Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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18. Juni 1997 N 1297 Öffentlicher Verkehr. Neat<br />
len Personenzüge und die langsamen Güterzüge die gleichen<br />
Schienennetze. Die angesprochene Frequenz- und<br />
Kapazitätssteigerung lässt sich bei diesem Mischverkehr<br />
nicht so einfach realisieren.<br />
Zu <strong>de</strong>n durch Kollege Schlüer erwähnten Prognosen in bezug<br />
auf die Zunahme <strong>de</strong>s alpenqueren<strong>de</strong>n Güterverkehrs:<br />
Die neuesten Prognosen besagen ganz klar, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Güterverkehr<br />
bis zum Jahr 2010 um etwa 60 Prozent – selbstverständlich<br />
nicht nur auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Schiene – und <strong><strong>de</strong>r</strong> Personenverkehr<br />
um ungefähr 36 Prozent zunehmen. Das verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Element zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist die Netzvariante,<br />
die Abwicklung <strong>de</strong>s Bahnverkehrs über zwei Achsen.<br />
Verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Element ist sie auch <strong>de</strong>shalb, weil die Bevölkerungs-<br />
und Wirtschaftszentren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz nicht auf einer<br />
Linie liegen und weil <strong><strong>de</strong>r</strong> alpenqueren<strong>de</strong> Schwerverkehr<br />
die Schweizer Grenze ebenfalls nicht an einem Ort passiert.<br />
Zur Wirtschaft und zur Wettbewerbsfähigkeit: Die Verlagerung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwerverkehrsströme ist nicht das einzige Argument<br />
für <strong>de</strong>n Bau <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat. Auch wirtschaftliche Komponenten<br />
rechtfertigen die Investition von ungefähr 14 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Franken. Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> gerne zitierten Baubranche<br />
wer<strong>de</strong>n auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Bereiche stark von diesem Infrastrukturprojekt<br />
profitieren. Ich <strong>de</strong>nke an die diversen Zulieferer,<br />
an das Hotel- und an das Gastgewerbe usw. Arbeitsplätze<br />
wären auf Jahre hinaus gesichert. Ein Beispiel: Zwischen<br />
Arth-Goldau und Lugano könnten zehn Jahre lang<br />
500 Ingenieure und über 5000 Bauarbeiter beschäftigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zum Bauvorhaben: Einen Tunnel zu bauen ist ein komplexes<br />
und höchst anspruchsvolles Vorhaben. Niemand will die<br />
technischen und geologischen Schwierigkeiten verharmlosen.<br />
Dies wäre fahrlässig; schliesslich geht es um Menschenleben.<br />
Die Neat zu bauen heisst aber auch, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Forschung und<br />
Entwicklung zu investieren, heisst, konkurrenzfähiger zu wer<strong>de</strong>n,<br />
technisches Know-how zu beschaffen und damit <strong>de</strong>n<br />
Standort Schweiz aufzuwerten.<br />
Auch aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht <strong>de</strong>s Tourismus ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbau <strong>de</strong>s öffentlichen<br />
Verkehrs von grosser Be<strong>de</strong>utung. Je attraktiver die Erreichbarkeit<br />
eines Lan<strong>de</strong>s ist, je besser die europäischen<br />
Zentren mit <strong>de</strong>n Schweizer Tourismusgebieten verbun<strong>de</strong>n<br />
sind, <strong>de</strong>sto mehr Gäste können gewonnen wer<strong>de</strong>n. Die Neat<br />
bauen wir also in erster Linie für uns. Es ist eine Investition in<br />
unsere Wirtschaft, in unsere Umwelt, in unsere Lebensqualität.<br />
Der Wirtschaft wird nicht Geld entzogen, wie vielerorts<br />
moniert wird, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Projekt kommt ihr im Gegenteil zugute.<br />
Die Kommission hat alle Elemente <strong>de</strong>s Bauvorhabens einer<br />
seriösen Prüfung unterzogen. Bekannt ist heute die Strekkenführung<br />
in Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Netzvariante; bekannt ist das Budget<br />
von ungefähr 14 Milliar<strong>de</strong>n Franken; bekannt ist auch das Finanzierungskonzept<br />
in Form eines rechtlich unselbständigen<br />
Fonds. Damit ist für die Umsetzung ein realistischer Rahmen<br />
abgesteckt. Dem Parlament liegen klare Entscheidungsgrundlagen<br />
vor. Die Realisierung muss flexibel erfolgen; <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bau <strong>de</strong>s Nationalstrassennetzes ist ein gutes Vorbild.<br />
Ein Ja zur Neat be<strong>de</strong>utet ein Ja zu einer offenen, konkurrenzfähigen<br />
und mutigen Schweiz – zu einer Schweiz, die optimal<br />
erschlossen und wirtschaftlich konkurrenzfähig ist, ohne dabei<br />
die Umwelt aufs Spiel zu setzen. Machen wir unserer<br />
mentalen und realen Blockiertheit endlich ein En<strong>de</strong>!<br />
Ich bitte Sie, auf das Geschäft einzutreten und die Nichteintretens-<br />
und Rückweisungsanträge abzulehnen.<br />
Hollenstein Pia (G, SG): Die grüne Fraktion ist für Eintreten.<br />
Im Vergleich zur Vorlage von 1991 garantiert <strong><strong>de</strong>r</strong> heute zur<br />
Debatte stehen<strong>de</strong> Entwurf eine Finanzierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Grossprojekte<br />
im öffentlichen Verkehr. Auch die Reduzierung <strong><strong>de</strong>r</strong> früheren<br />
Verschuldungsannahme auf nur noch 25 Prozent erachten<br />
wir als wichtig. Bei bei<strong>de</strong>n Komponenten han<strong>de</strong>lt es<br />
sich um alte For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Grünen.<br />
Wir beurteilen das Gesamtkonzept in einem Gesamtrahmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> schweizerischen Verkehrspolitik. Dabei ist uns <strong><strong>de</strong>r</strong> von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmehrheit vorgeschlagene Finanzierungsschlüssel<br />
mit <strong>de</strong>m Beizug <strong><strong>de</strong>r</strong> leistungsabhängigen Schwer-<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
verkehrsabgabe wichtig. Das Stimmvolk hat im Februar 1994<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustimmung zur pauschalen Schwerverkehrsabgabe<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Alpen-Initiative ein klares Zeichen gesetzt,<br />
in welche Richtung die zukünftige schweizerische Verkehrspolitik<br />
gehen soll. Die Vorlage zur Finanzierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Infrastruktur<br />
<strong>de</strong>s öffentlichen Verkehrs muss <strong>de</strong>shalb auch in<br />
diesem Zusammenhang beurteilt wer<strong>de</strong>n. Klare Zielsetzungen<br />
sind dabei die Verlagerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Transporte von Gütern<br />
auf die Schiene und die Abgabenbelastung nach Gewicht,<br />
d. h. nach Leistung. In diesem Zusammenhang erachtet es<br />
die grüne Fraktion als unabdingbar, dass endlich, drei Jahre<br />
nach <strong>de</strong>m Volksentscheid, auch die leistungsabhängige<br />
Schwerverkehrsabgabe realisiert wird. Die entsprechen<strong>de</strong><br />
«Schwachstromvorlage» <strong>de</strong>s Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>ates muss durch <strong>de</strong>n<br />
Nationalrat dringend wirksam gemacht wer<strong>de</strong>n. Ohne wirkungsvolle<br />
leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe<br />
reicht die Finanzierung auch nicht zu einer abgespeckten<br />
Neat.<br />
Die grüne Fraktion wünscht sich <strong>de</strong>shalb, dass sich die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Baulobbyisten in diesem Saal mit <strong>de</strong>m gleichen<br />
inneren Feuer, mit welchem sie sich für die Bauprojekte einsetzen,<br />
auch für eine akzeptable Finanzierung stark machen.<br />
Grüne Verkehrspolitik akzeptiert nicht je<strong>de</strong> Zunahme von<br />
Verkehr, auch nicht von Güterverkehr, und <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht vermeidbare<br />
Güterverkehr soll möglichst auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Schiene erfolgen,<br />
also braucht es entsprechen<strong>de</strong> Kapazitäten.<br />
Wir sind aber nicht für die Schaffung von Überkapazitäten,<br />
von Kapazitäten auf Vorrat. Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Einschätzung <strong>de</strong>s<br />
Bedarfs und <strong><strong>de</strong>r</strong> staatspolitischen Aspekte vertritt die Mehrheit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Grünen die Meinung, dass vorläufig nur eine Transitachse<br />
gebaut wer<strong>de</strong>n soll. Sie unterstützt <strong>de</strong>n Antrag, die Resultate<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Abklärungen am Gotthard mit Gelassenheit abzuwarten<br />
und dann aller Voraussicht nach die Gotthardvariante<br />
zu realisieren. Diese Argumentation beruht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Überzeugung,<br />
dass vorläufig noch genügend Kapazitäten zur Verlagerung<br />
vorhan<strong>de</strong>n sind und dass ein wortwörtliches Einhalten<br />
<strong>de</strong>s Transitvertrages kein unantastbares Heiligtum darstellt,<br />
zumal die EU zentrale Verpflichtungen im Vertrag bis<br />
heute nicht eingehalten hat.<br />
Die EU kann mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache zufrie<strong>de</strong>ngestellt wer<strong>de</strong>n, dass<br />
die Schweiz jetzt und in naher Zukunft genügend Verlagerungskapazitäten<br />
anbietet. Der Transitvertrag will ja, dass die<br />
Schweiz genügend Kapazitäten zur Verfügung stellt, und<br />
<strong>de</strong>shalb war man damals davon ausgegangen, dass zwei<br />
neue Transitachsen benötigt wür<strong>de</strong>n. Man weiss in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwischenzeit,<br />
dass eine Achse reicht und dass die heutigen Kapazitäten<br />
sogar bis ins Jahr 2022 ausreichen. Die Schweiz<br />
kann also die im Transitvertrag gemachten Versprechungen<br />
erfüllen.<br />
Wir als Parlament haben vor allem <strong>de</strong>n vom Stimmvolk erhaltenen<br />
Auftrag zu erfüllen und die Rahmenbedingungen so zu<br />
gestalten, dass eine Verlagerung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Strasse auf die<br />
Schiene geschieht.<br />
Eine Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit <strong><strong>de</strong>r</strong> Fraktion wird die Netzlösung mit <strong>de</strong>m<br />
Lötschberg als erste Etappe unterstützen. Dieser Teil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Grünen möchte keine Verzögerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bauarbeiten in Kauf<br />
nehmen und möchte das Terminversprechen im Transitvertrag<br />
gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> EU einhalten.<br />
Wir Grünen sind überzeugt, dass die heutige Debatte nicht<br />
vorwiegend in eine Variantendiskussion ausarten sollte. Wir<br />
wünschen uns, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> heutige Baustein zu einem guten<br />
Grundstein einer verantwortungsvollen, zukunftsweisen<strong>de</strong>n<br />
Verkehrspolitik wird. Deshalb lehnen wir alle Anträge ab, die<br />
das Finanzierungsmo<strong>de</strong>ll aushöhlen wollen. Uns ist wichtig,<br />
dass das Parlament ein Projekt zustan<strong>de</strong> bringt, welches das<br />
nötige Kapazitätsangebot auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Schiene schafft und in einer<br />
anschliessen<strong>de</strong>n Volksabstimmung mehrheitsfähig ist.<br />
Ich fasse zusammen: Die grüne Fraktion unterstützt das Finanzierungsmo<strong>de</strong>ll<br />
gemäss Bun<strong>de</strong>sbeschluss C. Bezüglich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat sind wir alle überzeugt, dass eine<br />
Staffelung <strong><strong>de</strong>r</strong> Neat notwendig ist; eine Rückweisung an <strong>de</strong>n<br />
Bun<strong>de</strong>srat bringt nichts und ist abzulehnen.<br />
Gren<strong>de</strong>lmeier Verena (U, ZH): Über die Hauptziele einer<br />
Neat sind wir uns vermutlich alle mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger einig: