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Interpellation Schenk 1540 N 20 juin 1997<br />

97.3104<br />

Interpellation Schenk<br />

Drogenentzug unter Narkose<br />

Interpellation Schenk<br />

Drogue. Sevrage sous narcose<br />

__________________________________________________________<br />

Wortlaut <strong><strong>de</strong>r</strong> Interpellation vom 17. März 1997<br />

In <strong>de</strong>n letzten Monaten wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Medien verschie<strong>de</strong>ne<br />

Meldungen über <strong>de</strong>n Drogenentzug unter Narkose verbreitet.<br />

Ich bitte <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat um Beantwortung folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Fragen:<br />

1. Wer<strong>de</strong>n diese Entzüge auf privater Basis angeboten, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

geschieht dies in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>samt für<br />

Gesundheit (BAG)?<br />

2. Liegen aktuelle Werte betreffend Erfolg o<strong><strong>de</strong>r</strong> Misserfolg zu<br />

<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz durchgeführten Klinik-Entzügen vor?<br />

3. Im Ausland (Spanien, Italien, Grossbritannien, Israel) hat<br />

man mit <strong>de</strong>m Drogenentzug unter Narkose bereits Erfahrungen<br />

seit mehreren Jahren. Kennt das BAG diese Erfahrungswerte,<br />

und wie sehen diese aus?<br />

4. Gemäss Verordnung über die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen<br />

Begleitforschung zur Drogenprävention und Verbesserung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensbedingungen Drogenabhängiger ist<br />

das oberste Ziel von Präventions- und Betreuungsmassnahmen<br />

die Drogenabstinenz <strong>de</strong>s Individuums.<br />

Wie sieht <strong><strong>de</strong>r</strong> Quervergleich bezüglich Erreichen dieses Ziels<br />

zwischen <strong>de</strong>n Heroinabgabeversuchen und <strong>de</strong>m Drogenentzug<br />

unter Narkose aus?<br />

5. Wie sieht ein Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Kosten für die Heroinabgabe<br />

und <strong>de</strong>m Drogenentzug unter Narkose aus?<br />

6. Wie gross ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Drogenabhängigen aus <strong>de</strong>n<br />

Heroinprogrammen und <strong>de</strong>n übrigen Süchtigen beim Drogenentzug<br />

unter Narkose?<br />

7. Besteht die Möglichkeit, dass in Zukunft <strong><strong>de</strong>r</strong> Drogenentzug<br />

unter Narkose ins Therapieprogramm <strong>de</strong>s BAG aufgenommen<br />

wird?<br />

Texte <strong>de</strong> l’interpellation du 17 mars 1997<br />

Ces <strong><strong>de</strong>r</strong>niers mois, le sevrage <strong>de</strong> drogués sous narcose a fait<br />

l’objet <strong>de</strong> divers articles dans la presse.<br />

J’invite le Conseil fédéral à répondre aux questions suivantes:<br />

1. Le sevrage sous narcose est-il pratiqué uniquement par<br />

<strong>de</strong>s cliniques privées ou en collaboration avec l’Office fédéral<br />

<strong>de</strong> la santé publique (OFSP)?<br />

2. Dispose-t-on <strong>de</strong> résultats quant au taux <strong>de</strong> réussite ou<br />

d’échec <strong>de</strong>s sevrages pratiqués en Suisse?<br />

3. Le sevrage sous narcose est pratiqué <strong>de</strong>puis plusieurs années<br />

déjà à l’étranger (Espagne, Italie, Gran<strong>de</strong>-Bretagne, Israël).<br />

L’OFSP connaît-il les résultats <strong>de</strong>s expériences réalisées<br />

à l’étranger et quelles conclusions en tire-t-il?<br />

4. Selon l’ordonnance sur l’évaluation <strong>de</strong> projets visant à prévenir<br />

la toxicomanie et à améliorer les conditions <strong>de</strong> vie <strong>de</strong>s<br />

toxicomanes le but ultime <strong>de</strong>s mesures <strong>de</strong> prévention et d’assistance<br />

est <strong>de</strong> conduire les toxicomanes à l’abstinence.<br />

Quel est le meilleur moyen d’atteindre ce but lorsque l’on<br />

compare les résultats <strong>de</strong>s essais portant sur la prescription<br />

d’héroïne et du sevrage sous narcose?<br />

5. Si l’on compare le coût <strong>de</strong> la prescription d’héroïne et du<br />

sevrage sous narcose quelles conclusions peut-on tirer?<br />

6. Peut-on estimer le nombre <strong>de</strong> toxicomanes qui se soumettent<br />

aux essais <strong>de</strong> distribution d’héroïne et <strong>de</strong> ceux qui pratiquent<br />

le sevrage sous narcose?<br />

7. Est-il envisageable que le sevrage sous narcose soit intégré<br />

dans le programme thérapeutique <strong>de</strong> l’OFS?<br />

Mitunterzeichner – Cosignataires: Baumann Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong>, Bin<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

Blaser, Borer, Brunner Toni, Couchepin, Ducrot, Engelberger,<br />

Fehr Lisbeth, Filliez, Föhn, Frey Clau<strong>de</strong>, Frey Walter,<br />

Gadient, Giezendanner, Gros Jean-Michel, Gusset, Hochreutener,<br />

Imhof, Kofmel, Kunz, Leuba, Lötscher, Maurer,<br />

Mühlemann, Oehrli, Philipona, Pidoux, Ran<strong>de</strong>gger, Ratti,<br />

Sandoz Suzette, Schlüer, Schmied Walter, Stamm Luzi,<br />

Steinemann, Vetterli, Weyeneth, Wyss, Zwygart (39)<br />

Schriftliche Begründung – Développement par écrit<br />

Der Urheber verzichtet auf eine Begründung und wünscht<br />

eine schriftliche Antwort.<br />

Schriftliche Stellungnahme <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />

vom 7. Mai 1997<br />

Rapport écrit du Conseil fédéral<br />

du 7 mai 1997<br />

Am 21. Februar 1997 hat die Schweizerische Koordinationsstelle<br />

für Therapieangebote im Drogenbereich im Auftrag <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>samtes für Gesundheit ein Expertenhearing zum<br />

Thema «Drogenentzug unter Narkose» durchgeführt, an <strong>de</strong>m<br />

über zwanzig Experten und Behör<strong>de</strong>nvertreter teilnahmen.<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Antworten basieren im wesentlichen auf diesen<br />

Expertenmeinungen und einer Literatursichtung <strong>de</strong>s BAG:<br />

1. Der «Ultraschnelle Opiatentzug» (Urod) ist eine Metho<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> rein körperlichen Entgiftung. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz wur<strong>de</strong> diese<br />

seit 1996 bei über fünfzig Patienten und Patientinnen angewen<strong>de</strong>t.<br />

Durchgeführt wur<strong>de</strong>n die Entzüge vor allem an Universitätskliniken<br />

und ausgewählten Spitälern. Gemäss Betäubungsmittelgesetz<br />

sind für Betreuung und Therapie drogenabhängiger<br />

Menschen und somit auch für die Angebote<br />

<strong>de</strong>s körperlichen Entzugs die Kantone zuständig. Das Bun<strong>de</strong>samt<br />

für Gesundheit hat sich bis heute nie finanziell an einem<br />

solchen Projekt beteiligt.<br />

2. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz hat die wissenschaftliche Dokumentation<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens 1996 begonnen. Die Datenbasis ist noch<br />

nicht ausreichend; es ist eine breitere Erforschung <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong><br />

notwendig.<br />

Gemäss Expertenmeinungen ist es wichtig, das Verfahren<br />

weiterzuverfolgen, da es für eine bestimmte Gruppe von Drogenabhängigen<br />

das traditionelle Entzugsangebot in sinnvoller<br />

Weise ergänzen kann. Die bisherigen Erfahrungsberichte<br />

zeigen aber <strong>de</strong>utlich, dass Urod nur für eine sehr kleine<br />

Gruppe Drogenabhängiger geeignet ist: Es han<strong>de</strong>lt sich um<br />

sozial gut in die Gesellschaft integrierte Personen, die neben<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Opiatabhängigkeit keine weiteren Suchtprobleme aufweisen.<br />

Als Kontraindikationen wer<strong>de</strong>n Abstinenzunwilligkeit,<br />

schwere psychiatrische Störungen und bestimmte körperliche<br />

Lei<strong>de</strong>n beschrieben. Da es sich bei Urod nur um die rein<br />

körperliche Entgiftung han<strong>de</strong>lt, ist die Einbindung <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong><br />

in eine umfassen<strong>de</strong> Suchtbehandlung für <strong>de</strong>n Erfolg<br />

von grösster Be<strong>de</strong>utung. Indikationsstellung und Nachbetreuung<br />

müssen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit anerkannter<br />

Institutionen gewährleistet sein.<br />

3. Im Ausland wur<strong>de</strong> Urod seit 1989 über 5000mal durchgeführt.<br />

Dokumentiert wur<strong>de</strong> das Verfahren durch Fallbeschreibungen<br />

und Erfahrungsberichte. Auch hier sind jedoch die<br />

Evaluationsgrundlagen zu erweitern. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in bezug auf<br />

Komplikationen und Langzeiterfolge fehlen Studien. Die internationalen<br />

Erfahrungen unterstützen die in Ziffer 2 beschriebenen<br />

Ergebnisse.<br />

4. Ein Vergleich zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> ärztlichen Verschreibung von<br />

Betäubungsmitteln und Urod bezüglich ihres Beitrages zur<br />

Abstinenz ist zurzeit noch nicht möglich. Für die Versuche mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ärztlichen Verschreibung von Betäubungsmitteln wird <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schlussbericht im Sommer dieses Jahres veröffentlicht; für<br />

Urod ist die Datenlage betreffend längerfristige Abstinenz<br />

noch ungenügend.<br />

Zu erwähnen ist, dass die bei<strong>de</strong>n Behandlungen eine sehr<br />

unterschiedliche Gruppe von Drogenabhängigen ansprechen,<br />

die sich in unterschiedlichen Phasen <strong><strong>de</strong>r</strong> Suchtbehandlung<br />

befin<strong>de</strong>n (schwerstabhängige, <strong>de</strong>sintegrierte versus sozial<br />

gut in die Gesellschaft integrierte Personen ohne Polytoxikomanie).<br />

Dies zeigt auch, dass zur Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

Ausstieges aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Drogenabhängigkeit ein vielfältiges Behandlungsangebot<br />

notwendig ist. Zahlreiche Studien belegen,<br />

dass die Abhängigkeit oft über Jahre dauert und mehrere<br />

Behandlungsschritte einan<strong><strong>de</strong>r</strong> ergänzen müssen.<br />

5. Beim Drogenentzug unter Narkose han<strong>de</strong>lt es sich nur um<br />

die rein körperliche Entgiftung. Diese ist nicht teurer als ein<br />

<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale

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