauptarbeiten an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Lötschbergbasislinie erfolgt nach Abschluss eines staatsvertraglichen<br />

Übereinkommens mit Italien über <strong>de</strong>n Ausbau<br />

und <strong>de</strong>n Baubeginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bahnstrecken südlich <strong>de</strong>s Simplons<br />

zu einer leistungsfähigen Gütertransitachse.»<br />

Die Debatte um Artikel 10bis war ein Festival <strong><strong>de</strong>r</strong> Lokalinteressen<br />

und lokalen Rücksichtnahmen. Hier geht es um die gesamtschweizerische<br />

und die europäische Verkehrspolitik.<br />

Der Hintergrund ist <strong><strong>de</strong>r</strong>, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Simplon-Süd heute und auf<br />

absehbare Zeit keine echte Transitachse darstellt. Der Simplon-Süd<br />

ist eine Bergstrecke und hat eine Steigung von<br />

25 Promille. Er ist heute nicht als mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Flachbahn vorgesehen,<br />

<strong>de</strong>nn eine solche darf nicht mehr als 12 Promille Steigung<br />

aufweisen. Die Lötschberg-Simplon-Strecke hat einen<br />

Scheitelpunkt von 820 Metern; die Gotthardbasislinie hätte<br />

einen Scheitelpunkt von nur 550 Metern.<br />

Nun weiss ich, dass auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Gotthard im Sü<strong>de</strong>n am Monte<br />

Ceneri zum Teil noch hohe Steigungen aufweist. Der Ausbau<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Südseite <strong>de</strong>s Gotthards erfolgt aber auf schweizerischem<br />

Territorium und kann von <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n;<br />

das ist jetzt auch so beschlossen wor<strong>de</strong>n. Der Gotthard kann<br />

also durch unseren Entscheid zu einer Basislinie, zu einer<br />

Flachbahn ausgebaut wer<strong>de</strong>n. Das ist beim Simplon nicht<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall.<br />

Ich habe für die Netzvariante mit Lötschberg/Simplon gestimmt<br />

– als Berner kann ich nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s –, und ich fin<strong>de</strong> <strong>de</strong>n<br />

Entscheid angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> geologischen Probleme am Gotthard<br />

weise. Aber wir haben ein grosses Problem beim Ausbau<br />

südlich <strong>de</strong>s Simplons, weil nämlich keine Zusicherung<br />

von seiten Italiens vorliegt, einen echten Ausbau vorzunehmen.<br />

Ich muss hier erklären, was «Ausbau» heisst. Unter<br />

Ausbau verstehe ich nicht nur <strong>de</strong>n Ausbau auf vier Meter<br />

Eckhöhe, für <strong>de</strong>n jetzt die Arbeiten im Gang sind und nächstes<br />

Jahr mit vierjähriger Verspätung abgeschlossen sein<br />

wer<strong>de</strong>n. Unter Ausbau verstehe ich auch eine angemessene,<br />

grosse Umla<strong>de</strong>station in Domodossola, damit die rollen<strong>de</strong><br />

Landstrasse funktionieren wird, eine Begradigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bergstrecken<br />

und eine Elektrifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> Orta-Linie. Es wur<strong>de</strong> nie<br />

klar gesagt, dass südlich <strong>de</strong>s Simplons von Iselle bis Novara<br />

dieser Ausbau nicht sichergestellt ist.<br />

Mit Deutschland ist letztes Jahr schon ein Ausbauabkommen<br />

abgeschlossen wor<strong>de</strong>n, und Italien wehrt sich. Wenn ich mich<br />

auf Äusserungen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Lombar<strong>de</strong>i und <strong>de</strong>m Piemont ab-<br />

<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />

stütze, liegt das Interesse im Falle <strong>de</strong>s Piemonts beim Ausbau<br />

<strong>de</strong>s Mont-Cenis-Tunnels, und im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> Lombar<strong>de</strong>i<br />

besteht ein Interesse am Ausbau <strong>de</strong>s Gotthards. Es gibt bis<br />

jetzt keine Zusicherung von Italien, <strong>de</strong>n Simplon-Süd wirklich<br />

auszubauen; man schätzt die Ausbaukosten auf 4 bis<br />

5 Milliar<strong>de</strong>n Schweizerfranken. Wir haben ein vielzitiertes<br />

Schreiben eines Ministerialbeamten aus Rom mit einer gewissen<br />

Absichtserklärung, einer Planungsabsicht, aber das<br />

ist keine vertragliche Regelung; wir haben keine Zusicherung.<br />

Jetzt wur<strong>de</strong> mir gesagt, die Italiener seien dann schon viel<br />

schneller. Das stimmt auch; die Italiener haben weniger langwierige<br />

Verfahren. Aber wir müssen wenigstens ihren Willen<br />

kennen und die Gewissheit haben, dass Italien am Simplon-<br />

Süd diese 4 bis 5 Milliar<strong>de</strong>n Franken tatsächlich investieren<br />

will.<br />

Mit meinem Antrag will ich nicht, dass wir warten, bis Italien<br />

baut, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ich möchte nur mit <strong>de</strong>m Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauhauptarbeiten<br />

warten, bis sich Italien vertraglich auf diesen Ausbau<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Linie südlich <strong>de</strong>s Simplons verpflichtet.<br />

Ich bitte Sie, diese Korrektur am jetzigen Entscheid, <strong>de</strong>n ich<br />

mitgetragen habe, vorzunehmen; sonst bleibt die Neat eine<br />

Sackgasse. Sie wird einfach das sein, als was sie immer geplant<br />

war, nämlich ein Ersatz <strong>de</strong>s Rawil-Strassentunnels,<br />

eine Erschliessung <strong>de</strong>s Wallis. Aber wenn das Problem <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bergstrecke südlich <strong>de</strong>s Simplons auf italienischem Territorium<br />

nicht geregelt wird – das können wir nicht allein beschliessen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n müssen es mit Italien vereinbaren –, ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> heute gefällte Entscheid kein guter Entscheid, weil wir damit<br />

keine Transitachse haben.<br />

Ich bitte Sie, meinem Antrag zuzustimmen. Ich fin<strong>de</strong>, auch<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Lötschberg-Simplon-Interessenseite sollte man <strong>de</strong>m<br />

zustimmen können. Wenn Sie <strong>de</strong>m zustimmen, ist das auch<br />

ein Druck auf <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat und auf das Ausland, damit<br />

diese Verhandlungen vorankommen. Wir können nicht darauf<br />

hoffen, dass Italien dann schon schneller reagieren wird.<br />

Wenn wir diese Zusage nicht erhalten, sollten wir mit <strong>de</strong>n<br />

Bauhauptarbeiten am Lötschberg nicht beginnen. Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hintergrund meines Antrages. Es ist nicht eine Sabotage <strong>de</strong>s<br />

Lötschbergbasistunnels, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>ssen notwendige und<br />

konsequente Ergänzung, wenn man nicht nur regionalpolitisch<br />

<strong>de</strong>nkt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n diese beschlossene Achse als europäische<br />

Transitachse konzipiert haben will.<br />

Hubacher Helmut (S, BS), Berichterstatter: Wenn Herr<br />

Strahm uns am Schluss zu überzeugen versucht, dass das<br />

nicht schlecht gemeint und keine Sabotage sei usw., dann<br />

spüre ich, dass es ihm bei diesem Antrag nicht ganz wohl<br />

sein kann. Es gibt im Verkehr zwischen Staaten, vor allem<br />

zwischen Nachbarstaaten, gewisse Spielregeln, gewisse Gewohnheiten,<br />

auch gewisse Vorstellungen. Unsere Vorstellung,<br />

dass z. B. Italien ein sehr unzuverlässiger Partner sei<br />

und wir uns im Gesetz diesbezüglich absichern wollten,<br />

grenzt ein bisschen an Hochmut, um es noch relativ höflich<br />

zu sagen.<br />

Das Volk hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat-Vorlage 1992 zugestimmt. Dann ist<br />

fünf Jahre lang nichts passiert. Der Volksentscheid konnte<br />

bis jetzt nicht umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Ohne Schuldzuweisungen<br />

zu machen, will ich damit einfach sagen, dass wir nicht sehr<br />

legitimiert sind, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e im voraus zu verdächtigen, weil sie<br />

ihre Verpflichtungen nicht erfüllt hätten.<br />

Wir haben jetzt einen recht tragfähigen Entscheid gefasst,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> erfreulicherweise relativ <strong>de</strong>utlich zustan<strong>de</strong> gekommen ist;<br />

es ist so o<strong><strong>de</strong>r</strong> so immer erfreulich, wenn ein Entscheid von<br />

<strong>de</strong>n massgeblichen politischen Kräften mitgetragen wird.<br />

Jetzt sollten wir nicht die Echternacher Springprozession beginnen,<br />

nämlich zwei Schritte nach vorn und einen zurück, in<strong>de</strong>m<br />

wir uns einen Stolperdraht bauen und das Misstrauen<br />

gegen Italien unnötigerweise noch im Gesetz festschreiben.<br />

Wir haben ein Transitabkommen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> EU. Die EU müsste<br />

als Partner daran interessiert sein, dass ihrem Mitglied Italien<br />

in Verhandlungen und Gesprächen etwas nachgeholfen<br />

wür<strong>de</strong>, falls es seinen Verpflichtungen nicht nachkommen<br />

sollte.<br />

Ich möchte Sie einfach bitten, einen solchen Antrag nicht in<br />

das Gesetz aufzunehmen. Es kommt noch hinzu, dass wir

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