Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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12. Juni 1997 N 1149 Nationalbankgesetz. Revision<br />
Die Berichterstatter haben Ihnen Inhalt, Sinn und Zweck dieser<br />
Teilrevision <strong>de</strong>s Nationalbankgesetzes ausführlich vorgestellt;<br />
ich kann das also relativ kurz machen. Die Diskussion<br />
hat gezeigt, dass das Gold ein aktuelles Thema ist. Die möglichen<br />
Goldverkäufe und die dazu nötige Reform <strong><strong>de</strong>r</strong> Währungsverfassung,<br />
Artikel 38 und 39 <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung,<br />
geben naturgemäss – ich verstehe das – zu Diskussionen<br />
Anlass.<br />
Ich selber habe in dieser Goldfrage auch einen gewissen<br />
Prozess durchgemacht, weil ich, wie das hier zum Vorschein<br />
kam, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Goldfrage früher auch noch an gewisse<br />
Mythen glaubte, die man vielleicht heute über Bord werfen<br />
sollte. Wir sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass es an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit ist, die Währungsverfassung<br />
an die aktuellen, tatsächlichen Gegebenheiten<br />
anzupassen. Deshalb müssen wir – das ist nicht Gegenstand<br />
dieser Reform – die Einlösungspflicht und die Goldparität<br />
aufheben und die Deckungsvorschrift für <strong>de</strong>n Notenumlauf<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfassung durch eine vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Norm über die Währungsreserven <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank ersetzen.<br />
Vertrauen ist in diesem Zusammenhang natürlich ausseror<strong>de</strong>ntlich<br />
wichtig, aber das Vertrauen hängt nicht in erster<br />
Linie am vorhan<strong>de</strong>nen Gold.<br />
Die Reform <strong><strong>de</strong>r</strong> Währungsverfassung wollen wir in einem<br />
zweiten Schritt vornehmen, nicht jetzt, nicht in dieser Gesetzesrevision<br />
– das können wir gar nicht –, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n erst in einem<br />
zweiten Schritt. Ursprünglich war <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Meinung, das eile nicht sehr, und er hat vorgesehen, diesen<br />
zweiten Schritt im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Totalrevision <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung<br />
zu machen.<br />
Nun hat die WAK schon länger eine beschleunigte Reform<br />
dieser Währungsverfassung verlangt; <strong>de</strong>shalb die parlamentarischen<br />
Initiativen. Ich bin überrascht, dass ich heute sogar<br />
eine gewisse Skepsis gegenüber an<strong><strong>de</strong>r</strong>weitiger Verwendung<br />
von Gold erlebe, und zwar seitens von Leuten, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
WAK – die nach meinen Informationen einstimmig zugestimmt<br />
hat – an sich bei dieser Deblockierung mitgeholfen<br />
haben.<br />
Aber ich glaube, es ist richtig, dass man das Problem anpackt.<br />
Der Bun<strong>de</strong>srat wollte es zuerst auf die lange Bank<br />
schieben, weil er glaubte, es sei nicht beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s dringlich.<br />
Dann hat er aber im Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Solidaritätsstiftung<br />
bekun<strong>de</strong>t, das rascher zu machen und aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Reform<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung herauszubrechen; es ist vielleicht politisch<br />
sogar klüger, das so zu tun.<br />
Wir wollen das rasch anpacken. Das haben wir <strong><strong>de</strong>r</strong> WAK mitgeteilt.<br />
Wir haben eine Arbeitsgruppe eingesetzt – bestehend<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwaltung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizerischen Nationalbank,<br />
welche durch ausgewiesene aussenstehen<strong>de</strong> Experten<br />
verstärkt wird –, die sich mit <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Fragen<br />
im Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Reform <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Währungsordnung<br />
auf Verfassungsebene, aber auch auf Gesetzesund<br />
Verordnungsstufe befasst. Dabei geht es insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
um die Aufhebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschriften – wie ich gesagt habe –<br />
betreffend Einlösungspflicht und Goldparität, um <strong>de</strong>n Ersatz<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Deckungsvorschriften und – das ist wichtig für <strong>de</strong>n Notenumlauf<br />
– um eine vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Norm über die<br />
Währungsreserven <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank.<br />
Man wird sich dann über die notwendige Höhe, die ja nicht<br />
mathematisch beweisbar festzulegen ist, unterhalten können.<br />
Es geht auch um die Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> angemessenen<br />
Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Währungsreserven, <strong>de</strong>s Goldanteils sowie<br />
um die Bewertung <strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s, das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank<br />
natürlich immer verbleiben wird – auch wenn man Teile davon<br />
verkauft.<br />
Die Experten prüfen auch die schwierige Frage, wie wir die<br />
Gewinnermittlung neu regeln können. Es ist ja interessant:<br />
Die Bun<strong>de</strong>sverfassung und das Gesetz sagen absolut präzise,<br />
wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewinn zu verteilen ist, aber es wird nicht gesagt,<br />
wie er <strong>de</strong>finiert wird.<br />
Darüber wer<strong>de</strong>n Sie sich unterhalten können. Wir haben vor,<br />
Ihnen zu diesen Problemen zwei Botschaften vorzulegen,<br />
nämlich eine Botschaft zur Reform <strong><strong>de</strong>r</strong> Währungsverfassung<br />
auf Verfassungsstufe und eine Botschaft zur Anpassung <strong>de</strong>s<br />
Nationalbankgesetzes; letztere dann in einem zweiten<br />
Schritt. Vor allem in <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Botschaft wer<strong>de</strong>n wir auf die<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe und <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammensetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Währungsreserven<br />
inklusive Gold ausführlich eingehen.<br />
Wir möchten das sehr rasch tun. Vor allem die erste Botschaft<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Währungsverfassung hoffe ich Ihnen sogar<br />
noch in diesem Jahr zu unterbreiten, wie das die WAK<br />
wünscht – ich glaube, Sie können sich überhaupt über die<br />
Speditivität, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> wir Ihnen soli<strong>de</strong> Arbeit liefern, nicht beklagen.<br />
Wir möchten auch hier eine soli<strong>de</strong> Arbeit liefern. Nach<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Reform <strong><strong>de</strong>r</strong> Währungsverfassung wäre dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg<br />
frei, um die Goldreserven <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank marktgerechter<br />
zu bewerten. Dann wäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg frei, um Gold zu verkaufen<br />
und <strong>de</strong>n Erlös z. B. als Kapital für die Stiftung für Solidarität<br />
einzusetzen.<br />
Ich möchte jene, die hier gesagt haben, sie wollten das Referendum<br />
ergreifen, darauf hinweisen, dass das völlig überflüssig<br />
ist, sogar unverhältnismässig und gar nicht verständlich.<br />
Sie können mit Sicherheit davon ausgehen, dass das Volk zu<br />
je<strong><strong>de</strong>r</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung unserer Goldpolitik auf Verfassungsstufe und<br />
zur Stiftung wegen <strong>de</strong>s Stiftungsgesetzes sowieso Stellung<br />
nehmen kann. Es bestehen keine Risiken. Sie müssen nicht<br />
jetzt schon <strong>de</strong>n ganzen Unmut über diese verwegenen Vorschläge<br />
auf diese unschuldige und nützliche Vorlage abla<strong>de</strong>n!<br />
Ich hoffe, dass wir dann, wenn diese Abstimmungen<br />
wirklich kommen, auch Sie überzeugen können, dass diese<br />
Vorlage nicht <strong><strong>de</strong>r</strong>art abwegig ist, wie das hier dargestellt wor<strong>de</strong>n<br />
ist. Ich komme nachher noch auf die Goldfrage zurück.<br />
Nun kurz zur heutigen Vorlage: Es liegt etwas sehr Einfaches<br />
vor. Wir stützen uns für diese Revision auf die bestehen<strong>de</strong><br />
Verfassungsgrundlage. Diese Revision ermöglicht keine<br />
Goldverkäufe. Wir können kein Gold verkaufen. Diese Revision<br />
steht auch nicht in Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Stiftung für<br />
Solidarität – zumin<strong>de</strong>st nicht, wenn Sie <strong>de</strong>n Antrag Stucky<br />
nicht annehmen. Sie hat nur <strong>de</strong>n kleinen Zweck, <strong>de</strong>n Handlungsspielraum<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Währungsreserven<br />
zu erweitern und zu mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nisieren. Damit ist<br />
es möglich, die erwähnten Mehrerträge von 400 Millionen<br />
Franken zu erzielen.<br />
Es ist hier von Sicherheit gesprochen wor<strong>de</strong>n. Die Nationalbank<br />
hat sehr vertiefte Studien über die Sicherheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Anlagen<br />
gemacht. Es ist klar: Je längerfristiger die Laufzeiten<br />
sind, <strong>de</strong>sto grösser sind die Risiken. Aber die Studien belegen<br />
doch, dass bei dieser massvollen Erweiterung das Verhältnis<br />
von Ertrag zu Risiko sehr günstig ist und die Fachleute<br />
keinerlei Be<strong>de</strong>nken wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheit hegen.<br />
Der Hauptteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrerträge kommt aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Verlängerung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Laufzeiten, die von heute einem Jahr auf durchschnittlich<br />
zwei bis drei Jahre verlängert wer<strong>de</strong>n. Mehr wollen wir nicht,<br />
weil sich dann die Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheit stellen wür<strong>de</strong>. Das ist<br />
auf <strong>de</strong>n heutigen liqui<strong>de</strong>n Finanzmärkten währungspolitisch<br />
völlig unproblematisch und schränkt auch <strong>de</strong>n geldpolitischen<br />
Handlungsspielraum <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank nicht ein.<br />
Das ist eine Kleinigkeit – ich glaube, Ihre Berichterstatter haben<br />
sie nicht erwähnt –: Wir wollen auch die Nationalbank<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> direkten Bun<strong>de</strong>ssteuer befreien. Ich sage das hier<br />
nicht sehr gerne, aber ich glaube, das ist trotz<strong>de</strong>m vernünftig<br />
bzw. sinnvoll, weil es sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong>en Tätigkeit um eine öffentliche<br />
Aufgabe han<strong>de</strong>lt.<br />
Sie erlauben <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank mit dieser Vorlage, nach einer<br />
gewissen Übergangsfrist durch eine Umschichtung die erwähnten<br />
Mehrerträge von 400 Millionen Franken zu erzielen,<br />
die gemäss Verfassung zu einem Drittel <strong>de</strong>m Bund und zu<br />
zwei Dritteln <strong>de</strong>n Kantonen zufliessen. Hier möchte ich aber<br />
ausdrücklich noch sagen, dass ich im Gegensatz zu Ihrer<br />
WAK <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung bin, dass die Dringlichkeit dieses Bun<strong>de</strong>sbeschlusses<br />
für die Ziele, die wir verfolgen, nicht nur unnötig,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch ungeeignet und sogar unzweckmässig ist.<br />
Deshalb möchte ich Sie bitten, bei Ziffer II <strong>de</strong>m Antrag<br />
Schmid Samuel und jenem <strong><strong>de</strong>r</strong> freisinnig-<strong>de</strong>mokratischen<br />
Fraktion zuzustimmen.<br />
Warum? Diese Befristung auf drei Jahre wür<strong>de</strong> für die Nationalbank<br />
zu Unsicherheiten hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Umschichtung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Portfolios führen. Wir wollen ja <strong><strong>de</strong>r</strong> Nationalbank die Möglichkeit<br />
geben, Gel<strong><strong>de</strong>r</strong> längerfristig anzulegen, und gleichzeitig<br />
gestatten Sie das nur für drei Jahre. Das ist ein Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch<br />
in sich; diese Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen müssen permanent erfolgen. Bei