17.12.2012 Aufrufe

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Propriété du logement pour tous 1392 N 19 juin 1997<br />

Kontext zu sehen. Diese Verfassungsbestimmungen, kantonal<br />

und beim Bund, beruhen auf staats- und gesellschaftspolitischen<br />

Überlegungen. Wie ich schon gesagt habe: Gera<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Haus- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnungseigentümer ist, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrzahl,<br />

mit seiner Gemein<strong>de</strong>, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Region, mit <strong>de</strong>m Kanton, mit<br />

<strong>de</strong>m Staatswesen überhaupt stark verbun<strong>de</strong>n. Er hat gespart,<br />

er hat seine Beziehungen aufgebaut, und er ist zur<br />

Hauptsache auch <strong><strong>de</strong>r</strong> – das beweist die Statistik –, <strong><strong>de</strong>r</strong> später<br />

nicht Fürsorgeleistungen beansprucht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eben Sorge<br />

getragen hat, sich etwas erworben, sich etwas erbaut hat.<br />

Ich wer<strong>de</strong> dann Herrn Fasel fragen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich das letzte Mal<br />

über die Kosten ausgelassen hat, die unsere Initiative bringe,<br />

wie er seine künftigen Sozialbeiträge, seine Fürsorgebeiträge<br />

finanzieren will, <strong>de</strong>nn die Hauseigentümer sind im<br />

Durchschnitt nicht die, die solche Unterstützung beanspruchen.<br />

Ich meine auch, dass selbstgenutztes Eigentum, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Wohneigentum, daher letztlich im Interesse unseres<br />

Staates, <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s und <strong><strong>de</strong>r</strong> Kantone, liegt. Eine zusätzliche<br />

För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, wie sie durch die Initiative verlangt wird, ist also<br />

staats- und gesellschaftspolitisch zu unterstützen. Sie verdient<br />

aber auch Unterstützung aus volkswirtschaftlichen und<br />

steuerlichen Aspekten.<br />

Die Schaffung von Bedarf hilft mit, dass grosse Banksparguthaben,<br />

aber auch BVG-Gel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft zugeführt wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn wer in Eigentum investiert, <strong><strong>de</strong>r</strong> konsumiert. Betreffend<br />

<strong>de</strong>n volkswirtschaftlichen Nutzen aus diesem Konsum<br />

verweise auch ich auf das Ihnen bekannte Gutachten von<br />

Herrn Professor Stu<strong><strong>de</strong>r</strong>. Dort wird im übrigen auch auf die<br />

steuerlichen Mehreinnahmen verwiesen, da bei Wohnungsneubauten<br />

und Handän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen – o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Wohneigentum<br />

überhaupt –, Erbschaftssteuern, Grundstückgewinnsteuern,<br />

Handän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungssteuern anfallen, die letztlich <strong>de</strong>m Staat zugute<br />

kommen. Volkswirtschaftliche und steuerliche Vorteile<br />

machen die als Schreckgespenst aufgebauschten anfänglichen<br />

steuerlichen Ausfälle auf die Dauer mehr als wett.<br />

Darum bitte ich Sie nachdrücklich, <strong>de</strong>m Rückweisungsantrag<br />

Widrig o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative zuzustimmen, <strong>de</strong>nn wohl wur<strong>de</strong> bisher<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mietwohnungsbau geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t, nicht aber Instrumente<br />

für <strong>de</strong>n eigentlichen Wohnungsbau für Einzelwohnungen.<br />

Deshalb sind unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em die Eigenmietwerte massvoll<br />

anzusetzen und Anpassungen behutsam vorzunehmen.<br />

Denn wenn Eigenmietwert ein Korrelat zum Abzug von<br />

Schuldzinsen sein soll, ist doch festzustellen, dass trotz erheblichen<br />

Senkungen <strong>de</strong>s Hypothekarzinses keine Reduktion<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Eigenmietwerte erfolgte; im Gegenteil.<br />

Frau Thanei, weil auch das Bun<strong>de</strong>sgericht festgestellt hat,<br />

dass sich Eigenheimbesitzer in einer speziellen Situation<br />

befin<strong>de</strong>n – ihr Kapital ist gebun<strong>de</strong>n, und sie erhalten keinen<br />

Zins –, sind sie laut Bun<strong>de</strong>sgericht gegenüber <strong>de</strong>m Mieter zu<br />

bevorzugen. Diese Initiative hält auch dieser bun<strong>de</strong>sgerichtlichen<br />

Relativierung <strong>de</strong>s Gleichheitsgrundsatzes stand.<br />

Ich bitte Sie, <strong>de</strong>n Rückweisungsantrag Widrig anzunehmen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Initiative zu unterstützen.<br />

Widmer Hans (S, LU): Der Name <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative, das wur<strong>de</strong><br />

schon wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt gesagt, entspricht nicht ganz <strong>de</strong>m Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Initiative. Zwar dreht sich dieser Inhalt nicht um die Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

für alle, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n hat bloss <strong>de</strong>n Ausbau von<br />

Wohneigentümer- und Wohneigentümerinnenprivilegien sowie<br />

die Festigung <strong><strong>de</strong>r</strong> bestehen<strong>de</strong>n Eigentumsstrukturen im<br />

Visier.<br />

Mit Sicherheit hätten wir Sozial<strong>de</strong>mokraten uns diesem<br />

Volksbegehren gegenüber viel positiver eingestellt, wenn die<br />

Hauseigentümer ein bisschen mehr politisches Gespür gehabt<br />

und z. B. das Thema <strong>de</strong>s unlimitierten Vorkaufsrechtes<br />

für Mieterinnen und Mieter aufgegriffen hätten.<br />

Sie hätten sich übrigens mit einem solchen Schritt durchaus<br />

im Vorstellungsbereich bürgerlicher Politik bewegt. Denn<br />

schon vor Jahren – aber das Gedächtnis ist lei<strong><strong>de</strong>r</strong> oft kurz –<br />

hat Herr Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Koller an einer Generalversammlung<br />

<strong>de</strong>s Schweizerischen Hauseigentümerverban<strong>de</strong>s angeregt,<br />

dass es sinnvoll wäre, eine ernsthafte Prüfung <strong>de</strong>s unlimitierten<br />

Vorkaufsrechtes in Betracht zu ziehen. Im gleichen<br />

Rahmen bewegten sich in <strong>de</strong>n achtziger Jahren diverse Vor-<br />

stösse bürgerlicher Parlamentarier. Ich erinnere an Nationalrat<br />

Früh von <strong><strong>de</strong>r</strong> FDP, an Nationalrat Nussbaum von <strong><strong>de</strong>r</strong> CVP<br />

und an Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at Carlo Schmid von <strong><strong>de</strong>r</strong> CVP. Vorstösse dieser<br />

Volksvertreter gingen in die Richtung eines unlimitierten<br />

Vorkaufsrechtes. Namentlich wur<strong>de</strong> auch im Zusammenhang<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt-Land-Initiative das Vorkaufsrecht von Vertretern<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> damals ablehnen<strong>de</strong>n Mehrheit immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> als<br />

eine alternative wohnpolitische Massnahme empfohlen.<br />

Auch die inter<strong>de</strong>partementale Arbeitsgruppe «Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nrechtes» hat in ihrem Schlussbericht von<br />

1991 empfohlen, das Vorkaufsrecht durch das Parlament<br />

realisieren zu lassen; es wäre eine gute Gelegenheit gewesen,<br />

diese Anregungen in die Initiative aufzunehmen.<br />

Es gibt viele Argumente, die dafür sprechen:<br />

1. Im bäuerlichen Bo<strong>de</strong>nrecht hat sich das schon bestens bewährt.<br />

2. Es wirkt sofort und ein<strong>de</strong>utig im Sinne einer breiteren Eigentumsstreuung.<br />

3. Das unlimitierte Vorkaufsrecht ist eine marktkonforme<br />

Massnahme, die keine Preissteigerungen erwarten lässt.<br />

4. Flankieren<strong>de</strong> Massnahmen könnten seine Wirksamkeit<br />

noch verbessern. Als solche kämen etwa in Betracht: Erleichterung<br />

<strong>de</strong>s Zusammenschlusses von mehreren Mietern<br />

zwecks Erwerb einer Liegenschaft, steuerliche Entlastung<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausübung dieses Vorkaufsrechtes usw.<br />

Das Vorkaufsrecht gehört zu <strong>de</strong>n wenigen eigentumspolitischen<br />

Mitteln, welche auch zugunsten von Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern in städtischen Verhältnissen zu greifen vermögen.<br />

Mit Hilfe dieses Vorkaufsrechtes kann Eigentum innerhalb<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> gegebenen Bausubstanz gestreut wer<strong>de</strong>n. Aus<br />

Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Raumplanung schnei<strong>de</strong>t diese Form von Eigentumsstreuung<br />

also beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gut ab, <strong>de</strong>nn sie beansprucht<br />

kein zusätzliches, bisher unüberbautes Land.<br />

Weil die Initianten all diese Überlegungen in <strong>de</strong>n Wind geschlagen<br />

haben und das Vorkaufsrecht nicht in das Volksbegehren<br />

haben aufnehmen wollen, wer<strong>de</strong>n wir lei<strong><strong>de</strong>r</strong> ihre Initiative<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> einseitigen Stossrichtung wegen ablehnen und<br />

auch bekämpfen. Ich bitte Sie, <strong>de</strong>m Antrag auf Ablehnung<br />

zuzustimmen.<br />

Hasler Ernst (V, AG): Obwohl man die Ziele <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative anerkennt,<br />

hat man vor allem wegen <strong>de</strong>n Steuerausfällen ein<br />

umfassen<strong>de</strong>s Abwehrargumentarium aufgebaut. Nicht nur<br />

ein Haar in <strong><strong>de</strong>r</strong> Suppe, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ganze Büschel hat man gefun<strong>de</strong>n.<br />

Es gilt aber, hier im Nationalrat auch die positiven Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Initiative aufzuzeigen. Denn es ist eine Tatsache, dass wir<br />

<strong>de</strong>n über zwanzigjährigen Verfassungsauftrag in Artikel<br />

34sexies für eine breitere Eigentumsstreuung mit <strong>de</strong>n bisherigen<br />

Massnahmen, auch mit <strong>de</strong>m WEG, nicht erreicht haben.<br />

Die Initiative zeigt einen Weg auf, wie wir unseren Verfassungsauftrag<br />

besser erfüllen könnten. Darüber hinaus<br />

bleibt Wohneigentum ein wichtiges staatspolitisches Ziel,<br />

auch im Hinblick auf die i<strong>de</strong>ale Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Altersvorsorge.<br />

Die fünf Punkte <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative als Gesamtpaket wür<strong>de</strong>n Wirkung<br />

zeigen. Sie wür<strong>de</strong> viele potentielle Eigentümer aus allen<br />

Schichten dazu bringen, Eigentümer zu wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigenmietwertbesteuerung wird damit nicht<br />

angetastet. Ein Systemwechsel – also keine Eigenmietwertbesteuerung<br />

mehr, dafür auch keine Schuldzinsabzüge<br />

mehr – wür<strong>de</strong> vor allem bei jungen Familien kontraproduktiv<br />

wirken, auch wenn als Abfe<strong><strong>de</strong>r</strong>ung am Anfang ein gewisser<br />

Schuldzinsabzug zugelassen wür<strong>de</strong>. Gera<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

günstigere Liegenschaftsmarkt wäre eine Chance, um mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Anreizen eine Hebelwirkung zu erzielen,<br />

auch wenn die wirtschaftliche Unsicherheit im Moment<br />

dämpfend wirkt. Dies belegt auch das neue Gutachten von<br />

Herrn Professor Stu<strong><strong>de</strong>r</strong>; vor allem wer<strong>de</strong>n hier erstmals <strong>de</strong>n<br />

hohen errechneten Ausfällen auch hohe Steuerrückflüsse<br />

durch die ausgelöste höhere wirtschaftliche Tätigkeit gegenübergestellt.<br />

Anreize haben mittelfristig auch positive Wirkung<br />

auf <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt.<br />

Zur Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Gleichbehandlung nach Artikel 4 <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung:<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigenmietwertbesteuerung han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um die Besteuerung eines fiktiven Einkommens, und<br />

<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!